Nissan Qashqai (2018) im Test: Erste Fahrt, neuer 1,3-l-Motor
So fährt der Nissan Qashqai mit neuem Benziner
Nissan muss die beliebtesten Motoren des Qashqai austauschen. 1,2- und 1,6-Liter-Benziner weichen Euro-6d-Temp-Aggregaten. Die neuen 1,3-Liter-Vierzylinder im Test.
Barcelona – Nissan stellt das Benziner-Angebot beim Qashqai um, aus gesetzlichen und ökologischen Gründen. Aus ökonomischer Sicht lief es für die abgelösten Ottomotoren: 1,2- und 1,6-Liter-Benziner waren die beliebtesten Aggregate in dem erfolgreichen Modell. In 84 Prozent von Nissans meistverkauftem Auto in Europa steckte einer der beiden Vierzylinder. Doch sie erfüllten lediglich Euro 6b, sind damit seit September in Neuwagen nicht mehr zulassungsfähig.
Ab sofort übernimmt im Kompakt-SUV ein aufgeladener 1,3-Liter-Vierzylinder mit Otto-Partikelfilter und Euro-6d-Temp-Klassifizierung. Der Motor deckt zwei Leistungsstufen ab. Die 140-PS-Variante ersetzt den Einstiegsbenziner mit 115 PS. Eine 160-PS-Verision kommt anstelle des größeren Aggregates mit 163 PS. Der starke Benziner ist fortan mit einem Doppelkupplungsgetriebe kombinierbar. Wir testeten sämtliche nun erhältliche Antriebskombinationen mit Zündkerze. Und hätten uns doch in manchen Momenten eine weitere, leider nicht erhältliche Version gewünscht.
Nissan Qashqai 1,3 140 PS: Nichts für Schaltfaule
Die 140-PS-Version des 1,3-Liters liefert mit 240 Newtonmeter mehr Drehmoment als der abgelöste Motor (190 Nm). Außerdem liegt die Kraft früher an, bei bereits 1.600 Umdrehungen. Gefühlt liefert der neue Einstiegsbenziner ab rund 2.300 Umdrehungen satisfaktionsfähigen Vortrieb. Bis zum Drehzahllimit registriert man keinen wirklichen Leistungseinbruch. Unterhalb dieses breiten Bereichs ist der Nissan angenehm leise, aber etwas schwach, wenn es darauf ankommt. Aus dem Loch im untersten Bereich findet der Vierzylinder in dieser Konfiguration nur zäh. Zurückschalten scheint meist sinnvoller als das Aussitzen am Gaspedal. Insgesamt langt der Basis-Otto für das mindestens 1.300 Kilogramm schwere Kompakt-SUV allemal.
Automatik steht übrigens nur beim stärkeren Benziner zur Wahl, vor dem Motorenwechsel war das umgekehrt. Nun kommt der 140-PS-Qashqai immer mit manuellem Sechsgang-Getriebe. Die Schaltung wirkt etwas schwammig, vor allem wenn man mit dem Hebel in die Gasse der höchsten Gänge biegt. Doch die Länge der Wege geht in Ordnung.
Neue Qashqai-Benziner: Wenig Durst im ersten Test
In Handschalter-Versionen der 160-PS-Version steckt das exakt gleiche Getriebe. Was den beiden Qashqai-Varianten noch gemein ist: Der Verbrauch auf dem Papier. 5,3-Liter laut WLTP, unabhängig von der Leistungsstufe. Im ersten Test kamen wir erwartungsgemäß nicht ganz auf die Herstellerangabe. Doch der Qashqai war bei gemütlicher Fahrt über Autobahn und durch recht flüssigen Innenstadt-Verkehr äußerst genügsam. Knapp weniger als sechs Liter zeigte der Bordcomputer – bei beiden Antrieben.
Technisch unterscheiden sich die Aggregate nur bei der Software, sämtliche Innereien sind identisch. Entwickelt wurde der Motor bei Nissans Allianzpartner Renault unter Beteiligung von Daimler. Es gibt ihn auch im Renault Scenic und im Grand Scenic. Außerdem nutzt ihn die neue Mercedes A-Klasse in A 180 und A200.
Im oberen Drehzahlbereich unterscheidet sich die „große“ Version mit 160 PS und einem Drehmoment von 260 Newtonmetern (bei 2.000 Umdrehungen) gefühlt nur marginal von der 140-PS-Variante. Doch im unteren Bereich agiert diese Ausformung des 1,3-Liters souveräner, angenehmer. Das Loch unterhalb der 2.300 Umdrehungen existiert ebenfalls, seine Überwindung fällt hier aber leichter.
