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ESP bei Schnee bremst mir den Motor tot

Mercedes V-Klasse
Themenstarteram 5. Januar 2017 um 14:35

Hallo Leute,

Gestern hatte mein Vito seinen ersten Geburtstag und obwohl bei der Abholung vor einem Jahr bei uns die ersten Schneeflocken fielen, konnte ich nicht wirklich viel Wintererfahrung sammeln. Nun fast zeitgleich: Wintereinbruch! Aber diesmal richtig. Mit meinem 124’er hatte ich bisher im Winter mächtig Spaß und bin ohne irgendwelche Helferlein und oft auch ohne Ersatzrad und mit leerem Tank schön durch den Winter gekommen. Also hab‘ ich mich auch diesmal auf den Winter mit Heckantrieb gefreut. Denkste!

Fahrzeug: Vito 116 kurz, Schaltgetriebe, letzte Sitzbank steht im Keller, neue Continental Vancowinter2

Straße: Es schneit ständig und auf den Nebenstraßen fährt man auf geschlossener Schneedecke.

Ergebnis: Das ESP ist ständig aktiv, hilft mir aber nicht.

Im Gegenteil. Gerade beim Anfahren oder bei langsamer Fahrt bergauf regelt das System so dämlich, das mir der Bremseingriff den Motor abwürgt. Wenn ich es ausschalte, wird die Hinterachse zur Fräse und ich zum Verkehrshindernis. In der Situation würde ich gern bei leichtem Schlupf mit dem Gas spielen. Aber das kann man völlig vergessen. Dafür spricht das elektronische Gaspedal viel zu spät, oder gar nicht an.

Bin ich zu blöd ein neues Auto zu fahren? Was machen eure Helferlein in solchen Situationen?

VG

binford

Beste Antwort im Thema

Nun lese ich hier die ganze Zeit über ein schlechtes ESP, der Wunsch nach einem „zweistufigen“ ESP, usw.

 

Wenn man sich die Funktionsweise eines ESP vor Augen hält, dann wird klar, dass ein ESP nicht in allen Fahrsituationen optimal arbeiten kann. Und zwar unabhängig vom Hersteller.

Ursächlich dafür ist, dass heute bei den meisten Fahrzeugen (zumindest bis zur 3,5 t-Klasse) eine Achsgeometrie mit negativem Lenkrollradius verwendet wird, der ja auch eigentlich in den meisten Fahrsituationen fast ausschließlich Vorteile bringt. Audi hatte damals bei dem Audi 80 mit einer solchen Achsgeometrie angefangen.

Dieser negative Lenkrollradius hat zur Folge, dass bei Kurvenfahrt z.B., der Schräglaufwinkel der gelenkten Vorderräder unterschiedlich ist. Bei leichter Kurvenfahrt auf griffiger Fahrbahn wird dies noch kaum merkbar durch die Verformung der Reifen ausgeglichen. Dies geht natürlich nicht auf rutschigem Untergrund oder starken Kurven, wie z.B. Serpentinen. Hier kommt es dann zu Fehlmeldungen an das ESP.

Die heutigen ESP sind alle mit einer ASR (Antischlupfregelung) kombiniert. Bei fast allen Pkw, von hochkarätigen Sportfahrzeugen mal abgesehen, lässt sich das ESP vom Fahrer nicht mehr abschalten. Was abgeschaltet werden kann, und selbst das mittlerweile nicht mehr bei allen Fahrzeugen, ist die ASR.

Dieses ist auch in einigen Fahrsituationen erforderlich. Auf jeden Fall dann, wenn, wie ja hier auch beschrieben, die ASR die Motorleistung soweit runter bremst, dass nicht mehr genügend Motorleistung zur Verfügung steht, um das Fahrzeug vorwärts zu bewegen. Dies ist insbesondere z.B. beim Anfahren an Bergen auf glattem Untergrund der Fall. Hier ist ein gewisses „fräsen“ der Räder wünschenswert, was natürlich mit einer ASR nicht geht.

Ebenso sollte man diese beim sog. „freischaukeln“, wenn man sich festgefahren hat deaktivieren und bei der Verwendung von Schneeketten.

