VW Arteon 2.0 TSI: Alltagstest, Vergleich Passat
Groß und hübsch, aber kein Flaggschiff
Erst kaum beachtet, jetzt ganz oben: Aus dem VW CC wurde der Arteon. Der soll sich vom Passat abheben, kann aber nicht so ganz loslassen. Der Gran Turismo im Alltagstest.
Berlin – VW rückte den CC-Nachfolger nach oben, weg vom Passat, auf dem er basiert. Und so nah heran an den früheren Phaeton, wie das mittels Querbaukasten eben möglich ist. Die alte Luxusklasse von VW teilte sich Bauteile mit Audi A8 und Bentley Continental. Im Arteon steckt Brot und Butter.
Antrieb, Infotainment und Innenraum stammen vom Passat. Der Abstand kommt durch Größe, Assistenz, 20-Zoll-Räder und eine eigene Optik. Das neue VW-Gesicht startete im Arteon. Zudem einige Assistenten und Extras, die es bei VW bisher nicht gab. Wir haben den Fünftürer mit dem flachen Dach zwei Wochen lang im Alltag getestet.
Abmessungen | Platzangebot | Karosserie
Diesseits der SUV-Palette ist der Arteon der größte VW. Seine Maße entsprechen grob denen eines Skoda Superb. Damit überragt er den Passat recht deutlich. Ein quer eingebauter Motor und 2,84 Meter Radstand schaffen Platz für Passagiere und Gepäck. Großzügig wird der Arteon vor allem hinter der B-Säule, auf den Rücksitzen und im Kofferraum.Allerdings: Auf dem Papier fehlen ein wenig Platz zur Passat-Limousine und fast 100 Liter Volumen zum Kombi. Zudem: Hinter der Ladekante geht es im Arteon gut 20 Zentimeter nach unten. Hier ist ein Kombi praktischer. Dafür schwingt die Klappe weit nach oben auf. Den Kopf kann man sich an ihr nicht stoßen.
Ein hübsches Detail: Der Arteon bekommt zum flachen Dach rahmenlose Fenster. Damit soll er sich ein bisschen nach Coupé anfühlen. Die Scheiben senken sich automatisch ab, um beim Türöffnen nicht an der Dachkante hängen zu bleiben. Schick, aber unpraktisch im Winter. Ein schneefreier Stellplatz bietet sich an.
Innenraum | Verarbeitung | Materialien
So mutig VW seine Hülle gestaltet, so langweilig ist der Arteon im Innenraum. Das komplette Cockpit gleicht dem des Passat. Funktional, übersichtlich, sauber verarbeitet und tadellos bedienbar – aber für ein Spitzenmodell zu bieder. Zum Marktstart hatte der Arteon zumindest einen kleinen Vorsprung: Die neue Infotainmentgeneration und eine induktive Ladeschale für Smartphones gab es noch nicht im Passat. Jetzt lässt sich beides auch dort bestellen.VW bedient sich für das Arteon-Cockpit also schlicht am Baukasten. Beispiel: Das Head-up-Display projiziert auf eine ausfahrbare Glasscheibe auf dem Armaturenbrett. Geht bei Quermotor-Modellen von VW derzeit nicht anders. Schön ist das nicht – Opel macht es im Insignia besser und spiegelt die Grafiken in die Frontscheibe.
Grober Patzer: Die Ladeschale fürs Handy ist zu klein geraten. Der USB-Anschluss nimmt zu viel Raum weg, so manches induktionsfähige Smartphone passt nicht in die Schale. Nur Geräte mit einer Höhe von weniger als rund 14 Zentimetern sind kompatibel. Ist beim Passat genauso.
Infotainment | Radio | Konnektivität
VW nimmt den neuen Infotainmentsystemen die Knöpfe. Bei Basis und Mitte gibt es immerhin noch zwei Drehregler. Ganz oben sitzt nur noch eine glatte Touchfläche im Armaturenbrett. Das ist mittlerweile üblich, nervt aber in vielen Situationen, zum Beispiel beim Einstellen der Lautstärke. Ein mehrseitiges Untermenü ersetzt die Knöpfe des Vorgängersystems.
Das große Navi arbeitet schnell und klug, verbindet sich flott mit Smartphones und lässt sich logisch bedienen. Nach einer Eingewöhnungsphase geht fast alles locker von den Fingerspitzen – zumindest im Stand. Während der Fahrt fehlt eine Ablagemöglichkeit für den Handballen, um die Finger ruhig zu halten.Assistenzsysteme | Sicherheit
Bei der Assistenz soll sich der Arteon abheben. Er kann mehr als andere MQB-VW, mehr als der alte Touareg sowieso. Abstandstempomat, Spurhaltehilfen, Parkassistenten und Kameras gehören längst zum Standard im Segment. Der Arteon achtet zusätzlich auf die Lebenszeichen seines Fahrers. Reagiert der nicht, fährt das Auto selbstständig rechts ran und bremst ab.