Nissan Qashqai 1,3 160 PS: Optional mit Doppelkupplung
Den stärkeren Benziner bietet Nissan im Qashqai auch mit Doppelkupplungsgetriebe an. Bislang verbauten die Japaner dieses Getriebe nur im Supersportwagen GT-R. Im Kompakt-SUV gab es ausschließlich CVT-Automatik. Die neue Siebengang-Variante ist von Renault-Modellen bekannt. Im Nissan Qashqai arbeitet sie im besten Sinne unauffällig: Hoch- und Herunterschalten klappt meist ohne Tritte ins Kreuz oder übertrieben langem Kupplung-Schleifen. Allein beim abrupten Kick-down wäre ein etwas schnellerer Kraftschluss wünschenswert.
Andererseits: Der Vorderachse kommt auf unserer Testfahrt die Kraft meistens zu plötzlich. Einsetzender Regen offenbarte Traktionsschwächen beim Qashqai. Schon auf trockenem Asphalt bemerkt man beim Gaseinsatz mitunter Antriebseinflüsse in der Lenkung. Beides Argumente für die Wahl eines Allrad-Modells. Allein: Bei den Ottomotoren steht dieser nicht zur Wahl. Doppelt schade - damit scheidet der Benziner-Qashqai wohl trotz passabler Anhängelast von 1.500 Kilo (1.300 mit 140 PS) für manche als Zugfahrzeug aus.
Allrad ist beim Qashqai weiterhin an den großen Diesel gekoppelt. Der aktuelle 1,6-Liter mit 130 PS wird künftig durch einen 150 PS starken 1,7-Liter-Selbstzünder abgelöst. Was dieser Verbindung erhalten bleibt, ist das alternativlose CVT-Getriebe. Nicht jedem gefällt die stufenlose Lösung. Hier verpasst Nissan die Chance auf ein attraktiveres Package.
Qashqai-Einstiegs-Benziner: 25 PS stärker, 860 Euro teurer
Neben neuen Antrieben erhält der VW-Tiguan-Konkurrent ein moderneres Infotainment-System. Nissan Connect bietet unter anderem Sprachsteuerung und mehr Möglichkeiten zur Smartphone-Einbindung. An Interieur und Exterieur des erst 2017 gelifteten Qashqai ändert sich nichts. Heißt: Weiterhin fasst der Kofferraum 430 bis 1.585 Liter. Weiterhin bietet der Qashqai vier Erwachsenen annehmbaren Komfort für längere Reisen – was sowohl für Fahrwerksabstimmung als auch Platzangebot gilt. Weiterhin ist er innen eher pragmatisch als nobel, mit geringfügig höherem Hartplastik-Anteil als die deutschen Konkurrenten.
Und weiterhin ist der Preis attraktiv. Das 140-PS-Modell startet bei 21.350 Euro, 860 Euro oberhalb des bisherigen 1,2-Liter mit weniger Leistung. Wer im Alltag mehr Durchzug und weniger Schaltvorgänge will, sollte die 160 PS-Version für mindestens 27.765 Euro in Betracht ziehen. Der bisherige Motor startete bei exakt 27.000 Euro. Was den Preissprung relativiert: wie gehabt ist der Top-Benziner an die zweite von fünf Ausstattungslinien gekoppelt. Für weitere 1.700 Euro wird fortan ein Doppelkupplungsgetriebe an das Aggregat geflanscht.
Die Teuerungsraten der neuen Benziner sind also überschaubar, der Qashqai damit im breiten Feld kompakter Hochbeiner ähnlich positioniert wie bislang. Vereinfacht: Er ist besser ausgestattet als die Koreaner und günstiger als praktisch der gesamte Rest. Damit werden die Benziner-Modelle auch weiterhin erfolgreich sein. Und vielleicht kommt mit dem Modellwechsel ja doch eine Allrad-Version mit Zündkerze und Doppelkupplung.
