Flatrate statt Autokauf: Abo-Modelle von Mercedes, Sixt, Volvo und Co
Das Netflix für Autos kommt nach Deutschland
Am Weg vom Autobauer zum Mobilitätsdienstleister liegt das "Auto als Service". Mercedes bietet ab Ende März die Auto-Flatrate an. Sind diese Abo-Modelle attraktiv?
Berlin – Autohersteller, diese Beschreibung ihres Geschäftsfelds klingt heute selbst für Autohersteller etwas angestaubt. Seit Jahren reden die Unternehmen über Umbauten am Business, die ihnen die Zukunft sichern sollen. Die Eisenbieger von einst wollen Mobilitätsdienstleister werden. Aus dem Produkt Auto wird eine ganze Markenwelt - so, wie auch das Smartphone nicht nur ein Stück Elektronik ist.
Das Auto bleibt zentraler Teil des Angebots. Aber es wird viele Autos. „Car as a Service“ heißt das. Es ist ein Schritt auf dem Weg zum Mobilitätsdienstleister. Das Schöne daran: Die Hersteller können weiter Autos bauen, anbieten und damit Geld verdienen - müssen sie dafür aber nicht verkaufen. Der Autobesitzer wird zum Autonutzer. Er zahlt eine Flatrate oder eine Abo-Gebühr und kann aus einem Pool verschiedener Autos wählen und dabei öfter mal das Modell wechseln.
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In den USA bieten die ersten Hersteller bereits derartige Abo-Modelle an. Porsche hat es „Passport“ genannt und testet seit 2017 in Atlanta. Bei Cadillac heißt das Modell „Book by Cadillac“, die Pilotphase läuft in New York und Umgebung. Dallas und Los Angeles sollen folgen, Europa und Deutschland ebenfalls.
Auto-Flatrate von Mercedes zunächst in NRW
Mercedes dürfte hierzulande als erster Autohersteller eine Flatrate anbieten. Die Marke hat vor Kurzem die Einführung von „Mercedes me Flexperience“ angekündigt. Betreut wird die Pilotphase von den Händlergruppen Lueg und Beresa in Nordrhein-Westfalen. Kunden aus dem Raum Münster/Osnabrück sollen ab Ende März bedient werden. Lueg startet kurz darauf im Raum Bochum/Essen.Flexperience-Kunden können dann aus vier Kategorien auswählen, die nach den Fahrzeugklassen bei Mercedes benannt sind. Die günstigste A-Kategorie soll 750 Euro im Monat kosten, für die teuerste S-Kategorie werden 1.800 Euro fällig. Dazwischen liegen C und E. Die komplette Liste der jeweils nutzbaren Modelle veröffentlicht Mercedes noch nicht. Doch eine Sprecherin sagte zu MOTOR-TALK, dass die Autos grob mit der Mercedes-Nomenklatur übereinstimmen werden.
S-Klasse-Kunden haben demnach die Wahl aus sieben Fahrzeugen aus der Oberklasse und allen Fahrzeugen der kleineren Kategorien. Bei der E-Klasse wird es neben den naheliegenden Modellen mit dem E im Namen beispielsweise die V-Klasse geben. In die C-Klasse gehören neben der C-Klasse-Limousine oder dem Kombi das SUV GLC oder der Roadster SLC. Die A-Klasse umfasst vor allem Kompaktmodelle. Die Gesamtlaufleistung ist auf 36.000 Kilometer begrenzt.
Porsche bietet in den USA mit Passport ein ähnliches System. Hier gibt es die Einstiegskategorie "Launch" für 2.000 Dollar (ca. 1.600 Euro) im Monat und "Accelerate" für 3.000 Dollar (ca. 2.430 Euro). Im recht saftigen Preis inbegriffen sind unbegrenzte Meilen, Anlieferung per Concierge-Service und so viele Fahrzeugwechsel wie gewünscht. Bei Cadillac läuft es ähnlich und kostet 1.500 Dollar (ca. 1.215 Euro).
12 Autos in 12 Monaten mit der "Flexperience"
Das bietet Mercedes hierzulande nicht. Innerhalb von zwölf Monaten kann man elfmal das Auto wechseln. Das heißt jedoch nicht, dass man jedes Auto rund einen Monat fahren muss. Möglich wären auch zwölf Autos in einem Monat. Wahrscheinlicher dürfte folgendes Szenario sein: Man tauscht die E-Klasse-Limousine nach zwei Monaten Alltag gegen die V-Klasse, fährt damit zwei Wochen in den Familienurlaub und wechselt danach aus Neugier auf das SUV GLE. An den Sommerwochenenden tauscht man ab und zu auf ein Cabrio.Bleibt die Frage: Was passiert, wenn die Nachfrage nach Cabrios an den Wochenenden das Angebot übersteigt? Oder die nach V-Klassen das Angebot in den großen Ferien? Das will Mercedes in der Pilotphase herausfinden. Die Händler greifen dabei auf ihre Vermietungsflotte zurück. Lueg und Beresa halten im Rahmen von MB Rent quasi alle Modelle von A- bis S-Klasse vor.
