Jeep modernisiert den Cherokee. Heißt: neue Front, neue Motoren - aber die bekannten Charakterzüge. Er bleibt der raue Kletterer unter den Mittelklasse-SUVs. Erster Test.
Sizilien – Die Maximalanforderung an die Steigfähigkeit eines SUVs? Im Schnitt wohl die Auffahrt einer Parkgarage – entsprechend wenig verbindet sie technisch mit den Offroadern, die sie optisch zitieren. Doch vereinzelt gibt es Modelle mit ernsthafter Geländekompetenz. Bei den Mittelklasse-SUVs gehörte hierzu seit 2013 der Jeep Cherokee der fünften Generation (KL). Genau, der mit der gewöhnungsbedürftigen Front. Nun kommt die überarbeitete Variante – mit gefälligerer Front. Das zweitgrößte Jeep-SUV taugt immer noch als Kletterer - behält aber auch die Schwächen des Vor-Facelifts. Erste Fahrt. Ein Programm für (fast) jeden UntergrundQuelle: Jeep / sp-x Grundsätzlich verfügt kein SUV dieser Klasse über derart viele Einstellungsmöglichkeiten für den Offroad-Bereich – solange es sich um einen vierradgetriebenen Cherokee handelt. Der Fahrer hat die Wahl zwischen drei Funktionsweisen des Allradantriebs. Zum Spritsparen lässt sich der hintere Teil alternativ gänzlich entkoppeln. Die zum Marktstart erhältlichen Ausstattungslinien Longitude, Limited und Overland bieten serienmäßig vier Fahrprogramme - Auto, Snow, Sport und Sand/Mud. Die ab Anfang 2019 angebotene Gelände-Sonderversion Trailhawk bekommt zusätzlich einen Rock-Modus für die Fahrt auf Geröll. Der günstigste Weg zum Allrad-Cherokee führt zunächst über den getesteten 195-PS-Diesel mit Neungang-Automatik (als Longitude ab 43.500 Euro). Die gemeinsam mit dem deutschen Zulieferer ZF entwickelte Automatik gibt es optional mit kurzer Untersetzung für schweres Gelände (ab 49.500 Euro in der Limited-Ausstattung). Fahrer mit Nehmerqualitäten gesuchtQuelle: Jeep / sp-x Das bisher erhältliche Vor-Faceliftmodell kam im Gelände richtig gut zurecht. Beim ersten Test abseits befestigter Straßen war beim überarbeiteten Modell keine Verschlechterung feststellbar. Was ebenfalls unverändert blieb: Bei diesem Offroader setzen nicht die technischen Möglichkeiten Grenzen, sondern die Nehmerqualitäten der Insassen. Anders als im großen Bruder Grand Cherokee mit Luftfederung spürt die Besatzung bei dieser Chassis-Lösung mit herkömmlichen Dämpfern jeden Stein. Das ist kein reines Problem des Offroad-Fahrens: Sind Autobahn oder Landstraße etwas uneben, teilt das Fahrwerk kräftig aus. Bei niedrigem Tempo fangen die weichen, belüfteten Ledersessel viele der Stöße ab. Bei hohen Geschwindigkeiten bringen Wellen Unruhe ins Auto – die sich mit der mäßig direkten Lenkung nur mit viel Einsatz parieren lässt. Schade, denn mit tollem Sitz- und Klimakomfort, seinem vergrößertem Ladevolumen (570 statt 500 l) und der aufgewerteten Innenausstattung wäre der neue Cherokee eigentlich ein passables Langstreckenfahrzeug. Der 270 PS-Benziner kommt späterQuelle: Jeep / sp-x Man kann es aber auch so sehen: Für Sensibelchen ist ein Cherokee eben nicht gedacht. Die würden sich schon auf ebener Fahrbahn am deutlich hörbaren 2,2-Liter-Turbodiesel stören. Der Motor steckt aktuell auch im frontgetriebenen Einstiegsmodell mit Automatik (ab 41.500 Euro). Ende des Jahres folgt eine Variante mit 150 PS und 6-Gang-Handschaltung – hier dürfte der Startpreis unterhalb der 40.000 Euro-Marke liegen. Falls auch dieses Aggregat zu laut ist, lässt sich musikalisch gegensteuern: Mit dem Facelift kommen zahlreiche online-basierte Live-Services samt Musik-Streaming. Passend bietet Jeep ein exzellentes Soundsystem mit riesigem Subwoofer, der seitlich in den Kofferraum integriert wurde. Es lieferte gerade im Surround-Modus einen ausgewogenen, natürlichen Klang mit beeindruckender Intensität und tollem Bass-Fundament. Wem dieser Umgang mit den Umgangsformen des Antriebs nicht genügt, sei auf nächstes Jahr vertröstet. Dann führt Jeep den 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 270 PS ein – ein Motor, der dem unverändert rauen Kletterer neue Freunde sichern wird.
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Quelle: sp-x |