Nissan Qashqai (2018) im Test: Erste Fahrt, neuer 1,3-l-Motor

So fährt der Nissan Qashqai mit neuem Benziner

Sven Förster

verfasst am Fri Oct 19 11:30:41 CEST 2018

Nissan muss die beliebtesten Motoren des Qashqai austauschen. 1,2- und 1,6-Liter-Benziner weichen Euro-6d-Temp-Aggregaten. Die neuen 1,3-Liter-Vierzylinder im Test.

Im Vorjahr präsentierte Nissan die geliftete Version des Qashqai. Nun kommen neue Benziner in den Motorraum des erfolgreichen Kompakt-SUV. Wir testeten beide Leistungsstufen des 1,3-Liters und das neue Doppelkupplungsgetriebe
Quelle: Nissan

Barcelona – Nissan stellt das Benziner-Angebot beim Qashqai um, aus gesetzlichen und ökologischen Gründen. Aus ökonomischer Sicht lief es für die abgelösten Ottomotoren: 1,2- und 1,6-Liter-Benziner waren die beliebtesten Aggregate in dem erfolgreichen Modell. In 84 Prozent von Nissans meistverkauftem Auto in Europa steckte einer der beiden Vierzylinder. Doch sie erfüllten lediglich Euro 6b, sind damit seit September in Neuwagen nicht mehr zulassungsfähig.

Ab sofort übernimmt im Kompakt-SUV ein aufgeladener 1,3-Liter-Vierzylinder mit Otto-Partikelfilter und Euro-6d-Temp-Klassifizierung. Der Motor deckt zwei Leistungsstufen ab. Die 140-PS-Variante ersetzt den Einstiegsbenziner mit 115 PS. Eine 160-PS-Verision kommt anstelle des größeren Aggregates mit 163 PS. Der starke Benziner ist fortan mit einem Doppelkupplungsgetriebe kombinierbar. Wir testeten sämtliche nun erhältliche Antriebskombinationen mit Zündkerze. Und hätten uns doch in manchen Momenten eine weitere, leider nicht erhältliche Version gewünscht.

Nissan Qashqai 1,3 140 PS: Nichts für Schaltfaule

Die 140-PS-Version des 1,3-Liters liefert mit 240 Newtonmeter mehr Drehmoment als der abgelöste Motor (190 Nm). Außerdem liegt die Kraft früher an, bei bereits 1.600 Umdrehungen. Gefühlt liefert der neue Einstiegsbenziner ab rund 2.300 Umdrehungen satisfaktionsfähigen Vortrieb. Bis zum Drehzahllimit registriert man keinen wirklichen Leistungseinbruch. Unterhalb dieses breiten Bereichs ist der Nissan angenehm leise, aber etwas schwach, wenn es darauf ankommt. Aus dem Loch im untersten Bereich findet der Vierzylinder in dieser Konfiguration nur zäh. Zurückschalten scheint meist sinnvoller als das Aussitzen am Gaspedal. Insgesamt langt der Basis-Otto für das mindestens 1.300 Kilogramm schwere Kompakt-SUV allemal.

Automatik steht übrigens nur beim stärkeren Benziner zur Wahl, vor dem Motorenwechsel war das umgekehrt. Nun kommt der 140-PS-Qashqai immer mit manuellem Sechsgang-Getriebe. Die Schaltung wirkt etwas schwammig, vor allem wenn man mit dem Hebel in die Gasse der höchsten Gänge biegt. Doch die Länge der Wege geht in Ordnung.

Neue Qashqai-Benziner: Wenig Durst im ersten Test

In Handschalter-Versionen der 160-PS-Version steckt das exakt gleiche Getriebe. Was den beiden Qashqai-Varianten noch gemein ist: Der Verbrauch auf dem Papier. 5,3-Liter laut WLTP, unabhängig von der Leistungsstufe. Im ersten Test kamen wir erwartungsgemäß nicht ganz auf die Herstellerangabe. Doch der Qashqai war bei gemütlicher Fahrt über Autobahn und durch recht flüssigen Innenstadt-Verkehr äußerst genügsam. Knapp weniger als sechs Liter zeigte der Bordcomputer – bei beiden Antrieben.

