Kia bringt das kleine Crossover Stonic im Segment der B-SUVs in Stellung. Das wird bald größer sein als die Tiguan-Klasse. Erste Fahrt in Kias kleinstem Hochbeiner.
Berlin – Ein bisschen Jugendkultur muss sein, auch wenn kleine SUV besonders gern von älteren Herrschaften gekauft werden. Kia präsentiert den Stonic mit Graffiti. Gut, der Hangar auf einem Flugplatz bei Werneuchen ist nicht gerade Bushwick in Brooklyn. Aber es riecht nach Sprühfarbe. Das Graffiti ist noch nicht fertig: Stonic-Schriftzug und Stonic-Silhouetten auf den Stellwänden vor der Hangarwand sind nur teilcoloriert. Der Stonic soll jung rüberkommen, wie alle SUV oder Crossover im kleinen B-Segment. Bunt, weniger dröge und etwas praktischer als gewöhnliche Kleinwagen – das ist der Plan. Die Käufer schleichen natürlich meist nicht nachts mit Hoodie und einem Rucksack voller Sprühdosen über S-Bahn-Betriebshöfe. Kia Stonic (2017) erste Fahrt: Solider 1,0-Liter-TurboDie hohe Sitzposition, die viele Fahrer beim SUV oder Crossover so schätzen, bietet der neue Kia Stonic nicht unbedingt. Eher ein Sitzgefühl wie im Pkw. Aber: Man kommt etwas bequemer rein und raus. Der Innenraum wirkt aufgeräumt. Es gibt ihn schlicht schwarz und silber oder mit bunten Akzenten. Wasabi-grün muss man mögen, aber wenn es zum Dach passt? Kia legt Wert auf hohe Individualisierbarkeit. 29 Lackierungen sind im Angebot, viele davon zweifarbig. Der 1,0-Liter-Turbobenziner meldet sich beim Druck auf den Startknopf verhalten. Kia kombiniert den kleinen Dreizylinder mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe. 120 PS, mehr gibt es im Stonic nicht. Ein 1,2- und ein 1,4-Liter-Saugbenziner (84 und 99 PS) sind noch erhältlich. Außerdem ein 1,6-Liter-Diesel mit 110 PS. Der kleine Benziner kommt mit Fünf-Gang-Handschalter, alle anderen serienmäßig mit einer manuellen Sechsgangbox. Allrad gibt es im Kia Stonic nicht. Wer Allrad will, wird beim Schwestermodell Hyundai Kona fündig. Die Sechsgang-Schaltung funktioniert gut im 1.0 T-GDI. „Knackig“ wirkt sie aber nicht, ein bisschen mehr Widerstand könnte der Schaltknüppel leisten. Doch die Gänge flutschen präzise und zügig. Die Anschlüsse stimmen, unangenehme Leistungslöcher gibt es nicht, auch keine Anfahrschwäche. Der Dreizylinder zieht tadellos aus niedrigen Drehzahlen hoch und bleibt dabei meist ruhig. Kia Stonic mit Dreizylinder-Turbo und 120 PSErst ab etwa 3.500 Umdrehungen röhrt der Dreizylinder lauter. Typisch, aber nicht unangenehm. Treten will und muss man ihn nicht. Der Motor fühlt sich im niedrigen und mittleren Drehzahlbereich wohler. Dann kann er er den Großteil des Drehmoments von 172 Newtonmeter abrufen. Hohe Drehzahlen bringen dagegen nichts. Insgesamt lässt es sich mit dem 1.0 T-GDI angenehm leise und schaltfaul durch den Verkehr schwimmen. Der schwächere Sauger fühlt sich im Vergleich schwachbrüstig an. Ist er auch. 99 PS und 133 Nm klingen nah dran, der Sauger braucht aber 4.000 Umdrehungen, bis das maximale Moment anliegt. Der Turbo-Fahrer nutzt schon ab 1.500 Umdrehungen die 172 Nm, bei 4.000 geht es wieder bergab. Kia kombiniert alle Motoren serienmäßig mit Start-Stopp-System. Das schaltet in den Benzinern sanft ab und an. Im Stop-and-Go des Berliner Berufsverkehrs hilft das, den Verbrauch etwas zu drücken. Längere Etappen über Dörfer und Landstraßen bringen natürlich trotzdem freundlichere Zahlen auf dem Bordcomputer. Rund 7,0 Liter zeigt er am Ende der Testfahrt an. Das geht angesichts der nicht allzu rücksichtsvollen Fahrweise in Ordnung. Belastbare Aussagen lassen sich erst nach einem eingehenden Alltagstest treffen. Angenehm im Alltag: Solides Fahrwerk im StonicDer Stonic federt ordentlich, auch über Tramschienen oder Schlaglöcher. Straff, aber nicht unkomfortabel. Ein bisschen sportlich, aber nicht hart. Das ESP regelt zuverlässig und sicher, wenn man es mal übertreibt. Im Zweifel rutscht das Crossover über die Vorderräder. Ein bisschen Agilität hat Kia eingebaut. Die Lenkung stimmt Kia eher komfortabel ab. Ausreichend direkt lässt sich der Stonic damit um die Kurven steuern. Gefühl vermittelt sie allerdings kaum. Der Platz auf der Rückbank ist ordentlich, im Kofferraum ebenfalls. 352 bis 1.155 Liter Volumen sind bei einer Außenlänge von 4,14 Metern brauchbar. Auch wenn andere es besser können. Beim Umlegen der Rückenlehne entsteht eine fast ebene Fläche, der doppelte Kofferraumboden lässt sich an einer Lasche in die Abdeckung haken. Clever, wenn man was darunter verstauen will und nur eine Hand frei hat. Die Materialien im Stonic liegen auf Klassenniveau. Hartplastik dominiert, die Verarbeitung ist anständig. Die inneren Türgriffe sind etwas weicher als der Rest der Türinnenverkleidung. Den Deckel des Fachs in der Mittelarmlehne bezieht Kia bei manchen Ausstattungen mit Kunstleder. Im Vergleich zu anderen Kia-Modellen wirkt das Innenraumdesign moderner. Auch ohne bunte Highlights. Apple Carplay und Android Auto ab WerkWer sich bisher für Renault Captur, Peugeot 2008 oder Ford Ecosport interessiert hat, sollte sich den Stonic durchaus angucken. In gedeckten Tönen mit silbernen Zierelmenten im Innenraum fällt der Stonic kaum auf. Auch nicht negativ. In knallgelb mit schwarzem Dach oder in dunkel mit giftgrünem Dach sieht die Sache schon anders aus. Ab 15.790 Euro steht er in der Preisliste. Klimaanlage, Radio, Bluetooth und elektrische Fensterheber vorne sind serienmäßig. Außerdem ein 7-Zoll-Display, das Apple Carplay und Android Auto beherrscht. Für den 1,0-Liter-Turbo muss man 18.390 Euro ausgeben. Sollte man wohl auch. Kia rechnet damit, dass der Turbo die beliebteste Motorisierung wird. Der Stonic könnte mal zum wichtigsten Modell im Portfolio werden. Aktuell ist das der Sportage. Doch Kia geht davon aus, dass die B-SUVs (Stonic) die C-SUVs (Sportage) bis 2020 beim Absatz überholen. Weitere Infos zu Kias neuem SUV findet Ihr auch in unserem Kia Stonic Forum. Technische Daten Kia Stonic (2017)
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