Fiat liftete sein Mini-SUV: Der 500X kommt mit neuen Motoren und zusätzlichem Doppelkupplungsgetriebe. Welcher Antriebsstrang für welchen Käufer passt? Lest Ihr hier.
Bad Homburg – Schon klar, der Fiat 500X geht nicht als direkter Nachfahre des namensgebenden 60er-Jahre-Kleinwagens Nuova 500 durch. Eher als entfernter Cross-Cousin: Die Plattform teilt er sich mit dem Jeep Renegade, nur optisch handelt es sich um den SUV-Ableger des aktuellen 500. Dessen Retro-Charme übernimmt er mit. Die äußerlichen Änderungen im Zuge der jüngst erfolgten Modellpflege gerieten dem Retro-Stil entsprechend marginal: Von der 2014 vorgestellten Variante unterscheidet sich das seit September erhältliche Facelift-Modell durch geringfügig geänderte Schürzen und LED-Tagfahrlicht. Doch technisch wird vieles anders: Fiat bringt mehrere neue Motoren und ein zweites, aufwendigeres Automatik-Getriebe. MOTOR-TALK fuhr sämtliche neuen Antriebskombinationen und ließ gelegentlich die neuen Assistenzsysteme ans Steuer. Um zu klären: Welcher Kunde wird mit welchem Fiat 500X glücklich - und welches Ausstattungspaket lohnt sich für wen? Der erste Fiat 500X mit drei ZylindernQuelle: Fiat Für das Vor-Faceliftmodell des 500X bot Fiat neben einem 1,6-Liter-Saugbenziner mit 110 PS einen 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 oder 170 PS an. Der aufgeladene Direkteinspritzer wird für die Euro-6d-Temp-Abgasnorm durch Aggregate der neuen Ottomotoren-Generation des FCA-Konzerns ersetzt: Ein 1,3-Liter-Turbo-Vierzylinder bildet bei den Ottomotoren die Spitze, darunter gibt es den 1,0-Liter-Motor mit 120 PS. Der 190 Newtonmeter starke Dreizylinder erwies sich bereits im ähnlich schweren Jeep Renegade als ausreichend kraftvoll. Den Fiat beschleunigt das Motörchen gefühlt ab rund 2.300 Umdrehungen nennenswert nach vorne. Auch wenn der hubraumschwächste Benziner nicht allzu direkt anspricht: Solange man die Drehzahlmesser-Nadel der überarbeiteten Tacho-Einheit vom absoluten Keller fernhält, vermisst man den vierten Brennraum im Alltag nicht. Fazit: Für preisbewusste Freunde des Drehmoments Der 1,0 GSE ist der kleinste Motor im Programm, nicht aber der günstigste. Den Einstieg bildet beim Fiat 500X unverändert ein 1600er-Sauger. Der 1,6 E-torQ startet 1.700 Euro unterhalb des ab 19.190 Euro teuren 1.0 GSE. Doch wer den besten Deal sucht, liegt mit dem Dreizylinder richtig: Der knappe Leistungsunterschied von 10 PS zum Basis-Motor erzählt nicht die ganze Geschichte. Der neue Antrieb liefert mit 190 Newtonmetern auch mehr Drehmoment. Höchstleistung und maximale Kraft liegen beim Turbomotor weit früher an. Außerdem steht bei dieser Wahl ein Gang mehr zur Verfügung: Der einzige Sauger im Programm kommt mit Fünfgang-Getriebe, der Dreizylinder-Turbo ist an ein manuelles Sechsgang-Getriebe gekoppelt. Seine Handhabung ist präzise, die Länge der Schaltwege geht in Ordnung. Also nur keine Angst vor dem Hubraum-Zwerg. Wer gelegentlichem Schabernack bei gehobener Drehzahl zugetan ist, könnte mit dem Dreizylinder-Benziner (1,0 GSE) besser beraten sein als mit dem stärkeren Vierzylinder. Top-Benziner, mäßiges GetriebeQuelle: Fiat Zündkerzen ja, Kupplungspedal nein – das geht im 500X nur beim 1,3-Liter-Benziner. Der 150-PS-Otto ist an ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und Frontantrieb gebunden. Bislang arbeiteten in automatischen 500X vorwiegend Wandler. Das DKG arbeitet im Benziner mäßig souverän. Es wechselt die Fahrstufe öfter als nötig und langsamer als wünschenswert. Immerhin lässt sich die Arbeitsweise über die kleinen, mitdrehenden Wippen (250 Euro Aufpreis) beeinflussen. Den