Wie ein Golf, nur eleganter: Ein gebrauchter Audi A3 der Baureihe 8P kann ein guter Kauf sein. Wenn man auf einige Dinge besonders achtet. Eine Kaufberatung.
Berlin – Mit diesem Auto bewies Audi einst Mut. Nicht, weil die Technik so besonders war – sie kam vom VW Golf. Sondern weil 1996 noch niemand etwas von einem „Premium-Kompakten“ gehört hatte. Das war damals neu. Audis erster Wurf in die Kompakt-Klasse grenzte sich ab von den vernünftigen Opel-, Ford- und VW-Kompakten. Positiv wie negativ: Audi wollte zu viel Sport und stimmte ihn unkomfortabel ab. Die zweite Version machte vieles besser als ihr Vorgänger. Sie war so gut, dass der intern 8P genannte Audi neuneinhalb Jahre lang gebaut wurde. Ganz ohne Fehler ist er trotzdem nicht. Nicht als Neuwagen und erst recht nicht als Gebrauchter. Die jüngsten Modelle der Reihe haben mittlerweile fast fünf Jahre auf dem Blech, die ältesten schon 14 Jahre. Gebrauchtwagenkäufer sollten bei der Besichtigung und Probefahrt deshalb genau hinschauen. Es gibt nämlich viele kleine, aber ärgerliche Probleme beim Kompakten. Einen guten Überblick findet Ihr im Audi-A3-8P-Forum. Ebenfalls sehr hilfreich ist das FAQ-Lexikon des A3 und eine Kaufberatung von MOTOR-TALKer rotherbach. Wir gehen hier auf die häufigsten Mängel des Audi A3 8P ein. Historie/ModellwechselQuelle: Audi Den ersten A3 (8L) produzierte Audi zwischen 1996 und 2003. Dann folgte mit dem 8P die zweite Generation. Anfangs nur als Dreitürer, ab Mitte 2004 als Fünftürer (Sportback) und Januar 2008 als Cabrio mit Stoffkapuze. Alle Karosserievarianten eingerechnet, baute Audi den A3 neuneinhalb Jahre lang. Ungewöhnlich, denn in der Regel erneuern die Hersteller nach rund sieben Jahren ihre Fahrzeuge. Doch die Basis des A3 ist dank VW-Regal und Golf-V-Plattform (PQ35) robust. Der A3 8P überdauerte zwei Generationen des technischen Bruders. 2005 erhielt der A3 sein erstes Facelift. Statt mit zwei kleinen nun mit einem großen Kühlergrill („Singleframe“), neuem Lenkrad und optional erhältlichen Bi-Xenon-Scheinwerfern. 2008 folgte das zweite Facelift. Ein umfangreiches Update, erkennbar an Tagfahrlicht, Motorhaube, Kotflügeln, Stoßfängern, Rückleuchten und Heckklappe. Im Innenraum packen die Designer das Kombiinstrument, den Lichtschalter, die Lüftungsdüsen und die Mittelkonsole an. 2010 folgt eine dritte, leichte Veränderung, erkennbar an zusätzlichen Alustreben in der Front und in den Türgriffen. Außerdem änderte sich das Aussehen der Außenspiegel und des Heckdiffusors. Von Kinderkrankheiten blieb der A3 nicht verschont. Einige Probleme teilt er sich mit den VW-Konzernbrüdern, für manche gab es Rückrufaktionen. Bei Autos mit dem 2.0 TDI kann im Bauzeitraum zwischen Oktober 2003 und Juni 2005 ein fehlerhaftes Entlüftungsventil in der Kupplungsdruckleitung zu Schäden am Zweimassenschwungrad führen. Bei den Zweiventil-Dieseln mit Pumpe-Düse-Technik besteht zwischen März und August 2004 die Gefahr, dass durch einen Schraubenbruch die Diesel-Tandempumpe undicht wird. Bei Fahrzeugen, die im Mai und Juni vom Band liefen, kann durch einen Kurzschluss im Kühlerventilator die Verkabelung abfackeln. Gasgeneratoren der Kopfairbags werden bei Autos aus dem Jahr 2006 oft undicht. Autos des Jahrgangs Mai 2008 bis Mai 2009 haben Probleme mit ausfallender Stromversorgung des ABS und ESP. Die 2,0-Liter-TDI-Motoren mit Common-Rail-Einspritzung fallen zwischen 2010 und 2012 durch Rissbildung in den Hochdruckleitungen negativ auf. Modelle mit dem Sechsgang-DSG bekamen im Werk zwischen September 2008 und Juli 2009 eine falsche Software aufgespielt. Klingt ärgerlich. Ist es auch. Deshalb sollten Interessierte unbedingt darauf achten, dass diese offiziellen Rückrufe auch bei einer Vertragswerkstatt durchgeführt und vermerkt wurden. Das gilt besonders für die neue Software der Dieselskandal-Motoren: Fehlt hier der neue Datenstand, gibt es Probleme beim TÜV. KarosserieQuelle: Audi Audi baute den