Wohnmobile sind angesagt, und die deutsche Leitmesse für rollende Wohnzimmer ist der Caravan-Salon Düsseldorf. Am 25. August geht es los. Ein Überblick über die Neuheiten.
Düsseldorf - Reisemobile und Wohnwagen, das ist längst keine Nische mehr. Der Markt für das rollende Urlaubszimmer wächst. Das zeigt sich auch auf der wichtigsten Messe rund um diese Fahrzeuge. Auf dem 57. Caravan-Salon (25. August bis 2. September) in Düsseldorf zeigen mehr als 600 Aussteller, davon allein 130 Reisemobil- und Caravan-Marken, mehr als 2.100 Freizeitfahrzeuge. Für die erwarteten mehr als 200.000 Besucher gibt es also eine Menge zu sehen. Die Branche freut sich über das achte Rekordjahr in Folge. 2017 wurden erstmals mehr als 40.000 Reisemobile neu zugelassen, im ersten Halbahr 2018 waren es bereits 31.000. Kein Wunder, dass neue Hersteller in den Markt drängen und etablierte Marken ihr Sortiment ausbauen. Besonders bei den Basis-Fahrzeugen herrscht verschärfter Wettbewerb. Platzhirsch ist zwar weiterhin der Fiat Ducato mit einem Anteil von über 60 Prozent. Aber die baugleichen Modelle von Citroën und Peugeot drängen in den Vordergrund. Hinzu kommen neue Konkurrenten wie Mercedes Sprinter, VW Crafter und dessen Ableger MAN TGE. Die bieten moderne Assistenzsysteme, umfassende Konnektivität und ein Pkw-nahes Cockpit. Grand California auf Crafter-BasisQuelle: VW Nutzfahrzeuge Der VW Crafter tauchte bisher nur vereinzelt als Wohnmobil auf, etwa bei Knaus und Schwabenmobil. Was möglicherweise daran lag, dass Volkswagens Nutzfahrzeugsparte lieber ihr eigenes Süppchen kocht. Als einziger Autohersteller leistet sich VW für den California eine eigene Abteilung für Wohnmobil-Ausbauten. Die präsentiert auf dem Caravan-Salon die Serienversion des Grand California auf Crafter-Basis. Dabei handelt es sich um ein vollwertiges Reisemobil der Sechs-Meter-Klasse mit Nasszelle. Im Heck ist nur ein Quer-Doppelbett eingebaut, womit eine Karosserieverlängerung nach hinten wegfällt. Für Kinder soll es noch eine weitere Schlafmöglichkeit vorn unter dem Hochdach geben. Preise sind noch nicht bekannt. Man darf gespannt sein, ob der große California an die Erfolge des kleinen Bruders auf Bulli-Basis anknüpfen kann. Einen Crafter-Ausbau mit einem Raumbad im Heck kann der Messebesucher bei Reimo entdecken. Der teilintegrierte Knaus-Van TI Plus vertraut ebenfalls auf die Vorzüge des Hannoveraner Basisfahrzeugs, allerdings mit dem baugleichen MAN TGE, der damit erstmals im Reisemobil-Geschäft auftritt. Mercedes kooperiert mit HymerIn ganz anderen Dimensionen denkt die Van-Abteilung von Mercedes-Nutzfahrzeuge, die bei der Sprinter-Entwicklung die Reisemobil-Spezialisten von Hymer mit ins Boot holte. Die integrierten und teilintegrierten Modelle der B-Klasse Modern Comfort als erste Sprinter-Aufbauten hat die Kernmarke der Erwin-Hymer-Gruppe schon vor der Publikums-Premiere in Düsseldorf präsentiert. Den beliebten ML-T sowie den Hymercar Grand Canyon S auf der neuen Mercedes-Basis bringen sie erst am 25. August mit an den Rhein. Insgesamt werden gut ein Dutzend weitere Sprinter-Umbauten in den Messehallen zu finden sein. Kastenwagen wie bei CS Reisemobile der Encanto, bei HRZ der Longus oder bei der hessischen