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Großer Motor = Langlebiger Motor?

Themenstarteram 27. September 2021 um 23:13

Liebe Freunde,

ich bin ein Laie was Motoren angeht, aber vielerorts höre ich (fast schon klischeehaft klingende) Parolen, die von "unzerstörbaren" Motoren sprechen. Diese Parolen fallen oft dann, wenn von alten und vor allem großen Motoren die Rede ist.

"Good old V8 engine". Also diese typischen alten Amis mit abstrusen Hubräumen und das jedoch bei relativ geringen PS. Auch bei den Deutschen gibt es einige Motoren, die gerne als "unkaputtbar" dargestellt werden, wie etwa M54 Reihensechser 2,2L Sauger von BMW.

Mein laienhafter Verstand sieht bei diesen Motoren folgende mögliche Gemeinsamkeiten:

1. Kein Turbolader, sondern Sauger = weniger Zusatztechnik, die flöten gehen kann

2. Relativ wenige PS auf relativ viel Hubraum und Materialmasse = weniger/geringerer Verschleiß der jeweiligen einzelnen Komponenten, lockererer Betrieb (nicht am Limit), weniger Druck, weniger Kräfte, die wirken. Wenn ich an einen kleinen 1,4L Motor denke, der mit allen möglichen Steroiden auf jenseits der 300PS gepusht wird, stelle ich mir vor, was da für Höllenzustände drin herrschen.

Kann man das schon so pauschalisieren? Großer Saugmotor mit relativ moderaten PS = langlebig und stabil?

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27 Antworten

Das hat mit der Leistung per Hubraum zu tun. Die "langlebigen Große Motoren" haben meist im Verhältnis zum Hubraum nicht viel PS. 1.4 Liter VW Motor zum Beispiel bringt zurzeit ca. 90-100 PS als Sauger, der läuft natürlich nicht so lange wie ein Motor mit 6L 200 PS. Das ist jetzt nur Grob gesagt. Es spielen natürlich viele Faktoren eine wichtige Rolle. Es gibt aber auch langlebige kleine Motoren wenn die gut konstruiert wurden.

am 28. September 2021 um 6:27

Solche Motoren mit geriner Leistung per Hubraum haben u.U. aber auch minderwertige Materialien verbaut. Daher kann man das pauschal absolut nicht so sagen. BMW hat vor fast 40 Jahren den eta Motor mit 2,7l Hubraum und gleicher Leistung wie der 2l Motor gebracht. Aus Spritpargruenden. Ob der laenger hielt hat wohl niemand untersucht, am Ende sind sie vermutlich gleichzeitig verrostet.

Im Grundsatz gilt - die wenigsten Autos gehen in die Schrottpresse, weil der Motor nicht mehr tut. Rost und Multiorganversagen an Fahrwerk, Bremsen und Nebenaggregaten sind meist ausschlaggebend.

am 28. September 2021 um 6:42

Wie alle Dinge, hat auch das einen wahren Kern und trifft auch oft zu. Pauschalisieren sollte (muss mich da selbst an der Nase nehmen) dies allerdings nicht. Es gibt gute und haltbare Turbomotoren (siehe Volvo 5-Zylinder), genauso wie es richtige Gurken bei großen Saugern gibt (Ford Triton-V8 mit 3 Ventilen).

Punkt eins ist sicherlich richtig. Je weniger an einem Motor dran ist, desto weniger kann kaputt gehen. Ein gutes Beispiel sind hier die Chevy Small-Block-Motoren. Für 8 Zylinder eine zentrale Nockenwelle, die auch noch direkt mit Stirnrädern angetrieben wird. Keine Kette die sich längen könnte, kein Riemen der gewechselt werden muss. Ebenso gibt's bei der neuesten Evolution (Corvette C8) eben nur einen Phasensteller, der die Nockenwelle verstellt. Klar glänzt das Ami-Eisenschwein nicht mit hoher Literleistung, aber 480-500PS schauen dann dennoch aus 6.2l Hubraum raus. Der AMG 6.2l-V8 (M156) mit 32 Ventilen und 4 Nockenwellen liegt da exakt gleich.

So, welcher Motor wird nun robuster sein? Der mit 16 oder der mit 32 Ventilen? Der mit 4 oder der mit einer Nockenwelle? Welcher Motor wird eher ein Problem mit dem Ventiltrieb bekommen? Der mit Steuerkette, die 4 Nockenwellen antreibt, oder der ohne Steuerkette mit Stirnradantrieb?

Besagter AMG-Motor ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass ein großer Sauger nicht unbedingt haltbar sein muss. Zwischen 120-150tkm sind die Phasensteller abgenutzt und sollten getauscht werden (kosten etwa 1000€/Stück), ebenso ist er anfällig für Kettenlängung, eingefallene Tassenstößel und eingelaufene Nockenwellen. Alles in allem sicherlich ein spaßiger, aber eben kein haltbarer Saugmotor.