A3 in drei Varianten: den dreitürigen A3 (8P, 2003-2012), den fünftürigen Sportback (8PA, 2004-2012) und das viersitzige Cabrio (8V, 2008-2013). Die meisten Kunden griffen zum Sportback. Der ist zwar als Gebrauchter etwas teurer, bietet aber mehr Platz. Für viele Kunden stellt er die schickere Variante dar – drei Viertel der Käufer entschieden sich dafür. Dementsprechend häufig findet sich der Sportback als Gebrauchter. Bei allen Typen bietet der A3 auf den vorderen Sitzen ausreichend Platz. Es zwickt zwar minimal mehr als im Golf, reicht aber selbst für breitgebaute Autofahrer allemal. Den größten Unterschied zwischen den Varianten erfahren Passagiere hinten. Einerseits, weil der Einstieg im Viertürer leichter fällt. Andererseits, weil er hinten mehr Platz bietet. Das gilt für Rückbank und Kofferraum: Das Cabrio lädt 285 bis 320 Liter ein, der Dreitürer zwischen 350 und 1.100 Liter. In den Sportback passen 370 bis 1.100 Liter Ladung. Rost ist für den A3 eigentlich kein Thema. Wo Steinschläge den Lack von der Karosserie platzen ließen, kann er aber gammeln. Zum Beispiel an Radhäusern, Heckklappe, Motorhaube und Türunterkante. Ärgerlich ist, wenn der Rost unter den Schwellern sitzt, wie bei MOTOR-TALKer Giogio314506: „Beim Reifenwechsel habe ich leichte Rostansätze an den unteren Enden der Kotflügel beim Übergang zum Schweller entdeckt, kaum zu erkennen. Was sich nach dem Abnehmen der Zierleisten in diesem Bereich entpuppte, ist erschütternd.“ Micha225 erklärt, dass der A3 nur in den ersten Modelljahren Probleme mit Rost hatte, ab Modelljahr 2009 sei das kein Thema mehr. Interessierte sollten besonders bei der Besichtigung dennoch auf Türkanten, Radhausschalen, Abläufe in der Heckklappe, dritte Bremsleuchte und das Fensterdreieck der hinteren Türen achten. Motor/GetriebeIm Audi A3 gab es all jene Motoren, die zu seiner Zeit mechanisch hineinpassten. Ihre Leistung reicht von 102 PS im Basismodell bis zu 340 PS beim RS3. Doch so üppig die Auswahl, so anfällig sind einige Triebwerke. Im Laufe seiner Bauzeit setzte der A3 8P auf zehn Benzin-Varianten und acht Diesel-Varianten. Generell empfehlen die MOTOR-TALKer im Forum stärkere Motoren, die den Kompakten flott bewegen können. Das gilt für Benziner und Diesel gleich. Bis 2009 setzte Audi beim A3 noch auf Pumpe-Düse-Einspritzung. Die Motoren arbeiten recht rau, egal ob der 1.9 TDI mit 105 PS oder der 2.0 TDI mit 140 bzw. 170 PS. Große Probleme bereitet der 2.0-TDI-Motor, gebaut zwischen März 2003 und März 2006. Der intern „BKD“ genannte Diesel der Baureihe EA188 fällt häufig durch defekte Zylinderköpfe, Abgaskühler und Ölkühler sowie Abgasrückführungsrohr und Abgasrückführungsventil auf, wie MOTOR-TALKer Mission Control weiß. Kupplungen und Schwungräder sind bei den Motoren ebenfalls auffällig. Außerdem sind sie mit Euro 4 nicht wirklich sauber und bekommen in Innenstädte vielleicht demnächst Probleme. Rußfilter setzt Audi allerdings schon ab 2005 ein. Quelle: Audi Doch auch die neueren Common-Rail-Diesel mit 2,0 und 1,6 Litern Hubraum ab 2008 können Zicken machen: Die Druckleitungen können unter Umständen Risse bekommen. Wenn alles okay ist, laufen sie aber ruhiger, sparsamer und sind mit Euro 5 eingestuft. Besonders die 170-PS-Version eignet sich für eilige Langstreckenfahrer. Bei den Benzinern sollte man die Finger vom VW-Problem-Motor 1.2 und 1.4 TFSI lassen. Die Steuerkette kann sich längen und dann überspringen – was möglicherweise einen Motorschaden nach sich zieht. Der 1.6-Liter-Saugrohreinspritzer mit 105 PS fällt durch defekte Zylinderkopfdichtungen auf. Die FSI-Motoren mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum vertragen kein E10-Kraftstoff und verschleißen gerne Zündspulen, Kopfdichtungen und Katalysatoren. Prinzipiell empfehlenswert sind die Turbobenziner mit 1,8 und 2,0 Litern Hubraum. Frühe Modelle mit 200 PS (und der Audi S3 mit 265 PS) fahren mit einer alten Motorengeneration („EA113“). Hier