An der Ampel beobachtet der Arteon den Vordermann. Fährt der los, startet der Motor automatisch. Sehr gut: Der Arteon bekommt den Effizienzassistenten von Audi. Der weist frühzeitig auf enge Kurven und Geschwindigkeitsbegrenzungen hin. Der Fahrer kann sein Auto ausrollen lassen und spart damit eine Menge Sprit. Bei aktiviertem Tempomat (ACC) bremst und beschleunigt der Arteon von ganz alleine.
Antrieb | Motor | Getriebe
So richtig sparsam wird der Topmotor im Arteon damit natürlich nicht, der Verbrauch ist gerade noch akzeptabel. Wir notieren durchschnittlich 8,6 Liter auf der Pendelstrecke ins Berliner Umland. Bei flotten Autobahnfahrten spritzte der 2,0-Liter-Turbobenziner 10,6 Liter in die Brennräume. Im Kurzstrecken-Berufsverkehr zeigte der Bordcomputer 11,7 Liter pro 100 Kilometer an.Das geht in Ordnung für 280 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment. Der Vierzylinder treibt den Arteon flott, aber nicht übertrieben schnell voran. Und fühlt sich beliebig an. VW setzt ihn vom Kleinwagen Polo bis zum US-SUV Atlas in allen Quermotor-Baureihen ein. In der angepeilten Klasse des Arteon wäre ein charakterstarker Sechszylinder angebracht. VW testet bereits einen Arteon VR6 Turbo mit rund 400 PS. Ob er kommt, hängt von der Nachfrage ab.
Bis dahin liegt die Leistungsspitze bei 280 PS. VW kombiniert den Motor serienmäßig mit Allrad und einem Doppelkupplungsgetriebe. Das schaltet flott und sanft, hat aber Schwächen bei niedrigem Tempo. Vor allem dann, wenn es sich zwischen zwei Gängen entscheiden muss.
Fahrverhalten | Fahrwerk | Lenkung
Der VW Arteon ist ein großes Reiseauto. Besonders wohl fühlt er sich auf langen Strecken, am liebsten auf glattem Asphalt und gern bei hohem Tempo. Hier fährt er leise, ausgewogen und komfortabel. Fahrwerksabstimmung, Lenkung und Gasannahme passen dann toll zusammen - und geben genug Rückmeldung, ohne unbequem zu werden.In der Stadt dagegen schwächelt die Limousine. Bei langsamem Tempo auf schlechten Straßen reagiert das Fahrwerk zu träge. Es poltert hölzern über Unebenheiten und Straßenschäden und stört mit seiner Härte. Das können andere Autos in dieser Preisklasse besser, auch mit 20-Zoll-Bereifung.
Ausstattung | Preis | Fazit
Der große Schritt nach oben klappt nur bedingt. Der Arteon bietet eine eigenständige Optik und hübsche Details, bleibt insgesamt aber nah am Passat. Nüchtern betrachtet bleibt der Passat Kombi der bessere Deal: Ein Variant Highline mit der Ausstattung und Motorisierung unseres Arteon kostet laut Liste 61.505 Euro. Damit ist er fast 4.000 Euro günstiger. Außerdem praktischer und kompakter.
Andererseits ist der Arteon das, was VW lange im Programm fehlte: ein Schönling, der nicht in erster Linie praktisch oder vernünftig ist. Diese Linie müsste der Arteon konsequenter umsetzen, mit einem eigenständigen Interieur und sechs Zylindern im Topmodell. Vielleicht klappt das ja zum Facelift.
Derzeit startet der VW Arteon bei 35.325 Euro. Dafür gibt es die Basisversion mit 150 PS aus einem 1,5-Liter-Turbobenziner und einem Sechsgang-Schaltgetriebe. Der getestete 2,0-Liter-Benziner kostet mindestens 50.100 Euro. Ein Vorteil der Nähe zum Passat: Die Extras sind nicht teurer als im Volumenmodell.