Manufaktur La Strada der Regent S. Darunter sind Teilintegrierte wie Frankias M-Line oder der Silverdream mit einem Monocoque-Aufbau von Wanner. Oder Integrierte wie der Platin, ebenfalls von Frankia. Das Wohnmobil mit BrennstoffzelleQuelle: Mercedes-Benz Schließlich wird am Mercedes-Stand ein ganz besonderer Sprinter zu sehen sein: Das Concept F-Cell ist ein teilintegriertes Reisemobil mit Brennstoffzelle, das rein elektrisch fährt. Dank dreier Wasserstofftanks im Unterbau sollen Langstreckeneinsätze bis 300 Kilometer möglich sein, die sich mit batterieelektrischem Antrieb und Lithium-Ionen-Akkus um weitere 30 Kilometer verlängern lassen. Die Technik wird mit einer Leistung von 200 PS schon im nächsten Jahr im SUV GLC in Serie gehen, dürfte aber wegen der hohen Kosten und der fehlenden Verbreitung von Wasserstoff-Zapfsäulen im Reisemobil-Sektor nicht sofort einschlagen. Zumal 200 Kilogramm Mehrgewicht den Kampf um die wichtige 3,5-Tonnen-Grenze deutlich erschweren. Mit einer Vernetzung von Basisfahrzeug und Wohnaufbau, dem Multimediasystem MBUX und einer selbst entwickelten App will Mercedes außerdem seine Vorstellung vom „Smart-Camping“ darlegen. Die "Kompakten" liegen im TrendAktuell führt bei den Reisemobilen jedenfalls noch kein Weg am Diesel vorbei. Moderne Abgasreinigung mit SCR-Kat und AdBlue gibt es beim Fiat Ducato bisher allerdings nur in den Pkw-Versionen, nicht als Reisemobil-Basis. Die Angst vor Fahrverboten könnte daher manchen Interessenten zu einem Peugeot Boxer wie bei Weinsberg oder einem Citroën Jumper wie bei Pössl treiben. Quelle: Karmann Auch Renault ist mit dem Master und der verstärkten Kooperation mit dem Speyerer Hersteller Ahorn gut im Geschäft. Die Transit-Modelle von Ford werden vor allem bei Eura, Karmann und anderen Marken aus der Trigano-Gruppe angeboten. Neben mehr Vielfalt bei den Basisfahrzeugen gibt es einen zweiten bedeutenden Trend. Kompaktfahrzeuge sorgen weiter für hohes Wachstum. Das gilt für die handlichen Camper, die mit dem Karmann Danny auf Basis des Fiat Talento (ebenfalls neu als Basisfahrzeug) einen neuen Wettbewerber erhalten, der ab 42.500 Euro kostet. Noch bedeutender sind die ausgebauten Kastenwagen, die zwar nur bedingt alltagstauglich sind und in keine Tiefgarage mehr passen, aber wesentlich handlicher und einfacher zu fahren sind als viele teil- und vollintegrierte Fahrzeuge. Die Branche wird experimentierfreudigerBürstner versucht, im strikt auf zwei Personen ausgelegten City Car 603 durch das Ersetzen der Zweierbank mit einem Sideboard das Raumgefühl zu verbessern. Und Knaus-Tabbert präsentiert seinen ganz eigenen Blick auf die Zukunft der mobilen Kastenwagen, die bei den Jandelsbrunnern nur noch CUV (Caravaning Utility Vehicle) heißen. Quelle: Knaus-Tabbert Die beiden Showcars setzen vor allem in der Außendarstellung Akzente. Der Knaus CUVision auf MAN-Basis und der Weinsberg CUVolution als Fiat-Ausbau sollen mit 22-Zöllern, Dach- und Heckspoilern sowie auffälligem Design dogar etwas Sportwagen-Flair bieten. Bei den Integrierten, Teilintegrierten und Alkoven werden vor allem die Möbeldekore heller. Schubladen und Schranktüren strahlen häufiger in weiß, ausgeklügelte Lichtkonzepte sorgen für Atmosphäre. Der