Armin Laschet: Interview zum Diesel-Gipfel
Software-Aufrüstung von Euro 5 auf Euro 6?
Zu unseren 10 Diesel-Irrtümern erreichten uns viele Nachfragen, einige davon zu einer Aussage des NRW-Ministerpräsidenten: Werden Diesel nun von Euro 5 auf Euro 6 umgerüstet?
Berlin – Gestern haben wir Fakten zu den 10 größten Diesel-Irrtümern erläutert. Aus der Community erreichten uns viele Anfragen dazu. Einige beziehen sich offenbar auf einen weiteren Irrtum:
Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sagte dem Fernsehsender „Phoenix“: Die Industrie habe angeboten, Euro-5-Diesel mit einem Software-Update auf Euro-6-Qualität zu verbessern. Das ist nicht korrekt. Die Industrie hat zugesagt, den Stickoxid-Ausstoß von Dieselfahrzeugen der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 im Schnitt um 25-30 Prozent zu verbessern.
"Die Nachrüstung von EU5 Dieselfahrzeugen auf den Abgasstandard EU6 ist nur mit aufwändigen und kostenintensiven Hardwaremaßnahmen möglich", sagte uns ein VW-Sprecher. Solche Umrüstungen sind ausdrücklich nicht Teil der Vereinbarungen des Gipfels.
Die Euro-Abgasnorm 5a/5b galt zwischen dem 1.9.2009 und dem 31. August 2014. Nach dieser Norm zugelassene Fahrzeuge dürfen auf dem Prüfstand 180 mg/km NOx emittieren. Hat ein Auto bisher den Grenzwert nach Euro 5 ausgeschöpft, würde es rechnerisch mit 30 Prozent Reduktion noch 126 mg/km Stickoxide ausstoßen. Das genügt nicht für Euro-6-Niveau: Danach sind maximal 80 mg/km zulässig.
RDE: Grenzwert in weiter Ferne
Die genannten Zahlen beziehen sich auf die Prüfstands-Grenzwerte. Ziel des Diesel-Gipfels war aber die Reduzierung der Schadstoffbelastung im realen Straßenverkehr. Aussagekräftiger sind also Messwerte nach dem RDE-Verfahren, denn dort werden reale Straßen-Emissionen („real driving emissions“) gemessen.
Nach Euro 6d-Temp (ab 1.9.2017 gültig für neu typgeprüfte Fahrzeuge) sind in diesem Prüfverfahren 168 mg/km erlaubt, gemäß Konformitäts-Faktor. Im Frühjahr 2016 hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) RDE-Messwerte für eine Reihe von Euro-5-Fahrzeugen veröffentlicht. Einige Beispiele:
- Audi A6 3.0 (2012) 1.109,28 mg/km
- BMW 320d 2.0 (2014) 381 mg/km
- Fiat Panda 1.3 (2014) 605 mg/km
- Ford Focus 2.0 (2012) 682,59 mg/km
- Mitsubishi ASX 2.3 (2015) 534 mg/km
- Opel Astra 2.0 (2014) 618,87 mg/km
- Range Rover 3.0 (2014) 2.101,98 mg/km
- Smart fortwo 0.8 (2013) 502,28 mg/km
- Toyota Auris 2.0 (2015) 373,8 mg/km
- VW Golf 1.6 (2015) 246,14 mg/km
Aus dieser Stichprobe käme lediglich der genannte VW Golf bei 30 Prozent Verbesserung in die Nähe des künftigen Grenzwertes. Keiner der vom KBA geprüften Wagen würde bei einer 30-prozentigen Verbesserung beim Schadstoffausstoß den künftigen Grenzwert nach Euro 6d unterschreiten. Offenbar interpretiert der Ministerpräsident die Zusagen der Autoindustrie also falsch.
Dazu ein Artikel:
Wie funzen eigentlich die VW-Softwareupdates?
