Seat Arona 1,5 FR (2018): Alltagstest, Preise, Ausstattung, technische Daten
Mehr als ein Ibiza in Hoch
Mit dem Arona stieg Seat spät in das Segment der Mini-SUV ein. Womit will sich Seat in dem umkämpften Segment abheben? Alltagstest im 1,5-Liter-TSI mit 150 PS.
Berlin - Seit 2017 hat Seat den Arona im Programm, einen Hochbeiner unterhalb des Ateca. Und damit ein Mini-SUV - wie sie bereits zahlreich durch die Städte und deren nahes Umland fahren. Ob es den Seat Beitrag zwischen all den Renault Captur, Nissan Juke oder auch Audi Q2 und VW T-Roc noch braucht? Wir suchten im Alltag nach etwas, das die spanische Alternative besonders macht. Und fanden viel Altbekanntes.
Abmessungen| Platzangebot | Karosserie
Der 2017 vorgestellte Seat Arona steht auf derselben Plattform wie der aktuelle Ibiza, nämlich dem MQB A0-Unterbau des Volkwagen-Konzerns. Der Neuzugang im Modellportfolio ist aber nicht einfach eine höher gelegte Variante des Ibiza. Das Mini-SUV überragt den Kleinwagen mit 4,138 Meter Länge um 8 Zentimeter. Die A-Säule steht beim Arona steiler, die 10 Zentimeter mehr Fahrzeughöhe (1,552 Meter) sind nicht ausschließlich der höheren Bodenfreiheit geschuldet.Dank höherem Innenraum gibt es in beiden Sitzreihen großzügige Kopffreiheit. Fondpassagiere könnten sich dennoch an der breiten C-Säule stören – sie nimmt ihnen viel von der Sicht auf die Außenwelt. Generell ist der Arona zu den hinteren Fahrgästen wenig galant. Die Beinfreiheit mag für Erwachsene ausreichen, doch der schmale Einstieg mit einer hohen Kante erschwert Erklimmen der Sitze.
Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 60:40 umlegen, das erhöht das Ladevolumen von 400 auf maximal 1.260 Liter. 45 bis 95 Liter mehr als im Ibiza. Hängt man den variablen Kofferraumboden eine Stufe höher, entsteht eine fast plane, leicht ansteigende Ladefläche. Schwere Gegenstände können mit Hilfe von vier Ösen verzurrt werden. Soll Kleinkram an Ort und Stelle bleiben, nutzt man die beiden Gummibänder an den Seiten oder das kleine Fach links der Kofferraumöffnung. Der Arona bietet (abgesehen vom Handschuhfach) zwei blicksichere Verstaumöglichkeiten: Das Fach unter der Mittelarmlehne sowie der mit Klappe versehene Raum unterhalb des Beifahrersitzes (im Ablagenpaket ab 250 Euro).
Innenraum | Verarbeitung| Materialien
Im Seat Arona fühlt man sich nicht unbedingt im Inneren eines SUV. Nicht nur, weil der Innenraum weitgehend dem im Ibiza entspricht. Auch die Grundposition der Sitze wählte Seat niedriger als in vielen Konkurrenzprodukten. Hoch sitzen ist hier Einstellungssache. Eine weniger erhabene Position ist damit immer möglich. Das Lenkrad wandert auf Wunsch mit, ist in Höhe und Tiefe verstellbar.Die mit Alcantara bezogenen Sportsitze (im Sitzpaket Alcantara, FR ab 450 Euro) bieten guten Seitenhalt und große Sitzflächen. Letztere finden sich auch auf der Rückbank. Anders als im Ibiza lässt sich die zweite Reihe nicht verschieben. Außerdem verfügte unser Testfahrzeug über keine in den mittleren Sitz integrierte Armlehne und keine Polsterung an den Seitenverkleidungen. Vorne sind die Armauflagen angenehm gepolstert, eine Dekoreinlage verziert den unteren Teil des Armaturenbretts. Darüber und darunter befindet sich hartes Plastik.
Antrieb | Motor | Getriebe
In unserem Testfahrzeug steckt der stärkste aktuell im Arona erhältliche Motor. 150 PS aus einem 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner. Aufgeladen, wie das gelegentlich bei Gaswegnahme hörbare Zwitschern des Turboladers verrät. Und der Schub aus dem unteren Drehzahlbereich: Von 1.500 bis 3.500 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 250 Newtonmeter an. Die Höchstleistung erreicht der Arona FR bei 5.000 bis 6.000 Umdrehungen. In der Praxis heißt das: Müßiggang beim Schalten bleibt ohne Konsequenz, der Direkteinspritzer kommt mit dem ab 1.222 Kilogramm schweren Mini-SUV mühelos zurecht, praktisch über den gesamten Drehzahlbereich.
Unter Teillast oder bei Gaswegnahme wird die Zylinderabschaltung aktiv – an zwei von vier Brennräumen bleiben dann Ein- und Auslassventile geschlossen. Das merkt man ausschließlich an der entsprechenden Notiz des Bordcomputers. Bei zahmer Fahrweise trank der Seat rund 5,7 Liter Super auf 100 Kilometer (Herstellerangabe: 5,1 Liter), bei viel Druck auf der Autobahn und viel Spaß auf der Landstraße zeigte der Bordcomputer rund 7 Liter Verbrauch an.Das manuelle Sechsgang-Getriebe lässt sich ausreichend schnell und präzise bedienen. Die Wege könnten kürzer sein, die Gassen exakter definiert. Gut, dieser Arona ist kein erklärtes Sportmodell. Möglich, dass die Cupra-Interpretation mit einem spitzer abgestimmten Schaltgestänge kommt.
Eine Automatik-Variante bietet Seat für das 150-PS-SUV nicht. Das Siebengang-DSG gibt es nur für den 1,0-Liter-Benziner mit 115 PS sowie optional beim 1,6-Liter-Diesel mit 95 PS. Die anderen Varianten dieser Aggregate (95 PS beim kleinen Benziner und 115 PS beim Selbstzünder) statten die Spanier mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe aus. Sämtliche Modelle kommen mit Frontantrieb, eine Allrad-Variante ist nicht geplant. 2018 will Seat eine Erdgas-Version nachreichen.
Fahrverhalten | Fahrwerk | Lenkung
Weich? Oh nein. Schwammig? Kaum. Zu komfortlastig? Eher im Gegenteil – die klassischen Kritikpunkte an SUV-Fahrwerken treffen beim Arona nicht. Seine Lenkung erlaubt eine hinreichend zielgenaue Jagd nach dem Scheitelpunkt, spricht im Bereich um die Mittelstellung jedoch nicht sofort an. Hässliche Schräglagen in der Kurve bleiben aus, der Seat verhält sich lange neutral. In Kreisverkehren und zügigen Landstraßenkurven fühlt sich das Mini-SUV an wie ein moderat sportlicher Kleinwagen. Auf Kopfsteinpflaster und leichten Wellen ebenfalls, leider.
Die Möglichkeiten, den Arona FR sanfter zu machen, sind begrenzt. Über das Drive-Select-Menü (im Sport-Paket ab 650 Euro) können die adaptiven Dämpfer auf Normal (relativ hart) und Sport (richtig hart) gestellt werden. Der Eco-Modus wirkt sich auf die Arbeit der Dämpfer nicht aus. Im Alltag wählten wir für das Fahrwerk die zahmere, für die Lenkung die schärfere Option. Andernfalls fühlt sich das Volant allzu leichtgängig an.
Assistenzsysteme | Sicherheit
Der Seat Arona kam mit dem adaptiven Tempomaten (ACC, ab 450 Euro). Damit richtet der Arona die Geschwindigkeit automatisch am Vorausfahrenden aus, könnte selbstständig hinter diesem stehenbleiben und wieder anfahren – theoretisch, in Modellen mit Handschaltung ist der Fahrer auf den letzten Metern selbst für die Beinarbeit verantwortlich.
Parkassistent (ab 500 Euro inklusive Sensoren und Rückfahrkamera) und Ausparkassistent (ab 360 Euro inklusive Blind-Spot-Warner) übernehmen ausschließlich die Lenkarbeit. In Summe arbeiteten die Systeme einwandfrei, ließen Puls (oder schlimmer: die Versicherungsprämie) nie ob knapper Einschätzungen nach oben schnellen.
Bedienung | Infotainment
Die Menüführung in Seats Media-System Plus (im Connectivity-Paket Plus ab 550 Euro) ist aufgebaut wie die meisten aktuellen Infotainmentsysteme: mit Kacheln, die an Apps auf dem Smartphone erinnern. In die jeweiligen Untermenüs gelangt man über Touchflächen neben dem Bildschirm. Die gesonderte Bedienung der Klimaanlage über die Tastenbatterie darunter ist eine gute Lösung, ebenso wie der gesonderte Tempomat-Hebel.
