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Renault Koleos (2017): Fahrbericht, Daten, Preise - Zwischen Strandbad und Schlammbad

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Die 2. Generation des Renault Koleos rückt nach oben. Der Nissan-X-Trail-Bruder soll in der gehobenen Mittelklasse mitmischen. Das gelingt ihm nur teilweise. Erste Fahrt.

Ein Koleos muss Gelände können, findet Renault. Zumindest für den Hausgebrauch Ein Koleos muss Gelände können, findet Renault. Zumindest für den Hausgebrauch Quelle: Renault

Helsinki – „Jetzt mit Schwung durch das Wasserloch und dann mit Gas den steilen Hügel hinauf.“ Die junge Offroad-Instruktorin auf dem Beifahrersitz scheint sich ihrer Sache sicher. Der Renault Koleos wirkt auf den ersten Metern im Dreck ebenfalls souverän. Nur dem Fahrer kommen Zweifel, während der Schlamm am Mittelklasse-SUV hochspritzt: Muss der Koleos tatsächlich im schroffen Gelände bestehen, um Erfolg zu haben?

Der Koleos wird größer und nobler

Durchgekommen: Der Renault Koleos überzeugt auf dem Offroad-Parcours Durchgekommen: Der Renault Koleos überzeugt auf dem Offroad-Parcours Quelle: Renault Renault meint: Ja. Den Kunden in der SUV-Mittelklasse sei Geländetauglichkeit wichtig. Wegen der Wochenend-Ausflüge abseits befestigter Pfade. Wir glauben: Es geht ums Image. Die Franzosen wollen offenbar sicherstellen, dass der Koleos im sogenannten D-Segment der SUVs ernst genommen wird. Renault ist mit dem Auto auf Basis des Nissen X-Trail der Neuling im Segment. Der Herausforderer.

Gab es nicht schon einen Koleos? Stimmt, doch die zweite Generation hat mit dem Modell von 2008 bis 2015 so gut wie nichts gemein. Der neue überragt den Alten in der Länge um 15 Zentimeter und misst jetzt 4,67 Meter. In die Breite ging er zwar nur um drei Millimeter (1,84 Meter), doch er wirkt bulliger als der Vorgänger.

Kurz dachte man in Paris gar an eine neue Modellbezeichnung. Geschadet hätte das nicht, denn Renault positioniert den Koleos deutlich höher. Er steht an der Spitze des Renault SUV-Trios, zu dem daneben das Mini-SUV Captur und das Kompakt-SUV Kadjar gehören.

Schalten lassen wie in China

Um der Spitzenposition gerecht zu werden, bemüht Renault sich um ein seidiges Fahrverhalten. Die Gaspedal-Kennlinie ist zahm angelegt, die stufenlose Automatik agiert sanft, aber etwas lasch. Ein Zugeständnis an den wichtigen asiatischen Markt. In Fernost müssen Automaten die Gänge nicht im Stakkato durchfeuern, sanfte Gangwechsel sind gefragt. Daran kann man sich gewöhnen.

Beim Fahrwerk macht Renault vieles besser als bei den kleineren Modellen. Nie hat man das Gefühl, auf der kurvenäußeren Türschnalle um die Kurve zu fahren – der Koleos wankt kaum. Das macht auf der Landstraße Spaß, auch weil die Lenkung ordentlich mitspielt. Sie könnte direkter sein und etwas mehr Rückmeldung geben. Doch der Spagat zwischen Sportler und Cruiser gelingt. Muss er auch: Einen Fahrmodus-Schalter hat der Koleos nicht. Nur einen Knopf für den biederen Eco-Trimm.