Der Dieselschwindel nimmt kein Ende - Von Kristina Gnirke
"Dieselbesitzer sind frustriert. Die Autokonzerne sollen Garantien für Updates geben, doch die sind nutzlos. Der Fall VW zeigt sogar, dass die Autos kaum sauberer werden - und das KBA weiter Abschaltsysteme erlaubt.
"(...)
Kaum weniger Stickoxid
Das Fatale: Trotz des Softwareupdates, mit dem der VW-Konzern seine Diesel bereits jetzt nach und nach in einen Saubermodus umprogrammiert, ändert sich an den hohen Schadstoffwerten auf der Straße nichts. Und das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) weiß davon.
In einem Schreiben vom 29. Dezember 2015, das dem SPIEGEL vorliegt, erklären Anwälte von VW den KBA-Mitarbeitern das Softwareupdate. Angehängt ist eine siebenseitige Präsentation, VWs Entscheidungsvorlage für die Freigaben der Änderungen durch das KBA. Darin und in E-Mails zwischen VW und der Behörde wird klar: Noch immer nutzt VW Abschaltsysteme.
So will VW nach dem Softwareupdate beim wegen Manipulation aufgeflogenen Motortyp EA189 die Abgasreinigung weiter bei weniger als 15 Grad und mehr als 33 Grad Außentemperatur einfach abschalten. Auch wenn das Auto über 250 Meter Seehöhe fährt - selbst bei weniger bergigem Gelände nicht gerade untypisch - kann die Abgasreinigung demnach zum "Bauteilschutz" ausgeschaltet werden. Alles "wie Serie" schreiben die VW-Techniker in ihre Vorlage für die Behörde - und meinen damit, wie im vorherigen Motorsystem.
Das Resultat, ebenfalls aufgeschrieben von den VW-Technikern, liest sich erschreckend: Beim ab Herbst geforderten Test der Modelle im realen Straßenverkehr, stoßen diese VW-Dieselautos das Drei- bis Fünffache der EU-Vorgabe von 180 Milligramm Stickoxid pro Kilometer aus.
(...)
Alles wird genehmigt, durch das KBA
(...)"
Tut mir leid, was Dobby da abgenickt hat, ist eine Katastrophe. Die markierten Temperaturfenster und auch die Abschaltung bei mehr als 250 Metern Seehöhe - das geht gar nicht. Man sollte mal ein wenig darüber nachdenken, dass zum Beispiel München 519 Meter hoch liegt und dort folglich so gut wie keine Fortschritte zu erzielen sind - Bauteilschutz. Stuttgart hat übrigens eine mittlere Höhenlage von 260 Metern. 😉
Wirksamkeit der beschlossenen Maßnahmen? Viel Lärm um nichts. Der deutsche Michel wird verkokelt, Hauptsache vor den Wahlen ist Ruhe.
Es wäre schön, wenn die Herren Dieselgipfler mal sagen würden, ob die im Threadartikel genannten 30 % im Durchschnitt gelten, oder wenn die NOx-Reduktion angeschaltet ist. Ohnehin stellt sich die frage, ob nach VW-Muster verfahren wird oder anders.
Darüber hinaus kursieren unterschiedliche Zahlen, häufig war von bis zu 25 - 30 % die Rede, teilweise von 20 - 25 %, ebenso davon, dass es keine NOx-Reduktion bei Minusgraden gebe.
Na ich würde sagen, warten wir doch einfach RDE-Tests ab, ich vermute, dass da im Jahresdurchschnitt maximal 20 % herauskommen.
Schade finde ich, dass das Thema SCR-Nachrüstung im Threadartikel ausgeklammert wurde, da macht sich die Redaktion leider zum erfüllungsgehilfen der autolobby wie schon häufiger in letzter Zeit. Deshalb werde ich gleich in der Artikelbewertung "Daumen runter " voten.
