Wir kaufen einen Oldtimer: Die zweite Besichtigung, VW Golf GTD
Vom Gebrauchten zum Oldtimer - Teil 4
Aus einem guten Gebrauchten einen Oldtimer machen? Geht, wenn auch nicht immer leicht. Wir haben es ausprobiert und genau dokumentiert. Hier kommt Teil 4 unserer Serie: die zweite Besichtigung.
Video: Die zweite Besichtigung
30 Jahre auf dem Blech lassen ein Auto stark altern. Aber das macht noch keinen Oldtimer. Was genau ist notwendig, um das mit vielen Vorteilen verbundene H-Kennzeichen zu bekommen? Nachdem wir geklärt haben, wo die Vor- und Nachteile von Oldtimern liegen, gehen wir auf die Suche. Zuerst bei mobile.de, dann in fremden Garagen. Hier findet Ihr die anderen Teile der Serie: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 5, Teil 6
Berlin - Wochenlang haben wir Inserate bei mobile.de durchforstet. Der digitale Parkplatz gleicht inzwischen dem eines mittelgroßen Einkaufscenters. Unser erster Kandidat, ein W124, war leider nicht der Richtige für uns. Deshalb geht die Suche weiter.
Kandidat 2, der Erste
Diese Besichtigung fällt leider sehr kurz aus. Bei einem Telefonat hatten wir einen Besichtigungstermin für drei Tage später vereinbart, für einen Mercedes 190. Zur vereinbarten Uhrzeit klingeln wir. Der Verkäufer öffnet die Tür und schaut uns verdutzt an. Den 190er hat er am Abend zuvor verkauft. Leider hielt er es nicht für nötig, unseren schon vorher vereinbarten Termin abzusagen. Eine gute Stunde Fahrtzeit hätten wir uns sparen können. Wir ziehen weiter und schauen uns ein paar Stadtteile weiter ein anderes Auto an.
Kandidat 2, der Wahre: VW Golf GTD
Dafür werden wir beim nächsten Besichtigungstermin umso freundlicher empfangen. Der Verkäufer hat von einem Bekannten einen VW Golf GTD übernommen, ihn aber nicht angemeldet. Der 1988er-Golf hatte nur einen Vorbesitzer, der vor kurzem verstorben ist. Der hegte und pflegte seinen Golf in Diamantsilber, fuhr damit in 30 Jahren nur 147.000 Kilometer. Er wechselte oft das Öl und ließ sogar kleine Reparaturen regelmäßig erledigen.Das erkennen wir in den Papieren, die uns der Verkäufer sofort zeigt, darunter die Rechnung bei Auslieferung (22.400 Mark). Belege und HU-Protokolle belegen die vergangenen 30 Jahre. Zu den Unterlagen gibt der Verkäufer noch einen originalen Dachträger und Fahrradheckträger „Paulchen“ dazu. Wann findet man noch einen Erste-Hand-Golf mit allen Papieren, dazu noch einen GTD mit wenig Laufleistung?
Bitumen, Bitumen, Bitumen
Nur hatte der Vorbesitzer Angst vor Rost – oder ein Faible für Unterbodenschutz und Bitumen. Bei genauem Hinschauen entpuppt sich der Golf als Baustelle: Die Radläufe sind mit dem schwarzen Zeug vollgekleistert, darunter gammelt die braune Pest. Auf der rechten Seite müssten deshalb auf jeden Fall beide unteren Radläufe neu gemacht werden.
Die untere Front strich der ältere Herr gleich mehrmals dick mit Unterbodenschutz ein, ebenso die Spoilerlippe und das Heckunterblech. Das sieht nicht schön aus und müsste auf jeden Fall runter. Ebenso wie die Kunststoffverkleidung an der Seite und die Radläufe. Nur so lässt sich dort eventueller Gammel feststellen und beheben.Neu- oder Gebrauchtteile gäbe es noch. Ein paar zusätzliche Schrauben in dem leicht verblichenen, vorderen Stoßfänger stören uns nicht. Dafür die Beule an der rechten Seite neben dem Blinker und der kleine Heckrempler an der unteren Heckschürze. Die Stoßfänger würden wir tauschen, die Beule nach dem Entfernen der Bitumenschicht ausbeulen und neu lackieren lassen.
Problematischer wird es am rechten Seitenschweller unter der schwarzen Verkleidung. Hier beult sich das Blech, es wird vermutlich stark verrostet sein. Das müssten wir raustrennen und neue Bleche einschweißen. Wie groß der Aufwand sein wird, können wir nicht abschätzen.
Nichts Dramatisches, aber...