Kraftvorteil gegenüber dem Dreizylinder-Benziner spürt man über das gesamte Drehzahlband. Eklatant fällt er in keinem Bereich aus. Dafür war das Geräuschniveau geringfügig niedriger und der Mehrverbrauch überschaubar: Rund 7,5 Liter zeigte der Bordcomputer nach zäher Fahrt im Innenstadt-Verkehr und beherzter Fahrweise übers Land. Beim 1,0-Liter-Benziner lag der Wert laut Anzeige knappe 0,2 Liter niedriger. Fazit: Ein Benziner für Autobahnfahrer Der Mehrverbrauch liegt gegenüber dem kleinsten Motor im Rahmen. Doch dem 1,3-Liter (1,3 GSE) macht die Arbeitsweise des alternativlosen Doppelkupplungsgetriebes das Leben zu schwer. Bei längeren Autobahnfahrten ist der stärkere Benziner dafür angenehmer, auch in Bezug auf die Geräuschkulisse. Der 1,3 GSE startet im Fiat 500X in der zweiten von drei Ausstattungslinien bei 23.690 Euro. Im gleichen Trimm ist der Dreizylinder 2.800 Euro günstiger. Das aufwändigeren Getriebekonzept und der zusätzliche Brennraum machen den Preissprung legitim. Doch gefühlt zahlen sich die Mehrkosten vor allem aus, wenn es unbedingt ein Automat sein soll - und eben ein Benziner. Der mittlere Diesel mit DoppelkupplungsgetriebeQuelle: Fiat Mit einem der Selbstzünder ist das Sechsgang-DKG im Facelift-Modell ebenfalls kombinierbar: Der 120 PS starke 1,6-Liter-Vierzylinder rangiert zwischen dem 1,3-Liter-Diesel mit 95 PS und Fünfgang-Handschaltung und dem 150 PS starken 2,0-Liter-Diesel mit Neungang-Wandlerautomatik. Letzterer Antrieb stellt die einzige Allrad-Version des Fiat 500X dar. Auf den mittleren Diesel scheint das Doppelkupplungsgetriebe wesentlich besser abgestimmt als auf den stärksten Benziner. Zugegeben, auch hier feuert das System die Gänge beim Hochschalten nicht bemerkenswert schnell durch. Doch Gangauswahl und Schaltzeitpunkt wirken stimmig und passen zur Charakteristik des Turbodiesels. Das 120-PS-Aggregat kommt im unteren Drehzahlbereich besser zurecht als die Benziner. Es lässt sich auf rund 4.000 Umdrehungen hochdrehen, ehe der Lärmpegel überproportional zum Vortrieb zunimmt. Geringfügig lauter als der 1,3-Liter-Benziner ist der Diesel praktisch immer. Der Verbrauch lag im ersten, kurzen Test bei rund 6,2 Litern. Die Automatik-Variante startet bei 24.190 Euro. Eine identisch ausgestattete Handschalter-Version kommt 1.500 Euro günstiger. Alternativ ist der manuelle 1,6-Liter-Multijet-Antriebsstrang in der Grundausstattung erhältlich, hier beträgt der Vorteil beim Basispreis 3.200 Euro. Fazit: Der beste Strang mit Automatik Wer unbedingt das Kupplungspedal abwählen will, sollte den 120 PS starken Diesel (1,6 Multijet) mit Doppelkupplungsgetriebe testen. Hier arbeitet das System unaufgeregter und souveräner als im DKG-Benziner. Von etwaigen Fahrverboten sollte der Diesel mit SCR-Katalysator in absehbarer Zeit nicht betroffen sein. Die wohl angenehmsten Automatik im Fiat 500X ist optional. Standardmäßig kommt der 1,6-Liter-Deisel mit Sechsgang-Handschaltung - bei keinem anderen Aggregat lässt Fiat im gelifteten 500X dem Kunden die Wahl. Was für die manuelle Version spricht: Sie lässt sich mit der günstigsten Ausstattungsvariante kombinieren (ab20.990 Euro). Die Automatik-Version ist dagegen erst in der zweiten von drei Ausstattungslinien erhältlich, für mindestens 24.190 Euro. Fiat 500X-Ausstattungen und FahrassistentenEin Basis-500X ist kein nackter 500X: Die untere Linie „Urban“ umfasst die asymmetrisch umklappbare Rückbank, Klimaanlage und das LED-Tagfahrlicht. Mit der folgenden „City-Cross“-Linie (1.700 Euro Aufpreis) ändert sich die Gestaltung von Front- und heckschürze. Dann kommt der 500X mit angedeutetem