Tiguan 1,4 TSI 150 PS ruckelt beim Beschleunigen über 100 km/h

[Papa1979]

Hallo,

ich brauche mal Eure Hilfe. Der Tiguan von meinen Eltern (EZ 11/2010, ca. 65000 km, 1,4 TSI 150 PS) hat seit Samstag folgendes Problem. Beim Beschleunigen ruckelt das Fahrzeug, aber nur bei Geschwindigkeiten über 100 km/h. Hält man dann diese Geschwindigkeit ruckelt er nicht mehr. Nur beim erneuten Beschleunigen über 100 km/h. Darunter, also so mit 70km/h auf der Landstraße oder 50km/h in der Stadt tritt dieses Problem nicht auf. Hat jemand von Euch eine Idee, was die Ursache sein könnte? Die Werkstatt Ihres Vertrauens hat gerade Urlaub. Da können Sie erst in 1,5 Wochen hin. Bis dahin würden Sie es gerne rauszögern.

Schon mal vielen Dank im Voraus!!!!

[TigiSmart]

Da Dein Fahrzeug auch zeitlich in diesen Rahmen passt, ich vermute CAVA Motor, tippe ich auf Motorschaden. Suche danach im Forum ‚Tiguan 1.4 tsi Motorschaden‘. Wirst Du viel finden. Ich bin selbst davon betroffen.

[x6361]

Wenn beim Ruckeln die Motorkontrolleuchte (noch) NICHT angegangen ist, den Wagen nicht mehr bewegen und die Kompression prüfen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät und der Block hat noch keinen Schaden genommen...

[Papa1979]

Ok. Danke. Das klingt nicht gut und wird wohl teuer. Ob sich da eine Reparatur noch lohnt?

[TigiSmart]

Also ich habe es reparieren lassen. Zum Festpreis. Das ist ok.

[x6361]

Die Ursache vom Ruckeln kann von Zündkerze (<20€) über Kolbenbruch (800€) bis zu beschädigtem Motorblock (>5000€) alles sein. Ich würde aber erstmal durch die Kompressionsmessung (oder noch besser "Endoskopie") einen "Kolbenbruch" ausschließen, bevor ich den Wagen wieder bewegen würde, weil im Falle eines "Kolbenbruchs" der Schaden sehr schnell, sehr teuer werden kann...

Wenn festgestellt wird, dass der Kolben beschädigt ist, muß man eh erstmal den Motor aufmachen und die Kolben ziehen, um den Schaden seriös bewerten zu können, schon für diese Schadensbewertung, musst Du 300€-500€ nur für das Zerlegen des Motors einplanen (keine VW-Werkstatt;-) ). Je nach Schaden, können schnell über 4000€ für Ersatzteile zusammenkommen, dazu kommt dann nochmal einiges an Arbeitszeit in der Werkstatt/beim Motorinstandsetzer. Am besten wäre es wirklich, wenn Du eine Werstatt findest, die das zum Festpreis macht...

Ehrlichweise glaube ich, dass eine solche Reparatur schnell den Wagenwert überschreiten würde, dafür sollte der instandgesetzte Motor dieses Problem nie wieder haben, wenn der Motorinstandsetzer fit ist...

Das ist aber der "schlimmste" Fall, wenn Du Glück hast, ist es was "billigeres"...

Ich drücke mal die Daumen!

[Papa1979]

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Warum tritt das Ruckeln dann nur bei Geschwindigkeit über 100 km/h auf? Gibt es dafür eine logische Erklärung?

[x6361]

Das hat nichts mit der Geschwindigkeit zu tun, sondern mit der höheren Leistung, die dem Motor abgefordert wird: Das passiert über eine Druckerhöhung im Arbeitstakt, indem mehr Benzin-Luftgemisch verdichtet und verbrannt wird.

Je mehr Leistung man dem Motor abfordert, je höher werden in seinem Inneren Druck und Temperatur...

Die höchste Leistung wird beim Beschleunigen abgerufen...

Bei jeder Umdrehung finden 2 Arbeitstakte statt, die möglichst die gleiche Energie an die Kurbelwelle abgeben sollten. Ist das nicht der Fall, weil ein/mehrere Kolben aufgrund von "Problemen" nicht ihre volle Leistung bringen, nimmt man das als Ruckeln wahr, weil die Kurbelwelle nicht mehr gleichmäßig beschleunigt wird.