Aber auch auf trockener Fahrbahn, z.B. auf Serpentinen ist es empfehlenswert die ASR zu deaktivieren. Durch diese teilweise 180-Grad-Kurven in den Serpentinen, entsteht ein deutlicher Drehzahlunterschied zwischen dem kurveninneren Rad und dem kurvenäußeren Rad. Diese Meldung erhält natürlich dann auch das ASR. Die ASR macht natürlich dann dass, was sie auch bei Drehzahlunterschied bei Glätte macht. Sie würde das kurvenäußere Rad, das ja mehr Drehzahl hat als das kurveninnere Rad, entsprechend abbremsen. Dies will man natürlich in diesem Fall gerade nicht.

Ich habe das ESP und die ASR in meinem Marco Polo die letzten Tage auf Glätte das erste Mal endlich testen können. Dazu muss ich sagen, dass ich, was solche Vergleiche angeht, nicht ganz unbeleckt bin und beruflich schon sehr viele Fahrzeugmodelle diesbezüglich bei div. Fahrtrainings testen konnte. Dabei konnte ich feststellen, dass die Unterschiede in der Abstimmung in Extremsituationen, besonders bei niedrigem Reibwert der Fahrbahn, gravierend sind.

Nach meinen ersten, zwar noch vorbehaltlichen Erfahrungen mit dem Marco Polo, lässt sich erkennen, dass das ESP sehr gut auf das Fahrzeug abgestimmt ist. Auch das ASR verhält sich nach ersten Erfahrungen sehr gut. Vor allem, und da können wir froh sein, lässt sich das ASR abschalten, wo es erforderlich ist. Wie ich eingangs erwähnte, gehen die Autohersteller nach und nach davon ab, was ein Unding ist. Bei dem Golf VII (außer die sehr leistungsstarken Sportmodelle) ist dies z.B. nicht mehr möglich. Für diese Fahrzeuge ist die Fahrt an steilen Bergen bei Glätte, insbesondere beim Anfahren, meist zu Ende.

Zu dem ESP selber ist insbesondere für die älteren Autofahrer unter uns, oder besser gesagt, die Autofahrer der alten Schule (da gehöre ich auch zu) noch zu sagen, dass man beim Fahren mit ESP umdenken muss.

Meine Autofahrergeneration hat noch das Autofahren auf Fahrzeugen ohne ESP, ABS usw. gelernt.

Früher galt es in einer Notsituation, insbesondere natürlich auch bei Glätte, nicht voll auf die Bremse zu treten, um ein blockieren der Räder zu vermeiden und so die Lenkkontrolle zu erhalten.

Mit ABS, das hat sich weitgehend rumgesprochen, sollte man sofort eine Vollbremsung einleiten,um keinen Meter zu verschenken. Der „zögerliche Bremser“ wird dabei mittlerweile sogar durch verschiedene Bremsassistenten unterstützt, die die volle Bremsleistung einleiten.

Was sich allerdings bei vielen alten Autofahrerhasen noch nicht rumgesprochen hat, ist das erforderliche Lenkverhalten bei einem ESP-Fahrzeug.

Ohne ESP haben wir früher, wenn das Fahrzeug den Grenzbereich überschritten hat und ausgebrochen ist, entsprechend gegengelenkt, um es wieder einzufangen. Oder, die „sportlichen alten Hasen“ unter uns, haben das Fahrzeug in einen leichten Drift gebracht und durch entsprechendes Gegenlenken das Fahrzeug durch die Kurve gebracht.

Mit ESP funktioniert das allerdings anders. Gegenlenken versorgt das ESP mit Fehlinformationen über den Lenkwinkelsensor.

Das bedeutet in einer Kurve, bei der der Grenzbereich des Fahrzeuges überschritten wird z.B., dass das Lenkrad beim beginnenden ausbrechen des Fahrzeuges weiter eingelenkt werden muss, statt wie früher ohne ESP beim beginnenden Ausbrechen das Gegenlenken einsetzen musste. Durch das stärkere Einlenken bekommt das ESP über den Lenkwinkelsensor das Signal, die kurveninneren Räder stärker abzubremsen um das Fahrzeug in die Kurve „rein zu ziehen“. Wenn man jetzt gegenlenken würde, bekäme das ESP durch den Lenkwinkelsensor das Zeichen für einen angeforderten Fahrrichtungswechsel. Damit hätte man das ESP „überlistet“. Es hilft nicht mehr, es kann dabei sogar nachteilig eingreifen.

Vielleicht konnte ich dem Einen oder Anderen helfen, die Technik ein wenig besser zu verstehen und dazu ermutigen, in der einen oder anderen Situation von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, die ASR abzuschalten. Leider ist keine Direktanwahl über einen Schalter mehr im Armaturenbrett vorhanden. Ich händele das so, dass ich mir bei glatter Fahrbahn das Menü im Bordcomputer aufrufe. Jetzt kann ich jederzeit mit der O.K.-Taste die ASR ein oder ausschalten und das während der Fahrt. Werde ich an einem steilen Berg bei Glätte durch den ASR-Eingriff langsamer, schalte ich es während der Fahrt ab.

Hierzu sei noch zu erwähnen, dass man am Berg nicht, wenn die ASR regelt, die Motorleistung selber schon zurück nehmen sollte. Man muss der ASR auch zunächst Gelegenheit zum Regeln geben.

Beim Anfahren am steilen Berg und Glätte, die ASR direkt raus nehmen und dann, später während der Fahrt wieder rein nehmen.

 

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36 Antworten

V250: Keine Probleme im Schnee. Letztes Jahr war ich am Berg einer mit der besten Haftung ..... ESP geht wunderbar. Ohne macht es einen Heidenspass mit der Karre auf Schnee zu driften ....

am 5. Januar 2017 um 14:40

Ist das nicht völlig normal bei Heckantrieb im Winter? Da hilft nur Gewicht auf der Hinterachse! Bei unserem W124 vor vielen Jahren war das auch nicht anders.

Ich weiß schon, warum ich meinen V-Klasse nach vielen Jahren Audi quattro nur als Allrad haben wollte... :)

kann ich so nicht bestätigen. Früher war die Gewichtsverteilung der Hecktriebler grausig. Sollte jetzt anders sein. Am Berg sowieso ...

Wobei ich die Verteilung von der V Klasse nicht kenne. .... den V habe ich tatsächlich in der ersten Woche einmal auf einer feuchten Wiese festgefahren ;-( Im Winter komme ich prima damit zurecht!

Themenstarteram 5. Januar 2017 um 14:57

Ja, aber!

Mit dem 124er ging das herrlich, auch ohne Gewicht. Und beim Transporter-Sicherheitstraining hatte ich auch den Einruck, der Vito mit Heckantrieb macht das souverän. (mit und ohne ESP)

Meiner nicht. Liegt das an den Winterreifen?

Welche WR fahrt Ihr auf dem (V)ito?

am 5. Januar 2017 um 15:35

Zitat:

@VBart schrieb am 5. Januar 2017 um 15:51:01 Uhr:

kann ich so nicht bestätigen. Früher war die Gewichtsverteilung der Hecktriebler grausig. Sollte jetzt anders sein. Am Berg sowieso ...

Da kann ich nicht bestätigen ;)

Letztes Jahr hing vor mir im Schnee noch eine neue S-Klasse fest. Das Verhalten war das gleiche wie vom TE beschriebene. Das ESP hat die Kiste quasi unfahrbar abgeriegelt - was ja auch irgendwie logisch ist, kein Grip = kurz abriegeln. Mag jetzt sein, dass die V-Klasse etwas mehr Gewicht auf der Hinterachse hat (wobei ich mir da nich nicht mal sicher bin), aber die S-Klasse dürfte eher bessere Systeme verbaut haben.

Ich möchte aber auch gar keine Diskussion pro oder kontra Allrad lostreten. Hängt immer davon ab, wann, wo und wie oft man in solche Situationen kommt, aber Schnee am Berg ist definitiv eine davon die Heckantrieb an die Grenze bringen kann.

Ich sehe das regelmäßig in Wuppertal (also nicht gerade alpines Gebiet ;) ), sobald Schnee liegt, sind es die Hecktriebler, die die größten Probleme bekommen. Als junger Spunt durfte ich immer den W124 230E von meinem Vater fahren. Im Winter am verschneiten Berg ging ohne Bleibarren im Kofferraum nicht wirklich viel. Warum sollte das heute anders sein? Das größte Gewicht ist der Motor und der sitzt in der Regel vorne, das ESP nimmt die Kraft von den Rädern, wenn diese keinen Grip mehr haben und durchrutschen - dadurch wird die Sache nicht besser...

