Im autonomen VW Golf GTI auf dem Handlingkurs
Mach bloß keinen Blödsinn, Dieter!
MOTOR-TALK gibt die Kontrolle ab, Dieter übernimmt. Der autonome VW Golf GTI fährt uns über den Handlingkurs. Geht das auf nassem, rutschigem Untergrund gut?
Ehra-Lessien – Dieter ist kleiner als die Zwillinge Bobby und AJ. Er ist schwächer und etwa zwei Jahre jünger. Dennoch will Dieter die Familienehre retten. Wir sprechen von der Sippe der autonomen Fahrzeuge im Volkswagen-Konzern. Nicht der braven, putzigen Linie um den Transporter Sedric. Bobby und AJ basieren auf dem Audi RS7, Dieter ist ein VW Golf GTI. Sie eint das Racing-Gen. Im Race-Pilot-Modus gehen sie autonom auf Rennstrecken und Handlingkurse. Und dort ans Limit.
Die RS7-Zwillinge heizten 2014 autonom über die Rennstrecken von Hockenheim und Oschersleben, ohne Fehler. Audi schlachtete das Thema medial aus, die ersten Zweifler reagierten in sozialen Netzwerken. Grundtenor: Wenn es geregnet hätte, wären die Audis abgeflogen. Schließlich seien sie auf trockene Bedingungen programmiert worden, könnten allenfalls mit feuchtem Asphalt umgehen. Entsprechend mulmig das Gefühl, als wir nun im autonomen Golf Platz nehmen: Es regnet in Strömen auf dem Volkswagen-Testgelände in Ehra-Lessien nahe Wolfsburg.
Video: Audi RS/ Prototypen 2014
Bolzen im Regen mit Dieter
Der GTI startet mit viel Wheelspin auf dem abgesteckten Handlingkurs. Ein Pilot aus Fleisch und Blut wäre effizienter losgefahren. Mangelt es dem Race-Pilot im Regen an Gefühl? Hochbeschleunigen zur ersten Ecke – mach ja keinen Blödsinn, Dieter! Doch die Kurven kann er, das Anbremsen auch. Nur selten verlangt der Golf den Bridgestone-Sommerreifen zu viel ab. Die Linie ist sauber, die Lenkbewegungen sind ruhig, das Tempo ist gefühlt hauchzart unterhalb der Haftgrenze. Absolut konstant zieht Dieter seine Runden nicht. Soll er auch nicht. „Das System lernt ständig dazu. Das Fahrverhalten wird jede Runde angepasst und verbessert“, erklären die Volkswagen-Techniker. Machine-Learning und künstliche Intelligenz sollen die starren mathematischen Verhaltensmodelle ergänzen.
Die grundsätzliche Richtung geben GPS-Daten vor. Weitere Informationen liefern ein 3D-Kamerasystem, Ultraschall- und Radarsensoren, Infrarot- und Top-View-Kameras. Daneben greift der autonome Golf auf die Daten jener Sensoren an den Rädern zu, die auch als Grundlage für ABS und ESP dienen. Nur: Den gefühlvollen Gaseinsatz am Kurvenausgang bekommt Dieter bis zuletzt nicht so richtig hin. Schnell und sicher ist er in Summe dennoch, trotz Regen.Doch was bringt zukünftigen Kunden die autonome Bolzerei in der Wolfsburger Peripherie? Volkswagen und Audi glauben nicht, dass irgendjemand sein Auto allein auf die Rennstrecke schicken wird. Laut den Ingenieuren dienen die dynamischen Versuche eher der Sicherheit. Neben der Fahrbahnoberfläche ändert sich auch der Zustand der Reifen. Mit beidem müssen Dieter, Bobby, AJ und ihre autonomen Nachfahren klarkommen. Kniffeliger wird es, wenn einer der Sensoren falsche Daten liefert. Dieter reagierte auf einen simulierten Systemfehler ruckartig und unnatürlich, fand aber schnell wieder auf Kurs.
Die Hölle, das sind die anderen
Ein Faktor half Dieter in jeder Situation: Der Kurs gehörte ihm allein. In der autonomen Zukunft werden gerade GTI-Kunden gesperrte Handlingkurse und einsame Landstraßen lieber selbst bewältigen, den Autopiloten aber im öden Stadtverkehr aktivieren. Und in einem Punkt stimmen die sachlichen Ingenieure den impulsiven Philosophen wohl zu: „Die Hölle, das sind die anderen“, sagte Jean-Paul Sartre. Und die anderen fahren überall anders, sagt VW. Sinngemäß.
Gemeinsam mit chinesischen Universitäten erstellten die Entwickler eine digitale Simulation des Innenstadtverkehrs von Shanghai und schickten einen Autopiloten in diese virtuelle Welt. Ergebnis? Ein Crash nach wenigen Minuten. Wo der autonome VW mit voller Wucht aufs Bremspedal sprang, gingen die künstlichen Intelligenzen aus Fernost bestenfalls leicht vom Gas. Die unterschiedlichen Fahrstile müssen die Hersteller von autonomer Ware berücksichtigen, im Extremfall je nach Markt unterschiedliche Varianten ausliefern.Weniger Richtlinien, keine Leitlinien
Glaubt man Experten, werden die ersten autonom fahrenden Autos Nutzfahrzeuge sein. Einfach weil die rechtlichen Voraussetzungen auf abgesperrten Firmenarealen und menschenleeren Schottergruben ein kleineres Problem sind. Dafür ergeben sich andere Hindernisse: Mittellinie, Leitlinie, Verkehrsschilder und Kartenmaterial – im Nutzfahrzeugbereich müssen autonome Systeme häufig ohne die üblichen Anhaltspunkte auskommen. Kamera-, Radar- und Ultraschallsysteme sollten den Schotterweg dennoch vom Schottergraben unterscheiden können. Die Volkswagen-Tochtermarken MAN und Scania testen dies in den Wäldern von Ehra-Lessien, über die Baumkronen hinweg schallt Dieters Röhren.
Noch scheint die Technik zu fehleranfällig
Der selbstfahrende VW Golf GTI Dieter und seine sportlich-autonomen Brüder von Audi, die dicken Cousins von MAN und Scania – sie alle leisten Erstaunliches. Erschreckend aber auch, wie fehleranfällig die Technik zum jetzigen Zeitpunkt noch ist. Während unseres rund 15-minütigen Tests verweigerte Dieter einmal den Dienst. Was passierte? Nichts Gefährliches, nicht Spektakuläres. Er bremste einfach sanft bis zum Stillstand ab. „Der Vorführeffekt“, lachte der Ingenieur. Ein Nachkommender hätte das wohl weniger lustig gefunden.
Naja, ganz schön lahm unterwegs die Mühle
Aaaaaaaalt!
Klick
Hat BMW vor 10 (in Worten: Z-E-H-N) Jahren schon durchgezogen...
Greetz
Cap
Woher weißt du das, ist doch nur das Video vom Audi verlinkt?!
Wusste ich gar nicht, dass BMW vor 10 Jahren schon ein selbst lernendes System hatten. 🙄
Da waren die ja allen anderen Herstellern 8-10 Jahre voraus!
sind nicht sowieso schon 20 % aller GTI autonom unterwegs...oder wie hoch ist die Diebstahlrate 😕
Verstehe nach wie vor nicht, weshalb einige so scharf auf das autonome Fahren sind.
Wer das möchte, fährt doch mit Bus, Bahn oder Taxi wesentlich günstiger.
Das Parkproblem wird dadurch auch nicht gelöst.
Macht also nur Sinn, wenn einen die Kiste vor dem Büro entlässt und dann selbständig das nächste Parkhaus aufsucht und mich dann am Abend nach Mobil-Call wieder aufsammelt.
Und dann ist das immer noch teuer, vor allem dann noch kombiniert mit e-Antrieb und allen nötigen Assistenten, die verhindern, dass die Karre alles platt macht...
Da wird sich der eine oder andere doch lieber für zu hause bleiben entscheiden: Harzen oder Homeoffice. Oder doch Bus oder Bahn...
Wenn es nicht dein eigenes Auto ist das sich dann 8-10h die Reifen eckig steht sondern eben ein Fahrzeug das während deiner Arbeitszeit ein dutzend anderen Kunden zur Verfügung steht wird das fahren für dich eher günstiger als teurer. Und auf jeden Fall um ein vielfaches günstiger als Taxi.
Gruß Tobias
Das scheitert schon daran, dass die meisten Menschen eben gerade nicht bereit sind sich ein Fahrzeug zu teilen. Jeder will ein eigenes haben. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Man möchte nicht den Dreck des anderen im Fahrzeug haben, man möchte seiner Individualität Ausdruck verleihen, usw.
Car-Sharing funktioniert heute schon nicht, bzw. der Marktanteil ist verschwindend gering.
Natürlich werden die meisten auch im autonomen Zeitalter jeder für sich eine eigene Kiste vor der Türe stehen haben... und nach wie vor jammern, dass sie im Stau damit stehen.
Hi,
klar das wird es immer geben. Aber bei den Millennials lässt dieses Bedürfnis nach dem eigenen Auto schon stark nach und es sieht derzeit nicht so aus das sich das bei den noch jüngeren ändert eher im Gegenteil.
Selbstverständlich wirst du bei MT eher die typischen Petrolheads antreffen aber die reichen eben nicht um einem Hersteller das überleben zu sichern.
Wenn nicht absehbare wäre das das autonome Fahrzeug auch und erst recht weil es geteilt wird in Zukunft stark nachgefragt ist würden die Hersteller nicht Unsummen in die Entwicklung investieren. Und die meisten Hersteller habe inzwischen auch Geschäftsbeziehungen zu Mobilitätsdienstleistern oder betreiben das Geschäft sogar selbst ( Car2go / drivenow)
Du wirst,wenn du das möchtest wahrscheinlich noch lange zeit selbst fahren können, aber der Markt verlangt danach und deswegen sind die Hersteller gut beraten die Entwicklung voran zu trieben.
Gruß Tobias
Abgesehen von den scheinbar ja doch sehr erheblichen "Herausforderungen", die noch gelöst werden müssen, um das wirklich automatisierte Fahren nach Level 5 zu verwirklichen, wird es auch dann die heute schon üblichen Nutzungsarten eines Autos geben:
Als eigenes Fahrzeug, dann mit den Vorteilen
- abends ins Restaurant fahren zu können und sich anschließend vom Auto zurückfahren zu lassen,
- die Kinder per Auto in die Schule etc. "verschicken" zu können,
- auch bei z.B. vorübergehender gesundheitlicher Beeinträchtigung individuell mobil zu bleiben,
- am Fahrziel selbst keinen Parkplatz suchen zu müssen, sondern das Auto in die nächste Garage schicken zu können ...
Im Carsharing-Modus, wie bisher mit den Nachteilen
- keine persönlichen Sachen im Auto lassen zu können (Kindersitze, sonstige Sachen für die Kinder auf den Rücksitzen, Hundegitter, ein Ersatzhemd für den Außendienst, Einkaufstaschen, ...),
- sich "sein" Auto nur in sehr beschränktem Ausmaß "aussuchen" zu können und keinen weiteren Einfluss auf Innenausstattung etc. zu haben ...
- kaum Einfluss auf Zustand und Reinlichkeit des Fahrzeugs zu haben.
Die Deutschen eiern immer noch auf leeren abgesperrten Parcours rum, traurig dieser Rückstand! Wieder mal alles verschlafen.
Tesla hat's fertig, die Deutschen brauchen noch 10 Jahre, so schauts aus.
Tesla hat gar nix fertig, die Entwicklung beim autonomen fahren ist relativ gleichmäßig da hat kein Hersteller Jahre Vorsprung. Tesla kauft viele Sensoren auf dem freien Markt ein wie die anderen Hersteller auch.
Das was Tesla kann können viele andere Fahrzeuge in der Preisklasse auch, nur das Tesla vielleicht nicht ganz so streng darauf achtet das der Fahrer die Kontrolle behält und genau damit sind sie schon auf die Nase gefallen. Bis zum echten voll autonomen Fahrzeug fehlt noch einiges, das wird schon noch eine paar Jahre dauern.