Wie kurzfristig sich Kunden für einen Fahrzeugwechsel entscheiden können, hängt laut Mercedes vom Händler ab. Bei Beresa geht man davon aus, dass ein Fahrzeugwechsel ohne Probleme von heute auf morgen möglich sein wird, wie uns ein Mitarbeiter mitteilte. Allerdings nur, wenn das gewünschte Modell für den entsprechenden Zeitraum verfügbar ist. Wie hoch der Aufwand dafür ist und ob man Flexperience-Kunden zu oft die Experience verderben muss, weil Autos fehlen, soll der Testlauf zeigen.
Fahrzeugwechsel per Smartphone-App
Der Prozess läuft komplett über eine Smartphone-App. Dort kann der Kunde sehen, welche Autos verfügbar sind. Er kann sie reservieren, buchen und die Übergabe vereinbaren. Für den Tausch muss er selbst zum Autohaus kommen. Während der Pilotphase muss das während der Geschäftszeiten passieren. Das Ziel ist, auch dies per App zu lösen. Analog zum Carsharing bei Car2go. Wie viele Kunden sich für die Flatrate entscheiden werden, dazu will Daimler noch keine Mutmaßungen anstellen. Auch das soll die einjährige Pilotphase zeigen.Mercedes geht mit Flexperience ein gutes Stück über das hinaus, was bislang in Deutschland angeboten wird. Oder wurde. Audi etwa hat erst im vergangenen Sommer Audi Select eingestellt. Hier konnte man in einem Jahr drei verschiedene Audi-Pkw nacheinander fahren. Allerdings mit festgelegtem Wechsel nach vier Monaten. Im Grunde eine Langzeitmiete.
Primär für viele Kurzzeitmieten und als Alternative zu Firmenwagen gibt es Angebote wie Sixt Unlimited. Der Fahrzeugvermieter bietet gegen eine monatliche Flatrate unbegrenzt viele Fahrzeugmieten an. Die Preise starten bei gut 900 Euro für die Kompaktklasse. Für Autos wie die S-Klasse oder den 7er von BMW zahlt man gut 2.200 Euro. Der Fokus liegt auf Flexibilität für vielreisende Geschäftsleute, die so ihr Auto in Frankfurt am Flughafen abgeben und in Barcelona ein neues abholen können.
Von Volvo gibt es das Angebot „Care by Volvo“, ein erweitertes All-inclusive-Leasing. Ein XC40 kostet ab 699 Euro im Monat, ein V60 ab 849 Euro. Inklusive sind Versicherung, Pannenhilfe, Kfz-Steuer, Wartung und ein Ersatzfahrzeug. Außerdem können Kunden innerhalb der zwölf Monate Laufzeit für eine Woche kostenlos einen anderen Volvo fahren.
Autos per Flatrate und Abo: Die USA sind weiter
In den USA ist man schon deutlich weiter. Neben Porsche und Cadillac bietet auch Ford mit Canvas in Los Angeles und San Francisco ein Abo-Modell an. Dabei erhalten Kunden gegen eine monatliche Grundgebühr Zugriff auf die Flotte von Canvas. Dazu kommt eine monatliche Gebühr, die je nach gewähltem Auto variiert sowie die Kosten für ein Kilometerpaket.Nach einem ähnlichen System arbeiten herstellerübergreifende Anbieter wie Flexdrive (Atlanta, Austin, Philadelphia) oder Fair, die aktuell mit 283 Händlern zusammenarbeiten. Hinzu kommen zahlreiche lokale Angebote von Händlern. Die übrigens dieselbe Software der Firma Clutch aus Atlanta benutzen wie Porsche Passport.
Deutschland ist in der Hinsicht noch Entwicklungsland. In Zukunft werden mehr Autohersteller Flatrates und Abo-Modelle anbieten. Porsche etwa denkt darüber nach, Passport an weiteren Standorten anzubieten. In Atlanta wurden 64 Verträge abgeschlossen. Den Zuffenhausenern gefällt, dass rund 80 Prozent der Kunden zuvor keinen Porsche fuhren, außerdem seien sie mit rund 45 Jahren deutlich jünger als der durchschnittliche Porsche-Käufer. Wie genau es mit Passport weitergehen soll, verrät Porsche noch nicht. Auch BMW erzählt noch nichts über konkrete Pläne. Ein Pilotprojekt in Nordamerika scheint aber realistisch.
Auch markenunabhängige Anbieter dürfte der Markt reizen. Denn auf die Erkenntnis, dass man sich nicht auf ein bestimmtes Modell festlegen muss, folgt die Frage: Warum soll ich mich auf einen Hersteller festlegen? Die Loyalität der Kunden zur Marke zu stärken, gehört schon jetzt zu den großen Herausforderungen der Autobauer. Und diese Herausforderung wird mit steigender Flexibilität der Kunden nicht kleiner.
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"Mercedes me Flexperience", das versteht ja kein Mensch, ist das Deutsch? Ist das mit der AfD abgestimmt? Ich glaube kaum.
So ein Modell ist vielleicht in Amerika interessant. Aber wie sieht es denn da aus? Da hat man vielleicht einen Informatiker im Silicon Valley, der 180.000 Dollar im Jahr verdient, bei Uber, oder Tesla, oder Apple oder Google oder Microsoft. Der mietet ein Haus für 4000 Dollar im Monat und least ein Auto für 1000 Dollar dazu, macht 5000$ kosten im Monat für wohnen und fahren, bleibt noch einigermaßen was übrig.
Das ist halt das amerikanische Lebensmodell, ich weiß nicht, ob das für Deutschland kompatibel ist. Dafür sind unsere Löhne für Fachkräfte einfach zu schlecht.
Ansonsten würde man das Modell auf einen üblichen Leasingfaktor runterrechnen, kommt man bei 1,5 bis 2% raus, was wenig überraschend ziemlich unattraktiv ist. Da muss einem die Auswahl nach Kategorie schon ziemlich viel wert sein.
Für das Geld würde ich mir eher ein Haus oder neues Auto kaufen.
Da wird Geld verpulvert ! 750- € bis 1.800,- € ? Für wen soll das interessant sein ?
Das sind 9.000,- € bis 21.600,- € im Jahr. Neeeee ! Niemals kann das hier in Deutschland erfolgreich sein.
Ausser für die Neureichen kann es was sein. Aber sonst ?
Also die Höhe der Laufleistung p.a. ist anständig, zudem sind Steuer, Versicherung u. Wartungskosten eingerechnet. Dennoch ist die A-Kategorie doch uninteressant, ausschließlich geschlossene Kompaktmodelle für 750€ mtl.
Das ist schon recht teuer, die Frage bleibt, wie oft man Bock hat, zum Händler zu laufen. Ich weiß nicht, ob ich dauerhaft so viel zahlen wollte, um mal die Option auf nen Bus zu haben - wenn ich den brauche, kann ich das ganze Jahr ein billiges Auto fahren und mir den Bus auch mieten für die 2 Wochen.
Ich glaube für solch ein Modell ist Deutschland (noch) nicht bereit.
Im Land der Häuslebauer zählt nur meins, meins, meins.
Nach 3-5 Jahren finanzieren und dann liebevoll am Lack lecken und mit Stolzgeschwellter Brust heraustrommeln: "Welt, sieh hin, der gehört mir, nur mir ganz alleine"
Ich will mein Auto nicht teilen, sharen oder der gleichen, nicht mal meine Frau lasse ich gern mit meinem Auto fahren...
Mit dieser Flatrate hätte ich immer das Gefühl im Gebrauchtwagen vom Vermieter zu sitzen, zu höheren Kosten.
Ein vielleicht für einige interessantes Konzept, für diesen Preis allerdings nicht eine winzige Überlegung wert. Zum Vergleich: Mein neuer Mercedes CLA180 hat über die letzten 5 Jahre incl. Wartung, Wertverlust, Reparaturen und Versicherung 231Euro im Monat gekostet. Das ist weniger als ein Drittel der Mietsumme, so wichtig ist ein Wechsel auf verschiedene Modelle dann doch nicht, wobei die Pflege und Sorgfalt am Fahrzeug bei Miete fast immer erheblich schlechter ist. Ein abgeranztes Fahrzeug oder alternativ eine ständige aufwändige Instandhaltung braucht in diesem Zusammenhang kein Mensch......
In einer S-Kategorie sind das 216.000€ in 10 Jahren, selbst für gut situierte nicht unbedingt attraktiv.....
Gruß
Gravitar
oder: für 231 p.m. ein alltagsauto fahren und sich für das gesparte bei bedarf ein cabrio, cpe, van etc. mieten. gerade am WE gibts bei den vermietern attraktive pauschalen.
oder noch besser: vom gesparten geld wegfliegen und dort was mieten.
oder: einen schönen oldtimer kaufen,. e-klasse cabrios gibts gerade günstig :-) da hat man noch den werterhalt-
sowas lohnt IMHO nur, wenn man megaflexibel sein will und keinen stellplatz hat.
dafür dann aber zu teuer.
gabs in den 90igern bei bmw leasing: im winter ein 4*4, im sommer ein 3er cabrio. viel zu teuer, keine nachfrage, eingestellt.
richtig gute neue mobilitätskonzepte sehen anders aus.- e-drive für die stadt, power limo für die fernreise :-)
gruß shodan.
Steuer, Versicherung, Wartung, Reifen, welcher Leasingfaktor schwebt dir für all inklusive vor?
Die Rahmenbedingungen (Laufzeit, Laufleistung etc.) sollten für einen Vergleich schon einigermaßen stimmen. Ein CLA im Leasing wäre wohl passender, mit der o.g. höchstmöglichen Laufleistung p.a. würde sich der Preis langsam annähern. Da diese Konstellation aber auf die wenigsten Leute zutrifft, gebe ich dir insofern recht, dass das Konzept nicht aufgehen kann.
Grundsätzlich finde ich es gut, dass man nun auch bei den Deutschen Eisenbiegern den Schuss gehört hat und über neue Mobilitätskonzepte nachdenkt. Aber für diesen Preis?!
und in der Stadt mit gutem ÖPNV, Carsharing-Anbietern, UBER und private sharing, billig-Vermietern etc. braucht man sowas schon gar nicht.
Die Idee, öfter mal problemlos das Auto wechseln zu können, ist an sich ganz interessant. Aber preislich spricht mich das nicht an.
Für € 750 im Monat kann ich eine A-Klasse leasen und habe dann immer noch genug Geld übrig, mir für's Wochenende ein Cabrio und für den Urlaub einen großen Kombi zu mieten.
Wenn ich "neureich" wäre, dann würde mich eine Porsche-Flatrate schon reizen 😎 Naja, vielleicht kommt ja eines Tages die Dacia-Flatrate für den schmalen Geldbeutel 😆
Ich finde das Konzept sehr interessant. Ich kann mir auch vorstellen dieses Mietmodell zu nutzen.
Allerdings finde ich die Kosten etwas zu hoch. Ab 500€ für A, 750€ für C, 1000€ für E und 1500€ für S wird es preislich erst wirklich interessant. Alternativ könnte ich mir auch vorstellen ältere, deutlich gebrauchte Fahrzeuge für z.B. den halben Kurs zu mieten. Oder Sondertarife für das nutzen der übrig gebliebenen Fahrzeuge (z.B. das Cabrio im Winter oder der V ausserhalb der Ferienzeiten etc...)
Immerhin entfällt der Wertverlust, Wartung, Versicherung usw. dazu ärgert man sich nicht so doll wenn mal irgendwo ein kleiner Kratzer reinkommt. Fraglich wäre allerdings was im Falle eines selbstverschuldetem Unfalls an Kosten auf einen zu kommt...
Wer will den schon ständig sich mit dem Händler bei der Rückgabe um jedes Kratzerchen oder Staubkorn feilschen, absolut kein Bock drauf....
Ja, wer zahlt drauf bei kleinen Schäden... oder geht das alles über Anwälte.
Die Preise... da hat man ja in zehn Monaten einen Dacia Duster abbezahlt.
Zu teuer und zu umständlich.
Finde ich durchaus interessant. Ist auch preislich noch vertretbar. Ich zahle zur Zeit für meine beiden geleasten Autos ca. 2000€ im Monat, mit Wartung& Verschleiß, mein SUV (Porsche Macan, mein Geschäftswagen) darf 60.000km/ Jahr und mein Cabrio (6er BMW, teile ich mir mit meiner Frau) 20.000km/Jahr fahren.
Die Porsche Flatrate würde also nur 400€ mehr kosten, dann müsste ich mir aber keine Gedanken machen wie ich die km auf die verschiedenen Fahrzeuge aufteile. Könnte dann also im Alltag Panamera fahren, im Winterurlaub auf einen Cayenne zurückgreifen und im Sommer auch mal ein 911 Cabrio wählen.
Bis dieses Angebot aber bis zu mir in die ostdeutsche Provinz kommt, werden wohl noch ein paar Jahre vergehen ..