Opel will mit dem Insignia die Oberklasse ärgern, VW mit dem Arteon. Wir haben die beiden Limousinen mit großer Schrägheck-Klappe und den stärksten Motoren verglichen.
Hinweis in eigener Sache: Wir sind für diesen Vergleich den VW Arteon und den Opel Insignia jeweils mit dem stärksten Benziner gefahren. Zum Zeitpunkt der Fotoproduktion stand der starke Insignia nicht mehr zur Verfügung. Daher mussten wir auf ein anderes Fahrzeug ausweichen. Alle Aussagen zu den Fahrzeugen beziehen sich auf die genannte Motorisierung. Wir entschuldigen uns für die eventuell entstandene Verwirrung.
Tannisby – Eigentlich wollen sie beide nach oben. Opel macht nicht erst seit dem Insignia offensiv Werbung damit, Technik und Komfort zu demokratisieren. VW platziert den Arteon selbstbewusst gegen die „Premiumwettbewerber“. Bei gleicher Motorisierung kostet er rund 6.000 Euro mehr als die Passat-Limousine. Trotzdem gehen Opel und VW andere Wege: Der Arteon hebt sich stilistisch von der Mittelklasse ab. Ein viertüriger Gran Turismo soll er sein. Der Insignia soll vor allem technisch punkten. Wir haben Insignia Grand Sport und Arteon miteinander verglichen – mit Allradantrieb, automatischem Getriebe und den stärksten Benzinern. Kofferraum | Abmessungen | Platzangebot | KarosserieQuelle: mobile.de Den Insignia gibt es nur noch als Kombi und als Schrägheck „Grand Sport“. VW verkauft den Arteon ausschließlich mit großer Klappe. Der VW fällt mit 4,86 Metern etwas kürzer aus als der 4,90 Meter lange Insignia. In der Breite trennt die beiden kein voller Zentimeter, in der Höhe gerade mal ein halber. Trotzdem wirkt der Arteon mit den vielen horizontalen Linien in der Front und der abfallenden Nase breiter und flacher. Mehr Platz bietet das „viertürige Coupé“ trotzdem. Zwischen 563 und 1.557 Liter passen laut Norm hinter die Klappe. Der Insignia kann trotz mehr Länge nur 490 bis 1.450 Liter einladen. Die Öffnung zum Gepäckabteil fällt außerdem etwas kleiner aus. Bei umgelegter Rückbank entsteht im Insignia eine kleine Kante. Beim Arteon ist der Niveau-Unterschied größer, aber nicht so steil. Nur im Insignia lassen sich die Lehnen mittels Hebel im Gepäckraum umlegen. Auf der Rückbank sitzen Passagiere im Insignia und im Arteon großzügig. Reichlich Platz bleibt zwischen Knien und Vordersitzen. Rund 2,83 Meter Radstand mit Quermotor vorne machen hinten glücklich. Nach oben hin wird es im VW eine Spur knapper, doch für die meisten Insassen dürfte es reichen. Zu dritt sitzt man in beiden Autos beengt, der Mittelplatz im VW ist komfortabler. Die Abmessungen im Vergleich
Innenraum | Verarbeitung | MaterialienQuelle: mobile.de Gerade oder Kurve? Opel und VW gehen bei der Gestaltung des Innenraums unterschiedliche Wege. Wobei VW das Armaturenbrett und die Mittelkonsole geradewegs aus dem Passat bezieht. Klar, übersichtlich oder langweilig – das kommt auf den Standpunkt an. In jedem Fall hätte der Arteon mehr Eigenständigkeit verdient. Der Insignia wirkt im Vergleich unruhig oder spritzig, je nach Geschmack. Bei der Verarbeitung gibt es weder im VW noch im Opel viel zu meckern. Nichts knarzt und knackt über Gebühr, der VW vermittelt eine Spur mehr Solidität. Selbst das Hartplastik sieht im Arteon gut aus. Opel verbaut vor allem in der Türinnenseite ein wenig zu viel davon. Die unechten Nähte im Kunststoff der Armaturentafel wirken allerdings nett. Im Arteon gefallen uns die Sitzbezüge nicht. Im oberen Bereich sollen sie wohl nach Carbon aussehen, obwohl sie aus Nappa bestehen. Das Lederpaket gibt es für R-Line optional – 1.240 Euro, die man sich sparen kann. Die Sitzposition gefällt uns im Insignia eine Spur besser. Man sitzt schön tief, sportlich und mit gutem Seitenhalt in den AGR-Sitzen („Aktion Gesunder Rücken“). Auf das braune Leder würden wir lieber verzichten. Für mehr als 2.000 Euro wirkt das Schokobraun nicht so stimmig. AGR-Sitze gibt es allerdings schon ab der Ausstattung Dynamic serienmäßig. Probleme, eine gute Sitzposition zu finden, gibt es auch