Ob für die Umwelt, das Image oder aus wirtschaftlichen Gründen: Diese Autos gibt es nicht mehr mit Dieselmotoren. Eine Übersicht der Marken und Modelle ohne Selbstzünder.
Berlin – Der Dieselmotor steht in der Kritik. Konzeptbedingt stößt er schädliche Stickoxide aus. Moderne Fahrzeuge bekommen dieses Problem zwar vollständig in den Griff, viele ältere Modelle aber nicht. Auch, wenn sie die für sie gültigen Normen und Abgaswerte einhalten. Einige davon waren noch vor wenigen Monaten im Handel. Kunden sind wegen der anhaltenden Debatte unsicher und kaufen lieber Benziner, denn hier drohen bisher keine Verbote. Die Autohersteller reagieren mit Zurückhaltung auf die strengeren Regeln. Einerseits, weil die Abgasreinigung in einigen Fällen mittlerweile so teuer ist wie der Motor selbst. Andererseits, weil das Umwelt-Image derzeit ohne Diesel besser zu verkaufen ist. In einigen Modellreihen werden daher gar keine Diesel mehr angeboten. In unserer Übersicht erfahrt Ihr, welche Autos mittlerweile ganz ohne Selbstzünder fahren – und wie die Alternativen zum Diesel bei diesen Modellen aussehen. Audi: Kleinwagen A1 (2018) und Kompaktsportler TT (2018) ohne DieselQuelle: Audi Beim kleinsten Modell setzt Audi den dicksten Rotstift an. Der A1 startet in zweiter Generation mit viel weniger Optionen als bisher. Das fängt bei der Karosserieform und dem Sport an: Audi wird weder einen Dreitürer noch einen S1 im neuen Modell anbieten. Außerdem entfallen alle Dieselmotoren. Technisch wäre ein Selbstzünder kein Problem. Die Plattformbrüder VW Polo und Seat Ibiza sind mit Dieselmotoren konfigurierbar. Sie reinigen ihre Abgase mit der Harnstofflösung „AdBlue“ und erfüllen damit die aktuelle Abgasnorm Euro 6d-Temp. Audi beschränkt sich trotzdem auf Benziner. Im A1 kommen Drei- und Vierzylinder-Turbobenziner mit 95 PS, 115 PS, 150 PS oder 200 PS zum Einsatz. Letzterer soll darüber hinwegtrösten, dass der S1 entfällt. Hybride oder andere alternative Antriebe bietet Audi nicht an. Die Benziner seien sparsam genug, um die Diesel zu ersetzen, heißt es aus Ingolstadt. Beim TT sieht es ähnlich aus: Das kompakte Coupé hätte zum Facelift eine überarbeitete Abgasnachbehandlung benötigt, damit die Diesel zulassungsfähig wären. Die spart sich Audi und streicht alle Selbstzünder. Es bleiben Benziner mit 197 PS, 245 PS und 306 PS, Alternativen gibt es nicht. DS: Kleinwagen DS 3 (2018) nur kurzzeitig ohne DieselPSAs Nobelmarke DS legt im kleinen Segment nur eine kurze Pause ein. Kurz vor dem Auslaufen des DS 3 rechnet es sich nicht mehr, einen neuen Motor zu zertifizieren. Stattdessen flog der 1,6-Liter-Diesel aus der Preisliste, zunächst ersatzlos. Der Nachfolger heißt ab 2019 DS 3 Crossback, liegt ein bisschen höher und tankt wieder Diesel: DS wird einen 1,5-Liter-Selbstzünder mit 130 PS anbieten. Alternativ stehen zwei Benziner oder eine reine Elektroversion mit 200 Kilometern WLTP-Reichweite (DS 3 E-Tense) zur Wahl. Fiat: Kleinwagen 500 und Panda ab Modelljahr 2019 nur mit Benzin und LPGQuelle: Fiat Ex-FCA-Boss Sergio Marchionne hatte es angekündigt: Sein Konzern werde in Zukunft auf Diesel verzichten, sagte er im Juni 2018. Bis 2021 werde die Technik ausgemustert, zumindest in den Pkw. Nur die Submarken Ram sowie Fiat Professional sollen in Nutzfahrzeugen weiterhin Selbstzünder anbieten. Das bedeutet kein plötzliches Aus, sondern einen fließenden Übergang. Die Aggregate bleiben im Programm, solange sie die Normen erfüllen. Der kleine 1,3-Liter-Diesel in Fiat 500 und Fiat Panda schafft das nicht mehr: Fiat ließ ihn vor dem 1. September 2018 auslaufen. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK sagte eine Fiat-Sprecherin, dass die Motoren nicht zurückkommen. Alternativ bietet Fiat für den 500 Benziner mit 69 PS bzw. 85 PS sowie einen LPG-Antrieb (Benzin und Flüssiggas) mit 69 PS an. Haustuner Abarth hat außerdem stärkere Turbobenziner mit 145 PS, 165 PS oder 180 PS im Programm. Der Panda ist derzeit nur mit einem 69-PS-Benziner verfügbar. Bis weitere Diesel bei Fiat entfallen, wird es noch einige Jahre dauern. Der größere 1,6-Liter-Selbstzünder, den Fiat im Tipo und den größeren 500-Derivaten einsetzt, wurde auf die neue Norm umgestellt. Diese Investition muss sich lohnen, er bleibt also im Programm. Honda: SUV CR-V (2018) nur als Benziner und HybridNeuausrichtung bei Honda: Das SUV CR-V verliert in Generation fünf den Selbstzünder. Der wäre zu teuer geworden, erklärt Honda: Man könne prinzipiell den 1,6-Liter-Diesel des Civic (120 PS) übernehmen. Dort erfüllt er die Abgasnorm Euro 6d-Temp ohne Abgasreinigung durch AdBlue. Im CR-V funktioniert das nicht, das SUV wäre dafür zu schwer. Eine Weiterentwicklung hätte den Preis des Autos deutlich erhöht. Im Vorgänger arbeitete noch ein 1,6-Liter-Diesel mit 160 PS. Der neue CR-V startet in Europa ausschließlich mit Benzinern. Die 1,5-Liter-Motoren leisten 173 PS (mit Handschaltung) bzw. 193 PS (mit CVT-Getriebe). Anfang 2019 ergänzt Honda einen Hybrid mit interessanter Funktionsweise. Quelle: Honda Der Hybrid-CR-V treibt seine Räder in erster Linie mit Elektromotoren an. Ein 2,0-Liter-Atkinson-Benziner ohne Aufladung generiert den Strom dafür. Ab 100 km/h arbeitet er außerdem als Antrieb. Ein klassisches Getriebe gibt es nicht, der Verbrenner ist über eine feste Übersetzung mit der Vorderachse verbunden. Ähnlich arbeitet der Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid. Hyundai und Kia: Kleinwagen I20 und Rio ohne DieselIm April 2018 stellte Hyundai das I20 Facelift vor. In der Mitte seines Modellzyklus bekam der Kleinwagen ein neues Infotainment, mehr Assistenten und eine knappere Motorenpalette: Die Diesel flogen aus dem Auto. Seit der Markteinführung der überarbeiteten Version im Juni 2018 sind 1.1 CRDi und 1.4 CRDi gestrichen. Übrig bleiben ausschließlich Benziner. Sie leisten 75 PS, 84 PS 100 PS oder 120 PS. Alternativen mit Gas oder Strom hat Hyundai in dieser Klasse nicht im Programm. Gleiches gilt für den Rio der Schwestermarke Kia. Die aktuelle Generation startete 2017 und kam mit zwei Selbstzündern auf den Markt. Gut ein Jahr danach strich Kia beide Aggregate. Sie erreichen nur die Abgasnorm Euro 6b und sind deshalb seit dem 1. September 2018 nicht mehr zulassungsfähig. Das Markenduo baut Kleinwagen seitdem ohne Selbstzünder. Mercedes: G-Klasse (W63) G 400 d lässt sich viel ZeitUrsprünglich war die G-Klasse von Mercedes als Geländewagen gedacht. Zu Beginn gab es kleine Benziner und etwas größere Diesel. Besonders stark war keiner dieser Motoren, mit Untersetzung und Sperren aber nützlich im Gelände. Zum Marktstart der neuen Generation gibt es ausschließlich riesige Verbrenner. Mercedes bietet das 2018er-Modell nur als G500 und G63 AMG an. Ihre V8-Turbobenziner leisten 422 bzw. 585 PS und schaffen 210 bis 240 km/h Spitze. Von einem Diesel ist zunächst nichts zu hören. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK bestätigte ein Mercedes-Sprecher, dass ein Selbstzünder folgt. Wir gehen davon aus, dass im kommenden Jahr ein G 400 d auf den Markt kommt. Unter seiner Haube wird ein Reihensechszylinder mit 340 PS arbeiten. Kleinere und schwächere Varianten sind langfristig denkbar. Die G-Klasse muss also nur kurz auf den Diesel verzichten. Mitsubishi: SUV Outlander ab Modelljahr 2019 ohne DieselQuelle: Mitsubishi Das große SUV von Mitsubishi nimmt nur das Nötigste mit ins neue Modelljahr. Dazu gehört nicht der Diesel: Die Japaner mustern den 2.2 Di-D vollständig aus. Der