Mit dem Insignia A schickte Opel den Vectra in Rente. Käufer eines gebrauchten Opel Insignia A sollten einige Punkte beachten. Es gibt einige Mängel.
Berlin – Opel und seine Kunstnamen. Schon als der Vectra A 1988 den Ascona ablöste, schüttelte die Opel-Gemeinschaft nur ungläubig die Köpfe. 20 Jahre später das gleiche Spiel: Aus dem inzwischen bekannten Namen Vectra wurde der Insignia. Der wird seit gut zehn Jahren gebaut. Zeit, sich den Gebrauchtwagenmarkt näher anzuschauen. Im Vergleich zum Vorgänger konnte der Insignia bei der Größe kaum überzeugen. Opel wollte seine Mittelklasse schicker machen, das machte sie innen kleiner und außen unübersichtlicher. Fenster und Kofferraum gerieten beim statt Caravan nun Sports Tourer genannten Kombi knapp. Für viele praktisch veranlagte Opel-Fahrer eine seltsame Entscheidung des Herstellers. Dafür sieht die Mittelklasse nach zehn Jahren noch modern aus. Quelle: Opel Auch bei der Zuverlässigkeit und den Motoren können die ersten Fahrzeuge ab 2008 nicht wirklich glänzen. Vielleicht liegt es an der Qualität, bestimmt aber auch an der Pflege einiger Besitzer. Mit dem Opel schrubbten Familienväter und/oder Vertreter gerne Kilometer. Ging das Auto nicht planmäßig in die Wartung oder wurden Reparaturen auf die lange Bank geschoben, rächt sich der Opel mit Defekten und Ausfällen. Etwa 8.000 Insignia-A-Fahrzeuge finden sich bei mobile.de, davon besitzen etwa 5.600 ein ausgefülltes Scheckheft. 3.800 von diesen haben eine HU-Plakette, die noch mindestens 12 Monate gültig ist. Die guten Fahrzeuge gilt es herauszupicken. Es gibt viel kleine Macken am Insignia, einen guten Überblick gibt das Insigina-A-Forum auf MOTOR-TALK und die FAQs im Forum. Einige MOTOR-TALKer haben in den Motor-Tests ihre Erfahrung mit dem Opel beschrieben. Historie | Modellwechsel | RückrufeFür Opel markierte der Insignia 2008 einen Neuanfang nach dem Vectra. Nicht nur der Name war neu, die Mittelklasse sah auch ganz anders aus als der Vectra C. Moderner und schicker. Die Abmessungen legten zu, leider aber nicht der Kofferraum beim Kombi. Auch bei der Qualität entpuppten sich Insignia aus den ersten Jahren als nicht völlig überzeugend. Wegen mehrerer Rückrufe musste der Opel außerplanmäßig in die Werkstatt fahren. Bei Fahrzeugen mit dem 2.0-CDTI-Dieselmotor kann ein Softwarefehler im Steuergerät zu Leistungsabfall und Motorschäden führen. Beim schwächeren 2.0 CDT-Motor führen Softwarefehler unter Umständen zur Überhitzung des Partikelfilters. Ein verstopfter Entlüftungsschlauch am Hinterachs-Ausgleichsgetriebe zwang Allradversionen (auch OPC) in die Werkstatt. Laut ADAC müssten diese Rückrufaktionen bereits abgeschlossen sein. Bei Nach-Facelift-Modellen (gebaut zwischen 9/13 und 02/17) kann bei Fahrzeugen der Baujahre 2016 und 2017 das Zündgemisch in den Airbags fehlerhaft sein. Fahrzeuge des Modelljahres 2016 fallen durch fehlerhaft angezogene Spurstangenköpfe an den Achsschenkeln auf. Die hochgelegte Country-Tourer-Variante der Baujahre 2013 bis 2016 musste im Rahmen des Diesel-Skandals zu einem Update der NOx-Abgasnachbehandlung. Beim Sports Tourer genannten Kombi mit elektrischer Heckklappe und Glasdach (06/2008 bis 08/2011) entsteht durch Wassereintritt Kurzschlussgefahr. Wer sich ein Fahrzeug aus diesen Jahrgängen anschaut, sollte deshalb darauf achten, dass die Rückrufaktionen durchgeführt wurden. Quelle: Opel Im September 2013 erhielt der Insignia ein Facelift, zu erkennen an geänderten Frontscheinwerfern mit LED-Leisten, Stoßfängern und einer breiten Chromspange am Heck. Im Innenraum räumte Opel mit dem kleinteiligen Bediensystem auf, zusätzlich bekam der Insignia ein größeres Display, ein neues Lenkrad und optional eine halb-digitale Tachoeinheit. Kamen bisher nur leicht geänderte Motoren des Vectra zum Einsatz, ersetzte Opel jetzt einige Triebwerke durch neue. Darunter zwei 1,6-Liter-Turbo-Benzin-Direkteinspritzer mit 125 kW/170 PS und 184 kW/250 PS. Auch der 2.0 CDTI mit 143 kW/195 PS ist seitdem neu im Programm. Bei den zwei schwächsten Dieseln hob Opel die Leistung um jeweils 10 PS auf nun 120 PS und 140 PS an. KarosserieZur Insignia-Modellfamilie zählen eine viertürige Limousine, die fünftürige Fließheckvariante, der ab 2009 Sports Tourer genannte Kombi und ein höher gelegter Kombi namens Country Tourer. Knapp 80 Prozent der Kunden griffen zum Kombi, die wenigsten zur viertürigen Limousine. Der 4,99 Meter lange Kombi sieht nicht nur modern aus, er ist auch praktisch. In den Kofferraum passen 560 bis 1.530 Liter. Die Limousine fasst zwischen 490 bis 1.450 Liter. Eine niedrige Ladekante, die elektrisch öffnende Heckklappe und die asymmetrisch teilbare Rücksitzbank erleichtern das Beladen. Der Aufpreis zur Limousine betrug damals rund 1.100 Euro, auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind die Kombis heute ebenfalls beliebter. 2013 schob Opel eine höhergelegte Variante mit seitlicher Kunststoffbeplankung, verbreiterten Kotflügeln und Unterfahrschutz nach. Im Gegensatz zum normalen Kombi gab es den Country Tourer nur mit zwei Benzinern (170 PS und 250 PS) und zwei Dieseln (163 PS, dann 170 PS und 195 PS). Allrad zählt beim starken Benziner und den beiden Dieseln zur Serie. Keine eigene Karosserievariante, aber ein Derivat sind die seit 2009 verkauften OPC-Ableger. Die Modelle setzen auf Sportfahrwerk mit tiefergelegter Karosserie und rundum Spoilerwerk. Sie wurden von einem 2,8-Liter-V6-Turbomotor mit 239 kW/325 PS befeuert. Auf den vorderen Sitzplätzen bietet der Insignia ausreichend Platz, auch im Fond können sich zumindest Kinder und Jugendliche nicht beschweren. Bei großen Erwachsenen kann eine längere Fahrt indes unangenehm werden. Aauch der Einstieg fällt durch das leicht nach hinten abfallende Dach nicht einfach. Praktisch bei allen: die vielen Ablagen für Kleinkram. Praktisch beim Kombi: seine ebene Ladefläche. Rost scheint beim Insignia durchaus ein Problem zu sein. Beim Auto eines MOTOR-TALKers knabberte der Rost an den Türen. „Hauptsächlich ist die rechte Seite betroffen, die Lackunterwanderung an der völlig unbelasteten schrägen Kante offenbart eine schlechte Qualität“, schreibt er. Probleme bereitet dem schicken Opel auch die Elektrik; bei Komfortbauteilen, aber auch bei der