Der Renault Mégane R.S. ist im Fahrerlager so häufig, wie Lieferwagen vor dem Baumarkt. Wir gingen mit dem Neuen auf die Rennstrecke. Erste Fahrt im 280 PS-Kompakten.
Jerez – Der Streckenposten gibt den Weg frei: Ab auf die Rennstrecke von Jerez. Mit dem schärfsten Produkt der Renault-Palette, dem Mégane R.S. Ich wollte in der Aufwärmrunde die Strecke studieren. Mir Linie, Bremspunkte und haarige Stellen einprägen. Doch am ersten Kurvenausgang zieht mich der Fronttriebler tief in die Küchentisch-Psychologie: Sage mir, welche Mégane R.S.-Variante Du gewählt hast und ich sage Dir, was für ein Mensch Du bist. Mégane R.S.: Einer für den Swing, einer für den Ring Die mechanische Sperre des Cup-Modells hilft beim Herausbeschleunigen aus der engen, letzten Kurve. Ansonsten würde das kurveninnere Rad allzu leicht durchdrehen, die Kraft verpuffen. Jetzt Schwung mitnehmen auf die Start-Ziel-Gerade für den ersten vollen Umlauf. Ich drehe den aufgeladenen 1,8-Liter-Benziner nahezu aus. Die Höchstleistung von 280 PS (7 PS mehr als beim stärksten Vorgänger) erreicht der Vierzylinder bei 6.000 Umdrehungen. Der akustische Schalt-Hinweis ertönt rund 1.000 Umdrehungen später. Damit passt der Anschluss im nächsten Gang. Dritter Gang, vierter Gang – das manuelle 6-Gang-Schaltgetriebe lässt sich ausreichend präzise schalten, die Wege könnten gerne kürzer sein. Alternativ bietet Renault für beide Varianten des R.S. ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an. Automatik-Modelle verfügen über eine Launch-Control für optimale Starts. Mindestens 1.482 KilogrammÜber die Start-Ziel-Linie. Der Zeigefinger der rechten Hand klopft auf den Touchscreen am Armaturenbrett. Um die Stoppuhr zu starten. Die R.S.-Monitor-Funktion kann noch mehr anzeigen. Zum Beispiel die Drosselklappenstellung. Und vermutlich auch die Blutgruppe des Werks-Hausmeisters im spanischen Palencia, wo der R.S. gebaut wird. Ich wählte die naheliegende Funktion für die Rundstrecke. Das Geschlängel geht in eine Mutkurve über. Eine schnelle Links, Marke „kann voll gehen, muss aber nicht.“ Ich bin ohne Sicherheitsnetz unterwegs, im Race-Modus ruht das ESP. Auf einsamen Landstraßen bietet sich der Sport-Modus mit etwas toleranterem Stabilitätsprogramm an. Die wichtigste Stelle der Strecke: Auf eine ewig lange Rechtskurve folgt die längste Gerade, leicht bergauf. Jedes Quäntchen Schwung zählt. Ich versuche es mal im dritten, mal im vierten Gang – das breite Drehzahlband des Motors erlaubt solche Experimente. Das maximale Drehmoment von 390 Nm liegt bei frühen 2.400 Umdrehungen an, knapp vor der 5.000er-Marke gibt es einen weiteren merkbaren Schub. 300-PS-Variante soll den Civic Type R fordern Und vor allem: Honda Civic Type R. Er hält den Rekord für Fronttriebler auf der Nordschleife des Nürburgrings. Mit 320 PS ist er deutlich stärker als der Mégane. Renault reicht zu einem späteren Zeitpunkt den 300 PS starken Mégane R.S. Trophy nach. Ein Nordschleifen-Rekordversuch gilt als gewiss. Einziger Kompakt-Sportler mit AllradlenkungDoch bleiben wir in Jerez, an der engsten Stelle des Kurses. Hart anbremsen. Die Scheiben des Mégane (v. 355 mm, h. 290 mm) kommen gut zurecht. Nach mehreren Runden am Stück wird das Pedalgefühl erwartungsgemäß schwammig, die Verzögerung schlechter. Grenzwertige Erfahrungen bleiben aus, verpasste Einlenkpunkte gingen stets auf das Konto des Fahrers. In der nächsten, langgezogenen Linkskurve zum Beispiel. Hier sieht man das Heck nicht gern rutschen. Mit möglichst ruhigen Lenkbewegungen versuche ich die Hinterräder gnädig zu stimmen, ohne Tempo rausnehmen zu müssen. Ohne Korrektur und fest in die breiten Wangen des einteiligen Sportsitzes gepresst durch die Kurve, das ist der Plan. Eine passende Sitzposition lässt sich dank höhen- und tiefenverstellbarem Lenkrad recht schnell finden. Fazit: Ein Zeitenjäger für präzise Piloten Mégane-R.S.-Fahrer gehen gerne auf die Rundstrecke. Renault rechnet mit einem Anteil von 60 Prozent für das Cup-Modell, über alle Märkte hinweg. Für den deutschen Markt gibt es vorerst keine Schätzungen zum Megane R.S., vermutlich werden es weniger als die 60 Prozent. Doch nicht nur den geduldigen und präzisen Zeitenjägern wird der Mégane R.S. gefallen. Auch Vertreter des verwegenen Stils dürften ihre Freude haben - dann aber eher mit ausgeschalteter Stoppuhr. Wie viel der Spaß kosten wird, verrät Renault noch nicht. Wir rechnen in jedem Fall mit einem Startpreis deutlich oberhalb von 30.000 Euro. Und wer sportliche Ambitionen hegt, kommt am Cup-Paket nicht vorbei. Dann dürfte es stramm auf die 40.000 Euro zugehen. Technische Daten Renault Mégane R.S.
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