Der Century ist Toyotas biedere Präsidentenlimousine. Eigentlich. Doch Firmenchef Akio Toyoda bekam vom Haustuner ein sportliches Unikat. Und striktes Drift-Verbot.
Quelle: akitoyoda_official via Twitter Tokio – Der Toyota Century liegt irgendwo zwischen Mercedes S-Klasse und Rolls Royce Phantom. Sowohl mit seiner Länge von mehr als 5,3 Metern als auch beim luxuriösen Anspruch: Hinten sitzen Japans obere Zehntausend. Nicht in dekadentem Luxus, doch vornehm allemal. Vorne sitzt der Chauffeur, zumindest meistens. Sportfahrer und Landstraßen-Heizer verirrten sich in der mehr als 50-Jährigen Geschichte des Modells selten hinter das Lenkrad des großen Toyota. Soll heißen: Nach einer scharfen Variante des Century verlangte niemand. Trotzdem fuhr Ende letzter Woche plötzlich dieses vom Toyota-Haustuner Gazoo Racing aufgebaute Exemplar durch Tokios Innenstadt. Mit breiteren Radläufen, Frontsplitter und einer kleinen Spoilerlippe aus Carbon an der Kante des Kofferraumdeckels. Der "one and only" für den NürburgringQuelle: akitoyoda_official via Twitter Markenfans teilten Fotos der getunten Chauffeurs-Limousine in den sozialen Medien. Ein Twitter-Post brachte Aufklärung: Toyota-Chef Akio Toyoda outete sich als Besitzer. „One and only. Century GRMN“, schrieb der Konzernlenker. Die Buchstabenkombination steht für "Gazoo Racing Masters of Nürburgring" und kennzeichnet bereits das Sport-Modell des Yaris. Die Hoffnungen auf eine Serienfertigung des Centruy GRMN stiegen. Bis der Enkel des Unternehmensgründers am Rande einer Pressekonferenz klarstellte, dass sein Post wörtlich zu verstehen sei. Es gibt nur diesen einen Century GRMN, und es wird der einzige bleiben. Und der gehört ihm – letzteres war spätestens klar, als sich der Geschäftsführer nach der Konferenz auf den Rücksitz des Modells schwang. Häufig dürfte Toyoda san selbst steuern. „Das Driften hat man mir aber untersagt“, soll Toyoda im Gespräch mit japanischen Reportern erzählt haben. Die eigens angefertigten Karosserieteile seien richtig kostspielig. Klar, üblicherweise lassen Konzernbosse selten das Heck ihrer Dienstwagen nach außen hängen. Doch Akio Toyoda ist Ausflügen in den Grenzbereich zugetan. Er nahm bereits mehrfach am 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teil. Sein Name scheint auf keiner Ergebnisliste auf – der Firmenchef wählt bei Renneinsätzen meist das Pseudonym Morizo Kinoshita. V12 fährt nur der KaiserQuelle: AutoTimes via Youtube Über das Drift-Potenzial des Century GRMN ist wenig bekannt. Serienmäßig kommt die im Sommer vorgestellte, dritte Generation mit 5,0-Liter-V8-Aggregat in Verbindung mit einem elektrischen Antriebsstrang. Die Systemleistung liegt serienmäßig bei 425 PS, Toyodas Century-Unikat dürfte stärker sein. Manche spekulieren gar auf einen V12 im Motorraum. Ein solcher diente schließlich bis zum Modellwechsel als Spitzenaggregat. In Toyodas Modell halten wir das Dutzend Brennräume für unwahrscheinlich, denn dies käme einer Majestätsbeleidigung gleich. Laut den ersten Hersteller-Informationen zum Fahrzeug soll der V12 im aktuellen Century den Exemplaren der kaiserlichen Familie vorbehalten bleiben. Wie herrlich wäre doch das Kürzel GRHK am adeligen Heck - für Gazoo Racing Herrscher of Kaiserreich. Aber: Die Langversionen kommen ohne Beteiligung des Haustuners. Und damit in ebenso verstaubter Optik wie die Modelle für das Großbürgertum. Noblesse lebt eben von Kontinuität. Wobei die positiven Reaktionen auf den GRMN zeigen: Sie verträgt manchmal auch etwas prollige Sportlichkeit. |