Und hier noch ein Link zur SCR-Nachrüstung, die den NOx-Ausstoß um ca. 90 % reduziert - zuverlässig unter den EU6-Grenzwert bei EU6-, EU5- und EU4-Fahrzeugen und ohne Temperaturfenster:
Klick
Video von der PK zum Dieselgipfel
Man setze die schönen Worte mal in Relation zum obigen Artikel. 😮
Zum Video:
Laschet spricht davon, dass die EU5-Diesel auf EU6 umgerüstet werden sollen ... (Minute 0:25).
Der Mann hat keinen Plan, das stimmt einfach nicht.
Noch einen Bock schießt er: Er will "in einigen Monaten" die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen. 🙄
Er scheint nicht viel darüber zu wissen, wie lange es dauert, bis sich die Maßnahmen auswirken. Ohnehin stehen wegen der Temperaturfenster die Chancen schlecht, dass die Maßnahmen im Winter greifen.
Aber Hauptsache, mal schön geschwurbelt. 😮
Der Mann ist mit der Thematik völlig überfordert - liebe Redaktion, für die halbwegs versierte Leser ist diese "Interview" eine Zumutung
Es schadet nicht, wenn die User einen Eindruck von der Unkenntnis gewisser Politiker bekommen, auch wenn es schmerzt. Aber das Ausmaß in diesem Falle ist schon beträchtlich. 🙄
Es wäre interessant zu wissen wie hoch der Anteil an Euro 5 und 6 Dieseln am Verkehr in den paar Ecken in Deutschland ist, an denen die Grenzwerte in der Vergangenheit regelmäßig überschritten wurden. Dann wüsste man ob eine solche Maßnahme überhaupt greifen kann. Aber das wären Fakten und die interessieren im post faktischen Zeitalter keine Sau mehr. Jedes Volk hat die Politiker, die es verdient. Das gilt für Demokratien gleichermassen wie für Diktaturen.
OpenAirFan
Die ganzen Beteiligten des Dieselgipfels eint eine Eigenschaft, Keiner der Teilnehmer hat eine Ahnung wie die Abgasreinigung überhaupt funktioniert.
Und dieses Klüngelrunden Ahnungsloser sind letzten Endes die Ursache für den Beschiss. Denn technisch Ahnungslose setzten Grenzwerte und Prüfvorgaben fest und Der gesammelte Schrott wird dann den Ingenieuren vor den Latz geknallt und die dürfen das Ganze dann umsetzen, aber natürlich ohne ausreichenden zeitlichen Vorlauf und noch weniger mit einem ausreichenden Kostenrahmen.
Bei VW soll es sich um ca 6 Wochen und 200€/Motor gehandelt haben weswegen die Betrugssoftware eingesetzt wurde. Hätte man den Ingenieuren die Zeit gegeben und akzeptiert das die Motoren pro Stück 200€ teurer als geplant werden gäbe es keine Betrugsaffaire.
Das war der geniale Techniker namens Fugen-Ferdl, der zu lange am PD festgehalten hat.
Eigentlich ist das Grundproblem das sie immer an der gleichen Motorenbasis, bei der bestimmte produktionsrelevante Maße nicht verändert werden dürfen, rumpfuschen.
Statt immer die seit Jahrzehnten genutzte Motorenbasis immer wieder auf neue Anforderungen umzustricken müsste VW halt auch mal den Schritt gehen und einen komplett neuen Motor entwickeln der auf zukünftige Abgasnormen hin entwickelt wird.
Ford oder Mercedes haben ihre neuen Dieselmotoren sicher nicht entwickelt damit es den Ingenieuren nicht langweilig wird sondern weil man zeitgemässe Motoren benötigt. Die Alten hätte man vielleicht nochmal über die nächste Hürde gebracht, aber die Übernächste und mit welchem Aufwand?
Mich kotzt es langsam an, dass nirgends veröffentlich wird welche Motoren von welchen Baujahren DEFINITIV betroffen sind. Es sind ja offensichtlich nicht ALLE Euro 5&6 Motoren.
