Während Nissan in Oslo von einem Stromer-Ökosystem spricht, debütiert in Japan der sportliche Leaf Nismo. Passt nicht richtig zusammen? Da muss Nissan jetzt durch.
Yokohama/Oslo – Nissan in den Tücken der weltweiten Kommunikation. Zwei unterschiedliche Signale zur elektrischen Modellpalette der nächsten Jahre sendete der japanische Konzern in dieser Woche: In Europa debütiert die zweite Generation des erfolgreichen Elektroautos Nissan Leaf, nebst einem reichweitenstärkeren e-NV 200. Den neuen Leaf zeigte der Hersteller jedoch in Japan schon Anfang September. Offenbar war die Reaktion nicht allzu emotional im Heimatland. Deshalb wird Nissan zur Tokio Motor Show (25.10.-5.11.2017) dynamisch: In Japan debütiert eine Konzeptstudie der Nismo-Version des neuen Leaf. Nismo steht für „Nissan Motorsport“ – es handelt sich um die Fahrspaß-Reihe des Herstellers. Einen Leaf Nismo gab es bei Nissan bereits seit 2013, allerdings nur in Japan. Dem Konzept bleiben die Japaner treu: Ein Leistungsplus gegenüber den 110 kW (150 PS) der Serienversion erwähnt die Vorabmeldung nicht. Stattdessen passt Nissan die Motorsteuerung und das Pedalkennfeld so an, dass bei jeder Geschwindigkeit eine „sofortige Beschleunigung“ bereitsteht. Ein Body-Kit soll die Arodynamik verbessern, außerdem stimmen die Nismo-Ingenieure das Fahrwerk knackiger ab und verordnen dem Leaf eine spezielle Sportbereifung. Neuer Leaf in Europa bestellbarQuelle: NissanIn Europa müssen wir uns bis auf Weiteres mit dem regulären Leaf begnügen. Die Eckdaten sind bekannt: Die zweite Generation des kompakten Elektrikers kostet hierzulande ab 31.950 Euro und soll mit einem 40-kWh-Akku bis zu 378 Kilometer weit fahren. Die Auslieferungen starten in Deutschland im Januar 2018. Noch weiter fährt künftig die „E+“-Variante, die noch 2018 zur Verfügung stehen soll. Sie wird voraussichtlich über einen 60-kWh-Akku verfügen und soll mindestens 500 Kilometer weit kommen. Der E-Motor des Plus-Models soll 160 kW (220 PS) entwickeln. Die ersten Leaf werden wohl etwas mehr kosten als den Basispreis: Zuerst nimmt Nissan Bestellungen für die Vorverkaufsedition Leaf 2.Zero an. Die kostet 34.950 Euro oder 295 Euro im Monat und ist mit Nissans Assistenzprogramm-Paket Propilot ausgestattet, mit 360-Grad-Einparkhilfe, Wärmepumpe und einem Konnektivitätspaket. In der Rate enthalten ist eine 22-kW-Wallbox für dreiphasiges Laden. Von der weiterentwickelten Antriebstechnik im Leaf profitiert auch der elektrische Transporter Nissan e-NV200. Mit dem neuen 40-kWh-Speicher steigt die Reichweite des Modells auf 280 Kilometer. Nissan sieht in dem so aufgewerteten Kleintransporter die „perfekte Transportlösung im städtischen Lieferverkehr“. Die Bestelllisten öffnen Ende 2017, ab April 2018 will Nissan mit den Auslieferungen beginnen. "Ökosystem": Nissan will smarter werdenNissan ist, gemeinsam mit Allianzpartner Renault, bisher Marktführer bei der Elektromobilität. Auch, weil man mit dem Leaf (seit 2010) sehr früh dran war. Soll dieser Vorsprung erhalten bleiben, werden mehr Reichweite und mehr Design künftig nicht mehr reichen. Deshalb will Nissan E-Mobilität künftig komplett aus einer Hand anbieten – ähnlich wie Tesla. Quelle: Nissan Dazu gehört der Aufbau von weiteren 1.000 Ladestationen allein in Europa sowie ein neuer Energiespeicher für Haushalte. Der soll zusammen mit dem Elektroauto eine smarte Energienutzung ermöglichen. Denn der neue Leaf kann Strom sowohl aufnehmen als auch abgeben. "Bidirektionales Laden" heißt das. Bis 2020 will Nissan rund 100.000 Energiespeicher in Europa verkaufen. Die elektro-mobile Zukunft wird bei Nissan also konkret und reicht über das Auto hinaus. Nissan fordert von der Wirtschaft mehr Öko-Lobbyismus: „Ich bin der festen Überzeugung, dass Unternehmen die Führung bei der Entwicklung einer nachhaltigen Zukunft übernehmen und politische Entscheidungsträger auffordern müssen, mehr zu tun,“ lässt sich Paul Willcox, Chairman Nissan Europe, zitieren. Man müsse der Öffentlichkeit einen Grund geben, an diese Zukunft zu glauben und sich darauf einzulassen. Damit hat Norwegen, wo Nissan den neuen Leaf erstmals in Europa zeigt, bereits Erfahrung: Herkömmliche Verbrenner sind dort über horrende Strafsteuern so teuer, dass Elektroautos sich rechnen. Die Stromer-Quote (inklusive Hybridantriebe) beträgt in dem Land 35 Prozent. |