Das kann 3 Gründe haben:

1) Gemischbildung: Es wird zu viel / zu wenig Benzin eingespritzt, als das MSG "geplant" hat -> Einspritzventil defekt

2)Verbrennung: Bei höheren Drücken ist es "schwerer" das Gemisch zu entzünden, wenn die Zündkerze/Zündspule nicht mehr 100% ok ist, kann es zu einer verzögerter/ungleichmäßigen Verbrennung kommen

3)Thermische Probleme: 2/3 der Energie aus dem Benzin werden in Wärme umgesetzt, die abgeführt werden muss. Wie es aussieht, hat VW hier gleich 2 Probleme bei diesem Motor:

Kolben/Kolbenringe sind "nicht gut":

Die Wärme von den Kolben wird hauptsächlich über die Kolbenringe an die Zylinderwände abgeführt, was aber nur gut klappt, wenn die Kolbenringe perfekt anliegen. Ist das nicht der Fall, kommt es zu lokaler Überhitzung des Kolbens, die dazu führt, dass der Kolben sich ungleichmäßig ausdehnt. Das kann dazu führen, dass die Kompression geringer wird, weil die Abdichtung nicht mehr richtig funktioniert. Wenn das "Problem" (=hohe Leistung abgefordert) länger besteht, kann der Kolbenboden sogar schmelzen und/oder so verkanten, dass er blockiert und einen fatalen Motorschaden verursacht...

Dann kann dieser Teufelskreis entstehen: Je mehr sich der Kolben thermisch verzieht, desto schlechter wird er gekühlt, je mehr verzieht er sich :-(

Der Ölabstreifring ist "verschmutzt":

Ein anderer Teil der Abwärme wird über das Öl abgeführt, welches "kalt" auf die Zylinderwänder/Kolbenboden gespritzt wird, dort die Wärme aufnimmt und dann "heiß" in die Ölwanne zurück fließt. Es kann bei diesem Motor nun vorkommen, dass dieser Kreislauf gestört ist, weil der Ölabstreifring (unterster der 3 Kolbenringe) verschmutzt und dadurch nicht mehr das heiße Öl ausreichend abstreifen kann, damit es Platz für neues, kälteres Öl macht.

Die Wärmeableitung über diesen Ring an die Zylinderwände funktioniert dann auch nicht mehr richtig.

In diesem Fall kommt es dann auch wieder zu lokaler Überhitzung, die wie oben beschrieben zu einem Motorschaden führen kann...

 

Es gibt noch mehr Möglichkeiten für das Ruckeln, die aber vom MSG erkannt werden können-> In diesem Fall geht sofort die Motorkontrolleuchte an, was hier aber ja nicht passiert ist :-(

[TigiSmart]

Falls Du es machen willst: Instandsetzung zum Festpreis 3.200,-€ habe ich bei GG Motoren in Bielefeld machen lassen. Die holen den Wagen ab. Du musst ihn nach Fertigstellung dort aber auch in Bielefeld abholen. Ich war zufrieden mit der Reparatur. Es gibt auch ein Jahr Teilegarantie, da original VW Teile verarbeitet werden. Gruß

[Papa1979]

So, der Wagen war jetzt in der VW Werkstatt. Es wurde eine Probefahrt gemacht und die Zündaussetzer festgestellt. Die Zündkerzen wurden getauscht und der Fehler ist bei einer erneuten Testfahrt nicht mehr aufgetreten. Es soll lt. VW Werkstatt kein Motorschaden sein, was ja erst mal positiv ist. Wir lassen jetzt noch eine Inspektion machen und dürfen den Wagen morgen Mittag abholen. Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob es nicht besser ist das Fahrzeug zeitnah zu verkaufen und etwas Neues zu kaufen. Bei dem Motor besteht ja scheinbar die Gefahr, dass es Schäden an den Kolben geben kann. Dazu gibt es ja noch die bekannte Steuerkettenproblematik. Bis jetzt ist ja zum Glück noch nichts aufgetreten. Aber irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei dem Tiguan meiner Eltern. Ich werde mal schauen, was man für so ein Fahrzeug noch bekommt. Er ist einem guten gepflegten Zustand.

[TigiSmart]

Das ist in jedem Fall eine gute Idee...

[PS-Schnecke49787]

Ich habe dazu auch noch eine spannende Geschichte.

Hatte das gleiche problem aber mit einem Tiguan TSI 1.4 ( 122PS).

Zudem ging auch noch die gelbe Katalysator leuchte an, was auf ein Steuerkettenproblem hinwies, was bei den Modellen bis 2015 ja bekannt ist. Laufleistung des Wagens: 122.000km, viel Stadt, baujahr 2012.

nach Werkstattkontrolle und Fehlerauslesung bestätigte sich der Verdacht auf lockere Steuerkette..

Also Austausch..1.250€ komplett. Wagen abgeholt. Am nächsten Tag leuchtete dann auf einmal die Batterieanzeige auf. keine 5 Min später stand ich mit dem Fahrzeug bewegungsunfähig im Berufsverkehr. Nichts ging mehr.

ADAC brauchte fast eine Stunde. Habe mir während der Wartezeit den Motorraum nochmal näher angeschaut. Dabei stellte ich fest, dass der Keilrippenriemen + eine der großen Walzen unten komplett abgefallen sind.

