Nach den großen Benzinern bekommt die G-Klasse von Mercedes wieder einen Diesel. Natürlich mit sechs Zylindern. Macht Sinn in Daimlers Riesenwürfel. So fährt der G350d.
Hochgurgl – In eine G-Klasse gehört einfach ein Diesel. Das war schon in der Bundeswehrzeit der Militärversion Wolf (Typ 460, 461) so, in der zivilen Ausführung mit den Nummern W460 und W463 und das bleibt auch beim neuen Modell so. Bisher bot Mercedes vom neuen Modell (W 463) nur den G500 mit 422 PS (107.040 Euro) und die noch stärkere AMG-Version G63 mit 585 PS für 148.434 Euro an. Beides Motoren, die weltweit gesehen großen Absatz finden. Quelle: Daimler Doch als Arbeitsgerät eignet sich besser ein Diesel. Mit dem neuen Reihensechszylinder OM656, der schon in der E-Klasse, S-Klasse und dem CLS steckt, sinkt der Verbrauch des G deutlich. Im Schnitt soll der G 350 d 9,6 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen, deutlich weniger als der G500 (11,5 l/100 km) und der AMG G 63 (13,1 l/100 km). Dank variabler Ventilsteuerung und zweistufigen Abgasturbolader reagiert der Diesel flink auf Gaspedalbefehle, baut sein Drehmoment schnell auf und schiebt den immerhin 2,45 Tonnen schweren Geländewagen sofort nach vorn. Doch der Verbrauch ist nicht alles. Vor allem ist der Motor Euro-6d-temp-sauber. Der Sechszylinder arbeitet angenehm und leise, stellt 600 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung und passt zum G wie die Bergstiefel zum Wanderer. 286 PS leistet das Triebwerk. Gut für einen Spurt aus dem Stand auf 100 km/h in 7,4 Sekunden und 199 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dabei pfeifen die Turbos nur dezent im Hintergrund. Ein leichtes Brummen wie bei einem großvolumigen Schiffsdiesel geht angenehm durchs Auto. Die Kraft ist bei jeder Drehzahl zu spüren. Schon ab 1.200 Touren liegt das maximale Drehmoment von 600 Nm an und hält bis 3.200 Touren. Neun Gänge für ein HallelujaFrisch in den G zieht auch die Mercedes-Neungang-Automatik ein. Sie schaltet schnell, präzise und ist kaum zu spüren – ganz gleich ob auf zügig gefahrenen Serpentinen-Etappen, dem Autobahn-Beschleunigungsstreifen oder auf einem kleinen Feldweg. Wegen der großen Spreizung liegen bei 140 km/h gerade einmal knapp 2.000 Touren an. Das minimiert den Verbrauch und die Geräuschkulisse. Quelle: Daimler Auch an dem Verteilergetriebe feilten die Ingenieure. Die Neuentwicklung schaufelt bis zu 40 Prozent der Kraft auf die Vorderachse und bis zu 60 Prozent auf die Hinterachse. Dadurch fährt sich der Allrader heckbetont und drückt bei Vollgas in der Kurve kurz das Heck ein, bevor er nach vorne stürmt. Doch nicht nur auf der Straße fährt der G jetzt besser und komfortabler als sein Vorgänger. Auch im Gelände kommt er (noch) besser zurecht. Eine geänderte Geländeuntersetzung erhöht die Drehmomente an den Rädern, der G baggert sich spielend durch Schlamm und Morast. Die Steigfähigkeit liegt bei 100 Prozent, was 45 Grad bedeutet. Flüsse kann der G bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern durchfahren. Selbst Schräglagen von 35 Grad und Rampenwinkel von 25,7 Grad lassen den G kalt. Passend fürs Gelände, aber auch für die Straße ändert der Fahrmodus-Schalter den Charakter des Geländewagens. Je nach gewählter Option arbeiten fünf verschiedene Programme im Benz. Sie ändern auf Knopfdruck das Ansprechverhalten von Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung. Im Eco-Modus spart die Segelfunktion zusätzlich Kraftstoff ein. In Sport drehen die Gänge höher aus, wird die Lenkung steifer, das Fahrwerk härter und die Gänge schalten schneller. Mit dem Fahrverhalten eines Pkw kann der G350d wie seine Benziner jedoch nicht mithalten. Im Komfortmodus federt der Benz eher weich und schwingend ab, neigt sich in engen Kurven stark zur Seite. AusstattungDer Selbstzünder unter der Haube macht den G 350d nicht zum bescheidenen Fahrzeug. Fahrer und Beifahrer sitzen mit deutlich mehr Platz auf den vorderen Sitzen, die Türen schlagen wie eh und je mit einem ordentlich lautem Schnapp zu – allerdings nur mit viel Schwung. Wie bei den Benzinern sind die Materialien hochwertig, edel und fein – zu fein und zu edel für ein Arbeitsgerät. Ledersitze, offenporiges Holz und mit Leder bezogenes Armaturenbrett sehen toll aus, haben im Wald aber nichts zu suchen. Den meisten Kunden wird das gleichgültig sein, da sie mit dem G nur auf Asphalt unterwegs sind. Quelle: Daimler Sie freuen sich mehr über die Assistenzsysteme und das Cockpit. Der Abstandstempomat zum Fahrassistenz-Paket für 1.600 Euro. Außerdem gibt es noch Hilfen für den toten Winkel, Verkehrszeichen-Erkennung und Notbremsmanöver, wenn Fußgänger und Fahrradfahrer zu spontan vor einem G die Straße überqueren. Die runden Scheinwerfer leuchten nun serienmäßig mit LED. Mit dem großen Display werden zwar alle Infos klar und deutlich angezeigt, die Darstellung lässt sich wie bei anderen Mercedes-Modellen verändern. Aber so richtig passt der digitale Kram in die G-Klasse nicht. Analoge Instrumente sind die bessere Wahl und auch serienmäßig. Für das optionale Widescreen-Cockpit mit zwei 12,3 Zoll großen Displays unter einem gemeinsamen Deckglas zahlen Kunden 1.011 Euro. Was vom Vorgänger bleibt, ist der immer noch beengte Innenraum, der kleine Kofferraum, der hohe Verbrauch und der noch höhere Preis. Verbrennt ein G500 in der Realität gut 15 Liter auf 100 Kilometer, sind es beim G350d im Schnitt knapp 12 Liter. Dafür kostet der Diesel aber mit etwa 92.000 Euro immerhin 15.000 Euro weniger als der G500. Wenn das kein Angebot ist. Mercedes G350d - Technische Daten
Quelle: Fabian Hoberg |