leistete bisher 150 PS, war aber schon längst nicht mehr der interessanteste Antrieb im Outlander. Das ist seit 2015 der Plug-in-Hybrid. Anstatt den Selbstzünder sauberer zu machen, überarbeitete Mitsubishi den Hybrid-Strang des Topmodells. Seit dem Modelljahreswechsel ersetzt ein 2,4-Liter-Atkinson-Benziner den alten 2,0-Liter-Sauger. Verbrenner und einer der beiden Elektromotoren werden stärker, die Fahrleistungen verbessern sich. Das Besondere am Outlander Plug-in-Hybrid: Seit seiner Einführung fährt er in erster Linie elektrisch. Der Verbrenner erzeugt über einen Generator Strom, ein Elektromotor schiebt das Auto vorwärts. Ab einer gewissen Geschwindigkeit verbindet sich der Benziner über eine feste Übersetzung mit der Achse. Wem das zu kompliziert ist: Einen normalen 150-PS-Benziner gibt es auch noch. Nissan: Kleinwagen Micra ab 2018 ohne DieselSchon im August 2018 gab Nissan bekannt: Der Micra verzichtet fortan auf den Diesel. Die fünfte Generation des Kleinwagens war ursprünglich mit einem 1,5-Liter-Turbodiesel mit 90 PS verfügbar. Der lief nach rund eineinhalb Jahren nun aus. Er erfüllt lediglich die Abgasnorm Euro 6b. Theoretisch könnte er mehr. Die Antriebe stammen aus dem Renault Clio. Dort ist der dCI 90 weiterhin verfügbar und erfüllt mittlerweile die Abgasnorm Euro 6c, er ist also noch bis einschließlich August 2019 zulassungsfähig. Nissan entschied sich trotzdem gegen den Motor. Die Nachfrage sei zu gering. Übrig bleiben zwei Dreizylinder-Benziner: Ein 1,0-Liter-Sauger mit 73 PS und ein 0,9-Liter-Turbo mit 90 PS. Beide erfüllen mittlerweile die Abgasnorm Euro 6c. Alternativen mit Gas oder Strom hat Nissan nicht im Angebot. Porsche: Komplette Marke ab sofort ohne DieselQuelle: Porsche Das Diesel-Aus bei Porsche war abzusehen, aber nicht bestätigt. Den neuen Cayenne stellte der Hersteller zunächst nur als Benziner vor. In Macan und Panamera gibt es seit einigen Monaten ebenfalls keine Selbstzünder mehr. Ursprünglich hieß es, sie würden wegen der Umstellung auf die neue Abgasnorm pausieren. Inzwischen ist klar: Sie kommen nicht zurück. Am 23. September 2018 wurde bekannt, dass Porsche nur noch Benziner, Hybride und Elektroautos anbieten will. Die Diesel-Krise habe dem Hersteller viel Ärger bereitet, obwohl er die Motoren nie selbst entwickelt oder produziert habe. Rund ein Drittel aller in Deutschland verkauften Porsche waren zuletzt Diesel. Diesel-Kunden werde die Marke weiter betreuen, aber keine neuen verkaufen. Skoda: Kleinwagen Fabia Facelift ohne DieselZum Facelift des Fabia strich Skoda alle Dieselmotoren im Kleinwagen. Grund dafür sind die neuen Abgasregelungen. Im Konzern sind zwar passende Antriebe vorhanden, aber die Fabia-Plattform ist nicht für deren Einsatz ausgelegt. Für die Bauteile der Abgasreinigung ist kein Raum vorhanden. Skoda hätte für die kommenden drei bis vier Jahre umfassende Änderungen an Chassis und Karosserie des Kleinwagens vornehmen müssen. Zu viel Aufwand für eine zu kleine Zielgruppe und eine zu kurze Zeit. Es bleibt beim Fabia also fortan bei kleinen Benzinmotoren mit drei Zylindern und einem Liter Hubraum. Die leisten 60 PS, 75 PS, 95 PS und 110 PS. In den beiden starken Varianten kommen Direkteinspritzung und Turbolader zum Einsatz, außerdem Benzin-Partikelfilter. Hybride bietet Skoda nicht an. Subaru: Der letzte Diesel läuft bald ausQuelle: Subaru Alle neuen Subaru-Modelle verzichten auf Selbstzünder. In Levorg, Impreza, XV und Outback bietet Subaru seit den letzten Modellwechseln keine Diesel an. Langfristig soll sich daran nichts ändern, neue Diesel sind nicht geplant. Aktuell ist nur noch der Forester als 2.0D mit 147 PS verfügbar. Und sein Boxer-Diesel kippelt. Der aktuelle Forester ist seit 2012 auf dem Markt