Opel Manta Kleinserie: Irmscher i2800 (1977)
Wovon alle Manta-Fahrer träumten
Von einem Manta mit sechs Zylindern träumten Opel-Fans. Irmscher erfüllte die Träume 1977 mit der Kleinserie i2800. Viele wurden verheizt, einige existieren noch.
Von Haiko Prengel
Erding - „Boah ey, ein Manta!“ Entzückte Kommentare über seinen alten Opel hört Günter Kari oft. Umso erstaunter sind die Leute, wenn sie hören, dass der Wagen gar kein Manta ist. „Klar ist das ein Manta“, widersprechen sie. Und Kari entgegnet jedes Mal belustigt: „Nein, ist er nicht.“ Der Mann aus dem bayerischen Pastetten bei Erding fährt einen Irmscher i2800, das ist ein gehöriger Unterschied. Das Sportcoupé sieht aus wie ein Manta B und hat die gleiche Basis, aber unter der Haube sitzt ein Reihensechszylinder.
Der Manta B ist eine Legende, doch Opel bot ihn über die gesamte Bauzeit von 1975 bis 1988 nur mit Vierzylindermotoren an. Viele Fans der Marke fanden das schade, also präsentierte Haustuner Irmscher 1977 eine Sechszylinder-Version, den i2800. „Und die hieß eben offiziell nicht Manta“, erklärt Günter Kari, der zu den wenigen Menschen gehören, die heute noch einen i2800 besitzen.
Irmscher Manta i2800: 150 PS aus sechs Zylindern
Irmscher pflanzte dem Sportcoupé einen Reihensechszylinder vom Opel Commodore B GS/E ein – einen 2,8-Liter-Benziner mit 155 PS, damals der größte angebotene Sechszylinder aus Rüsselsheim.Um das potente Aggregat in das Vierzylinder-Abteil des relativ kompakten Manta zu verfrachten, mussten die Techniker ein paar Änderungen vornehmen. Der Kühler wurde vor die vordere Quertraverse versetzt, Luft bekam er von zwei davor montierten Elektroventilatoren. Außerdem tauschte Irmscher die D-Jetronic gegen eine flachere Zenith-CL-Einspritzanlage aus. So wurde ein zehn Zentimeter hoher Buckel auf der Motorhaube vermieden. Dadurch sank die Leistung des Triebwerks um fünf PS gegenüber dem Commodore GS/E. Die „nur“ noch 150 PS wurden durch das geringere Gewicht des Manta und die windschlüpfige Karosserie wettgemacht.
Schon mit vier Zylindern sei der Manta B ein tolles Auto, schwärmt Günter Kari. „Aber mit einem Sechszylinder ist das Fahrgefühl einfach grandios.“ Der 53-Jährige fährt seit 1989 Manta B. An das Drehmoment und die Kraftentfaltung des i2800 komme kein Serien-Manta heran, findet er. Die Straßenlage des Hecktrieblers sei auch wunderbar. Manche sagen, wegen des höheren Motor-Gewichts sei der Irmscher 2800 kopflastig und schiebe in Kurven gerne über die Vorderachse. „Das kann ich überhaupt nicht bestätigen“, sagt Kari. Mit einem vernünftigen Fahrwerk könne man mit dem i2800 auch mit hohen Geschwindigkeiten in Kurven gehen. Eingetragen ist das Sechszylinder-Sportcoupé mit einer Spitzengeschwindigkeit von 212 km/h.
Opel Manta Irmscher: 5-Gang-Schaltung von Getrag
Für die Kleinserie i2800 orderte Irmscher vor 40 Jahren bei Opel weitgehend fertige Fahrzeuge. Einige davon waren wegen Mängeln aus dem Manta-Serienprogramm gefallen, etwa wegen Produktionsfehlern bei der Lackierung. Andere kamen lediglich als Rohkarosse an. Bei Irmscher wurden die Sportcoupés komplett neu aufgebaut. Das beinhaltete neben dem Motoren-Upgrade auf sechs Töpfe umfangreiche Änderungen an Getriebe und Fahrwerk. So erhielt der i2800 statt des 4-Gang-Schalters ein 5-Gang-Getriebe von Getrag, Typ 256. Über eine verstärkte Kardanwelle gelang die Kraft an die Hinterachse. Um sie auf die Straße zu bringen, wurden härtere Federn und Sportstoßdämpfer eingebaut, die Karosse wurde um 20 Millimeter tiefer gelegt.Ein Super-Manta mit sechs Zylindern: Ganz neu war die Idee nicht. Schon vom Manta A gab es solch eine aufgemotzte Version. Die belgische Firma Transeurop Engineering (TE) hatte dem ersten Manta einen Sechszylinder vom Commodore A GS implantiert, damit brachte es der „TE 2800“ auf 143 PS. Immerhin 79 Einheiten wurden bis 1975 gefertigt, der Vertrieb lief über die Firma Irmscher im schwäbischen Winnenden.
Die Produktion des i2800 auf Manta-B-Basis übernahm Irmscher selbst. Doch von den ursprünglich geplanten 100 Einheiten wurden nur 27 gefertigt. Das lag wohl auch am hohen Preis des Sechsenders: Zum Start der Serienproduktion kostete der i2800 knapp 28.000 Mark, und die Aufpreisliste für Extras wie Stahlschiebedach, lackierte ATS-Alufelgen oder Recaro-Sitze aus Velours war lang. „Aus den Plänen, 1979 dem i2800 den neuen 3.0E-Motor vom Opel Monza/Senator einzuverleiben, wurde leider nichts“, sagt Günter Kari.
