Der BMW 3er geht bereits in die 7. Generation. Die Mittelklasse-Limousine wird größer, digitaler, komfortabler und sportlicher. Erste Sitzprobe zur Premiere in Paris.
München/Paris – Der „Baby-Benz“ war noch nicht geboren, da hatte BMW bereits eine „Premium“-Mittelklasse im Programm. Mit dem 02er hatte man bereits Mitte der 1960er-Jahre die sportive Limousine etabliert. Ab 1975 folgte der 3er. Das Erbe setzt sich bis heute fort: Anderswo darf das Stufenheck gerne ein bisschen langweilig sein, bei BMW muss es vor allem dynamisch fahren. Quelle: BMW Doch das allein reicht nicht mehr. BMW verspricht, dass der 3er G20 nicht nur sportlicher wird als sein Vorgänger, sondern auch komfortabler. Er soll harmonischer federn, weicher abrollen und leiser fahren. Nach unserem ersten Eindruck im getarnten Prototypen scheint dies gelungen. Zur Premiere auf dem Pariser Autosalon 2018 zeigt BMW nun seine wichtigste Baureihe in allen Details. BMW 3er G20 Abmessungen: Premiere 2018 in ParisDer 3er wächst. Im Vergleich zum Vorgänger streckt er sich um 76 Millimeter auf eine Länge von knapp 4,71 Meter. Die Breite wächst um 16 Millimeter (1,827 m), die Höhe dagegen kaum. Zwischen den Achsen lässt BMW 41 Millimeter mehr Platz. Das ergibt 2,851 Meter Radstand. Auf der Rückbank ändert sich dennoch wenig. Einen guten Zentimeter mehr Platz gibt es hinter den Vordersitzen. Der Mittelplatz in Reihe zwei wird komfortabler, insgesamt wird die Bank breiter. Unser Eindruck: Das Platzangebot ist akzeptabel, aber nicht üppig. Der 3er legt weiterhin mehr Wert auf Dynamik als auf Passagiere. Die Abmessungen des BMW 3er (G20) im Detail
Der Dynamik hilft die breitere Spur. Vorne liegen 43 Millimeter mehr zwischen den Rädern, hinten 21 Millimeter. Dazu haben die Fahrwerksingenieure den Radsturz an der Vorderachse erhöht und die Karosseriestruktur sowie die Fahrwerksanbindung versteift. Insgesamt soll der 3er um 25 Prozent verwindungssteifer sein, in manchen Bereichen sogar um 50 Prozent. 50 Prozent ist auch die wichtigste Zahl der Gewichtsverteilung. Beim 330i lastet ziemlich genau die Hälfte auf je einer Achse. Außerdem wird der 3er leichter. Der 330i wiegt 1.545 Kilogramm und damit 25 Kilo weniger als der Vorgänger. Für den 320d zeigt das Datenblatt mit Sechsgang-Handschaltung allerdings 20 Kilogramm mehr, mit Achtgang-Automatik sind es fünf Kilogramm. Laut BMW liegt das zum Teil an der umfangreicheren Ausstattung. Für einzelne Modellvarianten verspricht BMW „ausstattungsbereinigt“ einen Gewichtsvorteil von bis zu 55 Kilo. BMW 3er G20 (2019) Fahrwerk: Hubabhängige DämpferQuelle: BMW In Schach gehalten wird das Gewicht von neu entwickelten, hubabhängigen Stoßdämpfern. An der Vorderachse verhärtet ein zweiter Kolben im Stoßdämpfer die Dämpfung mit zunehmendem Hub. Das hydraulische Zusatzsystem wirkt bereits ab den ersten 20 bis 30 Millimetern Federweg. Wie beim Vorgänger setzt BMW auf eine Zugstreben-Vorderachse, anders als beim 5er mit seiner Doppel-Querlenker-Achse. Dass man mehr vom Straßenbelag und von Unebenheiten spürt, ist Absicht. Das 3er-Gefühl ist verbindlich und unmittelbarer als der 5er-Gefühl. Hinten steht der 3er auf einer Fünflenker-Achse. Der 3er G20 rollt dennoch komfortabler und leiser ab als der F30. Die erhöhte Steifigkeit und geringere ungefederte Massen (sprich: weniger Gewicht an Fahrwerksteilen) helfen dabei. Wegen der steiferen Fahrwerksanbindung konnte BMW das Sportfahrwerk straffen. Lager, Federn und Stabilisatoren wurden härter ausgelegt, der Sturz im Vergleich zum Serienfahrwerk nochmals erhöht. Insgesamt fällt das M-Sport-Fahrwerk um 20 Prozent straffer aus als die Serienversion, die Karosserie wird um 10 Millimeter abgesenkt. Optional bietet BMW das adaptive M-Fahrwerk an, ebenso die variable Sportlenkung. Sie ist stets an die sportlichen Federsysteme gekoppelt. Genau wie die M-Sport-Bremse mit 4-Kolben-Festsätteln vorne und Einkolben-Faustsätteln hinten. BMW 3er Motoren: Sperrdifferenzial für 330i und 330dQuelle: BMW Bei den kräftigen Modellen 330i und 330d bietet BMW im Rahmen des Sportpakets zudem ein Sperrdifferenzial für die Hinterachse an. Das elektronisch geregelte System kann bis zu 1.500 Newtinmeter Antriebsmoment zwischen den Hinterrädern übertragen und verhilft dem 3er zu mehr Agilität. Serienmäßig flanscht BMW das Sperrdifferenzial an das künftige Topmodell M340i xDrive, das im Sommer 2019 auf den Markt kommt. Bis zum Start des M3 bleibt das M-Performance-Modell der einzige Benziner mit sechs Zylindern. BMW holt 374 PS und 500 Newtonmeter aus dem 3,0-Liter-Turbo. Später folgt ein M340d xDrive mit 3,0-Liter-Diesel, der um die 330 PS leisten dürfte. Zum Marktstart müssen 3er-Käufer kleinere Brötchen backen. Zunächst kommen 320i, 330i, 318d, 320d, 320d xDrive und 330d. Alle Motoren koppelt BMW mit der bekannten, aber überarbeiteten Achtgang-Automatik von ZF. Nur beim 318d und beim 320d ohne Allrad darf man in der Basis noch manuell schalten. Sitzprobe BMW 3er: Im Innenraum wird er digitalQuelle: BMW Wie sich der Neue per Hand schaltet, konnten wir noch nicht ausprobieren. Im Vorserienmodell waren wir mit Automatik unterwegs, die erste Sitzprobe fand ebenfalls im 330i statt. Hier sitzt der gleiche Knauf auf dem Mitteltunnel, der uns schon bei unserer Sitzprobe im Z4 nicht überzeugte. BMW sagt, der alte „Schuhlöffel“ passe ergonomisch nicht mehr. Edler und gewichtiger könnte der Ersatz trotzdem sein. Insgesamt macht der 3er dennoch einen Schritt nach vorn. Die Oberflächen schmeicheln den Fingerkuppen, die satinierten Zierleisten unter dem Armaturenbrett und um die Lüftungsdüsen fühlen sich gut an und sehen schick aus. Den aufgesetzten Infotainment-Bildschirm integriert BMW eleganter als viele andere Hersteller. Die Bedienung erfolgt weiter über das bekannte iDrive-System mit Dreh-Drück-Steller – weiterhin die beste Lösung. Wer mag, darf auf den Bildschirm tippen oder mit dem System sprechen. Wie bei Apple oder seit kurzem bei Mercedes wird der Intelligent Personal Assistent über einen bestimmten Befehl aktiviert (z. B. „Hey BMW“). Er soll natürliche Sprache verstehen. An vielen Stellen im Innenraum wird die BMW-Doppelniere zitiert. Vor allem im neuen digitalen Instrumententräger. Hier nehmen die beiden virtuellen Instrumente die Nierenform auf. Dazwischen lassen sich Fahrinformationen anzeigen oder die Navikarte einblenden. Anders als bei anderen Herstellern (Mercedes, Peugeot, Audi) lässt sich das Grundlayout nicht variieren. Tacho und Drehzahlmesser stehen beim „BMW Live Cockpit Professional“ stets außen, die Zeiger verlaufen gegenläufig von mittig unten nach mittig oben. Das Live-Cockpit ist optional. Traditionalisten dürfen also weiterhin auf echte, analoge Instrumente gucken, die sich im Vergleich zum Vorgänger kaum verändert haben. Neue Assistenten für den 3er BMWQuelle: BMW Bei den Assistenzsystemen bringt BMW den 3er auf den Stand des 5ers, verzichtet jedoch auf den automatischen Spurwechsel und automatisches Einparken per Fernsteuerung. Der 3er steuert aber selbst, bremst, hält die Spur und den Abstand zum Vordermann. Nach Standzeiten von bis zu 30 Sekunden kann er selbstständig wieder anfahren. Tempolimits lassen sich per Knopfdruck aus der Verkehrszeichenerkennung übernehmen. Ebenfalls neu am 3er der Baureihe G20: Adaptive LED-Scheinwerfer mit Laserfernlicht. Und dann wäre da noch dieses Feature, das eines 3ers eigentlich unwürdig ist. Er soll ja ein „Fahrerauto“ sein. Und nimmt dem Fahrer dann doch das Fahren ab: Wie schon der X5 kann auch der 3er eine bis zu 50 Meter lange Strecke, die mit maximal 36 km/h vorwärts absolviert wurde, selbstständig mit bis zu 9 km/h wieder zurücksetzen. Eine Fahrhilfe für enge Sackgassen. BMW produziert den 3er wie bislang im Münchner Stammwerk und im Werk Tiexi in Shenyang für den chinesischen Markt. Ab 2019 baut BMW die Mittelklasse-Limousine zudem in San Luis Potosi in Mexiko. Bis zum 14. Oktober steht der 3er auf dem Pariser Autosalon, etwa zeitgleich kann man ihn bestellen. Zu den Händlern kommen die ersten Autos am 9. März 2019. Technische Daten BMW 3er – Motoren zum Marktstart
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