Bei Hochdachkombis geht es nicht um Design und Trends, sondern um Nutzwert. Umso schöner, wenn sie bei Komfort und Sicherheit auf der Höhe sind. Wie Opels neuer Combo.
Rüsselsheim – Unser Ausflug im neuen Opel Combo beginnt mit einem ungelösten Konflikt. Die Designer des äußeren Erscheinungsbildes wünschten sich offenbar gerundete Fenster. Die Innenraumgestalter bevorzugten gerade Fensterkanten. Beide bekamen, was sie wollten. Folge: Von innen blickt man auf ein nacktes Kunststoffdreieck mit offenliegender Gummidichtung. Nicht schlimm, aber auch nicht wirklich schön. Generell ist er ein Pragmatiker, der neue Opel Combo, keiner für die feine Linie. Der am besten nutzbare Raum hat vier Ecken, sicher keine muskulösen SUV-Schultern und erst recht kein Coupé-Dach. Das lernen Designer im Grundstudium, und daran hat sich Opel beim neuen Hochdachkombi Combo gehalten. Der soll in der Pkw-Variante „Life“ ein praktischer Familientransporter und als Nutzfahrzeug „Cargo“ Handwerkers Liebling sein. Quelle: Opel Hochdachkombis sind schon lange als Familienauto beliebt. Bieten sie doch die Manövrierfähigkeit eines Kompakten, aber viel mehr Platz. Noch vor wenigen Jahren hoben Autotester allerdings den mahnenden Finger. Denn die Raumwunder waren nicht nur vom Nutzfahrzeug abgeleitet, sie boten in vielen Fällen auch die Sicherheitsausstattung eines Nutzfahrzeugs. Damit ist Schluss, ein moderner Hochdachkombi erfordert bei der Sicherheit keine Kompromisse mehr. Der neue Opel Combo bietet Gurtwarner und Airbags auf allen Plätzen und zeitgemäße Assistenten. Aufgebaut auf einer Pkw-BasisOpels französische Mutter PSA leitet die neue Hochdachkombi-Generation seiner drei Kernmarken von der Pkw-Plattform EMP2 ab. Das erlaubt Komfort wie im Pkw – und gleichzeitig eine Nutzlast wie im Nutzfahrzeug. Zwischen 600 und 1.000 Kilo darf der Combo zuladen, je nach Variante. Zwei Längen (4,40 Meter, 4,75 Meter) erlauben jeweils bis zu sieben Sitzplätze, in den „Langen“ passen bis zu 4,4 Kubikmeter Ladung hinein. Die hintere Sitzbank kommt 60:40 geteilt oder mit drei ausreichend breiten Einzelsitzen (357 Euro Aufpreis). In beiden Fällen bietet sie Platz für drei Kindersitze. Über genug Platz muss man sich im Opel Combo an keiner Stelle sorgen. Auch nicht über einen zu schmalen Fußraum vorn, obwohl die Mittelkonsole eher breit ausfällt. Darin bringt Opel ein Staufach unter, in dem mehrere große Wasserflaschen ohne Probleme verschwinden. Insgesamt bietet der Hochdachkombi je nach Innenausbau bis zu 28 Staufächer, in denen man Kleinkram auch schon mal verlieren kann. Trotz eher günstig-robuster Materialien wirkt der Combo innen wohnlich. Die Verarbeitung und Passgenauigkeit der Einbauten liegt auf hohem Niveau, die doppelten Böden unterm Dach vertragen zur Not auch daran baumelnde Kinder. Die Sitze sind bequem und vielfach verstellbar. Der Beifahrer suchte allerdings eine Weile nach der Längsverstellung. Sie befindet sich dort, wo man üblicherweise den Sitz in der Höhe verstellt. Quelle: Opel Ist das große Panoramadach an Bord, befindet sich darunter ein lichtdurchlässiges, LED-illuminiertes mittiges Ablagebord. Das sieht schick aus und eignet sich ideal für Pullis oder Jacken. Es kostet 1.090 Euro Aufpreis, in der Topausstattung Innovation gehört es zum Serienumfang. Zwei Basis-MotorenAlle PSA-Hochdachkombis fahren vorerst mit zwei Grundmotoren: Einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner (110 PS) oder einem 1,5-Liter-Diesel (76 PS, 102 PS, 130 PS). Je nach Motor gekoppelt an manuelle Fünfgang-Getriebe, Sechsgang-Getriebe oder eine neue Achtgang-Automatik. Wir fahren den vorerst einzigen Benziner sowie den stärksten Diesel mit Handschaltung. Beide Motoren haben mit dem 1,47 Tonnen schweren Fahrzeug keine echten Probleme, ermöglichen ihm aber natürlich keine dynamischen Wunder. Schwer, sanft und gewichtig rollt der Combo dahin. Im engen Stadtverkehr fährt er sich trotzdem erstaunlich flink und wendig. Die Lenkung ist leichtgängig