Mit dem Arona stieg Seat spät in das Segment der Mini-SUV ein. Womit will sich Seat in dem umkämpften Segment abheben? Alltagstest im 1,5-Liter-TSI mit 150 PS.
Berlin - Seit 2017 hat Seat den Arona im Programm, einen Hochbeiner unterhalb des Ateca. Und damit ein Mini-SUV - wie sie bereits zahlreich durch die Städte und deren nahes Umland fahren. Ob es den Seat Beitrag zwischen all den Renault Captur, Nissan Juke oder auch Audi Q2 und VW T-Roc noch braucht? Wir suchten im Alltag nach etwas, das die spanische Alternative besonders macht. Und fanden viel Altbekanntes. Abmessungen| Platzangebot | Karosserie Dank höherem Innenraum gibt es in beiden Sitzreihen großzügige Kopffreiheit. Fondpassagiere könnten sich dennoch an der breiten C-Säule stören – sie nimmt ihnen viel von der Sicht auf die Außenwelt. Generell ist der Arona zu den hinteren Fahrgästen wenig galant. Die Beinfreiheit mag für Erwachsene ausreichen, doch der schmale Einstieg mit einer hohen Kante erschwert Erklimmen der Sitze. Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 60:40 umlegen, das erhöht das Ladevolumen von 400 auf maximal 1.260 Liter. 45 bis 95 Liter mehr als im Ibiza. Hängt man den variablen Kofferraumboden eine Stufe höher, entsteht eine fast plane, leicht ansteigende Ladefläche. Schwere Gegenstände können mit Hilfe von vier Ösen verzurrt werden. Soll Kleinkram an Ort und Stelle bleiben, nutzt man die beiden Gummibänder an den Seiten oder das kleine Fach links der Kofferraumöffnung. Der Arona bietet (abgesehen vom Handschuhfach) zwei blicksichere Verstaumöglichkeiten: Das Fach unter der Mittelarmlehne sowie der mit Klappe versehene Raum unterhalb des Beifahrersitzes (im Ablagenpaket ab 250 Euro). Innenraum | Verarbeitung| Materialien Die mit Alcantara bezogenen Sportsitze (im Sitzpaket Alcantara, FR ab 450 Euro) bieten guten Seitenhalt und große Sitzflächen. Letztere finden sich auch auf der Rückbank. Anders als im Ibiza lässt sich die zweite Reihe nicht verschieben. Außerdem verfügte unser Testfahrzeug über keine in den mittleren Sitz integrierte Armlehne und keine Polsterung an den Seitenverkleidungen. Vorne sind die Armauflagen angenehm gepolstert, eine Dekoreinlage verziert den unteren Teil des Armaturenbretts. Darüber und darunter befindet sich hartes Plastik. Antrieb | Motor | GetriebeIn unserem Testfahrzeug steckt der stärkste aktuell im Arona erhältliche Motor. 150 PS aus einem 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner. Aufgeladen, wie das gelegentlich bei Gaswegnahme hörbare Zwitschern des Turboladers verrät. Und der Schub aus dem unteren Drehzahlbereich: Von 1.500 bis 3.500 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 250 Newtonmeter an. Die Höchstleistung erreicht der Arona FR bei 5.000 bis 6.000 Umdrehungen. In der Praxis heißt das: Müßiggang beim Schalten bleibt ohne Konsequenz, der Direkteinspritzer kommt mit dem ab 1.222 Kilogramm schweren Mini-SUV mühelos zurecht, praktisch über den gesamten Drehzahlbereich. Das manuelle Sechsgang-Getriebe lässt sich ausreichend schnell und präzise bedienen. Die Wege könnten kürzer sein, die Gassen exakter definiert. Gut, dieser Arona ist kein erklärtes Sportmodell. Möglich, dass die Cupra-Interpretation mit einem spitzer abgestimmten Schaltgestänge kommt. Eine Automatik-Variante bietet Seat für das 150-PS-SUV nicht. Das Siebengang-DSG gibt es nur für den 1,0-Liter-Benziner mit 115 PS sowie optional beim 1,6-Liter-Diesel mit 95 PS. Die anderen Varianten dieser Aggregate (95 PS beim kleinen Benziner und 115 PS beim Selbstzünder) statten die Spanier mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe aus. Sämtliche Modelle kommen mit Frontantrieb, eine Allrad-Variante ist nicht geplant. 