Als der ADAC kam holte er kopfschüttelnd den kompletten Riemen + eine dicke Rollen mit verbogener Schraube aus dem Motorraum. Angekommen in der Werkstatt legte ich die besagten Teile auf den Tresen und sah in sehr hochrot aufgeregte Werkstattgesichter. Ich erhielt ganz viele Entschuldigungen, einen Leihwagen und das Versprechen, das der wagen tip top in wieder in meine Hände übergeben wird. Am Abend erhielt ich einen ersten Schadensbericht, das anscheinend alle Ventile krumm wären...Ok so weit so gut ..ich hatte ja einen Leihwagen und bin bei allem Stress ganz entspannt geblieben...Ende der Geschichte...Ich habe den Wagen wegen eines Steuerketten problems in einer Fachwerkstatt gefahren, habe viel Geld für den Wechsel bezahlt. Beim Wechsel wurde seitens der Werkstatt ein echt schwerwiegender Fehler begangen...der anscheinend eine kompletten Motorschaden verursacht hat...Der Wagen hat neue Ventile + einen neuen Zylinderkopf bekommen, mir ist g.s.d nichts passiert, da ich nicht auf der Autobahn unterwegs war....jetzt habe ich nicht nur eine neue Steuerkette, sondern auch neue Ventile und einen neuen Zylinderkopf und keine Geräusche mehr im Motor....und es ist bisher auch nicht merh abgefallen...das hat mir die Werkstatt versichert, nachdem sie mir den wagen jetzt nochmal rausgegeben haben....ich nenne die Geschichte einfach mal...Glück im Unglück

[TigiSmart]

So Leute, letzte Woche habe ich den Tiguan verkauft. Schrott. Die Motorleuchte ging wieder sporadisch an. In der Werkstatt wurde vermutet, man müsse doch mal die Zündspulen prüfen. Dabei fiel auf, dass der gesamte Kabelbaum brüchige Isolierung an den einzelnen Kabeln hat. Irre. Nach 10 Jahren Betrieb einfach Wahnsinn. Da gibt es deutlich ältere Autos, die haben gar nix. Der Tiguan hat alle (!) Kabel des Kabelbaums mit gebrochener Isolierung. Hat mir gereicht, weg das Ding. Denn nach Austausch, der zwischen 2.500€ und 3.000€ kosten würde, wäre man nicht mal sicher, dass es weg ist... Jetzt ein neuer gebrauchter Smart 453. Super erstmal.

[gbho]

Zitat:

@TigiSmart schrieb am 13. Mai 2020 um 23:26:12 Uhr:

So Leute, letzte Woche habe ich den Tiguan verkauft. Schrott. Die Motorleuchte ging wieder sporadisch an. In der Werkstatt wurde vermutet, man müsse doch mal die Zündspulen prüfen. Dabei fiel auf, dass der gesamte Kabelbaum brüchige Isolierung an den einzelnen Kabeln hat. Irre. Nach 10 Jahren Betrieb einfach Wahnsinn. Da gibt es deutlich ältere Autos, die haben gar nix. Der Tiguan hat alle (!) Kabel des Kabelbaums mit gebrochener Isolierung. Hat mir gereicht, weg das Ding. Denn nach Austausch, der zwischen 2.500€ und 3.000€ kosten würde, wäre man nicht mal sicher, dass es weg ist... Jetzt ein neuer gebrauchter Smart 453. Super erstmal.

Das scheint kein grundlegendes Problem zu sein, ich habe mal im Forum nach "Kabelbaum" gesucht und nur das gefunden:

Kabelbaum defekt, Isolierung beschädigt

Kann es sein, dass damals, bei obiger Instandsetzung des Motors, der Kabelbaum mit ungeeigneten Reinigungsmitteln (Lösemittelhaltig, z.B. Aceton) gereinigt/entfettet wurde? So etwas könnte die Kabelisolierungen vorschädigen, was dann zur Versprödung und späterem Ausfall führen könnte.

Vor allem wenn alle Isolierungen gleichmäßig betroffen sind spricht das dafür. Wäre es "nur" ein Weichmacherverlust über die Jahre, dann müsste das ungleichmäßig sein. Am stärksten wären dann die Kabel an heißen Stellen betroffen, die an kalten hätten wenig bis nichts.

PS: So, ich hab' sicherheitshalber den Kabelbaum bei unserem Tiguan 1,4l TSI, Erstzulassung Anfang 2009, über 200 tkm (und schon den 4. Motor wegen 3 mal Motortotalschaden aufgrund Feuersteg-Ausbrüchen an den Kolben, aktueller Motor mit ca. 100 tkm) unter der Designabdeckung überprüft: Alles bestens. Hatte auch ein Gutes, mir ist dabei aufgefallen, dass an einem Kabelbaumstecker die Verrastung gefehlt hat. Habe den jetzt mit einen Kabelbinder gesichert.

[supereinstein]

Hallo

Dann komm auch gleich ins 453 Forum, da bin ich auch drin.