Innenbeleuchtung und Tacho-Design lassen sich dafür in unzähligen Varianten kombinieren. Nett, aber unnötig. Man fühlt sich auch so schnell wohl im Koleos – besonders in der Top-Ausstattungsvariante „Initiale Paris“ (ab 44.500 Euro). Renault schlägt den Innenraum großzügig mit Leder aus. In der einfacheren "Intense" -Variante (ab 33.800 Euro) ist der Hartplastik-Anteil dagegen zu hoch für die von Renault angepeilte "gehobene Mittelklasse". In jedem Fall passt die Beinfreiheit, auch im Fond. Renault verzichtete, anders als Nissan beim X-Trail, auf eine dritte Sitzreihe und ließ sich so etwas Spielraum. Marken-intern behält so der größere Espace sein Merkmal als Großfamilien-Kutsche.

Zwei Diesel zum Marktstart

Renault Koleos auf der Landstraße: Es geht sportlicher, es geht direkter. Doch der Spagat zwischen Comfort und Fahrspaß gelingt Renault Koleos auf der Landstraße: Es geht sportlicher, es geht direkter. Doch der Spagat zwischen Comfort und Fahrspaß gelingt Quelle: Renault - Sonntag Zum Marktstart kommt der Koleos ausschließlich mit zwei Diesel-Motoren, ein Benziner ist vorerst nicht eingeplant. Der 1,6 DCI mit 130 PS ist stets an das 6-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb gekoppelt. Auf unserer Testfahrt zeigte sich das Aggregat mit den mehr als 1,6 Tonnen Fahrzeuggewicht bisweilen etwas überfordert. Dafür verbrauchte er mit 6,0 Litern auf unserer Fahrt exakt einen Liter weniger als der stärkere 2,0-Liter Selbstzünder mit 177 PS. Den gibt es in Deutschland nur in Verbindung mit Allrad, zur Wahl steht neben dem manuellen 6-Gang-Getriebe (ab 35.150) eine stufenlose Automatik (ab 37.050).

Das Offroad-Gelände besuchten wir selbstredend im allradgetriebenen Modell. Zum Kletterer wird der Renault über die Lock-Taste: Wie bei einem gesperrten Mitteldifferenzial kommen je 50 Prozent der Kraft an Vorder- und Hinterachse an. Nettes Feature, aber mal ehrlich: Die meisten Renault Koleos werden Zeit ihres Lebens weder Schlamm-Löcher noch Steilhänge sehen. Wie bei den meisten anderen Mittelklasse-SUVs werden Sandstrände abgelegener Badeseen und verschneite Parkplätze von Ski-Hotels die maximale Herausforderung darstellen. Aber gut zu wissen, was er könnte, wenn man wollte.

Technische Daten Renault Koleos

  • Modell: Renault Koleos 1,6 DCI 130
  • Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Leistung: 130 PS bei 4.000 U/min
  • Drehmoment: 320 Nm bei 1.750 U/min
  • Antrieb: Sechsgang-Handschaltung, Frontantrieb
  • Verbrauch: 4,9 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 128 g/km
  • 0 – 100 km/h: 11,4 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 185km/h
  • Länge: 4,672 m
  • Breite: 1,843 m
  • Höhe: 1,673 m
  • Radstand: 2,705 m
  • Leergewicht (EU): 1.615 kg
  • Kofferraum: 498 - 1.706 l
  • Grundpreis: 30.900 EUR
  • Testauto Koleos 1,6 DCI 130 "Intens": 33.800EUR
  • Marktstart: 24. Juni 2017
  • Modell: Renault Koleos 2,0 DCI 175
  • Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Leistung: 177 PS bei 3,700 Umdrehungen
  • Drehmoment: 380 Nm bei 2,000 Umdrehungen
  • Antrieb: 6-Gang-Handschaltung, Allradantrieb
  • Verbrauch: 5,6 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 140 g/km
  • 0 – 100 km/h: 10,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
  • Leergewicht (EU): 1.822 kg
  • Grundpreis: 37.050 EUR
  • Testauto Koleos 2.0 DCI "Initiale Paris": 44.500 Euro
  • Marktstart: 24. Juni 2017

 

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