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Technische Daten VW Arteon 2.0 TSI DSG 4Motion
- Antrieb: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo
- Leistung: 280 PS (206 kW) bei 5.100 – 6.500 U/min
- Drehmoment: 350 Nm bei 1.700 – 5.600 U/min
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplung
- 0-100 km/h: 5,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 7,3 l/100 km (Super Plus, NEFZ)
- Testverbrauch: 8,6 l/100 km
- Länge: 4,862 m
- Breite: 1,871 m
- Höhe: 1,427 m
- Radstand: 2,837 m
- Leergewicht: 1.716 kg
- Kofferraum: 563 – 1.557 l
- Basispreis VW Arteon: ab 35.325 Euro (1.5 TSI, 150 PS)
- Basispreis VW Arteon 2.0 TSI 4Motion: 50.100 Euro
- Testwagenpreis: 65.395 Euro.
Mir gefällt der Arteon wirklich gut!
Allgemein finde ich das Design von VW derzeit sehr interessant.
Tut mir leid, aber ich kann das einfach nicht mehr hören/lesen:
Wozu bitteschön gibt es die Lenkradtasten?
Habt ihr da schon mal draufgedrückt?
Die linke Hand ist doch eh meist am Lenkrad.
Was besseres gibt es doch nicht.
In meinen beiden Fahrzeugen mache ich das schon ewig so, obwohl ich auch noch Drehregler am Radio habe.
Mich stört einfach nur, dass es bei jedem Fahrzeug immer und immer wieder erwähnt werden muss, anstatt mal sich weiter zu entwickeln.
Hmm, der ist weder schön noch ein Schönling, eher vor allem von Vorne extrem hässlich.
Aber das ist ja wohl Geschmacksache.
Beim Anblick der Front vergeht mir schon die Lust am Wagen. Wie kann man solch ein Design durchwinken? Hat der Arteon nicht verdient...
Sieht super aus das Teil! Neulich auf der AB schon 2 live bestaunt.
Und dass eine sportliche Limousine nunmal kein "Rentnerfahrwerk" auf der Buckelpiste liefert, sollte jedem Käufer eigentlich klar sein.
Den Verbrauch finde ich für die Leistung top. Soviel saufen bei Kia die kleinen 1.4er/1.6er Saugbenziner.
Irgendwie auch ein würdiger Rocco-Nachfolger (im Rückspiegel sah der Arteon jedenfalls böse aus). Wenn man das nötige Kleingeld hat 😉
Über 65.000 € für den Testwagen - und immer noch kein Flaggschiff...?
Mir kam letztens einer entgegen.... der wirkte für mich noch hässlicher als im Showroom...
Und ansonsten? Der vergebliche Versuch aus einem langweiligen Passat ein hippes Fahrzeug zu bauen.
Oh muss VW-Talk wieder Werbung für den grossen Geldgeber machen ?
Beispiel: das Head-up-Display projiziert auf eine ausfahrbare Glasscheibe auf dem Armaturenbrett. Geht bei Quermotor-Modellen von VW derzeit nicht anders.
Stand der Technik ?....oder was hat der Motor bitte schön mit einem Head-up-Display zu tun ? Und jetzt sagt nicht wegen den Platzverhältnissen.
65.000 EUR? Wow!
Also eines weiß ich - für diesen Preis steht bei mir alles vor der Tür, aber kein umgelabelter und aufgeblasener VW Passat Fließheck.
VW sollte die Versuche, immer Richtung Luxusklasse zu schielen, aufgeben. Das ist schon mit dem Phaeton deutlich in die Hose gegangen und für das Luxussegment gibt es andere Marken im Konzern.
Weil sogar die Lenkradtasten im VW dafür "komisch" sind. Das Auto muss sich an MEINE Bedürfnisse anpassen, und nicht ich an das Auto.
Und noch ein Nachteil dieser Lösung: Mach mal "Mute". Bei mir ein winziger Druck auf den Knopf, und fertig.
Der Rest ist typische (Riesen-)Großserie. Nicht schlecht, aber nichts besonderes.
Ein gepimpter Passat, nicht mehr und nicht weniger.
Ob der Schnee nun über die Glaskante oder über den Rahmen ins Auto fällt, ist doch einerlei. Und man kann ihn in beiden Fällen vor dem Öffnen weg wischen. Was also ist daran unpraktisch?
Schon mal versucht solche Scheiben bei Eis auf der Scheibe aufzumachen? Die gehen keinen mm runter und klemmen dann im Rahmen. Wie schon geschrieben, sehen schick aus, sind aber teils etwas unpraktisch.
Ansonsten mal wieder langweiliges und überteuertes VW Design. Bekommt man woanders mehr fürs Geld.
Großartiges Auto, ich liebe ihn.