Unsere Dauertester wollen wir nicht allein testen, sondern mit Euch: MOTOR-TALKer Ralf war zwei Wochen lang mit unserem Kia Sportage unterwegs. Hier ist sein Test.
Quelle: Ralf Hinze für mobile.de Berlin – Meine Begegnung mit dem Kia Sportage ist mein erster echter Kontakt mit einem SUV. Damit bin ich ganz schön spät dran: 2017 führten SUV und Geländewagen erstmals die Zulassungsstatistik in Deutschland an. Besonders SUV sind offenbar beliebt, weil sie sich wie Limousinen anfühlen, nicht wie kernige Offroader. Der Kia Sportage ist ein typisches SUV. Die hohe Sitzposition sorgt für eine gute Übersicht. Man fühlt sich sicher. Platzangebot und Zuladung erlauben den Transport sperriger und schwerer Gegenstände oder bequemes Reisen mit der Familie. Allrad und Bodenfreiheit ermöglichen Vorwärtskommen und Traktion auch bei schwierigen Straßenverhältnissen. Gewicht, Schwerpunkt, Straßenlage und Verbrauch sind allerdings schlechter als bei Limousinen oder Kombis. Kia Sportage: Der Dauertester als TransporterQuelle: Ralf Hinze für mobile.de Platz bietet der Sportage mehr als genug. Auf einer längeren Tour fanden lange Metallstangen, ein Baumarktschweißgerät, Werkzeug und ein altes französisches Verkehrsschild Platz. Praktisch: Die geteilt umklappbare Rückbank lässt trotz all der Ladung genug Platz für zwei Mitfahrer hinten. Je nach Stellung der Lehne gibt es mehr Raum für Gepäck oder Komfort für die Passagiere. Passend für die kalte Jahreszeit befindet sich hinten eine Sitzheizung. Auf den Rücksitzen wandert der Blick nahezu automatisch nach oben auf das Panoramadach. Dadurch gewinnt das Raumgefühl. Es rundet die empfundene Größe nach oben ab – obwohl es natürlich nicht mehr Platz bietet. Trotzdem bietet es eine neue Sicht auf die Lichter der Stadt, den Sternenhimmel oder die auf dem Dach verlaufenden Regentropfen. Fahrer und Beifahrer schauen selten nach oben. Und sie wünschen sich manchmal mehr Verstellraum nach unten. Nicht, weil es oben eng wird, sondern um einfach tiefer zu sitzen. Besonders für große Menschen wäre das bequemer. Dennoch sind die Sitze sehr angenehm und gut konturiert, das Leder gut verarbeitet. Verarbeitung und Haptik stimmen im Innenraum des Sportage. Die verwendeten Materialien wirken hochwertig und überzeugen mit angenehmer Haptik. Nur die zum Teil kratzempfindlichen Lackoberflächen der „GT Line“ sollten beim Beladen vorsichtig behandelt werden. Das Infotainment des Testwagens lässt sich gut bedienen. Das Navi rechnet schnell, die Verkehrszeichenerkennung funktioniert zuverlässig, das Telefon ist einfach zu verbinden und die JBL-Lautsprecher machen guten Sound. Als extrem nützlich hat sich die induktive Ladeschale entpuppt. Kabel für das Handy sind im Kia völlig überflüssig, alle Verbindungen zum Auto laufen kabellos – wenn das Telefon das unterstützt. Ein Allradantrieb, der nur ein bisschen Gelände magEbenso nützlich ist der Allradantrieb des Kia. Das merke ich nach einem Dauerregen auf einer aufgeweichten, hügeligen Wiese. Mit Frontantrieb wäre es hier sehr rutschig geworden. Ein kurzer Tastendruck in der Mittelkonsole schaltet den Allradantrieb bei Geschwindigkeiten bis 40 km/h dauerhaft zu. Ist die Taste nicht gedrückt, regelt die Elektronik die Verteilung der Antriebskräfte auf alle vier Räder, sollten die Vorderräder an die Grenzen ihrer Traktion kommen. Im Handbuch des Sportage weist Kia daraufhin, dass er kein Wagen für schweres Gelände ist. Wörtlich steht dort:
Quelle: mobile.de Der Allradantrieb hilft, wenn zusätzliche Traktion auf der Straße benötigt wird. Zum Beispiel beim Fahren auf rutschigen, schlammigen, nassen oder schneebedeckten Straßen. Diese Fahrzeuge sind nicht für echten Geländeeinsatz vorgesehen. Eine gelegentliche Fahrt abseits der Straßen ist möglich, beispielsweise auf unbefestigten Pisten und Feldwegen. Dass der Sportage nicht für den echten Geländeeinsatz vorgesehen ist, zeigt die Bergabfahrhilfe. Diese brachte den Kia auf der Wiese mehr ins Rutschen, als den schweren Wagen gefühlvoll einzubremsen. Bei echten Geländewagen gelingt diese Abstimmung feinfühliger.