im Arteon nicht. Infotainment | Radio | KonnektivitätQuelle: mobile.de Ob man will oder nicht: Der Touchscreen im Auto ist heute üblich. Im Arteon baut VW serienmäßig einen 8-Zoll-Screen ein, im Insignia steckt in der Basis ein 7-Zöller. Ab der Ausstattung Dynamic gibt es das Navi 900 Intellilink mit 8 Zoll großem Display, Navifunktion, Apple Carplay und Android Auto serienmäßig. Größer wird‘s nicht im Insignia. Bei VW wird das Radio „Composition Media“ mit Navifunktion für 565 Euro zum „Discover Media“. Für knapp 2.000 Euro gibt es das schickere „Discover pro“ mit 9,2-Zoll-Display und Navifunktion. Carplay und Android Auto („App-Connect“) kosten in jedem Fall 225 Euro zusätzlich. Die Bedienung gelingt bei Opel und VW gleichermaßen einfach. Beide Hersteller bieten digitale Instrumententräger an. Beim Arteon kostet das Active Info Display 510 Euro. Die Opel-Lösung kombiniert ein mittiges 8-Zoll-Display mit seitlichen Rundinstrumenten. Das wirkt weniger modern und ist weniger flexibel. So lassen sich die digitalen Tuben im Arteon verkleinern und die Navikarte groß anzeigen. Im Insignia bleibt die Kartengröße beschränkt. Immerhin gibt es das digitale Display schon bei Dynamic serienmäßig. Für Innovation und Exclusive kostet es 235 Euro. Assistenzsysteme | SicherheitQuelle: mobile.de Opel wirbt mit „führender Technik für alle“. Wirklich Ungewöhnliches für diese Klasse bietet der Insignia aber nicht. LED-Matrix-Licht, adaptiver Tempomat, Head-up-Display, Ausparkassistent, Toter-Winkel-Warner, Spurhalter – gibt es alles auch beim Gegner Arteon. Das Head-up-Display auf der kleinen Zusatzscheibe im Arteon ist jedoch nicht anspruchsgerecht. Der Insignia blendet die Infos direkt in die Windschutzscheibe. VW packt viele Helfer ins Fahrerassistenz-Paket. Da steckt der adaptive Tempomat mit Stauassistent drin, die adaptiven Scheinwerfer, ein Ausparkassistent, der den rückwärtigen Verkehr beobachtet und der erweiterte Spurhalteassistent, der selbst lenkt. Das Paket kostet 1.635 Euro. Klingt moderat, allerdings verlangt VW dafür den Einbau des selbstlenkenden Parkpilot und die Rückfahrkamera für zusammen mehr als 700 Euro. Opel verlangt noch mehr für einen ähnlichen Umfang. 2.390 Euro kostet das Paket aus Matrix-LED-Licht, Verkehrsschild-Erkennung, Park-Pilot, Ausparkhilfe, Rückfahrkamera und Spurwechselassistent. Abstandstempomat und Spurhalter kosten 600 Euro zusätzlich. Die „Technik für alle“ will also bezahlt werden. Und: Der Arteon kann im Stau weitgehend alleine fahren und Tempolimits selbständig übernehmen. Der Insignia kann das nicht. In der Basis bieten Insignia und Arteon City-Notbremse mit Fußgängererkennung, Spurhalter, Tempomat. Alles, was Euro NCAP für die Bestwertung verlangt, ist also an Bord. Der Arteon schneidet allerdings etwas besser ab. Dem Insignia fehlt der Gurtwarner für die Rücksitze, und der Notbremsassistent operiert in etwas kleineren Geschwindigkeitsbereichen. Antrieb | Motor | GetriebeQuelle: mobile.de Im Autoquartett verliert der Insignia gegen den Arteon. 260 PS stehen 280 PS gegenüber, beim Sprint bis 100 km/h hängt der VW den Opel um 1,7 Sekunden ab. Das maximale Drehmoment des Insignia liegt zwar um 50 Nm über dem des Konkurrenten, doch die 400 Nm liegen nur zwischen 2.500 und 4.000 Umdrehungen an. Der Arteon lässt zwischen 1.700 und 5.600 U/min nicht nach. Man merkt das in der Praxis deutlich. Der Insignia geht nicht annähernd so zügig nach vorne wie der Arteon. Der 2,0-Liter-Turbo im VW reagiert angenehm spontan aufs Gaspedal und dreht fröhlich bis zur Leistungsspitze bei 6.500 U/min. Im Dynamik-Modus klingt er leider unangenehm. Die akustische Verstärkung wirkt künstlich und nervt schon nach kurzer Zeit. Das kann der Opel besser. Sein Vierzylinder klingt ordentlich, wenn auch etwas dünn. Die 8-Gang-Automatik im Opel funktioniert, wirklich überzeugen kann sie nicht. Sie reagiert träger als das 7-Gang-DSG im Arteon. Vom Kick-down bis zum Runterschalten vergeht mehr Zeit, das macht den Opel