Lounge-Grundriss mit zwei gegenüberliegenden Längsbänken im vorderen Wagenteil wird beliebter. Und in den Dusch- und Waschräumen wird es etwas komfortabler. Auch dem Außendesign widmen die Hersteller verstärkt Aufmerksamkeit. Mit markanteren Fronten, harmonischen Formen, Zierstreifen und vor allem mit LED-Leuchten sowie dynamischen Lauflichtblinkern wie bei Knaus, Hobby und LMC sucht man Nähe zum Automobil. Teil- & vollintegrierte ModelleBei den Teilintegrierten zählt der Bürstner Ixeo T, der in vier Grundriss-Varianten ab 65.000 Euro angeboten wird, zu den wichtigsten Neuheiten. Ein außergewöhnliches Innenleben offeriert der Challenger Genesis 274 mit modularen Staukästen im Heck, für mehr Ladevolumen. Dafür gibt es hier nur noch Hub- anstelle von fest installierten Betten. Ein optisches Highlight setzt der Niesmann Smove mit seiner Volllackierung in roter BMW-Metallic-Farbe, die allein 14.000 Euro kostet. Quelle: Dethleffs Die Freunde der voll integrierten Modelle bekommen noch mehr geboten. Dethleffs führt die neue Pulse-Baureihe (ab 66.000 Euro) mit „mehr Wohlfühlambiente“ ein und verpasst dem Trend ein Facelift. Beide Baureihen werden in teilintegrierten Varianten für rund 10.000 Euro weniger angeboten. Eura Mobil platziert die neue Integra Line in der Mittelklasse und bietet den kleinen Bruder des Integra ab 72.500 Euro an. Carthago hat den Liner for Two mittlerweile zu einer kompletten Baureihe ausgebaut. Und mit den beiden neuen, über neun Meter langen Niesmann-Flair-Grundrissen bewegt man sich längst im sechsstelligen Preisbereich. Am anderen Ende bieten die baugleichen Carado I339 und Sunlight I69 Integrierten-Komfort schon ab 53.500 Euro. Alkoven-Modelle spielen bei einem Marktanteil von gerade einmal sechs Prozent fast nur noch im Mietgeschäft eine Rolle. Dennoch halten einige Hersteller an dem Konzept fest. Eura bietet mit dem One 570 HS sogar einen neuen Grundriss mit einer klassischen Hecksitzgruppe an. Neuheiten im Wohnwagen-SegmentBei den Wohnwagen betreffen die Neuheiten primär Möbeldekore und Raumaufteilung. Zwei Premieren ragen heraus: Erstens die Serienausführung des Ultraleicht-Caravans Dethleffs Coco, der schon im Vorjahr als Studie zu sehen war. Er kostet ab rund 19.000 Euro und beeindruckt mit seiner Sonnensegel-Terrasse und dem Innenraum im luftigen Loft-Stil. Quelle: Dethleffs Die zweite spannende Neuheit ist der Adria Adora 673 PK. Er hat zwei Türen und zwei getrennte Eingänge zum vorderen und hinteren Bereich des 6,75 Meter langen Aufbaus. Praktisch, wenn der Nachwuchs später "nach Hause" kommen möchte, während die Eltern schon schlafen. Das Mini-Doppelhaus am Haken wird zu einem Grundpreis von 28.699 Euro angeboten. Der Caravan-Salon ist vom 25. August bis 2. September 2018 jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tagestickets gibt es an der Kasse für 18 Euro. Online unter caravan-salon.de kosten sie 15 Euro und gelten für die eingetragene Person zwei Tage lang. Für Einsteiger empfiehlt sich ein Besuch der „Starterwelt“ in Halle 18, in der ein Expertenteam interessierte Gäste individuell berät und Tipps zum Mieten und Vermieten von Reisemobilen und Caravans gibt.
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Quelle: SP-X |