Ein Spurhalteassisten ersetzt das Knie am VolantNeben der Bergabfahrhilfe sind weitere elektronische Assistenten im Kia verbaut. Überrascht hat mich am Anfang der Eingriff des Spurhalteassistenten. Wenn man es nicht gewöhnt ist, fühlt es sich wie Seitenwind an. Seine Stärken spielt das System auf freien Autobahnen aus. Wer zur Wasserflasche greift, für den übernimmt die Elektronik die Lenkkorrekturen. Eine verkrampfte Pose mit der Kniescheibe am Lenkrad ist also nicht mehr nötig, ein paar Sekunden lang geht es ohne Hand am Lenkrad. Gut: Bei höheren Geschwindigkeiten, die die volle Aufmerksamkeit beanspruchen, schaltet sich das System automatisch ab. In dichtem Verkehr und auf kurvigen, engen Landstraßen ist die Unterstützung durch den Assistenten per Tastendruck schnell abzuschalten. Für meinen Geschmack kommt das System in dieser Situation anderen Fahrzeugen zu nahe und pendelt zwischen den Markierungen hin und her. Es ist eben kein autonomes Lenken, sondern ein Unterstützungssystem zum Halten der Spur. Der Einparkassistent schont die FelgenQuelle: mobile.de Einfach zu bedienen und zu verstehen ist beim Kia der Einparkassistent. System aktivieren, die Seite und Parkposition im Menü aussuchen, langsam an den geparkten Autos vorbeifahren und warten, bis eine passende Lücke gefunden ist. Das System meldet diese dem Fahrer und teilt mit, was zu tun ist. In Kombination mit der Automatik ist das sehr bequem. Der Fahrer bedient lediglich Bremse und Wählhebel. Der Kia parkt aber nicht immer ganz perfekt. Der Abstand zum Bordstein ist zu groß, wenn der Vordermann nicht ideal steht. Nach dem Einparken hinter einem Lkw stand der Sportage zu weit links. Das schont die Felgen, kostet aber Platz beim Aussteigen. 1.800 flotte Kilometer im Kia SportageSeine Langstreckenqualitäten bewies der Sportage schon auf anderen Testfahrten. In meinen Testzeitraum fielen zwei lange Fahrten quer durch Deutschland. Insgesamt waren es 1.800 Kilometer mit 95 Prozent Autobahnanteil an zwei Tagen. Mit 185 PS, 400 Newtonmeter Drehmoment und einer entspannten Sechsgang-Wandlerautomatik fährt er zügig und entspannt. Je nach Fahrweise schwankte der Verbrauch zwischen 7,7 und 9 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Innen bleibt es leise, Passagiere unterhalten sich auf Zimmerlautstärke. Trotz des kräftigen Motors kann das SUV sein Gewicht und den hohen Aufbau nicht verstecken. Beim Beschleunigen fühlt er sich träge an. Die Automatik schaltet schnell zurück. Ebenso offenbaren schnelle Kurven Aufbau und Gewicht und damit die Schwächen des SUV-Konzepts. Ein allgemeines Problem, kein spezielles beim Kia. Der Sportage hat in vielen Punkten überzeugt. Er glänzt mit Platzangebot, Komfort, Infotainment, Assistenz und Allrad. All das macht er gut, er sticht aber in keiner Disziplin besonders hervor. Er ist ein Allround-Werkzeug und kein Spezialist. Eben ein typisches SUV. ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. Kia Sportage 2.0 CRDi 185 GT-Line: Technische Daten
|