Seit kurzem steht die zweite Generation von Peugeot 508 beim Händler. Das Mittelklasse-Modell wurde kürzer, flacher und gefälliger. Das kann die Fließheck-Limo im Alltag.
Quelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Berlin - Aus Peugeots drögem Mittelklasse-Modell 508 wurde mit dem Modellwechsel ein kantiger Schönling mit Coupé-artiger Silhouette. Die in Genf präsentierte zweite Generation kommt noch in diesem Monat zu den Händlern. Wir testeten den Konkurrenten von Audi A5 Sportback oder BMW 4er Gran Coupé im Alltag. Mit dem 180 PS starken 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner (intern: 1,6 PureTech) und der sportlich getrimmten GT-Line-Ausstattungsvariante. Abmessungen | Platzangebot | KarosserieQuelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Man kennt das: Meist werden die Modelle einer Baureihe mit jedem Generationswechsel größer. Peugeots Limousine gehört zu den wenigen Ausnahmen. Mit 4,75 Metern geriet die zweite Generation 2,4 Zentimeter kürzer als ihr Vorgänger. Außerdem ist der 508 II knapp sechs Zentimeter flacher. Das hilft, um im Vorbeifahren Passantenköpfe zu drehen. Das konnte der bieder gezeichnete erste 508 nie. Doch beim Entern eines 1,403 Meter hohen Modells müssen sich auch die Passagiere verrenken – zumindest dürften das ältere Personen so empfinden. Besonders hinten, wo der Einstieg hoch und die Kopffreiheit begrenzt ist. Letzteres könnte bei Modellen ohne Panorama-Ausstelldach (1.250 Euro) weniger kritisch ausfallen. Andere Mittelklasse-Modelle bieten im Fond mehr Beinfreiheit als der 508. Zum echten Konflikt der Sitzreihen kam es im Testalltag jedoch nur, wenn ein notorischer Tiefsitzer (wie der Autor) vor einer Person mit Schuhgröße 44 aufwärts Platz nahm. Auf langen Fahrten will eben niemand die Zehen unter den vorderen Stuhl quetschen. Auf dem Fahrersitz stört man sich maximal an der breiten, schräg stehenden B-Säule. Sie blockt beim Schulterblick die Sicht. Die Enden der Karosse lassen sich von hier aus gut erahnen, allenfalls überschätzt man auf den ersten Metern das Ausmaß der Front mit ihrem relativ kurzem Überhang. Unter der großen Heckklappe liegt ein Gepäckraum mit 487 Litern Volumen. Bei umgeklappten Sitzlehnen (Verhältnis 60:40) passen 1.537 Liter in die 508 Limousine. Für längliches Transportgut gibt es außerdem eine Durchreiche im Bereich des mittleren Sitzplatzes. Wer wirklich sperriges Zeug laden will, sollte auf den Kombi warten – Peugeot stellte den 508 SW unlängst vor, das Modell kommt 2019 zu den Händlern. Für kleine Utensilien bietet die Fließheck-Limo ausreichend Ablagen. Neben einem zusätzlichen Fach mit Netz in einer Ecke des Kofferraumes gibt es ein kleines zuklappbares Fach neben dem Schaltknauf und viel Stauraum unterhalb der Mittelarmlehne. Die gedachte Handyablage (in unserem Fall inklusive induktiver Ladestation für 150 Euro) befindet sich in einer Aussparung unterhalb der Mittelkonsole. Der Fahrstil bestimmt die Praktikabilität dieser Lösung – wer Schwung in eine Kurve mitnimmt, tastet an der nächsten roten Ampel den Boden nach seinem Smartphone ab.