Reifen sind bei mir Michelin WR ....

@MarkusM: Allrad ist bei Schnee das Beste .... da brauchen wir nicht diskutieren. Aber es gibt wirklich einen Riesenunterschied zu den alten Autos .... hatte auch einmal einen Omega A ;-) Es liegt viel an der Gewichtsverteilung der modernen Autos ...

am 5. Januar 2017 um 16:36

Über Allrad möchte ich auch gar nicht diskutieren, steht ja hier auch überhaupt nicht zur Debatte.

Die moderne heckgetriebene S-Klasse hatte ebenfalls das Problem des TE, damit wollte ich nur sagen, dass es wahrscheinlich nur Bauart bedingt ist. Gute Reifen tragen natürlich auch ihren Teil zum Grip bei. Wenn Du mit deinem keine Probleme hast, dann spricht doch etwas dafür, dass die Reifen nicht unwesentlich sind.

Zitat:

@binford schrieb am 5. Januar 2017 um 15:57:32 Uhr:

Liegt das an den Winterreifen?

JA!

Denn die:

Zitat:

@binford schrieb am 5. Januar 2017 um 15:35:03 Uhr:

... neue Continental Vancowinter2 ...

sind für Kuriere, die mit einem Satz 120tkm fahren möchten. Natürlich nur auf schneefreier Autobahn.

Mit PKW Reifen, ich komme auf dem Viano sehr gut mit Nokian zurecht, macht es im Winter richtig Spaß.

Moin!

Letztes Winter. Mein erster Winter mit V250 Hinterradantrieb. Alle möglichen winterlichen Straßenbedingungen bei uns in Estland – Glatt bis der Oberarzt kommt, Flugschnee, Strasse (fast) festgeschneit, Schneewellen quer über die Strasse, usw. Keine Probleme gehabt, keine. Habe mich selbst gewundert. Bald werde ich es mit V250 Allrad testen.

Gruß

Ülar

Zitat:

@Ylar schrieb am 5. Januar 2017 um 19:33:07 Uhr:

.... Bald werde ich es mit V250 Allrad testen.

Dein Grinsen wird bis zu den Ohren reichen. :):) versprochen.

Zitat:

@F.R.A.N.K schrieb am 5. Januar 2017 um 21:08:00 Uhr:

Zitat:

@Ylar schrieb am 5. Januar 2017 um 19:33:07 Uhr:

.... Bald werde ich es mit V250 Allrad testen.

Dein Grinsen wird bis zu den Ohren reichen. :):) versprochen.

Bin derzeit im Harz unterwegs und kann sagen: der 4-matic hält, was er verspricht! Keine Probleme, auch nicht bei Steigungen. Der schiebt immer weiter... :)

 

IMG-20170104-WA0018.jpeg

Ich schließe mich Zahn an: PKW Reifen sind für den Otto Normalverbraucher die bessere Wahl.

Die Van- oder LT- Reifen scheinen eher für voll beladene Fahrzeuge zu sein.

am 5. Januar 2017 um 22:48

Wir haben ständig bei unseren Sprinter 319CDI 500kg auf der HA. Da klappt es auch Bergauf.

Zitat:

@binford schrieb am 5. Januar 2017 um 15:35:03 Uhr:

Fahrzeug: Vito 116 kurz, Schaltgetriebe, letzte Sitzbank steht im Keller, neue Continental Vancowinter2

Da bin ich morgen im Allgäu ja mal gespannt; ähnliche Ausgangslage aber mit 7G, Liegebank weit hinten und Liegeverlängerung drin.

Dein Beitrag hat mich gestern noch spontan in die Garage getrieben und noch mal die Ketten zu Probe auflegen lassen. Geht mit diesen riesen Radkasten, der Hochbeinigkeit, dem kurzen Überhang und ohne Lenkgestänge wirklich so bequem wie noch nie.

Gestern in der Ebene durch eine 30er Zone erschien mir das Ansprechen von Gas und kontrolliertem leichten Ausbrechen völlig unproblematisch. Aber übermorgen wissen wir mehr...

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