elektronischen Parkbremse und ausfahrbaren Anhängerkupplung. MOTOR-TALKer raten zu einem Modell nach 2011, weil ab diesem Zeitpunkt die meisten Kinderkrankheiten als beseitigt gelten. Motor | GetriebeQuelle: Opel Opel bot im Insignia eine Vielzahl Motoren an: Meist Vierzylinder, aber auch einen V6. Die Leistung reichte bei den insgesamt zehn angebotenen Benzinern von 115 PS bis 325 PS beim OPC. Bei den Dieseln verkaufte Opel sogar elf verschiedene Varianten, die Leistung reicht von 110 PS bis 195 PS. Eine größere Motorenauswahl findet kaum irgendwo. Generell empfehlen die MOTOR-TALKer stärkere Motoren, meist die drehmomentstarken und sparsamen Diesel. Denn der Insignia ist kein Leichtgewicht. In der Basisausstattung und mit dem kleinsten Motor wiegt er fast 1,5 Tonnen. Das wussten auch die Neukäufer: Rund zwei Drittel entschieden sich für einen Diesel. Dementsprechend groß ist das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Die 2,0-Liter-Diesel gibt es mit 110, 130, 160 und 195 PS. Das Problem: Sie erreichen bis auf den 2.0 CDTI Ecoflex ab 2015 nur Euro 5. Wer in Innenstädten mit drohenden Fahrverboten wohnt, wird um diese Motoren einen Bogen machen. Alle anderen machen jetzt Schnäppchen. Aber auch auf die Diesel mit Euro 6 wartet ein Abgas-Rückruf. Bei den Benzinern mühen sich der 1.6 (115 PS) und 1.8 (140 PS) mit dem Insignia ab, der 1.4 Turbo mit ebenfalls 140 PS kommt dank seiner 200 Nm Drehmoment ab 1.850 Touren besser zurecht. Souveräner fahren die 1,6-Liter-Turbo-Benziner mit Anfangs 180 PS und ab Juni 2013 mit 170 PS sowie die 2,0-Liter-Turbo-Benziner mit 220 und 250 PS. Doch die Motoren laufen nicht ganz sorgenfrei. Der 1.6 T neigt zum Ruckeln, das meist durch ein Software-Update behoben werden kann. Wenn das nicht hilft, kann das Abgasrückführungs-Ventil (AGR-Ventil) klemmen. Das Problemgetriebe im großen Opel heißt „Manuelles Getriebe für maximal 320 Newtonmeter“, kurz „M32“. Bei dem Sechsgang-Getriebe können Schäden auftauchen, weil bei der Produktion die zulässigen Toleranzen nicht eingehalten wurden. Ein Surren im fünften und sechsten Gang kündigt einen Lagerschaden an. Es gibt Unternehmen, die sich auf eine Reparatur spezialisiert haben. Besser ist es, sich ein anderes Auto zu suchen. „Ab Baujahr 2014 sollten die Probleme besser im Griff sein. Um allerdings komplett save zu sein, macht es durchaus Sinn einen Bogen um dieses Getriebe zu machen“, schreibt ein MOTOR-TALKer. FahrwerkLaut TÜV-Report bemängeln die Prüfingenieure häufig Federn und Dämpfer – und zwar schon bei der ersten Hauptuntersuchung. Auch die Bremsscheiben verschleißen oder vergammeln schnell. Bei der Funktion von Fuß- und Handbremse haben sie wenig zu kritisieren. Dafür aber beim Blick unter das Fahrzeug. Der Insignia neigt zur Inkontinenz, verliert häufig Öl an Motor und Getriebe. Bei Achsaufhängungen, Lenkung und Beleuchtung haben die Prüfer weniger als bei vergleichbaren Autos zu bemängeln. Interessierte sollten deshalb das Auto auf eine Hebebühne stellen oder den Unterboden auf Ölspuren kontrollieren. Einige MOTOR-TALKer stören Fahrwerksgeräusche vor allem bei dem adaptiven