Unterfahrschutz. Außerdem umfasst die zweite Ausstattungslinie 16-Zoll-Alufelgen, ein Multifunktionslenkrad und das Infotainmentsystem Uconnect mit 7 Zoll großem Display und Smartphone-Schnittstelle. Quelle: Fiat In der Top-Ausstattungslinie "Cross" (weitere 1.800 Euro Aufpreis) steht der Fiat 500X auf 17-Zoll-Alus, die Innenraum-Temperatur regelt eine Zwei-Zonen-Klimaanlage. Auf dem Infotainment-Screen lassen sich hier die Bilder einer Rückfahr-Kamera (inklusive Parksensoren) oder die Karte des Navigationssystems einblenden. Ein recht spät eingreifender Spurhalteassistent und die Verkehrszeichenerkennung (inklusive Geschwindigkeitsübernahme) sind fortan im 500X serienmäßig. Über das Fahrassistenz-Paket (1.050 Euro) erhält man einen Totwinkel-Warner sowie einen adaptive Tempomat hinzu. Letzterer bremst und beschleunigt selbstständig hinter vorausfahrenden Autos. Doch der Nutzen im Stop-and-Go-Verkehr ist begrenzt. Die ACC-Funktion lässt sich erst ab 30 km/h aktivieren. Großes Infotainment erst ab "Cross" Die 500X der unteren "Urban"-Ausstattungsvariante eignen sich, wenn man keinen Offorad-Abenteurer mimen will - und an ein externes Navi gewohnt ist. Wer ein würdiges Infotainment-System sucht und dieses mit dem Handy verbinden will, muss den Fiat 500X in City-Cross oder Cross-Ausführung bestellen. Die Top-Linie mit integriertem Navi ist bei keinem Antriebsstrang Pflicht, sämtliche Motor-Getriebe-Kombinationen lassen sich in der mittleren Linie ordern. Der adaptive Tempomat ist in keiner Linie serienmäßig dabei, findet über das Fahrassistenz-Paket (1.050 Euro) zusammen mit einem Totwinkel-Warner ins Auto. Der Fiat 500X im Vergleich zur Mini-SUV-KonkurrenzIn der Basis-Ausstattung kommt der Plattform-Bruder Jeep Renegade ab 20.700 Euro (mit 120-PS-Benziner) teurer, die deutschen Konkurrenten sowieso. Doch Modelle wie Renault Captur (ab 16.190 Euro mit 90-PS-Benziner), Nissan Juke (ab 16.490 Euro mit 112-PS-Benziner) oder Kia Stonic (ab 15.990 Euro mit 82-PS-Benziner) starten günstiger als der mindestens 17.490 Euro teure Fiat 500X (mit 1,6-Liter-Saugmotor und 110 PS). Quelle: Fiat Im breiten Feld der Mini-SUVs gehört der Fiat 500X auch nach der Modellpflege zu den fahraktiveren Vertretern. Das Fahrwerk ist vergleichsweise straff, im Gegenzug untersteuert der Fiat später als viele Mitbewerber und neigt sich in der Kurve weniger. Lediglich beim Bremsen kommt viel Bewegung in den Aufbau. Die Lenkung passt nicht ganz zu dieser Auslegung, sie ist städtisch-leichtgängig. Ändern kann der Fahrer die Charakteristik nicht: der optionale Fahrmodus-Schalter entfällt mit dem Facelift. Der Gepäckraum des Fiat 50X fasst 350 Liter, bei umgeklappter hinterer Lehne (fällt im Verhältnis 60:40) passen 1.000 Liter in Fiats einziges SUV. Zum Vergleich: Der Renault Captur schluckt rund 25 Liter mehr als der mit 4,27 Metern etwas längere Italiener. Im Fond ist es um die Kopffreiheit für Erwachsene mäßig bestellt. Fazit: Fahraktives Mini-SUV Der Fiat 500X bereitet mehr Spaß als viele andere City-SUV. Was im Gegenzug bedeutet: Wer eine Sänfte sucht oder viel Platz benötigt, ist hier schlecht beraten, unabhängig von Antriebsvariante und Ausstattungsform. Innerhalb des Fiat-Portfolios könnte dann der 500L (ab 16.890 Euro) besser passen. Wohlgemerkt ist der kleine Familienwagen ist dem historischen Baureihen-Vorbild Nuova 500 ferner als der 500X, optisch und im Geiste. Fiat 500X– Technische Daten des Facelift-ModellsDer neue Dreizylinder-Benziner im Fiat 500X:
Der stärkste Benziner im Fiat 500X:
Der mittlere Diesel im Fiat 500X:
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