Der Ford-Triton-V8 ist eigentlich eine robuste Konstruktion, das Problem die Ölkanäle wurden bei dem Block zu klein gebohrt. Somit verstopfen sie mit der Zeit, der Motor bekommt kein Öl mehr, Exodus. Selbst wenn man es früh genug merkt, ist es fast unmöglich die verstopften Kanäle wieder frei zu bekommen. Ein Tausch des Motors kommt unter'm Strich billiger.

Auf der anderen Seite hast du die Volvo Soft-Turbos mit 200PS aus 2.5l Hubraum und 200PS. Die Dinger laufen ohne Mucken mindestens 250.000km.

Mit der Belastung, das ist ein anderes Thema. Klar verteilen sich die Kräfte bei einem großen Motor besser, aber es werden auch nicht so hochwertige Materialien verwendet, wie bei einem hochgepushten Turbo. Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei einem großen Sauger einfach von den Abmessungen her Reserven hat, die man laut dem verwendeten Material gar nicht bräuchte. Aber wenn ein Kolben nunmal einen Durchmesser von 90mm hat, dann muss auch der Kolbenring so groß sein. Gleiches vermute ich bei den Lagerschalen, die kann man recht einfach groß lassen, ohne dass man massive Nachteile einfährt. Bei kleinen Downsizern dürfte das deutlich kritischer sein.

Grüße,

Zeph

Ein großer Motor muß nicht unbedingt langlebiger sein. Es kommt auf die Drehzahl an.

Ein großer Motor mit viel Hubraum, der seine Leistung schon bei 4000 UPM aus dem Ärmel schüttelt, wird länger leben als ein Motor, der die gleiche Leistung erst bei 7 oder 8000 UPM erledigt.

 

Beispiel: 70ger Jahre

US V8 5,9 l, 200 PS bei 4000 UPM

Ferrari Dino 2,4 l, 190 PS 7800 UPM

 

Nicht nur, daß der Ferrari Motor einen deutlich höheren Wartungsaufwand

erfordert ............ nein, der Motor wird auch deutlich eher das zeitliche segnen.

Das obere Beispiel kann man aber auf alle Baujahre bis in die heutige Zeit anwenden.

Noch zu erwähnen wäre, daß der US V8 ein deutlich höheres Drehmoment abliefert.

 

PS: Nicht umsonst laufen LKW Motoren 1 Million Km und auch noch deutlich länger.

am 28. September 2021 um 11:53

Honda zeigt durchaus, dass man auch hochtourige Motoren haltbar hinbekommt. Beispielsweise der V6 im alten NSX. 300.000km sind hier die Regel, keine Seltenheit. Ebenso war mein Integra motorseitig problemlos, dabei dreht das Ding bis knapp 9000U/min, mit 245.000km hab' ich ihn verkauft (weil er mir unter'm Hintern zusammengerostet ist, nicht wegen dem Motor).

Aber tendenziell halten niedertourige Motoren länger, das stimmt.

Grüße,

Zeph

Man kann natürlich auch einen hoch drehenden Motor lange fahren, in dem man nämlich die Gänge nur zu 50% ausreizt. Höchste Leistung bei 8000, aber man schaltet bereits bei 4000 UPM. Man wird zwar nie die wahre Leistung spüren, aber dafür hält der Motor länger.:D

Oder man schaltet vom 1. in den 3. Gang und vom 3. in den 6. Gang, sofern genügend Drehmoment vorhanden ist. Alles Maßnahmen um die Drehzahl unten zu halten. Besser noch, man fährt im 2. Gang an.

am 28. September 2021 um 13:09

Mein Integra hat mehrmals am Tag den Begrenzer gesehen, also nix mit 4000U/min schalten. Abgesehen davon dreht der Motor im 5. Gang bei 150km/h satte 5100U/min. Gang springen oder gar im 2. Gang anfahren gab's auch nicht. Nur im das mal ins richtige Licht zu rücken.

Grüße,

Zeph

Zitat:

Kann man das schon so pauschalisieren? Großer Saugmotor mit relativ moderaten PS = langlebig und stabil?

Nein, kann man nicht. Lass den ein Kühlwasser-Leck oder Öl-Leck haben und er ist hin. Oder ein Zahnriemen reißt oder längt sich, etc. Die alten Motoren haben oft auch nur schlechte oder eingeschränkte Überwachungsroutinen und Elektronik. Die alten Vergaser brauchen alle Nase lang Pflege und Reinigung. Die Leute müssen den Choke richtig handhaben.

Langlebig und stabil ist ein Motor, der regelmäßig betrieben wird, der überwacht wird von kundigen Leuten, die wissen, wie sich ein gesunder Motor anhört, der auf Lecks geprüft wird, und der Inspektionen und seine Betriebsmittel bekommt.