Preis | Ausstattung
Seat bietet den Arona ab 16.290 Euro an, dann in der niedrigsten von vier Ausstattungslinien (Reference). Hier sind ausschließlich die Einstiegsmotorisierungen (Benziner und Diesel mit 95 PS) erhältlich. In den darüber positionierten Linien Style (ab 18.820 Euro) und Xcellence (ab 20.820 Euro) bietet Seat auch die stärkeren Ausbaustufen des 1,0-Liter-Turbobenziners und des 1,6-Liter-Turbodiesels an (jeweils 115 PS).Das getestete 150-PS-Aggregat mit alternativlosem manuellem Sechsgang-Getriebe bleibt der sportlichen FR-Ausstattungslinie vorbehalten. Der Top-Arona kostet ab 21.620 Euro und kommt serienmäßig unter anderem mit 17 Zoll großen Alufelgen, Stoßfängern in sportlicherer Optik, Ultraschall-Einparkhilfe Sportsitzen und Seat Drive Profile mit drei unterschiedlichen Fahrprofilen.
Sollen sich die Modi auf die Arbeitsweise der Dämpfer auswirken, braucht es das Drive-Select-System. Bei unserem Testfahrzeug kam es über das Sport-Paket FR (650 Euro) gemeinsam mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern hinzu. Außerdem fanden (u. a.) Voll-LED-Scheinwerfer (360 Euro), Parkassistent (500 Euro), Navigations- und Connectivity-System (550 Euro), ACC inclusive schlüssellosem Startsystem (450 Euro) ins Auto. Manche der roten Nähte im Innenraum stickt Seat erst bei Auswahl des Design-Pakets FR (ab 300 Euro, inklusive rot lackierter Bremssättel). In Summe liegt der Preis des Testfahrzeuges bei 29.719 Euro.
Fazit
Klassische Kaufargumente für Hochbeiner sind: hoch sitzen, komfortabel einsteigen und behütet gleiten. Der Arona erfüllt sie nur bedingt. Genau das zeichnet ihn aus. Er zählt zu den härteren und agileren Varianten des Segments. Dem Kleinwagen ist er näher als dem SUV. Ein Ibiza für Käufer mit gesteigertem Trendbewusstsein oder Platzbedarf.
Seats Kleinwagen kostet mit dem empfehlenswerten 150-PS-Motor und der gleichen Ausstattungslinie ab 21.365 Euro. Der Konzernbruder VW T-Roc ist mit diesem Antrieb ab 22.875 Euro praktisch gleich teuer, kommt zum Basispreis allerdings mit weniger Ausstattung.Audi bietet den Q2 ebenfalls mit 150 PS an (ab 26.050 Euro), hier aus 1,4 Litern Hubraum. Der aktuell beliebte Renault Captur ist mit maximal 118 PS erhältlich (als Benziner ab 19.390 Euro). Nissans Juke rollt als Benziner entweder potenter und teurer (190 PS, ab 24.895 Euro) oder schwächer (117 PS, ab 21.390 Euro) vom Hof.
Der Japaner begründete 2010 das Mini-SUV-Segment. Viele Hersteller folgten bereits, einige werden noch kommen. Der Arona 1,5 hat dabei als spaßiger und hinreichend effizienter Vertreter definitiv seine Daseinsberechtigung.
Noch mehr Infos gefällig? Hier im Arona-Forum kannst Du über ihn diskutieren
Technische Daten Seat Arona 1.5 TSI FR
- Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Zylinderabschaltung
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 5.000-6.000 U/min
- Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min
- Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 8,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
- Verbrauch: 5,1 l/100 km
- Testverbrauch: 6,3 l/100 km
- CO2: 115 g/km
- Länge: 4,138 m
- Breite: 1,700 m
- Höhe: 1,552 m
- Radstand: 2,566 m
- Leergewicht: 1.222 kg
- Kofferraum: 400 bis 1.280 l
- Listenpreis: ab 22.820 Euro
- Preis Testfahrzeug: 29.719 Euro
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Was bringen gute Fahrzeugeigenschaften, wenn SEAT nicht im Stande ist, bestellte Fahrzeuge zu produzieren? Ich warte seit dem 14.08.2017 auf einen Ibiza FR 1.5 Evo - bis heute ist er nicht in die Produktion eingeplant. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um einen Kleinwagen von der Stange. Nie wieder SEAT! Und ich bin kein Einzelfall!
Leider wieder keine Angaben zur Schadstoffklasse.
Bei spritmonitor.de gibt es aktuell 5 Arona 1.5 TSI und die kommen auf ø 6,43l/100km.
@Redaktion: Eine "Plattformbruderschaft" ist immer relativ. Wenn man hier nur MQB sieht, dann könnte man auch Plattformbruder zum VW Passat sagen.
