Leicht und stark genug: Der Up GTI soll heute das sein, was einst der Golf GTI war. Sagt VW. Wichtiger ist, was die Stoppuhr sagt. Rundenzeiten-Duell mit dem Golf II GTI.
Most – An der Rennstreckeneinfahrt legt der VW UP GTI seinen Sensationsfaktor ab. Draußen, in der tempolimitierten Welt fallen tiefe Schürzen und große Räder am kleinsten VW auf. Dort zählt der Up mit 115 PS zu den aufregendsten Kleinstwagen am Markt. Beim Trackday in Most (CZ) kümmert das keinen. Hier bleiben Vertretern des Segments nur Statistenrollen. Der GT3-Boxencrew, die zu einem eintreffenden Up-Zwilling Skoda Citigo eilt, geht es nicht ums Auto. Bloß um die damit gelieferten Pizzen. Willkommen am unteren Ende der Nahrungskette. VW Up GTI auf der Rennstrecke in Most Die enge Links-Rechts-Kombination stellt ein Auto mit 2,41 Metern Radstand vor kein Problem. Wir bauen den rauen äußeren Curb in die Linie mit ein – die serienmäßigen EfficientGrip-Performance-Reifen von Goodyear werden den Tag nicht überleben. Sie treten die Heimreise im Fond an. Bei umgelegter Rückbank (959 Liter Volumen) passen die Sommerpneus der Dimension 195/40/17 mit etwas Schichtarbeit in den Gepäckraum. Auf einem Ikea-Parkplatz hat der 3,6 Meter kurze und 1,645 Meter schmale Up nur etwas zu suchen, wenn dort sonntags ein Club-Slalom steigt. Oder nur Kleinigkeiten transportiert werden müssen. Der Schleuderschutz ESP bleibt im Up GTI immer anNach einer langen Linkskurve tauchen wir ein in den selektivsten Teil der Strecke. In der schnellen Kombination wirkt der Up plötzlich wie ein stadtbekannter Raufbold im professionellen Boxring: Längst nicht mehr so hart, wie er sich auf der Straße immer gab. Nicken beim Verzögern, leichte Rollbewegungen am Eingang schneller Kurven. Trotzdem lässt sich der Up präzise durch die Wechselkurven scheuchen. Im Bereich um die Mittelstellung wirkt die Lenkung jedoch schwammig. Am Kurvenausgang offensiv aufs Gas, um dem System die Ernsthaftigkeit der Absicht zu offenbaren. Gleichzeitig nicht zu plump reinlatschen, um die Antriebs-Schlupfregelung vom Eingriff abzuhalten. Und ruhig lenken, dann sehen die elektronischen Helfer vieles entspannter. Korrigiert man nicht allzu panisch, toleriert das System sogar leichte Heckausbrüche. Die erleben wir im Up erst, als die geschundenen Vorderräder nach ein paar Turns mit den hinteren Pneus die Plätze tauschen. Mit gleichgutem Material an beiden Achsen verhält sich der kleinste GTI neutral bis dezent untersteuernd. VW Up vs. Golf II GTI Motor: Drei gewinnt Auf der Rennstrecke greifen wir knapp vor dem Drehzahlbegrenzer zum Schalthebel, bei rund 6.400 Umdrehungen. Damit passt der Anschluss im nächsten Gang. Die Schaltwege des alternativlosen Sechsgang-Getriebes dürften bei einem Sportmodell gerne kürzer sein, die Gassen exakter definiert. Smartphone müsste man sein. Den Sitzen fehlt hingegen Seitenhalt Ein Smartphone müsste man sein. Für das bietet der Up eine der besten und simpelsten Halterungen überhaupt. Die zugehörige App für den Up (maps and more) kommt mit einer Laptimer-Funktion. Ist das Handy per Bluetooth verbunden, kann per Tastendruck am Lenkrad oder Infotainmentsystem die Zeit gestoppt werden. Wir messen per Handy, nutzen jedoch die selbstständig per GPS-Signal auslösende App Race Chrono. So wie damals im Golf II, sogar auf dem gleichen Gerät. Up gegen Golf: Ähnliche Rundenzeiten, ähnlicher Preis Der kleine Spoiler am Heck, die Karo-Bezüge im Innenraum und die 17-Zoll-Sommerräder sind beim GTI serienmäßig. Bei unserem Testmodell kamen die zweifarbige Lackierung (170 Euro), das Radio mit Dock-Funktion für das Smartphone (170 Euro) sowie Parksensoren hinten (300 Euro) hinzu. Für die fünftürige Variante würde VW weitere 480 Euro veranschlagen. Die Konkurrenz im Feld sportlicher Kleinstwagen? Mit ähnlichen Leistungsdaten die Heckantriebs-Zwillinge Renault Twingo GT (ab 15.690 Euro) und Smart Forfour Brabus (ab 21.225 Euro). Außerdem der 140 PS starke Abarth 595 (ab 18.490 Euro) sowie demnächst der größere Suzuki Swift Sport mit 140 PS. Fazit: Das hätte klappen könnenWir lassen den Up bis an die äußerste Kante des breiten Curbs nach außen streben, es geht mit möglichst viel Schwung Richtung Finish. Auf der Anzeige laufen die Sekunden: zehn, elf, zwölf – Zielstrich. Die 2:12,53 sollte unsere beste Rundenzeit an diesem Tag werden. Rund eine halbe Sekunde hinter der eigenen Bestmarke mit dem Golf II GTI. Ein schönes Resultat für den Traditionalisten in uns: Der Klassiker hatte es eben drauf. Andererseits sind es im Kern nicht Bestmarken (oder Wörthersee-Sticker), die ein GTI-Modell ausmachen. Sondern ihr Potenzial, größere und teurere Sportler zu ärgern. Zumindest zu verblüffen. Was unser Video nicht zeigt: Auf der schnellsten Runde tauchte ein M3 ganz klein im Spiegel auf, kam natürlich näher. Nur - wie der Bayern-Treter später lachend erzählte - holte er auf den Up eben lange nicht so mühelos auf, wie das "bei einem so kleinen Wagerl" zu erwarten war. Könnte sich vor mehr als drei Jahrzehnten zwischen VW Golf II GTI und BMW E30 M3 genauso abgespielt haben, wenngleich die Leistungsdifferenz ordentlich zunahm. Willkommen im GTI-Portfolio, Up. Vergleich verloren, Test bestanden. Video: Eine schnelle Runde im VW Up GTI
Technische Daten VW Up GTI
***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |
