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Wie ein Motor (ein)gefahren wurde
Ich schaue mir zur Zeit Gebrauchtwagen mit max. 20 Tkm an.
Nun geht es mir um das Thema, wie der Wagen vom Vorbesitzer behandelt wurde (was ich ja nicht wissen kann): Einfahren des Motors, warm/kalt fahren, sehr hochtourig fahren, nur Kurzstrecke usw. Mir ist klar, dass dergleichen bei 100 Tkm Laufleistung schon seine Folgen haben wird (nicht nur für den Motor).
Wie sieht es aber bei einer geringen Laufleistung von unter 20 Tkm aus? Macht das auch da schon einen erheblichen Unterschied? (Es geht hier um BMW 6-Zylinder-Motoren.)
Ich hoffe, ich bin mit der Frage auch im richtigen Forum.
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45 Antworten
Spielt immer eine Rolle, aber die meisten Fahrzeuge haben heute so viel Leistung, daß es fast unmöglich ist, den Motor immer am Leistungslimit zu bewegen. Um 100km/h zu fahren benötigt man nicht mal 30 KW. Deshalb braucht man sich eigentlich bei einem großen Sechszylinder keine Sorgen zu machen. Und im Gegensatz zu früher sind die Serienmotoren auch lange nicht mehr so empfindlich.
Eine exakte Aussage kann man dazu einfach nicht treffen. Entweder der Motor "läuft" oder er läuft nicht, wie du selber schon festgestellt hast kannst du nicht reinschauen also mußt mit dem Zustand leben den du bekommst. So ist es einfach.
Was du machen könntest wären 2 Ölanalysen um zumindest einen groben Blick auf normalen oder abnormalen Verschleiss zu bekommen. Ob man diesen Aufwand betreiben will bei so einem jungen Fahrzeug steht auf einem anderen Blatt
Grundsätzlich unterliegt jeder Motor einer Einlaufphase bei der erhöhter Verschleiss ensteht & letztlich auch irgendwo gewollt ist bis sich die Oberflächen aufeinander angeglichen haben.
Das seit ca.10 jahren immer wieder propagierte "Motoren brauchen heute keine Einlaufzeit da die Toleranzen viel kleiner sind" ist aber schlicht Unsinn. Überall wo etwas im Eingriff miteinander steht findet dieser Prozess im 1/100 & 1/1000 Bereich statt.
Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Motoröl zu. Günstig wäre es das Öl in dieser Phase der ersten 5tsd. Km mehrfach zu wechseln. (nach 500km /1000/2000/5000)
Was für den Ottonormalfahrer erstmal kurios klingt macht aber absolut Sinn wenn man weiß wieviel "Dreck" in einem neuen Motor steckt & wie gering -bezogen auf die Partikelzahl- der Abscheidegrad eines Motorölfilters ist. Denn das Ding ist aus tribologischer Sicht ein Küchensieb...
Dh. man transportiert den ersten größten Verschleisseintrag aus dem Motor bis es zu den regulären Intervallen übergeht.
Zitat:
@garrettv8 schrieb am 30. November 2022 um 20:50:51 Uhr:
Eine exakte Aussage kann man dazu einfach nicht treffen. Entweder der Motor "läuft" oder er läuft nicht, wie du selber schon festgestellt hast kannst du nicht reinschauen also mußt mit dem Zustand leben den du bekommst. So ist es einfach.
Danke euch für die informativen Antworten!
Ja, genau wissen kann ich es eben nicht. Mich interessiert dann halt, wie sehr (und auf welche Weise) sich eine nicht besonders freundliche Behandlung in den ersten 20 Tkm dann längefristig auswirkt, etwa auf die nächsten 80 Tkm oder so..
Serienmotoren im Rennbetrieb, häufige Oelwechsel, schön warmfahren und kaltfahren, verlieren nach 20000 bis 40000km an Leistung. Also nicht kaputt, sondern laufen einwandfrei, allerdings mit Leistungsverlust. Diese werden immer nur bei hohen Drehzahlen und maximaler Leistung betrieben.
Zum Glück fährt im Alltag so keiner. Schon wegen des Verkehrs und der Beschränkungen nicht möglich.
Sagen kann man eigentlich nie, ob ein Motor hält oder nicht. Wenn ich das wüßte, hätte ich einen top bezahlten Job in der Formel 1. Aber das kann niemand.
Aus praktischer Sicht:
kaum irgendwelche Leasingautos werden großartig geschont und kaum welche haben Motorprobleme, die sich darauf zurückführen ließen.
Ich würde mir da keine zu großen Gedanken machen, stichfest überprüfen kannst du es wie schon angemerkt sowieso nicht.
Kleiner Exkurs:
Wenn das Einfahren heute noch von besonderer Bedeutung wäre, dann wäre es nicht in wachsendem Maß aus den Betriebsanleitungen verschwunden.
Man kann am Prüfstand nachweisen, dass nach einigen 1000km noch immer Reibung abgebaut wird, allerdings passiert dieser Vorgang automatisch und ohne Zutun des Fahrers.
Interessant in dem Zusammenhang ist die gängige Praxis, hochwertige Autos/Sportwagen im Werk vor der Auslieferung auf Nennleistung zu testen, egal ob Porsche GT3, BMW M oder Ferrari.
Das geht bekanntlich nicht bei 2000min/2bar.
Witzig wirds dann, wenn in der Bedienungsanleitung dennoch Einfahrangaben drinstehen, die am Besten noch garniert mit der Aussage, dass sämtliche Gewährleistungsansprüche bei Zuwiderhandlung erlöschen.
Technisch ist das natürlich erkennbar unsinnig und entspringt wohl dem Wunsch der Hersteller nach rechtlicher Absicherung gegenüber Gewährleistungsansprüchen wenn widererwartend doch mal was kaputt gehen sollte.
Ebenso zum Schmunzeln: so mancher Kunde, der meint einen solchen Sportwagen besonders schonend einstreicheln zu müssen, weiß eventuell garnicht, dass sein Schätzchen bereits im Werk im Begrenzer war und würde ob der Behandlung wohl zu schreien anfangen.
Eine anfänglich vorsichtige Behandling kann zwar nicht schaden aber es hat mittlweile keinen Nutzen mehr.
Deshalb wechselt auch niemand mehr nach kurzer Zeit das Öl.
Die negativen Einflüsse sind mittlerweile derart minimiert, dass das nicht im Verhältnis von Aufwand und Nutzen steht.
Größentechnisch relevante Partikel im Öl werden gefiltert, der Rest in Schwebe gehalten.
Das ist soweit bei den Leuten aus der Entwicklung, mit denen ich über dieses Thema gesprochen habe einhellige Meinung für das Thema Einfahren.
Das Warmfahren hat sowohl bezüglich Vorsicht und Dauer durch immer dünnere Öle und deutlich verbessertes Thermomanagement ebenfalls an Bedeutung verloren.
Im Gegensatz zum Einfahren hat das Warmfahren aber noch einen echten Mehrwert.
Immerhin sind sämtliche tribologischen Stellen auf das betriebswarme Öl konstruiert und die Bauteilbelastung ist hoch wenn kaltes Material sehr schnell durch hohe Betriebspunkte erwärmt wird.
Ich nehme mal an, dass der 6-Zylindermotor des BMW über eine Wandlerautomatik geschaltet wird. Da kann selbst ein unbedarfter Fahrer in der Einfahrphase kaum höheren Verschleiß bewirken, weil der Motor zu über 90 % in einem Drehzahlbereich fahren wird (1700 - 4000 U/min), in dem selbst ein kalter Motor kaum leidet.
Außerdem sorgen bordeigene Schutzsysteme, wie z.B die automatische Kurzeitanhebung des Drehzahlniveaus bei einem Kaltstart oder die Drehzahlbegrenzung in den jeweiligen Schaltstufen dafür, dass der Motor nicht überfordert wird.
Verschleißfördernd kann allerdings eine zu häufige Nutzung der Launch Control sein, wenn der Wagen dieses Ausstattungsfeature besitzt. Aber da genügt bei 20tkm i.d.R. ein Blick aufs Reifenprofil und die Anzeige der Restlaufleistung bis zum nächsten Bremsenservice, um zu erkennen, ob der Vorbesitzer fast immer pedal zu metal unterwegs war.
Früher ist dir bei den großen Sechsendern von BMW sofort die Kopfdichtung durchgegangen oder gleich der Kopf gerissen, wenn die kalt getreten wurden. Heutzutage können die das ab. Nichtsdestotrotz würde ich auch heute noch einen Motor gemächlich warmfahren und erst bei warmen Oel voll belasten.
Einfahren ist nicht mehr nötig, solange man den Motor nicht gleich misshandelt, ein LKW muss auch von Anfang an voll ran.