treibt ein Zahnriemen die Nockenwellen an. Probleme treten selten auf. Frühe Exemplare der Nachfolger-Generation (ab 2007, „EA888“) teilen die Steuerketten-Thematik der kleineren Antriebe. Zudem kann es zu hohem Ölverbrauch kommen. Ab 2011 hatte Audi diese Probleme im Griff. Ein guter Kompromiss ist der 1.8-TFSI mit 160 PS ab Baujahr 2011. Der 3,2-Liter-V6 mit 250 PS und der 2,5-TFSI des RS3 mit 340 PS werden vergleichsweise selten angeboten. Abhängig von der Leistung setzt Audi manuelle Getriebe mit fünf oder sechs Gängen ein. Ausnahme: der RS3, der mit der serienmäßig Siebengang-S-Tronic ausgestattet ist. Optional bot Audi für die anderen Motoren Doppelkupplungsgetriebe an. Das mag zwar komfortabel sein, bietet aber deutlich mehr Fehlerquellen als der Handschalter. Die Wartung kostet ebenfalls mehr als beim manuellen Getriebe, Defekte treten häufiger auf. Dafür verschleißen bei den starken Motoren die Kupplungen der Handschalter schneller. FahrwerkLaut TÜV-Report schlägt sich der Audi A3 in den meisten Bereichen besser als seine Wettbewerber. Bei Achsaufhängungen, Lenkung, Beleuchtung und der Auspuffanlage haben die Prüfer weniger als bei vergleichbaren Autos zu bemängeln. Dafür ärgern aber laut TÜV-Bericht die Funktion der Bremse und bei mehr als fünf Jahre alten A3 leichter Ölverlust die Besitzer. Poröse Bremsschläuche machen ebenfalls Probleme. Dazu kommen undichte Achsmanschetten ab dem siebten Jahr. Interessierte sollten deshalb das Auto besser auf eine Hebebühne stellen oder den Unterboden nach Ölspuren kontrollieren. Quelle: Audi Erstaunlich, dass die aufwändige Vierlenker-Hinterachse beim Audi wenig Sorge zur Kritik macht. Dämpfer und Federn sind selbst bei älteren Fahrzeugen kaum auffällig. Nur in Verbindung mit dem Sportfahrwerk und großen Rädern sollten Interessierte genauer hinschauen. Häufige Schläge gehen aufs Material. Doch auch im Serientrimm können die Querlenkerbuchsen schnell verschleißen und die Federn brechen. Ausstattung/SicherheitAudi bot den A3 innerhalb der Bauzeit mit vier Ausstattungen an. Zur Basisausstattung Attraction zählten 16-Zoll-Stahlräder, obligatorisch sechs Airbags und ESP. Die sportlichere Varianten Ambition setzt unter anderem auf 17-Zoll-Alus, 15 Millimeter Tieferlegung, Sportsitze und Sportlenkrad. Mehr Komfort bietet Ambiente, unter anderem mit 16-Zoll-Alus, Lederlenkrad und Wurzelholz-Einlagen. Der Licht-Regensensor und ein Tempomat zählen zur Serienausstattung. Mit S Line und den beiden Extras „Sportpaket Plus“ und „Exterieurpaket“ wird der A3 sportlich. Zum Umfang gehören unter anderem Sportsitze, ein straffes Fahrwerk und 25 Millimeter Tieferlegung. Der schwarze Dachhimmel bei der S-Line-Ausstattung ist nicht jedermanns Sache. Mr. Technik rät zu beheizbaren Spiegeln, Licht- und Regensensor in Verbindung mit Innenspiegel automatisch abblendbar. Quelle: Audi Ein Tipp MOTOR-TALKer OxYgEn1980: „ Xenon Plus --- } Ein Muß! Habe ich jetzt das erste Mal und bin total positiv von der Ausleuchtung überrascht." Am populärsten war dabei die Variante Ambition mit der sportlichen, aber noch alltagstauglichen Fahrwerksauslegung. Marktsituation/PreiseDer Audi A3 8P findet sich auf Gebrauchtwagenbörsen wie mobile.de häufig. Rund 8.000 Autos werden derzeit angeboten, darunter fast 6.000 mit weniger als 150.000 Kilometer. Gepflegte Modelle mit weniger als 125.000 Kilometern und mit ausgefülltem Scheckheft gibt es ab rund 4.000 Euro, Fahrzeuge nach dem Facelift 2008 mit neueren Motoren kosten mindestens 5.000 Euro. Fazit/EmpfehlungDas Angebot an Audi A3 der zweiten Generation ist groß. Schaut man sich die Erfahrung der MOTOR-TALK-Community und beachtet die aktuelle Diskussion der Dieselproblematik, würden wir einen Benziner 1.8 TFSI mit 160 PS und manuellem Getriebe wählen, als Sportback in der Ausstattung Ambition ab Baujahr 2011. Der Motor passt zum sportlichen Fahrwerk und macht Spaß – kostet aber mindestens 10.000 Euro. |