Armin Laschet: Interview zum Diesel-Gipfel

Software-Aufrüstung von Euro 5 auf Euro 6?

Björn Tolksdorf

verfasst am Fri Aug 04 14:14:07 CEST 2017

Zu unseren 10 Diesel-Irrtümern erreichten uns viele Nachfragen, einige davon zu einer Aussage des NRW-Ministerpräsidenten: Werden Diesel nun von Euro 5 auf Euro 6 umgerüstet?

Armin Laschet im Interview mit dem Fernsehsender Phoenix
Quelle: Phoenix (Screenshot)

Berlin – Gestern haben wir Fakten zu den 10 größten Diesel-Irrtümern erläutert. Aus der Community erreichten uns viele Anfragen dazu. Einige beziehen sich offenbar auf einen weiteren Irrtum:

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sagte dem Fernsehsender „Phoenix“: Die Industrie habe angeboten, Euro-5-Diesel mit einem Software-Update auf Euro-6-Qualität zu verbessern. Das ist nicht korrekt. Die Industrie hat zugesagt, den Stickoxid-Ausstoß von Dieselfahrzeugen der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 im Schnitt um 25-30 Prozent zu verbessern.

"Die Nachrüstung von EU5 Dieselfahrzeugen auf den Abgasstandard EU6 ist nur mit aufwändigen und kostenintensiven Hardwaremaßnahmen möglich", sagte uns ein VW-Sprecher. Solche Umrüstungen sind ausdrücklich nicht Teil der Vereinbarungen des Gipfels.

Die Euro-Abgasnorm 5a/5b galt zwischen dem 1.9.2009 und dem 31. August 2014. Nach dieser Norm zugelassene Fahrzeuge dürfen auf dem Prüfstand 180 mg/km NOx emittieren. Hat ein Auto bisher den Grenzwert nach Euro 5 ausgeschöpft, würde es rechnerisch mit 30 Prozent Reduktion noch 126 mg/km Stickoxide ausstoßen. Das genügt nicht für Euro-6-Niveau: Danach sind maximal 80 mg/km zulässig.

RDE: Grenzwert in weiter Ferne

Die genannten Zahlen beziehen sich auf die Prüfstands-Grenzwerte. Ziel des Diesel-Gipfels war aber die Reduzierung der Schadstoffbelastung im realen Straßenverkehr. Aussagekräftiger sind also Messwerte nach dem RDE-Verfahren, denn dort werden reale Straßen-Emissionen („real driving emissions“) gemessen.

Nach Euro 6d-Temp (ab 1.9.2017 gültig für neu typgeprüfte Fahrzeuge) sind in diesem Prüfverfahren 168 mg/km erlaubt, gemäß Konformitäts-Faktor. Im Frühjahr 2016 hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) RDE-Messwerte für eine Reihe von Euro-5-Fahrzeugen veröffentlicht. Einige Beispiele:

  • Audi A6 3.0 (2012) 1.109,28 mg/km
  • BMW 320d 2.0 (2014) 381 mg/km
  • Fiat Panda 1.3 (2014) 605 mg/km
  • Ford Focus 2.0 (2012) 682,59 mg/km
  • Mitsubishi ASX 2.3 (2015) 534 mg/km
  • Opel Astra 2.0 (2014) 618,87 mg/km
  • Range Rover 3.0 (2014) 2.101,98 mg/km
  • Smart fortwo 0.8 (2013) 502,28 mg/km
  • Toyota Auris 2.0 (2015) 373,8 mg/km
  • VW Golf 1.6 (2015) 246,14 mg/km

Aus dieser Stichprobe käme lediglich der genannte VW Golf bei 30 Prozent Verbesserung in die Nähe des künftigen Grenzwertes. Keiner der vom KBA geprüften Wagen würde bei einer 30-prozentigen Verbesserung beim Schadstoffausstoß den künftigen Grenzwert nach Euro 6d unterschreiten. Offenbar interpretiert der Ministerpräsident die Zusagen der Autoindustrie also falsch.

Video: Armin Laschet zum Diesel-Gipfel