Hyundai startet spät in das hart umkämpfte Segment der B-SUV. Kann der Kona etablierte Player wie Renault Captur oder Nissan Juke einholen? Erste Fahrt.
Barcelona - 3,8 Kilometer Schwimmen. 180,2 Kilometer Radfahren. 42,195 Kilometer Laufen: Wer beim Ironman vorn sein will, braucht Durchhaltevermögen. Gerade war das in Kona auf Hawaii zu sehen. Sieger Patrick Lange rollte das Feld von hinten auf und siegte. Hyundai Deutschland-Geschäftsführer Markus Schrick will es mit seinem nach Kona benannten B-SUV genauso machen. Aufholen muss auch das 4,17 Meter kurze, neue Hyundai-Modell: Renault Captur, Nissan Juke oder Mini Countryman sind im Segment fest etabliert. Doch der ab 4. November erhältliche Kona will nun auch mitspielen - wie einige neue Mitbewerber. Dreizylinder als Einstieg, potenter Vierzylinder für SprintsErstes Argument für den neuen Koreaner: Der Einstiegspreis liegt mit 17.500 Euro im unteren Bereich des Segments. Anders als Renaults Captur oder Peugeots 2008 kommt der Kona optional mit Allrad. Anders als der bereits in die Jahre gekommene Juke bietet der Kona zeitgemäße Assistenzsysteme wie Querverkehrswarner oder aktiven Spurhalteassistenten. Fährt der Herausforderer auch gut? Bei unserer ersten Fahrt vermittelt die Lenkung guten Kontakt zur Straße, das Fahrwerk wirkt eher straff. Allerdings zeigt der Basis-Dreizylinder schnell, wo ihm Dampf und Durchzug ausgehen. Ungefähr da, wo Triathlet Patrick Lange gerade erst den Turbo einlegt. Für engagierteres Fahren hat Hyundai einen 1,6-Liter großen Turbo-Benziner mit 177 PS (ab 25.000 Euro) im Angebot. Dessen Durchzug erinnert beinahe an einen kräftigen Dieselmotor. Dazu passt das zügig schaltende Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. In 7,9 Sekunden ist die 100-Stundenkilometer-Marke erreicht, V-Max liegt jenseits der 200 km/h. Ausreichend Platz und Komfort im InnenraumWer diesen Motor ausfahren will, muss öfter nachtanken. Die 6,7 Liter Normverbrauch sind bei schnellen Tempowechseln und hohen Geschwindigkeiten illusorisch. Wer dagegen im gemütlichen Verkehr mitschwimmt, kommt nah an die Herstellerangabe. Das gilt für die knapp fünf Liter im kleineren Benziner ebenfalls. Entspanntes Gleiten kann der Kona - das dürfte bei den meisten Hyundai-Kunden ohnehin gefragter sein als engagiertes Heizen. In den bequemen Sitzen, auf Wunsch beledert, beheizt und belüftet, reist es sich angenehm. Die Sitzposition ist erhöht, aber: So erhaben wie in einem Hyundai Tuscon oder Opel Mokka X sitzt der Fahrer nicht. Da erinnert der Kona eher an einen Van als an einen Geländewagen. Der Radstand des Kona beträgt 2,60 Meter, mit 1,80 Metern ohne Spiegel gerät das Auto recht breit für die Klasse. Das sorgt für Patz im Innenraum. Auch breitere Triathletenschultern stoßen nicht aneinander. In der zweiten Sitzreihe halten Erwachsene längere Fahrten problemlos aus. Für das Gepäck stehen 361 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung. Außen poppig, innen ernsthaftHoher Nutzwert und leichte Bedienbarkeit sind im B-Segment wichtig. Gleichzeitig sollen die Autos nach mehr Abenteuer aussehen als ein VW Polo, Hyundai i20 oder Opel Corsa. Entsprechend poppig das Exterieur: Dreigeteilte Lichtoptik, die stark an die Front des Citroën C3 Caktus erinnert. Plastikbeplankung, auf Wunsch ein schwarzes Dach. Das Glasschiebedach kostet 600 Euro extra. Innen herrscht dagegen schwarz-graue Ernsthaftigkeit, aufgelockert durch vereinzelte Farbakzente. Anders als viele Konkurrenten scheut Hyundai keine Tasten. Das Fünf-Zoll-LCD-Display aus dem Einstiegsmodell reicht als Infocenter für Radio oder Bluetooth-Anbindung des Handys. Smartphone-Vernetzer sollten zur nächsthöheren Variante greifen. Die kommt mit Sieben-Zoll-Touchscreen und ebnet Navi und Musikstreaming per Apple CarPlay und Android Auto den Weg ins Fahrzeug. In der Topversion (850 Euro Aufpreis ab zweiter von vier Ausstattungsvarianten “Trend”) misst der Bildschirm acht Zoll und zeigt das Bild der Rückfahrkamera. Navigiert wird dann fest installiert. Sehr fair: Lebenslange Daten-Updates für das Navi sind inklusive.
Diesel ab April, Elektro ab JuniOptional kommt der Kona mit Head-up-Display. Alle wichtigen Daten werden dabei auf eine kleine Glasscheibe gespiegelt. Ablesen klappt auch bei praller, tief stehender Sonne. Was fehlt, ist der adaptive Geschwindigkeitsregler. Den bieten andere Hersteller in neuen Modellen dieser Klasse durchaus an. Dafür soll der Hyundai Kona bei Strom die Nase vorn haben. Im Juni 2018 soll der Kona als erstes B-SUV elektrisch vorfahren. 390 Kilometer realistische Reichweite, auf Wunsch mit Allrad - und laut Hyundai ohne Einbußen beim Platz. Im Dezember folgt eine stärkere LG-Batterie mit 500 Kilometer-Reichweite. Bei den Verbrennern legt Hyundai schon im April 2018 nach. Es werden Dieselaggregate mit 115 oder 136 PS und 320 Newtonmetern Drehmoment kommen, die Hyundai gerade neu entwickelt. Technische Daten Hyundai Kona (2017)
Quelle: SP-X |