Innenraum | Verarbeitung | MaterialienQuelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Der Peugeot 508 übernimmt das aus den SUVs 3008 und 5008 bekannte i-cockpit. Heißt im Wesentlichen: richtig kleines Lenkrad, richtig große Konsole zwischen den Sitzen und ein Digitaltacho. Den sieht man beim Blick über das Lenkrad, nicht wie üblich durch Mittelspeiche und Lenkradkranz. Doch in der Limousine geht das Konzept nicht ganz auf. In der oberen Position blockt das in Länge und Höhe verstellbare Volant die Sicht auf den unteren Teil der Grafik. Dort blendete unser Testwagen beispielsweise das Tempolimit ein. Dann eben etwas runter mit dem Steuer, doch die Sitzposition wird so zum Kompromiss. Gemütlich bleibt sie dennoch. Komfortsitze (in der GT-Line-Ausstattung serienmäßig) erlauben bei der Sitzposition ein vernünftiges Maß zwischen Wohnzimmercouch-Gelümmel und Sportsitz-Selbstkasteiung. Der gemütlichen Seite sind die Hocker mit Siegel der „Aktion gesunder Rücken“ etwas näher. Selbst nach einer mühseligen Fahrt über 600 Kilometer stiegen Tester und Begleitung entspannt aus. Peugeot nutzt ungewöhnliche Materialien – in positivem Verständnis und im haptischen Sinne. Ein Beispiel: Zierrat in Carbon-Optik gibt es heute gefühlt für jedes Auto jenseits der 70 PS. Doch in der französischen Limousine besteht das Kohlefaser-Imitat im Bereich der Mittelkonsole aus einem unterfütterten gummiartigen Material. Keine Sorge: Das fühlt sich besser an, als es sich liest. Der übrige Kunststoff ist bestenfalls minimal unterschäumt. Das 508-Cockpit ist weich, wo es darauf ankommt. Also an den Ellenbogenablagen an Seitenverkleidung und Mittelkonsole. in Summe fühlt man sich wohl. Antrieb | Getriebe | Motor | FahrleistungenPeugeot bietet aktuell fünf Antriebsvarianten für den 508 an, allesamt mit Frontantrieb. Für 2019 stellte man eine PHEV-Version in Aussicht. Aktuell bildet ein 1,5-Liter Vierzylinder-Diesel mit 130 PS den Einstieg. Hier haben Kunden die Wahl zwischen einem Sechsgang-Handschaltgetriebe und Automatik. Die Lösung mit acht Gängen und Drehmomentwandler ist bei allen übrigen Motoren alternativlos. Das sind ein 2,0-Liter-Diesel-Aggregat mit 163 oder 177 PS sowie ein aufgeladener 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 180 oder 225 PS. Quelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Unser Testwagen fuhr mit der schwächeren Variante des Benziners. Im Alltag war sie allemal stark genug. Ab rund 2.000 Umdrehungen kommt der Motor passabel zurecht. Bei etwas mehr als 3.000 Umdrehungen gibt es einen ersten merkbaren Schub, im oberen Drehzahlbereich liegt ein weiterer an. Wie spontan das Aggregat anspricht, lässt sich schwer abschätzen, denn: Das Wandler-Getriebe schaltet bei ambitionierterem Tritt aufs Gas früher und öfter zurück als notwendig. Gefühlt würde man meist ohne den Gangwechsel schneller den gewünschten Speed erreichen. Auch, weil der Peugeot 508 die Gänge verhältnismäßig sanft wechselt. Über einen Kippschalter vor dem Automatik-Wahlhebel kann der Fahrer Fahrmodi und damit Schaltzeitpunkt wählen. Im manuellen Programm legt der Fahrer über die fest montierten Wippen hinter dem Lenkrad selbst nach. Bei moderater Gaspedalstellung erleben Insassen den Antriebsstrang als weitaus souveräner. Dann gleitet man unaufgeregt über Landstraße und Autobahn, vernimmt kaum Wind- und Motorengeräusche. Der sonore Klang des Vierzylinders im oberen Drehzahlbereich dürfte ohnehin per Lautsprecher entstehen. Bei Fahrten jenseits der Stadtgrenzen zeigte der Bordcomputer meist einen Verbrauch von rund 6,8 Litern, in der City verbraucht wir selten mehr als 8,0 Liter Superbenzin. Für einen kräftigen Ottomotor passt das absolut, die Herstellerangabe von 5,5 Litern ist freilich illusorisch. Fahrwerk | Lenkung | Federung | FahrverhaltenQuelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Im französischen PSA-Konzern ist Citroën für die Sänften zuständig, Peugeot-Modelle dürfen etwas sportlicher ausgelegt sein. Beim 508 ist das der Fall. Die Karosse neigt sich in motiviert durchfahrenen Kurven nur geringfügig. Damit rechnet man beim Erstversuch nicht, wenn man den Peugeot zunächst über städtisches Kopfsteinpflaster bewegte. Kleinere Unebenheiten dämpft das Fahrwerk dort ohne Probleme weg. Kurze, intensivere Stöße gibt die Hinterachs-Aufhängung allerdings ans Rückgrat der Passagiere weiter. In unserem Testmodell stecken adaptive Dämpfer (serienmäßig ab GT-Line-Ausstattung). Sie verändern ihre Arbeitsweise mit dem gewählten Fahrmodus. Doch die Variationen liegen eng bei einander. Am ehesten merkt man den Wechsel aus einem zivilen Programm in die Sport-Konfiguration noch an der sensibleren Gaspedal-Kennlinie und dem höheren Widerstand an der Lenkung. Sie ist immer relativ direkt, vermittelt aber in keinem Modus so richtig viel Gefühl für die Fahrbahn. Durch die großen Rückstellkräfte fühlt sich die Lenkung außerdem etwas synthetisch an. In Summe macht Glühen mit diesem Peugeot trotzdem Spaß. Die gemütliche Herangehensweise ist aber schöner und stimmiger. Assistenzsysteme | SicherheitQuelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Peugeot bietet im 508 zwei Stufen der Lenkunterstützung: Den Eingriff im letzten Moment, ehe die Räder über Seiten- oder Mittellinie ragen, oder als ständig aktiven Assistenten, der das Fahrzeug möglichst mittig in der Spur hält. Beide Systeme können über Druck auf eine Taste links des Lenkrades ruhend gestellt werden. Doch aktivieren lässt sich die weniger schüchterne Spurhalte-Version nur bei gleichzeitiger Verwendung des adaptiven Tempomaten (750 Euro). In Kombination ermöglichen sie eine Art Stauassistent. Dann bremst und beschleunigt der 508 selbstständig hinter dem vorausfahrenden Fahrzeug und folgt ihm durch Kurven. In der Praxis erkannte der Peugeot andere Verkehrsteilnehmer früh – und leitete sehr bald die Bremsung ein. An sich clever, doch in Anbetracht des großen Abstandes kommt die initiale Verzögerung recht hart. In Summe wohl sicherer als die zielbremsungsartigen Manöver der Systeme mancher anderer Hersteller. Auf den entspannten, letzten Metern bis zur Stoßstange des Vordermannes lenkte der 508 gelegentlich merkbar nach links und rechts – wohl auf der Suche nach Leitlinien. Mit abnehmendem Tempo wird das für Stereo-Kameras tendenziell schwieriger. Unser 508 mit „Full Park Assist“ (700 Euro im Paket) parkt selbstständig ein, übernimmt Lücken-Suche, Lenken sowie die Beinarbeit. Der Peugeot verschätzte sich im Testalltag nie. Zum Glück, denn er wählt beim Einfädeln in parallele und rechtwinkelige Parklücken ein vergleichsweise hohes Tempo. Objektiv dauert der Vorgang dennoch lange: Bei diesem Modell muss der Fahrer schließlich bis zu einer im Display angezeigten Haltelinie vorfahren, ehe der Einpark-Assistent loslegt. Hilfreich ist das System dennoch - etwa wenn die Rückfahrkamera bei schlechten Lichtverhältnissen ein recht diffuses Bild auf den Screen bringt. Geübte Parker kommen wohl mit den gewöhnlichen Parkpiepsern aus. Ihr Alarmierungsgrad ist mit Vernunft gewählt: Setzt im 508 die durchgehende akustische Warnung ein, steht man tatsächlich nahe am Hindernis. Der Totwinkel-Warner (Serie ab der zweithöchsten Ausstattungslinie „Allure“) ergibt bei einem Auto mit breiter B-Säule Sinn. Infotainment | Radio | BedienungIm Cockpit des Peugeot 508 gibt es insgesamt wenige Tasten. Der Tempomat wird über einen Hebel links des Lenkrades bedient, Klimaanlage und Radio steuert man größtenteils über das Touchdisplay an der Mittelkonsole. Über die