Auf einem außerordentlichen Treffen hat der Audi-Aufsichtsrat die Neubesetzung von vier Vorstandsposten beschlossen. CEO Rupert Stadler bleibt dagegen im Amt.
Ingolstadt - Wie erwartet, hat der Aufsichtsrat der Audi AG am Montag die Neubesetzung von vier Vorstandsposten beschlossen. Vorsitzender des Gremiums ist VW-Konzernchef Matthias Müller. Daneben sind neben VW-Aufsichtsratschef Hans-Dieter Pötsch und VW-Vorstand Javier Garcia Sanz mehrere Mitglieder der Familien Porsche und Piëch vertreten. Den langjährigen Audi-Finanzvorstand Axel Strotbek ersetzt der Manager Alexander Seitz, der bisher Beschaffungsvorstand bei VW do Brasil war. Zusätzlich ist er zuständig für IT und Integrität. Wegen des Verkaufseinbruchs in China muss offenbar der bisherige Vertriebschef Dietmar Voggenreiter seinen Platz räumen. Ihn beerbt VW-Nutzfahrzeuge-Vertriebschef Bram Schot. Der von Arbeitnehmerseite wegen angeblich fehlender Strategie kritisierte Produktionsvorstand Hubert Waltl wird durch Peter Kössler ersetzt, der bisher das Audi-Werk im ungarischen Györ leitete. Zusätzlich beruft der Aufsichtsrat mit Wendelin Göbel einen Vertrauten des VW-Chefs Müller zum neuen Personalvorstand bei Audi. Göbel wird Nachfolger von Thomas Sigi. Information Ende JuliLaut einem Bericht des "Manager Magazins" hatte Konzernchef Müller die vier Audi-Vorstände bereits Ende Juli über ihre bevorstehende Abberufung informiert. Voggenreiter und Strotbek sollen demnach neue Positionen im VW-Konzern angeboten bekommen. Im Amt bleibt dagegen Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, der wegen der Dieselaffäre immer wieder unter Druck steht. Seinen Vertrag hatte der Aufsichtsrat im Mai um fünf Jahre bis Ende 2022 verlängert. Stadler bleibt - vorerstStadler soll also im Amt bleiben, zumindest, bis die vier Neuen eingearbeitet sind - und solange die Staatsanwaltschaft ihm keine Mitwisserschaft im Abgasbetrug vorwirft. Rückhalt hat Stadler in den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch. "In einem anderen Unternehmen wäre er nicht mehr Chef", sagt einer, der das Unternehmen kennt. "Die Familie hält die Hand über Stadler", heißt es aus dem VW-Konzern. Stadler war Büroleiter von Ferndinand Piëch, bis vor Kurzem verwaltete er einen Teil des Privatvermögens der Familie. Als Audi-Chef war Stadler bis 2015 fast ein Star: Er stärkte Audis Position unter den Top 3 im Premiumsegment, verdoppelte Verkäufe, Umsatz und Betriebsgewinn, wurde zum Unternehmer des Jahres gekürt und als Nachfolger von VW-Chef Martin Winterkorn gehandelt. Inzwischen läuft es nicht mehr rund. Auf Arbeitnehmerseite hat Stadler Rückhalt verloren. Die Vertragsverlängerung bis 2022 im Mai sei "bloß ein formaler Akt gewesen", heißt es aus dem Konzern. Und nach bald elf Jahren sei eine Ablösung ja nicht unbedingt schlecht. Stadler soll selbst den Kopf hinhaltenIm Dieselskandal machte Stadler keine gute Figur. Erst bestritt er Abgastricks bei Audi, musste dann doch Betrug einräumen. Als Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Juni den Rückruf manipulierter Audi anordnete, legte sich Stadler mit ihm an und wurde von VW öffentlich zurückgepfiffen. "In Wolfsburg herrscht breiter Konsens: Viel darf er sich nicht mehr erlauben", heißt es in Konzernkreisen. Für einen Nachfolger wäre es allerdings ein schlechter Start, sollten die Staatsanwälte in ein paar Monaten doch noch Audi ins Visier nehmen. Da solle Stadler noch selbst den Kopf hinhalten, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Ein weiterer Grund: "Der Aufsichtsrat will eine gewisse Stabilität." Auf einen Schlag gleich vier neue Vorstände, das ist ein massiver Umbruch. Zumal der von Volvo geholte Technikvorstand Peter Mertens erst im Mai in Ingolstadt angefangen hat. Da garantieren Stadler und Einkaufschef Bernd Martens ein Stück weit Kontinuität. Darum müssen die vier Vorstände gehenDagegen müssen vier Vorstände gehen. Vertriebschef Dietmar Voggenreiter wird angelastet, dass die Verkäufe in China im ersten Halbjahr um 12 Prozent eingebrochen sind. Das Bündnis mit einem zweiten Partner dort "hätte man smarter machen können", heißt es im Unternehmen. Dem Produktionsvorstand Hubert Waltl warf der Betriebsrat vor, er habe keinen Plan für die nachhaltige Auslastung der Stammwerke. Audi baut seine beiden ersten E-Autos in Brüssel und den Audi Q5 im neuen Werk in Mexiko. Für den Bau des A3 auf den nicht ausgelasteten Bändern in Ingolstadt hatte Finanzchef Axel Strotbek plötzlich kein Geld. Auf einer Betriebsversammlung gab es Buhrufe, weil der Vorstand Schichten streichen wollte. Dass der Betriebsrat das verhindern konnte, kreidete Wolfgang Porsche Personalchef Thomas Sigi an. Alle vier Nachfolger kommen aus dem VW-Konzern. Wendelin Göbel war rund 20 Jahre bei Audi und ist derzeit Generalsekretär des VW-Chefs in Wolfsburg - wie Stadler vor seiner Berufung in den Audi-Vorstand.
Quelle: m. Material v. dpa |