Nissan Qashqai – Technische Daten der neuen Benziner
Der „kleine“ 1,3-Benziner
- Modell: Nissan Qashqai 1,3 Turbo (140 PS)
- Motor: 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit OPF
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung, Frontantrieb
- Leistung: 140 PS (103 kW) bei 5.000 Umdrehungen
- Drehmoment: 240 Nm bei 1.600 Umdrehungen
- Verbrauch: 5,3 l/100 km (WLTP laut Hersteller)
- CO2: 121 g/km
- Abgasnorm: Euro 6 d-Temp
- 0 – 100 km/h: 10,5 s
- Höchstgeschwindigkeit: 193 km/h
- Länge: 4,39 m
- Breite: 1,81 m
- Höhe: 1,59 m (ohne Dachreling)
- Radstand: 2,65 m
- Leergewicht (EU): 1.300 – 1.435 kg
- Kofferraum: 430-1.585 l
- Grundpreis Nissan Qashqai 1,3 140 PS: Ab 21.350 EUR (in der Basis-Ausstattungslinie „Visia“)
- Marktstart: Ab sofort erhältlich
Der „große“ 1,3-Benziner
- Modell: Nissan Qashqai 1,3 Turbo (160 PS)
- Motor: 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit OPF
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
- Leistung: 160 PS (118 kW) bei 5.500 Umdrehungen
- Drehmoment: 260 Nm bei 2.000 Umdrehungen (270 Nm mit Doppelkupplungsgetriebe)
- Verbrauch: 5,3 l/100 km - Automatik-Variante 5,4 l/100 km (WLTP laut Hersteller)
- CO2: 121 g/km (122 g/km bei Automatik-Variante)
- Abgasnorm: Euro 6 d-Temp
- 0 – 100 km/h: 8,9 s (9,9 mit Doppelkupplungsgetriebe)
- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
- Grundpreis Nissan Qashqai 1,3 160 PS: 23.4000 EUR / 25.100 mit Automatik (jeweils in der Basis-Ausstattungslinie „Visia“)
- Marktstart: Ab sofort erhältlich
*****
In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.
Ich versteh die Ausstattungspolitik von Nissan nicht. Mit der bisherigen Automatik im 1,2er hatten sie praktisch ein Alleinstellungsmerkmal. Günstiges Kompakt-SUV mit Automatik. Jetzt sind wir bei 30k Liste für ein Automatikfahrzeug.
Im Konfigurator sind übrigens noch die alten Motoren.
"Neben neuen Antrieben erhält der VW-Tiguan-Konkurrent ...
... An Interieur und Exterieur des erst 2017 gelifteten Qashqai ändert sich nichts. Heißt: Weiterhin fasst der Kofferraum 430 bis 1.585 Liter. Weiterhin bietet der Qashqai vier Erwachsenen annehmbaren Komfort für längere Reisen – was sowohl für Fahrwerksabstimmung als auch Platzangebot gilt. Weiterhin ist er innen eher pragmatisch als nobel ..."
Zu 1 - ich sehe den Quashqai ganz sicher nicht als Konkurrenten des Tiguans bzw anderer SUV in dieser Klasse. Dafür ist er einfach zu klein und zu billig gemacht. Eher tritt er eine Stufe unterhalb des Tiguan an. Womit ich zu 2 komme: dort siehts also auch nur so lala aus mit seinen Qualitäten. Nicht besonders groß, nicht besonders bequem, nicht besonders wohnlich, dazu nix besonderes an Antrieben, kein gescheites Automatikgetriebe, keine Preissensation.
Was also sollte mich dazu bewegen, den zu kaufen?
Ganz einfach: Weil es ein gutes Auto ist.
Und vom Preis/Leistungsverhältnis her passt er auf jeden Fall.
Ich würde beispelsweise aus Prinzip keinesfalls ein Auto kaufen das vom VW-Konzern kommt.
Bitte steigt endlich auf E-Autos um.
Diese Uhrwerk-Motörchen sind erbärmlich.
Naja, neben dem VW-Konzern gibts ja noch andere Fahrzeuge. Ich habe immer wieder mal das Vergnügen, den Quashqai zu fahren und/oder mitzufahren (natürlich mit den alten Motoren). Wo ist er denn gut? Bedienung, Raumangebot, Einstieg, Praxisnutzen, ....? Meiner Erkenntnis nach in diesen Bereichen nix besonderes, eher so befriedigend bis ausreichend. Dafür ist P/L auch nicht sooo dolle. Für mich hat er da irgendwie gar nichts, was mich lockt.
hmm,
erst, FCA mit seinen neuen 1,33 Liter "Fire-Fly" Motoren, nun Renault..
Gibts da nen besonderen Grund für gerade diesen Hubraum ?
Soll ich Dir Geld leihen? 😆
Ich finde den Kia Sportage in dem Segment sehr ansprechend.
Hatte mich zeitweise für den Nissan Pulsar interessiert, auch mit dem 1.2 Turbo, hatte aber von vielen Motorschäden bei diesem Motor gelesen. Ist der alte 1.2 Turbo wirklich so anfällig?
