Opel kam bei den Kleinwagen spät, aber richtig gut an. Die 4. Generation, der Corsa D verkaufte sich kurz besser als der VW Polo - und hält sich richtig gut im Alter.
Berlin – Opel musste was tun. Ford, Volkswagen und sogar Audi hatten Mitte der 70er Jahre Kleinwagen auf den Markt gebracht. Fiat, Renault und Peugeot waren im Segment vertreten. Nicht zuletzt die Ölkrise 1973 hatte die Nachfrage nach kleinen, sparsamen Stadtautos angefacht. Opel hatte den Trend verschlafen. Der kleine Corsa kam erst 1982. Mittlerweile liegt er in Deutschland bei den Kleinwagen regelmäßig in den Top 3 der Zulassungsstatistik. Die fünfte Generation musste sich 2016 mit mehr als 55.000 verkauften Modellen nur dem Polo geschlagen geben. Erfolgreicher war der Vorgänger Corsa D, die vierte Generation. Das intern S07 genannte Modell wurde 2007 mit fast 80.000 Autos öfter als der Polo verkauft. Es wurde „Car of the year“ und „Gelber Engel 2007“. Quelle: Opel Die ältesten Exemplare des Corsa D haben schon elf Jahre auf dem Blech, die jüngsten nur drei. Das Modell sieht frisch aus, die Technik ist noch aktuell. Laut TÜV und DEKRA ist er das zuverlässigste Auto seiner Klasse. Doch mängelfrei ist auch der Corsa D nicht. Es gibt viel kleine Schäden und Macken am Corsa, einen guten Überblick gibt das Corsa-D-Forum. Wir gehen hier auf die häufigsten ein. Darüber hinaus bieten die Erfahrungsberichte vieler Corsa-Fahrer unter Motortests.de eine gute Infoquelle für Interessenten. Historie | ModellwechselKlein, leicht und kantig, dazu günstig und nur mit zwei Türen. Der Corsa A kam ab 1982 gut an bei den Kunden und Kundinnen. Gegen den VW Polo konnte er sich zunächst nicht behaupten. Das blieb auch beim ab 1993 gebauten Corsa B so, den es ab 1997 erstmals als Fünftürer gab. 2000 löste der Corsa C den Vorgänger ab, lief aber nur sechs Jahre von den Bändern. Der Corsa D verkaufte sich zwischen Sommer 2006 und Herbst 2014 richtig gut. Erstmals teilte sich der Kleinwagen eine Plattform mit einem Fahrzeug aus dem Fiat-Konzern. Der Fiat Grande Punto setzt auf Gleichteile, auch wenn er etwas länger als der Corsa ist. Produziert wurde der dreitürige Opel in Eisenach, der fünftürige Corsa im spanischen Saragossa. Quelle: Opel Ganz ohne Mängel und Rückrufaktionen kam der Corsa D in seiner achtjährigen Bauzeit nicht aus. Bei allen Modellen kann unter Umständen das Kardangelenk der Lenkung brechen und zum Ausfall der Lenkung führen. Die Modelljahre 2010 bis 2012 fallen durch starke Korrosion der Motorhaube auf. Durch eine zusätzliche Ablaufbohrung soll das verhindert werden. Autos gebaut zwischen 2010 und 2011 mussten wegen fehlerhafter Arretierung des Handbremshebels in die Werkstatt. Bei Modellen des Bauzeitraums November 2009 und März 2010 kann sich das Handbremsseil lösen. Frühe Autos (2007-2008) fallen durch eine fehlerhafte Klimaregelung auf, Fahrzeuge ab Mai 2014 durch den Ausfall der Lenkzwischenwelle der Lenkung. Corsa-Modelle des Jahrgangs 2011 können unter Umständen die Abdeckung des Beifahrer-Airbags verlieren – sie löst sich einfach. Wer sich Autos dieser Jahrgänge anschaut, sollte darauf achten, dass die Rückrufaktionen durchgeführt wurden. Innerhalb seiner achtjährigen Bauzeit erhielt der Corsa D nach der Hälfte eine Modellpflege, erkennbar an einer neuen Frontpartie und neuen Ausstattungsvarianten. Der flotte GSI flog im Juni 2012 aus dem Programm, dafür gab es schon seit März 2007 den stärkeren OPC. MOTOR-TALKer Zyclon rät zu jüngeren Modellen: „Insgesamt würde ich sagen, das Facelift-Modelle besser sind.