silbernen Klaviertasten vor dem Screen wird hier zunächst das grobe Thema gewählt, dann per Tippen eingestellt. Schnell geht das nicht. Außerdem verschwindet währenddessen anderes vom Screen, etwa die Karte des Navigationssystems. Doch die meisten Informationen kann auch der große Digitaltacho darstellen. Über einen Drehregler am Lenkrad justiert der Fahrer die Darstellungsweise, daneben verändert sie sich mit dem gewählten Fahrmodus. Insgesamt: verschachtelt, aber nachvollziehbar. Ausstattung | Preis | KostenQuelle: ausblenden.de I Marlene Gawrisch Der Peugeot 508 startet bei 31.250 Euro, dann für den 130 PS starken 1,5-Liter-Diesel mit Handschaltung (mit Automatik ab 33.500 Euro). Der größere 2,0-Liter-Diesel startet bei 38.450 Euro in der 163 PS-Version. Mit 177 PS liegt der Basispreis bei 46.500 Euro. Der getestete 1,6-Liter—Turbobenziner mit 180 PS startet bei 34.750 Euro. Die 225-PS-Variante des Aggregates kommt auf mindestens 45.600 Euro. Die Mittelklasse-Limousine kann in insgesamt vier Ausstattungslinien geordert werden. „Active“ bildet die Basis, bietet unter anderem bereits Multifunktionslenkrad, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, LED-Tagfahrlicht und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. In der zweiten Ausstattungslinie „Allure“ kommt der 508 serienmäßig unter anderem mit Komfortsitzen, Rückfahrkamera, 3D-Navigationssystem und 17-Zöllern. Preislich trennen die beiden Versionen bei den aktuell erhältlichen Motorisierungen stets 3.100 Euro. Für weitere 2.200 Euro erhält man den Peugeot 508 in der getesteten „GT-Line“. Hierin sind LED-Scheinwerfer, Alu-Pedalerie sowie ein schlüsselloses Zugangssystem enthalten. Das Wabenmuster des Kühlergrills soll eine Start/Ziel-Flagge andeuten, die hinteren Scheiben sind stärker getönt. Die GT-Line ist gewissermaßen die sportlichste Ausstattungsvariante für die Volumen-Antriebe. Denn für 177-PS-Diesel und 225-PS-Benziner bietet Peugeot eine eigene Linie – womit sich auch der große Preissprung erklärt. Diese „GT“-Version beinhaltet unter anderem das Focal-Soundsystem (überspitzt: das Bose der Franzosen), noble Materialien für den Innenraum und 18-Zöller. Für den abgebildeten Testwagen veranschlagt Peugeot 43.660 Euro. Zum GT-Line-Grundpreis von 40.050 Euro (mit 180-PS-Benziner) addieren sich die Kosten für eine induktive Ladestation (150 Euro), Panorama-Schiebedach mit Jalousie (1.250 Euro), vordere Sitzheizung (290 Euro), ACC-Tempomat (750 Euro), ein Paket mit Park-Assistent (700 Euro) sowie die 18-Zoll-Alufelgen (470 Euro). FazitDie Konkurrenz kommt vorwiegend aus Deutschland: Ähnliche Silhouette und Länge sowie gleiche Anzahl an Einstiegen bieten etwa Audi beim A5 Sportback oder BMW beim 4er Gran Coupé. Der Ingolstädter startet mit vergleichbarem 190 PS starkem Benziner (2,0 TFSI) und Doppelkupplungsgetriebe bei 40.900 Euro. Der bayrische Viertürer-Vierer kommt als 184 PS starker 320i mit Achtgang-Wandler auf mindestens 43.250 Euro. Peugeot bietet hier den attraktiveren Preis - und macht auch sonst beim 508 vieles richtig. Zugegeben, Familien mit gesteigertem Platzbedarf werden nur bedingt glücklich. Doch die Mittelklasse-Limousine ist in der getesteten Variante komfortabel und sparsam genug für lange Strecken. Und gleichzeitig kräftig und fahraktiv genug für sportliche Momente. Der gemütlichen Seite scheint das Modell stets näher. Damit passt der kleine Benziner womöglich besser zum Konzept als die 225 PS-Version. Auch für eilige (Firmen-)Kunden: Der Top-Speed liegt lediglich 20 Stundenkilometer unter jenem des Top-Modells - bei 230 km/h. Haben wir probiert. Allerdings nur einmal. Gleiten war einfach schöner. Peugeot 508 1,6 PureTech - Technische Daten
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