Desweiteren, sind die Updates für Kunden verpflichtend, obwohl der Motor dem Gesetz entspricht?
Fragen über Fragen, keine Antworten.
Die Bürger irre machen, aber keine einzige(!) verlässliche Aussage bringen können. Enorm!
Warum hält er nicht besser den Mund,wie so einen Unsinn zu verzapfen .
Da befassen sich Leute mit dem Thema,die weniger als gar keine Ahnung haben.
Wenn ich so was per Software machen könnte,hätte man in einen Euro 6 ja gar keine andere Hardware einbauen müssen.
DANKE!!!
Bin selbst betroffen. EU5 bmw 320d Bj 2014 und hab keine Ahnung was wo wer wie. Sogar mein BMW Händler hat kein Schimmer was jetzt ist...
Ja ,glaubst Du die Techniker bei BMW haben das fertig in der Schublade liegen ?
Ich kann mir nicht vorstellen,das es für Deinen BMW ein Zwangsupdate geben wird.
Wie soll das KBA das den begründen.
BMW hat nur die Gesetzeslücken ausgeschöpft,aber nichts illegales gemacht .
Was mich andauernd wurmt, es wird nur auf ABMV rumgedroschen. Alle Ausländer wie Volvo (neueste Motorengeneration!!), Fiat, Jeep, Renault, Hyundai, Kia sind von den Werten her KATASTROPHE (!!) aber das interessiert keine Sau, die sagen sogar noch mit ital. Ministerunterstützung, unsere Autos entsprechen Recht und Gesetz und sind EU-Konform. Man braucht sich nur die neuste Lister der DUH anschauen.
http://www.duh.de/.../...Messungen_Ergebnisse_Maerz_2016-Juni_2017.pdf
Warum Hr. Resch, gehen Sie nicht die an?? Auch Toyota ist mit miserablen Werten beim Diesel hier vertreten.
Die neusten deutschen Modelle inkl. Skoda haben absolut TOP-Werte.
Und wenn die Gesetzgebung bis 2014 so war, dann shit happens, zieht die in Brüssel an den Eiern, verdammt noch mal!
Um Staubsauger und Wasserkocher kümmern sie sich auch mit NULL Ahnung, da ein Wasserkocher mit weniger Leistung halt länger Strom zieht und somit den gleichen Verbrauch hat schnallen die da ja auch nicht.
Manchmal frag ich mich schon ob die ausser dem trockenen Brötchen noch was anderes im Kopf haben....
Nein, ich denke das glaubt niemand.
Dennoch glaube ich, dass die Hersteller schon wissen welche Motoren in welchem Umfang upzudaten sind.
Aber wenn die Politik und diverse Verbände den Herstellern schon dermaßen ans Bein pissen, dann wär es auch recht freundlich zumindest mal die Motoren (und Baujahre) zu nennen, die auf jeden Fall geupdated werden müssen - weil illegal, wie bei VW.
ODER, falls das ganze doch auf freiwilliger Basis beruht, ja dann erwarte(!) ich von den Herstellern Aussagen, WELCHE Motoren ein (freiwilliges?!) Update bekommen.
Wenn sich BMW/Mercedes heute schon hinstellt, und sagt "wir machen Updates" dann DANN SAGT DOCH BITTE AUCH WELCHE MOTOREN wenn sie schon so genau wissen, dass sie es können.
Was ist denn das für eine Lachnummer!
Und eine elementare Frage bleibt nach wie vor bestehen - ist das ganze nur mal wieder eine typisch deutsche Eigenart, sich gegenseitig runter zu machen? Den Mitbewerber zu schädigen?
Oder was ist mit den ganzen Franzosen, Italienern, Asiaten, AMIS(!, Ford!), auch deren Motoren überschreiten die Grenzwerte im Realbetrieb ums x-Fache. Warum werden die nicht verpflichtet?