Wenn man aber die Unterteilung in MQB-A0 (Kleinwagen), MQB-A1 (Kompaktklasse) und MQB-A2 (bis Mittelklasse) wählt, dann wird der Unterschied schon deutlicher.
Im MQB-A0 gibt es derzeit keinen Allrad, typische Vertreter wären eben Seat Ibiza, VW Polo oder Seat Arona.
Für den MQB-A1 gibt es Allrad (Golf, Leon, etc.) - und der T-Roc sowie der Audi Q2 bieten Allrad und Motoren bis 190PS (2.0 TDI und TSI) - und diese basieren auf MQB-A1 (genau wie der Ateca oder Karoq). MQB-A2 wären dann Fahrzeuge wie der neue Tiguan und Tiguan Allspace oder Kodiaq.
Den geneigten Käufer wird das wohl oftmals nicht interessieren, dennoch wird auch wohl von VW noch was unter dem T-Roc kommen (T-Cross) und dieser Wagen wird dann wohl auch auf der MQB-A0 Plattform basieren. Rein von den Abmessungen ist der Unterschied natürlich eher gering.
Zur zweiten Generation des MQB siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Modularer_Querbaukasten
Edit: Text wurde wohl angepasst. Mein Beitrag ist somit obsolet.
Leider hat der Arona aktuell nur eine Einstufung nach Euro 6b. Seat ist hier wie der ganze VW-Konzern ganz hinten dran. Es wird höchste Zeit, dass auf Euro 6d-temp umgestellt wird. Davor ist vor einem Kauf nur zu warnen, will man nicht in naher Zukunft Opfer von Fahrverboten werden.
Bei Schkodda genau das Gleiche!
Ich dachte der Benziner ist Euro 6ZD (Euro 6c nach NEFZ) - was die Sache aber natürlich nicht viel besser macht. Sehe ich wie der Vorposter - höchste Zeit die Motoren auf Euro 6d-TEMP umzustellen. Der Unterschied zu Euro 6d ist ja dann nur sehr gering, aber nach meinem Informationsstand gibt es derzeit noch gar keine Möglichkeit zur Typgenehmigung nach Euro 6d. Quasi jedes Jahr eine andere (Sub-) Norm ist mehr als kontraproduktiv. Aber nun genug des Off-Topics.
Ein wichtiger Hinweis! Wer aktuell einen Neuwagen kauft ohne auf die Schadstoffklasse zu achten (also die meisten), könnte bald angeschmiert sein.
ab KW31 soll angesagt sein....
Zitat:Seats Kleinwagen kostet mit dem empfehlenswerten 150-PS-Motor und der gleichen Ausstattungslinie ab 21.365 Euro. Der Konzernbruder VW T-Roc ist mit diesem Antrieb ab 22.875 Euro praktisch gleich teuer, .....
Wo bitte schön ist der VW T-Roc der Konzernbruder des Kleinwagen SUV Seat Arona??? Das sollte auch Euch MT Redakteuren mittlerweile ausreichend bekannt sein, dass da noch ein T-Cross kommt.
Auch der Audi Q2 ist da kein Konzernbruder zum Seat Arona.
Einfach nur Kopfschütteln.
1,44 Fahrzeughöhe ist genauso viel wie beim Golf. Woher soll da mehr Bodenfreiheit und dazu noch mehr Kopffreiheit kommen?
Wenn Du den jetzt bestellst, dann hat der gelieferte 6d.
Und warum sollte es Fahrverbote für Benziner geben? Falls es die noch nicht aufgefallen sein sollte - es gibt bereits eine "Feinstaubplakette" und die 6b bekommen die gleiche wie 6d - nämlich grüne.
Bleiben wirklich Ein- und Auslassventile von 2 Zylindern geschlossen?
Sind vielleicht die Einspritzventile gemeint?
Euro 6d sicherlich nicht. Wenn überhaupt dann Euro 6d-TEMP.
Auf der Liste des ADAC mit Fahrzeugen mit Euro 6d-TEMP ist weiterhin kein einziger Seat oder Skoda zu finden.
Warum es Fahrverbote für Benziner geben sollte? Weil sehr viele Benziner mit Direkteinspritzung extreme Feinstaubschleudern sind. Zudem ist die aktuelle Form der Feinstaubplakette auf dem Stand von vor 15 Jahren. Entwicklungen seither sind bisher nicht eingeschlossen.
Das wird tatsächlich über die Ventile gemacht, relativ komplexe Technik, findet aber im VW Konzern in verschiedenen Motoren Anwendung.
Im Video sichtbar ab 0:49
https://www.youtube.com/watch?v=xv4L9Q9PtN8