Flexride-Fahrwerk, das es als Option oder Serie beim OPC und 2.0 BiTurbo CDTI gab. „Bei mir ist es so, dass man jede noch so kleine Unebenheit im Auto hört, so als ob die Dämpfer defekt wären“, schreibt ein MOTOR-TALKer. Oftmals kommt das Klappern aber auch von Bremsbelagträger hinten. Bei einer Probefahrt über schlechte Straßen oder Kopfsteinpflaster lassen sich die Defekte schnell erkennen. Ausstattung | SicherheitQuelle: OpelIm Laufe der neunjährigen Bauzeit bot Opel den Insignia in verschiedenen Varianten an, darunter Selection, Edition, Sport und Cosmo. Zur Basis gehören acht Airbags, ESP, adaptives Bremslicht, manuelle Klimaanlage, Bordcomputer und elektrische Fensterheber. Dazu kommen noch elektrisch verstellbare Außenspiegel, Mittelarmlehne und Zentralverriegelung. Die Ausstattung Edition bot unter anderem Tempomat, Lederlenkrad mit Fernbedienung und eine elektrische Parkbremse. Die Variante Sport kam mit Alu-Pedalerie, Sportlederlenkrad und verchromte Einstiegsleisten. Die Topversion Cosmo bot serienmäßig adaptives Fahrlicht, Sicht-Paket und beim Kombi die elektrische Heckklappe. Optional gab es das adaptive Fahrlicht und die Sitze „Aktion gesunder Rücken“ AGR, zwei sinnvolle Sonderausstattungen. Die AGR-Sitze gelten als bequem, gerade auf langen Strecken. Außerdem empfehlen einige Insignia-Fahrer das adaptive Fahrlicht (AFL+). Optional bot Opel eine Frontkamera („Opel Eye“) für Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung an. Einige MOTOR-TALKer bemängeln die Elektronik im Innenraum, auch die der Sitze: „Mein elektrisch verstellbarer Fahrersitz (Baujahr 2016) knackt unregelmäßig beim Beschleunigen oder bremsen“, schreibt ein MOTOR-TALKer. Marktsituation | PreiseDer Opel Insignia A hat also ein paar Macken, auf die man achten sollte. Er hat aber immer noch ausreichend Stärken, um ein interessanter Gebrauchwagen zu sein. Das Design innen und außen stimmt, die Motoren halten bei normaler Pflege lange. Da gibt es bei Wettbewerbern deutlich schlimmere Fälle. Durch die anhaltende Diesel-Diskussion und die in einigen Städten drohenden Fahrverbote schrumpft die Menge an empfehlenswerten Fahrzeugen allerdings. Von den 3.500 bei mobile.de angebotenen Fahrzeugen mit weniger als 150.000 Kilometer Laufleistung, 12 Monate gültiger HU und ausgefüllten Scheckheft gibt es nur rund 1.200 Fahrzeuge mit einem Benziner unter der Haube, die preiswertesten fangen bei etwa 10.000 Euro an. [url=https://suchen.mobile.de/.../search.html?... ]Fahrzeuge nach dem Facelift[/url] kosten mindestens 16.000 Euro, davon werden weniger als 900 Autos angeboten. Bei Kombis schrumpft das Angebot auf etwa 500 Autos, die günstigsten kosten mindestens 16.000 Euro. Fazit | EmpfehlungDas Angebot an Opel Insignia A ist zwar groß. Es schrumpft jedoch stark, wenn es aufgrund aktueller politischer Debatten kein Diesel sein soll. Wir würden einen Sports Tourer ab Juli 2013 mit dem 1,6-Liter-Turbo-Benziner mit 170 PS wählen, am besten mit AGR-Sitzen und adaptivem Fahrlicht (AFL+). So kostet der Insignia A gebraucht noch mindestens 16.000 Euro.
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