insgesamt träge. Immerhin fährt das Getriebe von Aisin leichte Vorteile beim Komfort heraus. Aber nicht beim Verbrauch: Opel gibt den Insignia mit 8,7 Litern an, VW den Arteon mit 7,3. Auf der nicht repräsentativen Teststrecke mit hohem Landstraßenanteil konnten beide das unterbieten. Die Differenz fiel ähnlich aus. Fahrverhalten | Fahrwerk | LenkungQuelle: mobile.de Auch beim Fahrwerk findet Opel keinen stimmigen Kompromiss zwischen Komfort und Sport. Bei niedrigen Geschwindigkeiten federt der Insignia recht straff und rollt etwas hölzern ab. Im Sport-Modus wird es etwas stößig. Bei höheren Geschwindigkeiten und holprigem Belag kommt das Verstellfahrwerk dagegen gut mit Wellen und Kanten klar. Der Insignia lässt sich schön kontrolliert um die Ecken treiben und könnte sogar richtig Spaß machen. Wenn die Automatik sich etwas mehr um den Sport bemühen würde. An der gut gewichteten und genauen Lenkung scheitert es jedenfalls nicht. Ähnlich im Arteon. Die Lenkung vermittelt ausreichend Gefühl und liegt gut gewichtet in den Händen. VW findet einen guten Kompromiss zwischen Direktheit und Komfort. Das Fahrwerk könnte gerne etwas feinfühliger ansprechen, manchmal geht es etwas träge durch Schlaglöcher. Mit Holperbelag und hohen Geschwindigkeiten kommen Federn und Dämpfer gut klar. Außerdem polterte unser Test-Arteon gelegentlich leise an der Hinterachse. Der Opel allerdings überrascht mit offenbar kaum gedämmten Radhäusern. Er rollt laut ab und Steinchen klötern in den Radkästen. Das passt nicht zum hohen Anspruch. Ausstattung | Preis | KostenQuelle: mobile.de Keine Überraschungen gibt es beim Preis: VW verlangt für den Arteon mit Top-Benziner mindestens 49.325 Euro (Ausstattung: Elegance). Der kräftigste Insignia kostet mit 41.500 Euro deutlich weniger (Ausstattung: Dynamic). Die Basisausstattung immerhin ist beim Arteon für VW-Verhältnisse ordentlich. Das Radio Composition Media mit 8-Zoll-Display und acht Lautsprechern gibt es serienmäßig, außerdem Regensensor, Spurhalte-Assistent und 18-Zoll-Aluräder. Die Sitze bezieht VW mit Alcantara und Leder. Vor allem aber gibt es die LED-Scheinwerfer ab Werk und das adaptive Fahrwerk. Opel packt nicht ganz so viel ins Auto: Größter Brocken der Dynamic-Ausstattung ist das Navi 900 Intellilink mit 8-Zoll-Display. 18-Zöller kommen ebenfalls serienmäßig, genau wie der Spurhalte-Assistent. Das Flexride-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern kostet knapp 1.000 Euro Aufpreis, die LED-Scheinwerfer 1.590 Euro. Allerdings gibt es dafür schon das Matrix-Licht, das sich dem Gegenverkehr anpasst. Arteon-Käufer müssen für das „Active Lighting System“ 1.260 Euro ausgeben und 565 Euro fürs Navi. Fazit: Teuer und vielseitig gegen günstig und solideDer Arteon ist deutlich teurer als der Insignia. Egal, wo man die Häkchen bei der Ausstattung setzt, der VW-Kunde zahlt immer mehr als der Opel-Käufer. Allerdings löst der Arteon das Premium-Versprechen besser ein als der Insignia. Die Materialien sind eine Spur hochwertiger, die Verarbeitung in Details solider. Dass er im Inneren kaum vom biederen Passat zu unterscheiden ist, enttäuscht. Die rund 6.000 Euro Aufpreis dürfen Kunden also vor allem wegen der Karosserieform ausgeben. Im Vergleich zum Insignia ist der Arteon das vielseitigere Auto. Bei Platzangebot und Komfort liegen beide fast gleichauf, bei der Fahrdynamik schlägt der Arteon den Insignia. Fahrwerk und Lenkung liegen zwar dicht beisammen, doch insgesamt bietet der Arteon das stimmigere Paket. Der Antrieb macht den größten Unterschied. So, wie Opel die 8-Gang-Automatik und den 2,0-Liter-Turbo abgestimmt hat, verweigert sich der Insignia dem Sport. Sein größter Vorteil bleibt der Preis. Bei Opel gibt es viel Auto für wenig Geld. Bei VW mehr Auto für deutlich mehr Geld. Ab sofort verschicken wir unsere besten News einmal am Tag über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. Technische Daten VW Arteon | Opel Insignia
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