“ KarosserieNeben dem Dreitürer bot Opel den Fünftürer an. Auch wenn der Dreitürer oft verkauft wurde, praktischer ist eindeutig der Fünftürer. Er bietet dank der hinteren Tür einen leichten Einstieg in den Fond und eine bessere Rundumsicht. Beim Dreitürer stört die dicke C-Säule. Auf 3,99 Metern finden auch Großgewachsene im Corsa vorne ausreichend Platz, hinten nicht. Beim Dreitürer wird die Krabbelei auf die Rückbank zur Akrobatik, die Beinfreiheit ist eingeschränkt. Außerdem könnte der Kofferraum größer sein. Zwischen 285 und 1.100 Liter passen hinein. Die hohe Kante erschwert das Beladen. Quelle: Opel Rost scheint beim Corsa vor allem ein Problem unter der Motorhaube zu sein, wie MOTOR-TALKerin Enkeltaxi bei ihrem Auto feststellen musste: „Ich habe kürzlich mit Entsetzen bei meinem 4 Jahre alten Corsa D den ersten Rost entdeckt. Und zwar unter der Motorhaube innen, an der Kante. Der Lack blättert schon leicht, bzw. hat sich abgehoben und darunter sitzt der Rost und dazu ein weißlicher Belag“. Der Produktionsfehler sollte mit einer Rückrufaktion behoben worden sein. Dennoch sollten Interessenten einen genauen Blick unter die Haube werfen. Auch MOTOR-TALKer HansiKoenig berichtet von Rost: „Als wir kürzlich beim Putzen feststellten, dass an den Tür-Innenseiten Blasen sind, fuhr ich am nächsten Tag damit zu Opel.“ Der Händler half ihm nicht, Opel lehnte den Kulanzantrag ab, HansiKoenig ließ den Corsa bei einem Restaurationsfachbetrieb bearbeiten. Dass die Tür an dem nur drei Jahre alten Auto rostet, lag daran, dass bei der Produktion blankes Blech abgedichtet wurde – ohne jeglichen Korrosionsschutz. Die Dichtmasse ließ sich einfach abziehen und darunter kam unlackiertes Blech zum Vorschein. Auch Markus33899 klagt über Rost an Motorhaube, Schweller und sogar an den Nockenwellen. Die lassen sich durch den Öleinfüllstutzen begutachten. Die Türeinstiege an beiden Türen sowie das Blech unter dem Gummi sollte man ebenfalls kontrollieren. Motor | GetriebeQuelle: Opel Im Laufe seiner Bauzeit setzte der Corsa D auf 14 Benziner-Varianten mit einer Leistung zwischen 60 und 211 PS. Generell empfehlen die MOTOR-TALKer im Forum stärkere Motoren. Als Basismotor diente bis Oktober 2009 der Dreizylinder mit 60 PS, danach setzte Opel nur noch auf Vierzylinder wie den 1.2 EcoFlex mit 70 PS. Klingt ausreichend, ist aber bei einem mindestens 1,1 Tonnen schweren Kleinwagen nicht wirklich viel. TheDeathSheep meint: „Finger weg vom 1.2l Motor. Dafür ist das Auto einfach zu schwer, auch wenn es überwiegend in der Stadt bewegt wird.“ Kraftvoller als die Basis arbeitet der 1.2 mit anfangs 80 PS und ab November 2009 mit 85 PS. Gut zum Corsa passen die 1.4 Benziner mit 87, 90, 100 oder 120 PS (je nach Baujahr). Damit fährt der Corsa flott, aber nicht unbedingt sparsam, wie G3 1.8 meint: „Lass dich beim 1.4er (87 oder 101 PS egal) auf jeden Fall schon mal nicht von der Verbrauchs-Werksangabe von 5,5 Litern blenden. Realistischer sind um die 6,5, wenn du wirklich sparsam fährst“. Gute Antriebe zum Sparen sind die beiden Flüssiggasversionen 1.2 LPG mit 80 PS und 1.4 LPG mit 90 PS, die allerdings nur bis Mitte 2011 gebaut wurden. Wer es krachen lassen will, sucht sich einen GSI mit 150 PS, einen OPC mit 192 PS oder die seltene OPC Nürburgring Edition mit 211 PS. Doch die Motoren laufen nicht ganz sorgenfrei. Der 1.6 T neigt zum Ruckeln. Ein Software-Update kann das beheben. Zu den Benzinern kommen sechs Dieselvarianten zwischen 75 und 130 PS mit 1,3 und 1,7 Liter Hubraum. Die von Fiat entwickelten Selbstzünder fallen durch eine ausgiebige Anfahrschwäche negativ auf. Vielfahrer setzen auf den rauen 1.7 CDTI mit anfangs 125 PS und ab 2010 mit 130 PS. Keine guten Kritiken bekommt das manuelle Fünfgang-Getriebe: es hakelt und lässt sich unpräzise schalten. Quelle: Opel Futura03 meint: „Ansonsten ist der Corsa D mit Benzinmotoren unauffällig. Wenn man die Easytronic (automatisiertes Schaltgetriebe) meidet, bekommt man eins der zuverlässigsten Autos, die Opel bis jetzt gebaut hat.