Mercedes Actros (2019): Teilautomatisiertes Fahren, MirrorCam
Mercedes' Größter lernt von den Kleinen
Mercedes-Benz bringt den Actros in neuer Generation. Das Flaggschiff der Lkw-Sparte lernt teilautonom fahren und sorgt mit Kameras statt Spiegeln für Rücksicht.
Stuttgart/Berlin - Es sind nur noch zwei Wochen bis zur IAA für Nutzfahrzeuge in Hannover. Doch Mercedes wollte nicht so lange warten. Das Flaggschiff von Mercedes-Benz Lkw bekommt einen eigenen Auftritt abseits des Messe-Trubels. Davon erhoffen sich die Schwaben für ihren Schweren mehr Aufmerksamkeit für Dinge, die wir aus dem Pkw schon kennen: Der neue Sattelschlepper wird teilautonom fahren können. Außerdem bekommt er etwas, das es bei den kleinen Brüdern noch nicht in Serie gibt.
Abstandstempomaten sind bei Lkw nichts Neues. Doch der Actros gibt nicht nur Gas und bremst, er hält auch selbständig die Spur und tut dies über sämtliche Geschwindigkeitsbereiche. Laut Daimler das "weltweit erste teilautomatisierte Assistenzsystem in einem Serien-Lkw". Dazu verbessert Daimler den Notbremsassistenten. Er überwacht die Straße vor dem Auto mit Radar- und Kamerasystem und kann so im Notfall eine Vollbremsung hinlegen, falls ein Fußgänger vor dem Auto erkannt wird.
Der Actros ersetzt Spiegel durch Kameras und Monitore
Für den Bereich hinter und neben dem Lkw setzt Daimler eine MirrorCam ein, die den klassischen Hauptspiegel und den Weitwinkelspiegel ersetzt. Sie werfen das Bild auf zwei je 15 Zoll große Bildschirme an der A-Säule aus. Daimler verspricht sich neben mehr Sicherheit durch eine verbesserte Rundumsicht eine verbesserte Aerodynamik und damit einen niedrigeren Verbrauch.Effizienz steht bei Transportunternehmen ganz oben. Wegen der vergleichsweise gleichförmigen Betriebsbedingungen sind Einsparungen bei den Trucks nur schwer zu erreichen. Mercedes verspricht einen um bis zu fünf Prozent geringeren Verbrauch im Überlandverkehr. Auf der Autobahn soll der neue Actros immerhin bis zu drei Prozent im Vergleich zur Vorgängergeneration einsparen.
Maßgeblich dafür sollen neben der leicht verbesserten Aerodynamik und überarbeiteter Hinterachsübersetzungen die Steuerung des intelligenten Tempomaten und der Getriebesteuerung sein. Die sogenannte Predictive Powertrain Control (PPC) arbeite effizienter und zudem durch verbessertes Kartenmaterial auch auf Überlandstrecken. Ein Bereich, in dem Lkw der Pkw-Sparte schon seit einiger Zeit etwas voraus haben.
Digitale Displays wie bei den Mercedes-Pkw
Im Innenraum folgt der Lkw wieder den Pkw. So kommt ein komplett neues Cockpit-Konzept in den Actros, das wie bei A-, E- oder S-Klasse auf die Darstellung mit Digitaldisplays setzt. Serienmäßig gibt es digitale Instrumentenanzeigen und einen Bildschirm fürs Infotainment. Das beherrscht zudem die Smartphone-Standards Apple Carplay und Android Auto. Natürlich ist der Actros permanent online, sodass sein Einsatz vom Fuhrparkmanager jederzeit überwacht und geplant werden kann.Mercedes-Benz Trucks öffnet die Bestellbücher für den neuen Actros pünktlich zur IAA Nutzfahrzeuge, zu den Kunden kommt der Lkw im Frühjahr 2019. Gebaut wird der Actros weiterhin im Mercedes-Benz-Werk in Wörth.
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Hm, das wird für den Trucker sicherlich eine Umstellung, so ohne Spiegel..... Was ist eigentlich, wenn unterwegs die Systeme mal ausfallen, Kameras und/oder Monitore versagen...? Spiegel zum ausklappen, um weiter fahren zu können, sehe ich auf den Fotos nicht...😕
Hab ich mir auch so gedacht...
So ein vollelektronischer Tacho, Lenkung, Brems, Gas fallen ja auch nicht zum Spaß einfach aus. Da sind die Seitenspiegel wohl das letzte Problem. Und so lange die mit ausreichender Sorgfalt konstruiert, implementiert und getestet wurde, würde ich mir da nicht mehr Sorgen als um die restlichen elektronischen Komponenten in einem LKW machen.
Der Notbremsassi wirft sofort den Anker und das Notrufsystem verbindet dich mit dem Service. 😉
Ich "freue" mich schon wenn diese Fahrzeuge in zweiter oder dritter Hand dann mit defekten "Rückspiegelkameras" über die BAB unterwegs sein werden, Reparatur zu teuer, wird eben ohne gefahren! 🙄
Ich denke wenn eine Kamera oder ein Display aussfällt macht man das gleiche wie wenn man sich einen Spiegel abgefahren hat - man muss in die Werkstatt. Interessanter fände ich die Bildqualität der Kamera grade bei schlechten Lichtverhältnissen und wie es erreicht wird, dass die Linse nicht verschmutzt.
Bin mal gespannt wenn das erste Display ausfällt,ob man dann warten muss bis man wieder fahren kann,oder auch lebenslang wie Xenon led scheinwerfer u.v.m.
Qualität ist sicher auch auf dem höchsten Niveau seit Mercedes-Benz Ingenieure nicht mehr das sagen haben?
@Black bi turbo.
Zumindest müsste man alle Spiegel abfahren um in die Werkstatt ohne Spiegel und im Blindflug
Und im Regen fahren mit Gischt...
Am Morgen abfahren nach einer Nacht Frost...
2 LKW's auf dem Rastplatz in dieser Konfiguration? Nichts zum einklappen, die Gehäuse treffen sich...
Aber man wird schon alle Varianten erprobt haben.
Xenon ist ja definitiv nicht lebenslang...
Dies ist ja bei LKW's nichts neues und schon seit Jahren usus.
Dazu müssten im Vergelich aber auch alle Kameras oder Displays ausfallen - ich denke das Risiko ist überschaubar und sie werden es erprobt haben. Ich sehe wirklich bei schwierigen Sichtbedingungen Probleme, da mir keine Linse bekannt ist, die hier wirklich gut arbeitet ( was aber sicher möglich ist).
und wie ist es mit fahrzeugen mit zerbrochenen oder abgefahrenen spiegeln? fahren auch rum, oder
ich könnte mir vorstellen, dass die kameras sogar besser sind als klassiche spiegeln zB in der nacht, bei schlechten wetterverhältnissen (regen,...)
Ich könnte mir vorstellen das so eine kleine Kamera erheblich günstiger, technisch viel einfacher und langlebiger ist als ein herkömmlicher Spiegel mit elektrischer Heizung, Verstellung, Rückfahrabsenkung, Einklappmechanismus und was weiss ich noch alles..
Die Displays innen sind auch nicht problematisch solange die Verbindungen resp.Kontaktierungen gut gemacht sind. Bildschirmausfälle sind ja eigentlich immer auf dies zurückzuführen.
Und du meinst die Kameraarme sich nicht beheizbar und klappbar?