Zitat:

@Grasoman schrieb am 28. Sept. 2021 um 15:16:49 Uhr:

Die alten Vergaser brauchen alle Nase lang Pflege und Reinigung.

Nö, die funktionieren völlig problemlos über einen langen Zeitraum. Bis irgendein Depp die Spritfilter nicht wechselt, ahnungslos irgendwas dran rumfummelt und mal an jeder Schraube dreht und guckt was passiert oder der Luftfilter nicht zwischen Sommer und Winter umgestellt wird. Ansonsten sind das echte Kunstwerke der Feinmechanik und sind für ein langes Leben durchaus geeignet.

Zitat:

@Go}][{esZorN schrieb am 28. September 2021 um 15:40:34 Uhr:

Zitat:

@Grasoman schrieb am 28. Sept. 2021 um 15:16:49 Uhr:

Die alten Vergaser brauchen alle Nase lang Pflege und Reinigung.

Nö, die funktionieren völlig problemlos über einen langen Zeitraum. Bis irgendein Depp die Spritfilter nicht wechselt, ahnungslos irgendwas dran rumfummelt und mal an jeder Schraube dreht und guckt was passiert oder der Luftfilter nicht zwischen Sommer und Winter umgestellt wird. Ansonsten sind das echte Kunstwerke der Feinmechanik und sind für ein langes Leben durchaus geeignet.

Jepp, seh ich auch so und zwar an meinen Moppeds. Der eine brachte noch nie Pflege und die anderen beiden in 32 Jahren einmal eine kleine Überholung, Dichtungen usw.

Es gibt so viele Möglichkeiten, einen an sich guten Motor mit gezielten Nachlässigkeit oder Einsparungen bei Material oder Qualität vorzeitig zu ruinieren, dass es gar keine pauschale Aussage zur Langlebigkeit geben kann. Das hängt oft davon ab, wie sehr der Rotstift angesetzt wurde und wie die Fertigungsprozesse überwacht werden. Wenn Qualität eher Zufall ist, denn gezieltes Handeln, dann nützt auch ein großer Hubraum und geringe Leistung nichts. Auf der anderen Seite kann ein wirklich gut gemachter kleiner Motor mit hoher Aufladung auch lange halten. Der Hersteller muss nur die Schwachpunkte erkannt und gezielt behandelt haben. Dann kann auch ein kleiner Motor mit hoher Aufladung und Leistung langlebig sein.

Zitat:

@KapitaenLueck schrieb am 28. September 2021 um 16:06:59 Uhr:

Jepp, seh ich auch so und zwar an meinen Moppeds. Der eine brachte noch nie Pflege und die anderen beiden in 32 Jahren einmal eine kleine Überholung, Dichtungen usw.

Jein. Meine ehemalige YZF600 mit 4-fach Vergaser (1996er) war ein Graus beim Abstimmen bzw. synchronisieren. Deren Nachfolgerin hat als Einspritzer bisher genau NULL Kosten in dieser Richtung verursacht. Strom drauf, springt an, das wars. Sie wird kommende Saison volljährig ;)

Zitat:

@Ricki_Maserati schrieb am 28. September 2021 um 18:23:15 Uhr:

Es gibt so viele Möglichkeiten, einen an sich guten Motor mit gezielten Nachlässigkeit oder Einsparungen bei Material oder Qualität vorzeitig zu ruinieren, dass es gar keine pauschale Aussage zur Langlebigkeit geben kann.

So ähnlich sehe ich das auch.

Nun, ich habe mir noch nie große Gedanken über die Haltbarkeit des Motors meines Fahrzeugs gemacht, denn es gab bis auf einmal keine Probleme mit den Motoren. Das eine Mal waren die Ventilschaftdichtungen bei einem Golf 1. Jetzt fahre ich schon den dritten Diesel-Turbo-Motor aus österreichischer Fertigung und auch keine Probleme.

Nun gut, die Aussage für die Turbomotoren gilt nur für bis zu 190.000 km und für die Saugbenziner bis 250.000 km, denn länger habe ich die Fahrzeuge nicht gefahren. Schonen tue ich die Motoren auch nicht (bei meinen Diesel lag der Verbrauch immer so bei ca. 10 l/100km und so etwas geht nicht bei schonender Fahrweise).

Sicherlich ist es richtig, dass tendenziell auf die Lebensdauer das Verhältnis Hubraum zu Leistung haben kann, aber es sind eben auch viele andere Einflüsse vorhanden. Daher würde ich weniger auf den Hubraum im Verhältnis zur Leistung schauen, sondern eher, welche Erfahrungen andere in der Vergangenheit mit dem Motortyp gemacht haben.

 

Gruß

Uwe

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