Technisch unterscheiden sich die Aggregate nur bei der Software, sämtliche Innereien sind identisch. Entwickelt wurde der Motor bei Nissans Allianzpartner Renault unter Beteiligung von Daimler. Es gibt ihn auch im Renault Scenic und im Grand Scenic. Außerdem nutzt ihn die neue Mercedes A-Klasse in A 180 und A200.

Im oberen Drehzahlbereich unterscheidet sich die „große“ Version mit 160 PS und einem Drehmoment von 260 Newtonmetern (bei 2.000 Umdrehungen) gefühlt nur marginal von der 140-PS-Variante. Doch im unteren Bereich agiert diese Ausformung des 1,3-Liters souveräner, angenehmer. Das Loch unterhalb der 2.300 Umdrehungen existiert ebenfalls, seine Überwindung fällt hier aber leichter.

 

Nissan Qashqai 1,3 160 PS: Optional mit Doppelkupplung

Den stärkeren Benziner bietet Nissan im Qashqai auch mit Doppelkupplungsgetriebe an. Bislang verbauten die Japaner dieses Getriebe nur im Supersportwagen GT-R. Im Kompakt-SUV gab es ausschließlich CVT-Automatik. Die neue Siebengang-Variante ist von Renault-Modellen bekannt. Im Nissan Qashqai arbeitet sie im besten Sinne unauffällig: Hoch- und Herunterschalten klappt meist ohne Tritte ins Kreuz oder übertrieben langem Kupplung-Schleifen. Allein beim abrupten Kick-down wäre ein etwas schnellerer Kraftschluss wünschenswert.

Andererseits: Der Vorderachse kommt auf unserer Testfahrt die Kraft meistens zu plötzlich. Einsetzender Regen offenbarte Traktionsschwächen beim Qashqai. Schon auf trockenem Asphalt bemerkt man beim Gaseinsatz mitunter Antriebseinflüsse in der Lenkung. Beides Argumente für die Wahl eines Allrad-Modells. Allein: Bei den Ottomotoren steht dieser nicht zur Wahl. Doppelt schade - damit scheidet der Benziner-Qashqai wohl trotz passabler Anhängelast von 1.500 Kilo (1.300 mit 140 PS) für manche als Zugfahrzeug aus.

Allrad ist beim Qashqai weiterhin an den großen Diesel gekoppelt. Der aktuelle 1,6-Liter mit 130 PS wird künftig durch einen 150 PS starken 1,7-Liter-Selbstzünder abgelöst. Was dieser Verbindung erhalten bleibt, ist das alternativlose CVT-Getriebe. Nicht jedem gefällt die stufenlose Lösung. Hier verpasst Nissan die Chance auf ein attraktiveres Package.

Qashqai-Einstiegs-Benziner: 25 PS stärker, 860 Euro teurer

Neben neuen Antrieben erhält der VW-Tiguan-Konkurrent ein moderneres Infotainment-System. Nissan Connect bietet unter anderem Sprachsteuerung und mehr Möglichkeiten zur Smartphone-Einbindung. An Interieur und Exterieur des erst 2017 gelifteten Qashqai ändert sich nichts. Heißt: Weiterhin fasst der Kofferraum 430 bis 1.585 Liter. Weiterhin bietet der Qashqai vier Erwachsenen annehmbaren Komfort für längere Reisen – was sowohl für Fahrwerksabstimmung als auch Platzangebot gilt. Weiterhin ist er innen eher pragmatisch als nobel, mit geringfügig höherem Hartplastik-Anteil als die deutschen Konkurrenten.

Und weiterhin ist der Preis attraktiv. Das 140-PS-Modell startet bei 21.350 Euro, 860 Euro oberhalb des bisherigen 1,2-Liter mit weniger Leistung. Wer im Alltag mehr Durchzug und weniger Schaltvorgänge will, sollte die 160 PS-Version für mindestens 27.765 Euro in Betracht ziehen. Der bisherige Motor startete bei exakt 27.000 Euro. Was den Preissprung relativiert: wie gehabt ist der Top-Benziner an die zweite von fünf Ausstattungslinien gekoppelt. Für weitere 1.700 Euro wird fortan ein Doppelkupplungsgetriebe an das Aggregat geflanscht.