Ich hab Mal von einem Werksangehörigen gehört wie angeblich die Neuwagen auf die Autotransporter bzw Züge verladen werden.
Direkt nach dem Start volle Pulle im ersten Gang über den ganzen Hof und rauf auf den Transporter. Für die Jungs ist das Akkordarbeit, die machen das den ganzen Tag lang.
Ich habe als Übergang mal drei Monate bei MB in Bremen gearbeitet als die erste C-Klasse anlief. An einem Band ist eine Box, wo jedes Auto mit Kissen auf der Rolle fixiert wird und das volle Programm durchgefahren wird. Volle Leistung, Endgeschwindigkeit usw. Keine Ahnung, ob das Oel vorgewärmt eingefüllt wird, warm gefahren wird er jedenfalls nicht, sonst würde das Band vermutlich auch stocken.
Ernst Leverkus alias Klacks hatte mal eine Anekdote in der Oma geschrieben, wo bei alten Motorrädern in der Betriebsanleitung geschrieben stand, im Falle eines Kolbenklemmers den Motor abkühlen zu lassen und anschli gemäßigt weiter zu fahren.
Deshalb kaufe ich keinen Vorführwagen.
Sondern nur wo mir nachgewiesen wird, dass eine Person den Wagen fuhr.
Den Ölfilter nicht vergessen. Generell ein Ölwechsel schadet nie und normales warm fahren auch nicht.
( du willst ja morgens auch nicht aus dem Bett geschmissen werden und volle Leistung bringen )
Kommentar einer sehr großen Werksvertretung: wir sind froh wenn überhaupt noch Öl im Motor ist.
Also gute Fahrt
Generell kann man sagen, daß jüngere Fahrer eher geneigt sind, einen Motor zu prügeln, auch wenn er noch kalt ist. Ältere Fahrer dagegen wissen, wenn alles noch kalt ist, man weniger Leistungsfähig ist. Das kennen die Älteren ganz einfach von ihrem eigenen Körper.
Automatikfahrzeuge können gar nicht kalt geprügelt werden, es sei denn man schaltet die Automatik manuell. Macht aber kein Mensch.
Daher würde ich persönlich keinen Wagen von einem jüngeren Fahrer kaufen, was eben typische Fahrzeuge wie 3er BMW und Golf GTI sofort ausschließen und ein Fahrzeug mit Automatik bevorzugen.
Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Früher habe ich auch an den Sätzen festgehalten: "Bloß keinen Mietwagen!, Nicht aus jugendhaften Besitz"
Heute fahre ich mit Mitte 20 selber ein Fahrzeug ab Kilometer 0 im Auto Abo und frage mich, wieso diese Mhyten entstanden sind? Als ob ich (oder die anderen Mieter) Bock hätte morgens um 6 Uhr mit 6000U/Min nach dem Kaltstart den Wagen zu prügeln, den Verbrauch auf 10 Liter zu jagen oder innerhalb des Mietzeitraums, durch die Fahrweise, einen Ölwechsel zu provozieren. Gleiches dürfte wohl bei Kurzzeitmieten zutreffen. Die Leute wollen doch auch nur komfortabel und entspannt am Wochenende die Eltern besuchen.
Die größte Mißhandlung findet wohl im Werk bzw. auf dem Transport zum Händler statt. Das trifft insbesondere auf asiatische Marken zu, wo die Autos per Schiff kommen.
Wenn die verladen werden (jemand schrieb es ja schon), dann ist Zeit Geld und da interessiert es den Verlader nicht, ob der Motor kalt ist oder noch nicht eingefahren. Motor an, aufs Gas und aufs Schiff. Beim Abladen genauso.
Und das Problem hast du beim Neuwagen genauso wie beim Gebrauchten. Daher halte ich die schädigende Behandlung beim Vorbesitzer für eher unwahrscheinlich. Nicht unmöglich, abe runwahrscheinlich. Die meisten nutzen ihr Auto einfach, um morgens zur Arbeit zu fahren und das machen sie nicht im rennmodus.
Ich würde sagen, ein Motor geht heutzutage nicht mehr kaputt, weil er getreten wurde, sondern weil er Konstruktionsfehler hat (vielleicht noch, weil er mit viel zu wenig Öl gefahren wurde, oder falsch betankt). Ich würde mich deshalb darauf konzentrieren, einen bewährten und ausgereiften Motor zu suchen anstatt eines besonders gehätschelten.