und direkt abgestimmt, die Getriebeabstufung sehr gut gelungen. Bei höheren Geschwindigkeiten wird es etwas laut im Opel Combo: Der hohe Kasten steht eben reichlich aufrecht im Wind. Vor allem der Diesel addiert dazu ein deutlich vernehmbares Motorgeräusch, der Benziner arbeitet kultivierter und zurückhaltender. Den Diesel fuhren wir im Rüsselsheimer Umland mit rund 5,5 l/100 km, der Benziner brauchte rund zwei Liter mehr. Das Fahrwerk federt auch bei nicht beladenem Fahrzeug sanft und bügelt schadhaften Straßenbelag gut weg. Dabei bleibt der Combo stets gut stets beherrschbar und in Kurven lange neutral und stabil. Daran ändert sich auch bei erhöhter Ladung kaum etwas. Trotz des hohen Aufbaus neigt er kaum zum Wanken, aber durchaus zu einer erhöhten Windanfälligkeit. Viel Assistenztechnik im neuen ComboQuelle: Opel Fahren wie im Pkw, das gilt auch für Fahrassistenz und Konnektivität. Ein Radio mit Smartphone-Anbindung via Apple Carplay oder Android Auto kostet in der Basis 400 Euro Aufpreis, darüber ist es serienmäßig. Ebenfalls 400 Euro verlangt Opel für das Navi, in der Basis ist es nicht lieferbar. Für weitere 150 Euro lädt das Handy kabellos. Serienmäßig stecken Notbremsassistent, Spurhalte-Assistent, Berganfahr-Assistent und ein Tempomat mit Übernahme erkannter Höchstgeschwindigkeiten im Auto. Eindruck beim Heranfahren an einen Ampelstau: Der Bremsassistent warnt zuverlässig, aber im Ernstfall etwas zurückhaltend. Bei der Parkassistenz bietet Opel vom einfachen Parkpiepser (250 Euro) und eine 180-Grad-Rückfahrkamera (250 Euro) bis zum automatischen Assistenten (1.840 Euro im Paket) einige Optionen an. Die Rückfahrkamera ist in jedem Fall empfehlenswert, trotz der guten Übersicht des viereckigen Hecks. Zum Totwinkel-Assistenzpaket gehört außerdem ein Flankenschutz, der über Sensoren seitliche Hindernisse erfasst. Ein weiterer, vor allem für den Cargo-Combo interessanter Assistent zieht 2019 in die Preisliste ein: Über eine LED-Anzeige informiert das Fahrzeug dann, ob die maximale Zuladung eingehalten wurde. Die Traktionskontrolle für Schlechtwege namens Intelli-Grip kostet 480 Euro Aufpreis. Damit lässt sich zum Beispiel das ESP deaktivieren. Fairer Deal für die FamilieKleiner Wermutstropfen der vielen digitalen Möglichkeiten: In der Basisversion Selection ist das meiste davon nicht lieferbar. Sogar für eine Klimaanlage verlangt Opel hier 1.000 Euro Aufpreis. Für Privatkunden wird der Opel Combo damit eigentlich erst ab der „Edition“-Ausstattung interessant (ab 23.450 Euro). Dann ist auch eine Variante mit langem Radstand lieferbar (ab 24.900 Euro). Quelle: Opel Auf den europaweit erfolgreichsten Hochdachkombi, den Caddy von Volkswagen Nutzfahrzeuge, blickt man in Rüsselsheim selbstbewusst. Der VW startet als Pkw mit 102 PS bei 20.533 Euro, bietet in der Basis aber nicht einmal elektrische Fensterheber - und basiert technisch auf dem Caddy von 2003. Umfangreiche Facelifts hielten ihn im Spiel. Für seine hohe Zuladung benötigt der Caddy bis heute eine wenig komfortable Starrachse, anders als der neue Combo. Ein weiterer wichtiger Konkurrent, der Renault Kangoo, befindet sich in seinem zehnten Modelljahr. Mit dem frischen Combo und seinen Schwestermodellen Peugeot Rifter und Citroën Berlingo rechnet sich PSA also einiges aus. Während beim Berlingo die Auslieferungen begonnen haben, startet der Opel Combo erst Ende September in den Markt. Die Nutzfahrzeug-Variante steht ab dem 15. November 2018 beim Händler. Das spiegelt innerhalb des Konzerns reale Kräfteverhältnisse wider: Europaweit hält PSA mit den Marken Peugeot, Citroën und Opel 29 Prozent des Segments. Dazu leistet Opel aber nur einen kleinen Beitrag – und das fast ausschließlich mit Nutzfahrzeug-Versionen des bisherigen, vom Fiat Doblo abgeleiteten Combo. Es ist also viel Luft nach oben für den Rüsselsheimer. Opel Combo Life: Technische DatenDer vorerst einzige Benziner
Der starke Diesel
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