Kann ja gar nicht sein. Lügenpresse!
Solche Probleme gibt es ausschließlich bei VW. Heißt es hier jedenfalls immer...
Vermutung 1: China. 1,3-Liter-Motoren sind für die Endkunden steuerlich genauso attraktiv wie 1-Liter-Motoren (Betrachtung gesamte Steuern) und billiger als 1,5-Liter-Motoren - wenn die 1332 cm3 in die Kategorie 1,3 Liter fällt.
https://ibimapublishing.com/articles/JSAR/2017/790677/790677.pdf Seite 6
Vermutung 2: Mercedes hatte in der Zeit der Mitsubishi-Koop schon mal einen 1,33 Liter im Programm, den M 135 E 13 im Smart ForFour (vgl. Mitsu Colt). Der Motor wurde, wie aktuell der M282 in der A-Klasse, auch in Kölleda gebaut. Vielleicht konnte man einfach ein gutes Grunddesign übernehmen - aber das ist jetzt nur eine Möglichkeit, keine Tatsache. Bohrung und Hub unterscheiden sich deutlich.
Die Beschreibung der Motorcharakteristik scheint wohl auf einen Turbomotor zu passen, den man nicht durch einen zu kleinen Lader kastriert hat.
Gefühltes Loch, aber Dampf bis zum Begrenzer. Anders als bei Motoren mit etwas zu kleinen Ladern, die zwar im Drehzahlkeller Rabatz machen, aber obenraus lahmen...
Offensichtlich scheint aber der Hubraum dem Fahrzeuggewicht nicht angemessen zu sein.
Wir haben den Qashqai mit dem 1.2er Automatik seit 3,5 Jahren und über 60kkm im Gebrauch.
War bisher nix dran.
Der läuft im April aus und es sollte eigentlich wieder ein Qashqai Automatik werden, weil, hochzufrieden und ohne Konkurrenz, preismäßig.
Bisher. Bei 30k€ sieht das schon wieder anders aus. Mal gucken, was tatsächlich an Leasingrate aufgerufen wird.
@SvenFoerster : Da ist ein Widerspruch im Artikel. Während im Text die Automatik an den grossen Motor und damit an die gehobene Ausstattung gebunden ist, gebt ihr in den Daten einen Preis für Automatik mit Visia Grundausstattung.
Gibt es die nun oder nicht?
Ich bin eigentlich immer Schalter gefahren. Hatte vor ein paar Jahren ein Auto mit konventioneller Automatik (Wandler + 6gang Planetenradsatz), aktuell als Zweitwagen einen Yaris Hybrid mit CVT (wenn auch "Schubgliederbandlos") und jetzt einen Sharan mit Doppelkuppelungsgetriebe.
Von den Automatikgetrieben gefällt mir das CVT im Yaris mit Abstand am besten. Durch den Hybridmodus hat es vor allem eine schöne Eigenschaft - leichtes Anbremsen bei totaler Lastwegnahme. Ich verstehe daher das Gejammmer über CVT nicht.
Bei Bergabfahrt ist das Hybrid CVT optimal. Den Wandlerautomaten und DCT muss ich bei meiner täglichen Strecke (300HM auf ca. 5km) immer in einem Gang Sperren. Den Sharan bekomme ich durch einmaliges, kurzes betätigen des Gaspedals in den Modus "Motorbremse", der Modus endet dann aber beim nächsten Beschleunigen. Alternativ: Sperren des Ganges in der (Halb-)manuellen Schaltgasse - dann hat man auch direkt den Gang gefixt - ich bleib da normal im 4 von 6. Gleiches Spiel damals beim Wandler. Im Schalter hatte ich soundso immer den "richtigen" Gang drin.
Der einzige Nachteil des CVT: Es wird halt laut wenn man Vollgas fährt, gerade im Hybrid. Dieser scheint bei viel Gas seinen Lastpunkt noch weiter nach oben zu verschieben. Ausserdem ist der Yaris mutmasslich nicht so gut gedämmt. Das war es aber auch. Ich kenn keinen "Gummibandeffekt" und wenn, ist mir das total Schnuppe. Das CVT beschleunigt eben anders als Schalter, dafür aber mindestens genauso gut - das einzige ist: Das akustische Feedback geht etwas verloren.
Als Leihwagen hatte ich auch mal das Vergnügen das ASG im Smart zu fahren - grausam. Fazit: Von allen Automatikvarianten würde ich definitiv das CVT bevorzugen!
Wenn du mir das Geld dafür gibts, dann gerne.