Bei genauem Hinschauen kommen weitere kleine Mängel zum Vorschein: Die Motorhaube hat vorne eine tiefe Delle, an der rechten Seite sind ein paar Kratzer. Der rechte Außenspiegel ist nicht original, die beiden hinteren Scheibenrahmen durchgerostet und die Heckklappendämpfer ohne Funktion. Auch an der Heckklappe müssten ein paar blinde Stellen aufbereitet werden. Im Innenraum funktioniert die LCD-Uhr im Cockpit nicht, die Sitzrückenlehnen sind unten aufgescheuert und die Verklebung des Dachhimmels löst sich.Alles nichts Dramatisches. Aber wir suchen ein gut erhaltenes und gepflegtes Auto, bei dem wir nicht noch tagelang die Flex schwingen und anschließend große Bleche einschweißen müssen. Deshalb ziehen wir weiter. Das hier ist leider auch nicht unser Oldtimer.
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so isses halt …. Man muss viele Frösche küssen, um einen Prinzen zu finden.
Richtig. Es gibt besser erhaltene. Ob nun aus 1. oder 3. Hand... was macht das nun letztlich aus bei einem gut erhaltenen Wagen.
Hinter dem Tankstutzen/Seitenwand wird man bestimmt auch seine Blechfreuden haben. Dort gammeln die Kisten sehr gerne. Natürlich nicht alle. Aber viele.
Ansonsten der typische Fall: Eher lala erhaltener Wagen, hauptsächlich resultiert der Zustand dadurch, dass wenig gefahren wurde und viel weniger am Interesse und/oder Sachkenntnis des Besitzers. Dafür meinen die Verkäufer dann immer etwas ganz besonderes zu haben, weil die bloßen Eckdaten sich so schön anhören auf dem Papier: 1. Hand, geringe Laufleistung... doch das macht die Kiste nicht automatisch gut. Toll, dass man die Zeit und das Geld für den Reifenglanz hatte, aber nicht um den Radzierring mal zu putzen vom Bremsstaub... 😉 Wobei, nebensächlich... der hat andere Baustellen.
Was is n das fürn Quatsch?
Meint ihr die Anzeige für die Digitaluhr?
Die meinen die LCD-Uhr. Kleiner Vertipper.
So einen schlechten Golf würde ich auch nicht kaufen wollen. Wahrscheinlich findet man faustgroße Rostlöcher und hinter die Radlaufverbreiterungen würde ich nicht schauen wollen.
Scheint zwar auf den ersten Blick ein insgesamt ehrliches Angebot zu sein der Golf II aber der schon etwas kurios anmutende & flächendeckende Einsatz von so viel Bitumen würde mich auch stutzig machen also lieber weitersuchen...
😆
Golf 2 GTD...
Was für Abgaswerte hat der denn? vermutlich den gleichen Schadstoffausstoss wie eine Tagesproduktion eines neuen Toyota Prius.
Ist es so eine Dreckschleuder denn schon ein erhaltenswertes Kulturgut mit freiem Innenstadtzugang?
Wie wäre es mit Recycling auf dem Schrottplatz?
Also wenn der Preis stimmt finde ich den Wagen zur "Restauration" nicht mal schlecht, der Golf II hat schon irgendwie was. Auf jeden Fall ist er älter als die vorhin genannten übermotorisierten Elektrozahnbürsten jemals werden 😉🙄
Dadurch, dass er Brikett statt Feinstaub emittiert, ist alles gut.
Google es doch und erleuchte uns mit deinen gewonnen Erkenntnissen. Kannst auch gleich mal recherchieren wie viele 30 Jahre alte Diesel in D noch angemeldet sind und dann darüber sinnieren ob die Kern des gegenwärtigen Problemes sind.
Erstzulassung vor mehr als >30 Jahren und erfolgreiche Abnahme nach §23 StVZO: Damit darf das Teil in jede Umweltzone und der Drops ist 'mit gelutscht.
Kannst ja den Besitzer kontaktieren, das Auto abkaufen und dann ordnungsgemäß entsorgen lassen. Oder ist dir das zu teuer?
Tja zum Oldtimer besitzen gehört nunmal auch Schrauberkunst und Erfindungsreichtum zusammen. Einfach den besten im Internet kaufen und 1x waschen und polieren kann ja jeder
Schaut euch doch mal in den Niederlanden um. Da gibt es nicht viel Schnee und gestreut wird fast(?) nicht. Meinen Vectra V6 habe ich von dort und der ist karosserietechnisch in einem sehr viel besseren Zustand als es ein deutscher wäre.
Ab Facelift 87 gab es in Golf und Jetta den TD auch mit 80 Ps, war wohl ein anderer Ladeluftkühler im Spiel, der Jetta vom Bekannten hatte diesen Motor........lief wie Hulle
Mit dem H-Kennzeichen gilt besonders: freie Fahrt für freie Bürger. Ob ein Prius wohl 30 Jahre durchhält?
Wenn ein Auto 30 Jahre seinen Dienst tut ist dies alleine schon Umweltschutz genug, da hier Rohstoffe gespart wurden, die meisten Leute hätten in dieser Zeit schon 3-4Neufahrzeuge gekauft.