und bekam 2016 ein Facelift. Lange wird er nicht mehr gebaut. Bei Subaru heißt es, dass der Nachfolger wohl keinen Diesel mehr bekommt. Aktuell bietet der Hersteller sonst nur Saug- und Turbobenziner an. Langfristig werden voraussichtlich Plug-in-Hybride in diversen Modellen folgen. Suzuki: Diesel sind ausgelaufenBei Suzuki lief der Diesel ganz heimlich aus. Anders als bei Porsche verkündet hier kein Chef groß den neuen Plan. Es gibt die Motoren einfach nicht mehr. Halb so wild, sie waren ohnehin kaum gefragt, verrät uns ein Händler. Im Geländewagen Jimny ist der Selbstzünder längst Geschichte. Swift und Baleno fahren in ihren aktuellen Generationen nur mit Benzinern und Mildhybriden. Zuletzt waren Dieselmotoren noch in SX4 S-Cross und Vitara verfügbar. Das änderte sich mit dem Inkrafttreten der neuen Abgasnormen. Die Selbstzünder erfüllen nicht die aktuellen Standards und fallen deshalb aus dem Programm. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK bestätigte Suzuki, dass sie nicht zurückkehren werden. Toyota: Yaris, Corolla und Rav4 ohne DieselToyota arbeitet schon länger am Ende des Diesels im Sortiment. 2012 beschloss man, Selbstzünder fortan von BMW zu beziehen, solange sie eben noch gebraucht würden. Diese Zeit ist weitgehend vorbei. Abgesehen von Geländewagen und Pick-ups streicht Toyota die Selbstzünder. Der Hybrid-Anteil sei zuletzt ohnehin viel höher gewesen. Den Anfang machen der Kleinwagen Yaris, der Auris-Nachfolger Corolla und das SUV Rav4. Im Yaris war der Diesel schon 2017 ausgelaufen. Auris und Rav4 waren immerhin bis Anfang 2018 mit einem Diesel verfügbar. Beide Modelle werden bald abgelöst. Ohne Diesel, alternativ sind Benziner und Vollhybride verfügbar. Auch der Avensis lief zum September aus und wird 2019 durch den Camry Hybrid ersetzt. Volvo: Mittelklasse-Limousine S60 ohne DieselQuelle: Volvo Ein neuer Antriebsplan steht bei Volvo schön länger. 2017 hatte Markenchef Hakan Samuelsson angekündigt, keine neue Diesel-Generation mehr zu entwickeln. Das bedeutet kein akutes Aus für den Selbstzünder, aber ein absehbares Ende. Sind die aktuellen Antriebe zu alt, laufen sie ohne Nachfolger aus. Ein erstes Zeichen setzt die Limousine S60. Volvo bietet in ihr keine Dieselmotoren an. Möglich wäre das, denn die Kombiversion V60 ist mit Selbstzündern verfügbar. Der Hintergrund: In Märkten mit starkem Diesel-Anteil sind vor allem Kombis beliebt. Asien und die USA lieben das Drei-Box-Design klassischer Stufenhecks und verzichten gern auf Diesel. Volvo spart sich beim S60 also Homologationskosten und Vielfalt in der Produktion. Das Modell wird im neuen Volvo-Werk den USA gebaut. Je weniger Optionen verfügbar sind, desto günstiger kann das Werk arbeiten. FazitViele Sportautos, spezielle Elektro- oder Hybridmodelle und Kleinstwagen sind generell nicht mit Selbstzündern verfügbar. Gleiches gilt für Modelle von Fahrzeugherstellern mit Kernmärkten in Asien oder den USA, zum Beispiel Cadillac oder Lexus. Das hat nichts mit der aktuellen Entwicklung zu tun. Aber der Diesel-Markt verändert sich nachhaltig. Besonders Kleinwagen müssen auf Selbstzünder verzichten. Für viele Marken lohnt sich die Entwicklung nicht, weil die Autos aufgrund der komplizierten Abgasreinigung zu teuer würden. Dass es auch SUVs, Crossover und sogar eine Mittelklasse-Limousine in unsere Liste schaffen, dürfte hingegen viele überraschen. Porsche will weg vom Schummel-Image und zurück zum Sport, Volvo nutzt den Moment für eine grüne Weste und investiert das Diesel-Budget lieber in die Hybridisierung. Europäische Hersteller mit großem Volumen halten aber am Diesel fest. Vor allem jene, die erst in der Kompaktklasse einsteigen.
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