2018 will Seat eine Erdgas-Version nachreichen. Fahrverhalten | Fahrwerk | LenkungWeich? Oh nein. Schwammig? Kaum. Zu komfortlastig? Eher im Gegenteil – die klassischen Kritikpunkte an SUV-Fahrwerken treffen beim Arona nicht. Seine Lenkung erlaubt eine hinreichend zielgenaue Jagd nach dem Scheitelpunkt, spricht im Bereich um die Mittelstellung jedoch nicht sofort an. Hässliche Schräglagen in der Kurve bleiben aus, der Seat verhält sich lange neutral. In Kreisverkehren und zügigen Landstraßenkurven fühlt sich das Mini-SUV an wie ein moderat sportlicher Kleinwagen. Auf Kopfsteinpflaster und leichten Wellen ebenfalls, leider. Die Möglichkeiten, den Arona FR sanfter zu machen, sind begrenzt. Über das Drive-Select-Menü (im Sport-Paket ab 650 Euro) können die adaptiven Dämpfer auf Normal (relativ hart) und Sport (richtig hart) gestellt werden. Der Eco-Modus wirkt sich auf die Arbeit der Dämpfer nicht aus. Im Alltag wählten wir für das Fahrwerk die zahmere, für die Lenkung die schärfere Option. Andernfalls fühlt sich das Volant allzu leichtgängig an. Assistenzsysteme | SicherheitDer Seat Arona kam mit dem adaptiven Tempomaten (ACC, ab 450 Euro). Damit richtet der Arona die Geschwindigkeit automatisch am Vorausfahrenden aus, könnte selbstständig hinter diesem stehenbleiben und wieder anfahren – theoretisch, in Modellen mit Handschaltung ist der Fahrer auf den letzten Metern selbst für die Beinarbeit verantwortlich. Parkassistent (ab 500 Euro inklusive Sensoren und Rückfahrkamera) und Ausparkassistent (ab 360 Euro inklusive Blind-Spot-Warner) übernehmen ausschließlich die Lenkarbeit. In Summe arbeiteten die Systeme einwandfrei, ließen Puls (oder schlimmer: die Versicherungsprämie) nie ob knapper Einschätzungen nach oben schnellen. Bedienung | InfotainmentDie Menüführung in Seats Media-System Plus (im Connectivity-Paket Plus ab 550 Euro) ist aufgebaut wie die meisten aktuellen Infotainmentsysteme: mit Kacheln, die an Apps auf dem Smartphone erinnern. In die jeweiligen Untermenüs gelangt man über Touchflächen neben dem Bildschirm. Die gesonderte Bedienung der Klimaanlage über die Tastenbatterie darunter ist eine gute Lösung, ebenso wie der gesonderte Tempomat-Hebel. Preis | Ausstattung Das getestete 150-PS-Aggregat mit alternativlosem manuellem Sechsgang-Getriebe bleibt der sportlichen FR-Ausstattungslinie vorbehalten. Der Top-Arona kostet ab 21.620 Euro und kommt serienmäßig unter anderem mit 17 Zoll großen Alufelgen, Stoßfängern in sportlicherer Optik, Ultraschall-Einparkhilfe Sportsitzen und Seat Drive Profile mit drei unterschiedlichen Fahrprofilen. Sollen sich die Modi auf die Arbeitsweise der Dämpfer auswirken, braucht es das Drive-Select-System. Bei unserem Testfahrzeug kam es über das Sport-Paket FR (650 Euro) gemeinsam mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern hinzu. Außerdem fanden (u. a.) Voll-LED-Scheinwerfer (360 Euro), Parkassistent (500 Euro), Navigations- und Connectivity-System (550 Euro), ACC inclusive schlüssellosem Startsystem (450 Euro) ins Auto. Manche der roten Nähte im Innenraum stickt Seat erst bei Auswahl des Design-Pakets FR (ab 300 Euro, inklusive rot lackierter Bremssättel). In Summe liegt der Preis des Testfahrzeuges bei 29.719 Euro. FazitKlassische Kaufargumente für Hochbeiner sind: hoch sitzen, komfortabel einsteigen und behütet gleiten. Der Arona erfüllt sie nur bedingt. Genau das zeichnet ihn aus. Er zählt zu den härteren und agileren Varianten des Segments. Dem Kleinwagen ist er näher als dem SUV. Ein Ibiza für Käufer mit gesteigertem Trendbewusstsein oder Platzbedarf. Audi bietet den Q2 ebenfalls mit 150 PS an (ab 26.050 Euro), hier aus 1,4 Litern Hubraum. Der aktuell beliebte Renault Captur ist mit maximal 118 PS erhältlich (als Benziner ab 19.390 Euro). Nissans Juke rollt als Benziner entweder potenter und teurer (190 PS, ab 24.895 Euro) oder schwächer (117 PS, ab 21.390 Euro) vom Hof. Der Japaner begründete 2010 das Mini-SUV-Segment. Viele Hersteller folgten bereits, einige werden noch kommen. Der Arona 1,5 hat dabei als spaßiger und hinreichend effizienter Vertreter definitiv seine Daseinsberechtigung. Noch mehr Infos gefällig? Hier im Arona-Forum kannst Du über ihn diskutieren Technische Daten Seat Arona 1.5 TSI FR
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