Tokio Motor Show 2017: Highlights
Schmucke Coupés und ein Weltraum-Jimny
Kulleraugen-Honda, Frittentheke-Subaru, Zukunfts-Mitsubishi: Die Tokio Motor Show 2017 zeigte Erwartbares. Aber auch Erstaunliches: Das schönste Auto war ein Daihatsu.
Tokio – Die Fachwelt hatte auf Suzuki Jimny oder Toyota Supra gehofft, letztlich musste die Tokio Motor Show ohne eine Serien-Premiere von globaler Bedeutung auskommen. In dieser Hinsicht ähneln sich die Automessen rund um den Erdball heutzutage: Was neu und wichtig ist, ist häufig bereits bekannt.
So kümmerte sich Toyota vordergründig um seine Rolle als Japans People-Mover Nummer eins. Im Vorgriff auf Olympia 2020 in Tokio zeigte man einen Ausblick auf ein neues Großraumtaxi, einen Bus sowie die als Taxi beliebte Limousine Crown. Aber: Was wäre Japan ohne lokale Premieren - die es sonst nirgendwohin schaffen. Und was wäre Tokio ohne kreative Studien – die so wohl nie in die freie Asphalt-Wildnis entlassen werden. Das waren unsere Highlights der Tokio Motor Show 2017:
Daihatsu DN Compagno
Mittlerweile im Toyota-Konzern untergeschlüpft, kümmert sich Daihatsu nur noch um den heimischen Markt. Ein bisschen schade, schaut man sich dieses Auto an. Das Retro-Design zieht - der DN Compagno zitiert den ersten Baureihenvertreter von 1963.
Komfort verspricht Daihatsu nur für zwei Erwachsene. Dafür gibt es als Alternative zu einem Einliter-Motörchen einen Hybrid mit 1,2-Liter-Verbrenner, der den Japaner ganz attraktiv machen könnte. Wobei, mal ehrlich: In Europa würden wir den DN Compagno zwar mögen, aber nicht kaufen. Das war schon bei Daihatsus Roadster Copen so.
Kaufen werden auch die Japaner den DN Compagno nicht - es handelt sich nur um eine Studie. Erhältlich sind auf dem Heimatmarkt der Kleinwagen Boon und der Minivan Thor. Ob es zum Fürchten ist, wenn der nach dem Gott des Donners benannte Einliter-Dreizylinder den Hammer schwingt?Suzuki e-Survivor
Es gab Hoffnung, dass Suzuki in Tokio einen komplett neuen Jimny vorstellen könnte. Doch am Messestand keine Spur von der nächsten Generation des kleinen Offroaders. Einziger Fingerzeig auf einen Modellwechsel: Ein Modell der (noch) aktuellen Jimny-Generation hatte Suzuki nicht zur Heimatmesse mitgebracht.
Stattdessen zeigte der Autobauer aus Hamamatsu diese schräge Studie: Ein japanischer Willy’s für das 22. Jahrhundert. Der rein elektrische „e-Survivor“ zitiert die Gelände-Geschichte von Suzuki. Natürlich sei er vorbereitet für autonomes Fahren, sagt Suzuki. Außerdem sei er den Herausforderungen gewachsen, die „das tägliche Leben stören“. Nur an Regen hat bei diesem offenen Kletterer anscheinend niemand gedacht.Suzuki XBee
Der XBee sieht aus wie ein aufgepumpter Vertreter der japanischen Kleinstwagenkategorie Kei Car. Doch mit 3,75 Meter Länge sprengt das launige Zwergen-SUV mit 1,0-Dreizylinder-Mild-Hybrid die Parameter dieser steuerbegünstigten Klasse. Suzuki sieht den XBee in einem völlig neuen Genre.
Nun ja, so neu ist ein zum SUV aufgebockter Van nun auch wieder nicht. Die haben wir in Europa auch. Den XBee wird es bei uns dahingegen voraussichtlich nie geben. In Japan kommt er mit Allrad, Bergabfahrhilfe und wahlweise in stadttauglichem Soccer-Mom-Design oder kernigem Outdoor-Look.
Honda Sports EV Concept
Auf der IAA 2017 in Frankfurt debütierte Hondas „Urban EV Concept“. Die unbeschreiblich niedliche Kleinwagenstudie bekommt nun einen sportlichen Bruder. Die Tokio-Premiere „Sports EV Concept“ soll zeigen, was Hondas künftige Elektro-Plattform kann – eben nicht nur Kleinwagen, denn Sport werde immer Teil von Hondas Selbstverständnis sein.Zu den entfernt an den Civic der 1970er erinnernden Kulleraugen kommen hier hübsch geschwungene Kotflügel und eine Coupé-Silhouette. Versprochen wird ein höchst sensibel auf Fahrerbefehle ansprechender Elektroantrieb, in Verbindung mit einer agilen, kompakten Karosse. Zu den Marktchancen der Idee äußert sich Honda nicht. Prognose: Sollten es die Kulleraugen in die Serie schaffen, werden die Japaner zumindest neue Fans gewinnen - und vielleicht sogar wieder in Europa nennenswerte Stückzahlen verkaufen.
Toyota TJ Cruiser
Die harmonische Balance zwischen der Geräumigkeit eines Vans und dem kraftvollen Design eines SUV sei möglich, sagt Toyota. Uns erinnert die Studie TJ Cruiser im besten Sinne an ein Legoauto. Ein bisschen Volvo-Kombi schwingt bei so klaren Kanten mit. Unsere Prognose: Traut sich Toyota, so etwas zu bauen, wird es Abnehmer finden. Volvos werden schließlich immer runder.
Vorn erfolgt der Zutritt über konventionelle Türen, dahinter über Schiebetüren – eine Van-Tugend, die im SUV-Trend verloren zu gehen droht. Bis zu drei Meter lange Gegenstände können in den höchst variablen Innenraum geladen werden. Alles an diesem 4,30 Meter langen Konzeptauto wirkt realistisch und praxistauglich. Auch der Antrieb: Laut Toyota sitzt ein Hybridstrang mit 2,0-Liter-Verbrenner im Messestück.
Mitsubishi Evolution Concept
Das „e-Evolution Concept“ soll die künftige Strategie von Mitsubishi als Teil der Renault-Nissan-Allianz abbilden. Die Eckpfeiler: SUV, elektrisch, vernetzt. Oder auch: „Design, Kraft, Authentizität, Funktionalität“, wie es Mitsubishis Designchef Tsunehiro Kunimoto beschreibt.Angetrieben wird Mitsubishis Allrad-Studie von drei „kraftvollen“ Elektromotoren. Dabei treibt ein Motor die Vorderräder an, zwei Motoren sind über ein Torque-Vectoring-System an die Hinterachse gekoppelt. Die Akkus befinden sich mittig unter dem Kabinenboden. „Für einen idealen Schwerpunkt“, wie die Japaner betonen.
Mitsubishi will das Elektroauto-Sortiment deutlich ausbauen, neue Kunden gewinnen. Klar, welcher Hersteller möchte das nicht. Außerdem erzählt Mitsubishi diese Geschichte schon seit Jahren. Doch mit dem Kapital von Nissan scheint es nun möglich. Offenbar gefiel Mitsubishis Strategie dem neuen starken Mann Carlos Ghosn.
Subaru Viziv Performance Concept
Viziv heißen bei Subaru seit Jahren die Einblicke in die Visionen der Markenzukunft. Diese „Performance“-Variante beschäftigt sich freilich mit kommenden WRX STI-Modellen. Die 4,63 Meter lange Sportlimousine soll über Subarus symmetrisches Allradsystem und selbstverständlich den markentypischen Boxermotor verfügen. Der Radstand beträgt 2,73 Meter.
Daneben sieht Subaru in der Studie einen Ausblick auf neue Fahrassistenten, die um das Jahr 2020 in Serie gehen sollen. Welche genau? Das behalten die Japaner vorerst für sich.
Subaru WRX STI S208
Wenigstens ein Modell mit großer Ablagefläche steht auf dem Subaru-Messestand: Der Subaru WRX STI S208, serienmäßig mit Frittentheke am Heck. Außerdem kommt der Allradler mit Bilstein-Dämpfern, Brembo-Bremsen und einer im Vergleich zum Standard-STI komplett neuen Abstimmung. Vom Sondermodell sollen nur 450 Einheiten gebaut werden, allesamt ausschließlich für Japan. Deutschland fährt mit: Für maximal 350 Fahrzeuge steht ein „NBR Challenge Paket“ bereit. Das Kürzel steht für den Nürburgring.Subaru spricht beim WRX STI S208 von einer Weiterentwicklung des S207-Modells von 2015. Das Boxer-Aggregat leistet 329 PS und steht auf 19-Zoll-Felgen. Wer den nachgeschärften STI bestellen möchte, braucht womöglich Glück. Falls es mehr Bestellungen als Fahrzeuge gibt, greift ein Lotteriesystem: Nur die Gewinner dürfen in Verkaufsverhandlungen mit den Händlern treten.
Schade, hatte mich auf die Vorstellung des neuen Jimny gefreut.... na dann nicht :-(
Daihatsu DN Compagno wird nicht gebaut... dabei sieht der doch ziemlich schick aus.
Wäre bestimmt für Lifestyle-Kundschaft interessant gewesen, die sonst Mini, Beetle o.ä. kaufen.
Stattdessen werden weiterhin so Kackstühle wie der Thor produziert.
Klar, objektiv betrachtet ist der Thor für den asiatischen Markt natürlich sinnvoller/gewinnträchtiger.
Da ich ein großer Jimny-Fan bin habe ich tatsächlich vor ein paar Tagen daran gedacht, Suzuki einen emotionalen Brief zu schreiben mit der Bitte, den Kult-Wagen optisch weitestgehend so zu belassen wie er ist – und eben das Thema E-Jimny voranzutreiben. Ein Name läge auch auf der Hand: jimnE oder Jimn-e 😉
Das Honda Sports EV Concept finde ich gelungen.
https://www.youtube.com/watch?v=sXnMo4tiDzM
Das dürften sie gerne exakt so bauen 😊
Das Viziv Performance Concept hat ein paar interessante Elemente in der Front, die mir gefallen. Das Heck ist dann mal wieder so gar nicht mein Fall, aber die vordere Beleuchtung zum oberen Grill - das geht schon in Ordnung.
gegrüßt!
Der DN Compagno ist sicherlich kein Kei-Car, fährt demnach in einer anderen Klasse.
Der wäre vergleichbar mit einem Mitsubishi Attrage (Space Star Limousine):
https://www.mitsubishi-motors.at/attrage/
Aber ja, es stimmt, die schönen Autos bleiben meist Studien und Toyota ist sich wohl auch zu fein (bzw. zu geizig) den Toyota Passo (= Daihatsu Boon) nach Europa zu bringen.
Bleiben die praktischen, bezahlbaren und stylischen Autos eben in Japan. Bei uns kauft man ja doch nur Schrott... 😮
Wieso - wurden die Ablauföffnungen im Fußraum vergessen? 😉
Beim TJ Cruiser könnte man meinen, Toyota hätte die Skizzen zum Ford Flex gefunden. Nicht unpraktisch, passt allerdings mal so gar nicht zur derzeitigen Toyota-Designsprache.
Aber wie immer beim Anblick dieser Studien: Nur wenige haben es bisher aus dem Studiendasein hinaus geschafft, und noch weniger davon bis in hiesige Verkaufsräume. Ich warte auch immer noch auf den Suzuki X-Head... 😉
Endlich Daihatsu News!
Joar, ich hab mir trotzdem einen gekauft und der ist ziemlich geil 😆
Das Honda Concept ist auch genehmigt.
einsdreivier: Fände es klasse, wenn Toyota ausgewählte Daihatsumodelle mit Toyota Badge nach Deutschland/Europa bringen würde. Die Technik ist weitestgehend gleich, daher sollte das kein allzu großes Problem sein 😆
Daihatsu hat in letzter Zeit eigentlich viele seiner ursprünglichen Konzeptideen umgesetzt. Wenn ihr mal schauen wollt auf -> Daihatsu Japan, dann findet ihr z.B. das Kei SUV Cast, den auf dem "Concept D" basierenden Mira e.S. oder den Kei Van Canbus welcher sich stark am VW Bully orientiert.
Der hier von jemanden mit "Kackstuhl" betitelte Minvan Thor ist eines der erfolgreicshten Daihatsu Modelle in Japan, denn er wird auch bei Toyota mit Toyota-Emblem als Tank oder Roomy verkauft, sowie auch bei Subaru als Justy. Er ist der gemeinsame Nachfolger des Daihatsu Materia/Toyota bB und des Toyota Ractis/Verso-S. Die Kastenform des Materia blieb, es kamen zusätzlich noch elektrische Schiebetüren und es gibti ihn, ähnlich vieler Kei Cars, mit einem MPI Turbomotor ohne Feinstaub- oder Ventilverkokungsproblematik von Direkteinspritzern.
Mal sehen also, was bei Daihatsu von den Konzepten umgesetzt wird.
Neben dem Honda Sports EV Concept gefällt mir auch der Subaru VIZIV ziemlich gut:
https://www.youtube.com/watch?v=95ZTTQyfyCI
Daihatsu DN Compagno... schick. Ob ich ihn kaufen würde? Selbst wenn nicht: Er würde mir im deutschen Strassenbild sicherlich nicht als Störfaktor auffallen.
Honda Sports EV Concept und insbesondere der Daihatsu DN sehen echt gelungen aus!
So werden wohl die künftigen WRX aussehen.
Fände ich top. 😊
in den Copen passe ich nicht rein.... nur wenn ich die Beine heraushänge....