Die Teuerungsraten der neuen Benziner sind also überschaubar, der Qashqai damit im breiten Feld kompakter Hochbeiner ähnlich positioniert wie bislang. Vereinfacht: Er ist besser ausgestattet als die Koreaner und günstiger als praktisch der gesamte Rest. Damit werden die Benziner-Modelle auch weiterhin erfolgreich sein. Und vielleicht kommt mit dem Modellwechsel ja doch eine Allrad-Version mit Zündkerze und Doppelkupplung.

Nissan Qashqai – Technische Daten der neuen Benziner

  • Der „kleine“ 1,3-Benziner

  • Modell: Nissan Qashqai 1,3 Turbo (140 PS)
  • Motor: 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit OPF
  • Getriebe: 6-Gang-Handschaltung, Frontantrieb
  • Leistung: 140 PS (103 kW) bei 5.000 Umdrehungen
  • Drehmoment: 240 Nm bei 1.600 Umdrehungen
  • Verbrauch: 5,3 l/100 km (WLTP laut Hersteller)
  • CO2: 121 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6 d-Temp
  • 0 – 100 km/h: 10,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 193 km/h
  • Länge: 4,39 m
  • Breite: 1,81 m
  • Höhe: 1,59 m (ohne Dachreling)
  • Radstand: 2,65 m
  • Leergewicht (EU): 1.300 – 1.435 kg
  • Kofferraum: 430-1.585 l
  • Grundpreis Nissan Qashqai 1,3 140 PS: Ab 21.350 EUR (in der Basis-Ausstattungslinie „Visia“)
  • Marktstart: Ab sofort erhältlich

Der „große“ 1,3-Benziner

  • Modell: Nissan Qashqai 1,3 Turbo (160 PS)
  • Motor: 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit OPF
  • Getriebe: 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
  • Leistung: 160 PS (118 kW) bei 5.500 Umdrehungen
  • Drehmoment: 260 Nm bei 2.000 Umdrehungen (270 Nm mit Doppelkupplungsgetriebe)
  • Verbrauch: 5,3 l/100 km - Automatik-Variante 5,4 l/100 km (WLTP laut Hersteller)
  • CO2: 121 g/km (122 g/km bei Automatik-Variante)
  • Abgasnorm: Euro 6 d-Temp
  • 0 – 100 km/h: 8,9 s (9,9 mit Doppelkupplungsgetriebe)
  • Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
  • Grundpreis Nissan Qashqai 1,3 160 PS: 23.4000 EUR / 25.100 mit Automatik (jeweils in der Basis-Ausstattungslinie „Visia“)
  • Marktstart: Ab sofort erhältlich

Der Nissan Qashqai kann als Benziner künftig mit 140 PS oder 160 PS bestellt werden. In beiden Fällen handelt es sich um einen 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbo
Quelle: Nissan
Bislang kamen Nissan Qashqai mit zwei Pedalen ausschließlich mit einem CVT-Getriebe. Künftig ist der Topbenziner mit Doppelkupplungsgetriebe erhältlich
Quelle: Nissan
Optisch änderte sich am Qashqai seit der Modellpflege von 2017 nichts. Man erkennt das Facelift-Modell am breiten Grill
Quelle: Nissan
In Europa war kein Nissan-Modell je erfolgreicher als der Qashqai. Global ist das größere SUV X-Trail vorne
Quelle: Nissan
Beim Einstiegs-Ottomotor entfällt die Automatik-Option. Der 140-PS-Benziner des Nissan Qashqai kommt immer mit Sechsgang-Handschaltung
Quelle: Nissan
Neben den neuen Benziner-Motoren ist im Qashqai mit NissanConnect ab sofort ein moderneres Infotainmentsystem erhältlich
Quelle: Nissan
Der Qashqai ist Nissans mittleres SUV - darüber gibt es den optional mit sieben Sitzen bestückten X-Trail, darunter das City-SUV Juke
Quelle: Nissan
MOTOR-TALK-Redakteur Sven Förster fuhr die beiden Ausbaustufen des neuen 1,3-Liter-Benzinmotors von Nissan

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