“ Vorsicht ist beim M32-Getriebe geboten, das in den GSI- und OPC-Modellen sowie im 1.7 CDTI eingesetzt wurde: Bei dem Sechsgang-Getriebe können Schäden auftreten, weil bei der Produktion die zulässigen Toleranzen nicht eingehalten wurden. Ein Surren im fünften und sechsten Gang kündigt einen Lagerschaden an. Es gibt Unternehmen, die sich auf eine Reparatur spezialisiert haben. Besser ist es jedoch, sich ein anderes Auto zu suchen. FahrwerkLaut TÜV-Report schlägt sich der Opel Corsa D in einigen Bereichen besser als seine Wettbewerber. Doch nicht überall: Am häufigsten beanstanden die Prüfer Spiel an den Radlagern und gebrochene Fahrwerksfedern. Die verschleißen auch bei normaler Fahrt recht schnell. Quietschende Bremsen sind ebenfalls ein Dauerthema. Bei Achsfedern, Bremse, Lenkung und Ölverlust kann der Rüsselsheimer nicht glänzen, dafür bei der Achsaufhängung, der Beleuchtung und der Auspuffanlage. Rostprobleme am Fahrwerk findet man beim Corsa D selten. Bei inkontinenten Motoren kann es an den Dichtungen wie den Simmerringen liegen. Interessierte sollten das Auto besser auf eine Hebebühne stellen oder den Unterboden nach Ölspuren kontrollieren. Manche Corsa-Fahrer bemängeln schleifende Bremsen und eine nervöse Lenkung. Ausstattung | SicherheitIm Laufe der fast sechsjährigen Bauzeit bot Opel die Corsa-Modelle in verschiedenen Ausstattungsvarianten an. Sie heißen Selection, Edition, Innovation oder Sport. Außerdem gab es einige Sondermodelle, zum Beispiel „Catch me now“, „Satellite“, „Color Line“, „Color Race“ und „Color Stripes“. Zur Basisausstattung gehören elektrische Außenspiegel, ein höhenverstellbares Lenkrad, Servolenkung, Zentralverriegelung, Bremsassistent sowie Front- und Seitenairbags, seit 2009 auch ESP. Die seitlichen Kopfairbags gab es in der Basis als Option, Isofix für hinten ist immer an Bord. Quelle: Opel Ein praktisches Zubehör für Fahrradfahrer ist das FlexFix-Trägersystem am Heck, das es als Option gab. Manuelle Klimaanlage, CD-Radio mit MP3-Anschluss und das adaptive Fahrlicht (AFL) sind Tipps für mehr Komfort. In der Optionsliste gab es dafür interessante Pakete wie Cool&Sound oder das Elektro-Paket. Die beiden Sportversionen GSI und OPC setzen nicht nur auf stärkere Motoren, sondern auch auf ein geändertes Fahrwerk und einen sportlicher gestalteten Innenraum. Einige MOTOR-TALKer berichten über nervend laute Geräusche des Gebläsemotors. Heizung und Heckscheibenheizung seien zudem zu schwach ausgelegt. Moly meint: „Also mein Corsa Modelljahr 2009,75 hatte auch noch den quietschenden Gebläsemotor drin.“ Ein Schwachpunkt sind auch die teilweise mangelhaft verklebten Frontscheiben, die den Innenraum in ein Feuchtbiotop verwandeln. Riecht das Auto bei der Besichtigung muffig oder sind ständig die Scheiben beschlagen, sollten Interessenten besser weitersuchen. Das Problem bekommt man selten in den Griff – und im Winter wird das dann weniger lustig. Chiptune ist mit seinem Corsa sehr zufrieden: „Fahrwerk und Sicherheit sind für einen Kleinwagen super, die Sitzposition hat vom ersten Tag an gepasst und ich musste sie nie verändern. Man hört kein Klappern oder sonstige Geräusche, die sich mit der Zeit einstellen.“ Marktsituation | PreiseDer Opel Corsa D ist trotz der möglichen Kinderkrankheiten und der vielen Rückrufe ein solides Auto – zumindest im Vergleich zu anderen Kleinwagen. Da gibt es bei Wettbewerbern schlimmere Fälle. Die ältesten Corsa D haben jetzt elf Jahre auf dem Blech, manche mehr als 150.000 Kilometer auf der Uhr. Für einen Kleinwagen ist das sehr viel. Gepflegte Modelle unter 100.000 Kilometern und mit ausgefülltem Scheckheft gibt es ab rund 6.000 Euro. Aktuell werden mehr als 2.000 Fahrzeuge aller Baujahre mit mindestens 12 Monaten TÜV als scheckheftgepflegt bei mobile.de angeboten. Fazit | EmpfehlungDas Angebot an Opel Corsa D Modellen ist groß. Schaut man sich die Erfahrung der MOTOR-TALK-Community an und will ein bisschen Spaß auch abseits der Stadt haben, schrumpft es aber. Wir würden eine fünftürige Facelift-Version mit 1,4-Liter-Benziner und 100 PS bevorzugen. Möglichst mit weniger als 100.000 Kilometern auf dem Tacho. Davon gibt es bei mobile.de rund 100 scheckheftgepflegte Fahrzeuge, ab rund 6.000 Euro. Wer mit drei Türen auskommt, findet deutlich mehr als doppelt so viele Autos. Ab sofort verschicken wir unsere besten News einmal am Tag über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |