Die Mercedes C-Klasse begleitet die Redaktion als Dauertester. Dieses Mal war sie mit MTlerin Svenja unterwegs nach Nordhessen. Hier lest Ihr ihren Testbericht.
Kassel/Berlin - Ich bin es eigentlich gewohnt, immer wieder andere Autos zu fahren. Meistens finde ich mich ganz intuitiv zurecht: Sitz, Spiegel und Lenkrad eingestellt, Start-Stopp-Knopf gedrückt und los geht’s. Beim Mercedes C 250d T, dem Dauertester der MT-Redaktion, ging das nicht so leicht. Das Zündschloss sitzt da, wo es hingehört, aber: Wie löse ich die Handbremse? Ich suche in der Mittelkonsole, beim Lenkrad und finde… nichts. Kurz bevor ich die Bedienungsanleitung rauskramen will, entdecke ich sie doch noch. Auf Höhe meines linken Knies. Da, wo in vielen anderen Autos der Hebel für die Motorhaube oder den Tankdeckel sitzt, löst man bei Mercedes die Handbremse. Das muss man erst einmal wissen. Genau wie man die Position des Gangwählhebels der Automatik kennen muss: Rechts am Lenkrad, nicht auf dem Mitteltunnel. Nun kann es endlich losgehen. Das Fahrverhalten der C-Klasse: Mit Dampf auf die Kasseler BergeDas Ziel: Kassel. Zuletzt bin ich die Strecke in einem schwächer motorisierten Mobil gefahren. Angekommen bin ich, aber nicht schnell und nicht entspannt. Ich bin kein PS-Junkie, aber auf der Fahrt mit dem Mercedes fasse ich den Entschluss: Nie wieder mit weniger als 200 PS und 500 Nm Drehmoment nach Kassel. Nie wieder hinter Lkws herschleichen. Die C-Klasse läuft ruhig und kraftvoll. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten reagiert das Gas spontan. Sogar bergauf beim Überholen in den berühmt-berüchtigten Kasseler Bergen beschleunigt die C-Klasse mühelos. Sehr angenehm waren die Fahrmodi, wobei ich zwischen Comfort- und Sportmodus den größten Unterschied spürte. Bei Comfort ist das Fahrwerk weich eingestellt, sodass Fahrten im hessischen Landkreis zur Bootsfahrt werden: Es schaukelt ordentlich an Bahnübergängen und auf unebenen Dorfstraßen. Der Sportmodus hingegen strafft die Federung und fängt selbst starke Ausweichmanöver ohne Geschaukel ab. Das Head-Up-Display, mein HeldDank des Head-up-Displays bleibt mein Blick konstant auf der Straße. Es braucht ein wenig Eingewöhnung, der Kopf wendet sich anfangs noch automatisch zur Mittelkonsole, wo die Navis nunmal eingebaut sind. Hat man sich einmal an die Anzeige der Fahranweisungen in der Windschutzscheibe gewöhnt, möchte man sie nicht mehr missen. So angenehm all die Funktionen in der C-Klasse sind, die Navigation durch das Menü strengt an. Unzählige Untermenüs lassen das Einstellen eines Radiosenders zu einer zeitintensiven Herausforderung werden. Jedenfalls für meinen Beifahrer. Die Kopplung mit dem Handy ging dafür einfach von der Hand. Also: Hörbücher statt Radio. Viel Platz, aber Angst vor Kratzern und SchmutzDer Grund meiner Reise ist der endgültige Abschied vom Elternhaus. Die alten Kindersachen müssen abgeholt werden und dafür brauche ich viel Platz. In den Kofferraum der C-Klasse passt einiges, und er ist mit schönem Teppich ausgeschlagen. So schön, dass ich mich kaum traue, einen Blumenkübel einzuladen. Von wegen Nutzfläche - die Verkleidungen stellen sich als empfindlich heraus, sie zerkratzen und verschmutzen schnell. Das Auto soll nach dem Test noch gut aussehen, also besorge ich Tüten und Planen, damit kein Schmutz auf dem weichen Teppich landet. Der Kofferraum ist eigentlich zu schön, um benutzt zu werden. Vielleicht nimmt die Ehrfurcht nach ein paar Monaten ab. Wir sind auf dem Land. Hier weiß jeder genau, wer welches Auto fährt. Die unbekannte C-Klasse bleibt nicht unbemerkt. Die Nachbarn stehen neugierig an den Fenstern und sprechen mich an. „Warum fahren Sie eine C-Klasse?“ Oder: „Was machen Sie derzeit beruflich?“ Ich falle auf, ohne es zu wollen. Der Benz passt nicht zu mir, sagen die Nachbarn. Ein Auto für ältere Herrschaften sei das. War das eine dezente Nachfrage nach meinem Gehalt oder passt die C-Klasse wirklich nur zu älteren Menschen? Assistenzsysteme – Fluch und SegenDie Assistenzsysteme jedenfalls helfen auch jüngeren Menschen. Und können stören. Bei Dämmerung nach einem langen Tag des Packens monoton auf der Autobahn vor sich hinzucruisen kann ermüdend sein. Der Müdigkeitsassistent reagierte bei mir genau im richtigen Moment und fragte mich piepsend, ob ich nicht eine Pause einlegen will. Klar, der Ton soll auffallen, aber die Lautstärke fand ich doch übertrieben. Ein Segen sind die Assistenten vor allem, wenn es um die Parkplatzsuche geht. In Kassel kein Problem, wenn das Haus eine eigene Auffahrt hat. Zurück in Berlin aber: Die Parklücken sind entweder zu schmal oder zu kurz. Mit dem Parkassistenten wage ich mich an eine Parklücke, an der ich sonst vorbeigefahren wäre. Zielsicher werde ich in die kleine Bucht gelotst, vorne und hinten sind weniger als 30 Zentimeter Platz. Danke Parkassistent! Zum Fluch wird der Assistent in der MOTOR-TALK-Tiefgarage. Einige Parkplätze erreicht man nur, wenn man zwischen Säulen durchfährt. Dann bleiben kaum mehr als 5 Zentimeter Platz an den Seiten. Da sagt das Alarmsystem: „passt nicht“ und kündigt mit einem Dauerpiepen bevorstehende Kratzer im teuren Lack an. Ich weiß aber, dass es passt. Der hilfreiche Hausmeister sagt dasselbe und winkt mich durch die schmale Durchfahrt. Fazit: Komfort dank cleverer Details und eine ÜberraschungDie Fahrt nach Kassel war noch nie so elegant. Die Sitzbelüftung zum Beispiel ist ein angenehmer kleiner Luxus, wenn die Sonne auf das Auto knallt. Das ruhige Fahrverhalten, die Beschleunigung, das insgesamt edle Innere, das angenehme Gefühl von Sicherheit. Die Menüführung und all die Knöpfe nervten ab und zu, aber daran wird man sich wohl gewöhnen. Insgesamt habe ich mich wirklich wohl gefühlt in der C-Klasse. Und außerdem gab es auch noch ein angenehme Überraschung: Ich hatte mich auf großen Spritdurst eingestellt und dass ich mindestens einmal nachtanken müsste. Von wegen. Eine Tankladung brachte mich von Berlin nach Kassel und wieder zurück. Inklusive einiger Stadtfahrten. Technische Daten Mercedes C 250d T-Modell
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