Nur noch 15 Irmscher i2800 sind übrig
Der Lagerist aus Bayern kam im Jahr 2000 zu seinem eigenen i2800, ein Kumpel hatte dem Alt-Opel-Fan einen Hinweis gegeben. In den Folgejahren baute Kari mit viel Mühe und Herzblut das sogenannte „Irmscher 2800 Register“ auf. Dort informiert Kari über die Geschichte des heute wenig bekannten Sechszylinder-Sportcoupés. Und einmal im Jahr treffen sich die Besitzer der verbliebenen i2800 mit ihren Fahrzeugen.Es sind nicht mehr viele. Von den 27 gefertigten Exemplaren des i2800 gelten nur noch 15 Stück als existent. Die anderen wurden – ein typisches Schicksal für den Manta B - verheizt oder verbastelt. Das ein oder andere Wrack mag noch in einer Scheune oder Garage schlummern, manche warten seit Jahren auf einen Neuaufbau. „Auf der Straße sind nur noch eine Handvoll Autos“, sagt Günter Kari.
Sein eigener i2800 ist ebenfalls nicht mehr original. Einer der Vorbesitzer hatte unter anderem auf eine Innenausstattung vom Manta GSi und Doppelscheinwerfer umgebaut, Kari rüstete auf Original um. Den Heckspoiler von Kamei ließ er dran. Und auch den Dreiliter-Motor vom Monza/Senator rupfte er nicht aus dem Motorraum. Den 2,8-Liter vom Commodore hatte der Vorbesitzer gegen den 3.0E vom Monza getauscht. Mit Modifikationen an Zylinderköpfen und Nockenwelle kommt Karis i2800 jetzt auf etwa 190 PS.
„Der ultimative Manta mit der geballten Kraft aus sechs Zylindern, der Anti-Porsche – davon träumten viele“, sagt Günter Kari. Erfüllen konnten oder wollten sich diesen Traum jedoch nur wenige.
*****
Am 20. September 2018 beginnt die IAA für Nutzfahrzeuge in Hannover. MOTOR-TALK hat alle Information zur größten Lkw-Show der Welt gemeinsam mit den Herstellern aufbereitet. Mehr dazu findet Ihr hier.
Diese Manta-Motor-Variante war mir bisher nicht bekannt 😎
Bo ey !😎
Mir war diese Version bislang auch nicht bekannt, mir persönlich ist er optisch ein wenig too much aber generell ist so ein Manta B schon ein Traumauto, ganz besonders der i400😊
Schön geht anders, aber technisch allemal cool!
Was ich mich aber gerade so frage:
Es gab doch vom Manta B noch den i300 der angeblich auch einen Sechsender hatte. Damit wäre der hier doch nicht der einzigste Manta mit einem Sechsender. Gut, der kam ursprünglich auch von Irmscher, aber damit wäre dann der i2800 lediglich die erste Version des Manta B mit Sechsender.
Beim i300 sind die Fahrleistungen zumindest schon in etwa auf dem Niveau wie ich Sie bei so einem Auto, ungeachtet des Alters, erwarten würde.
Schade.. immer muss sowas verbastelt werden. Was macht das Ding dann überhaupt noch aus, wenn nichtmal der Motor Original ist...
Ich mag ja die meisten Opel aus der Zeit, aber mit dem Manta werde ich irgendwie nicht warm. Zu prollig, zu langsam für ein Coupe und in meinen Augen nicht schön.
Aber schön, dass ihn jemand erhält. Auch wenn der Motor nicht "original" ist, besser als irgendwo in der Scheune zu vergammeln..
Na ja, den Wunsch haben wir uns seinerzeit selbst erfüllt... Mit einem Opel Monza Motor (3 Liter 180 PS) und ein paar Wochenenden Arbeit. Extreme Tieferlegung, geänderte Abgasanlage und Fächerkrümmer plus Bremsanlage aus einem verunfallten Lotus-Omega - schon gab es auch Tüv auf "der Gerät"... 😜
Heute geb ich zu, dass ich das Teil gern noch in der Garage stehen hätte. Auch wenn die Original-Fetischisten sowas eher belächeln, gefahren ist das Teil 1a, auch wenn man die Fahrleistungen sicher nicht mehr mit aktuellen Fahrzeugen der Klasse vergleichen können wird. Verbastelt war er nach heutigen Maßstäben natürlich, aber damals war es halt einfach so. Die Tuningszene von damals ist auch nicht wirklich vergleichbar mit der von heute und die Geschmäcker haben sich halt ebenso verändert.
Aber ich hätte schon gern nochmal einen, nur so zum Spaß als Neuaufbau... 😜
Das sind so unbekannte Raritäten wie der Lotus Omega der sogar besser beschleunigte als ein Alpina B10.
150 PS hört sich bei dem enormen Aufwand etwas mau an. Als Tuner, der nen anderen Motor einbaut, wäre doch auch was aus Süddeutschland gegangen, z. B. der M110 mit 185 PS aus dem /8 oder der M30 mit 170 bis 184 PS aus dem 7er.
Man hätte auch sicherlich den Opelmotor mit etwas Aufwand auf 200 PS aufwärts bekommen. Gerade Irmscher ist so eine Firma die da mit Sicherheit keine Probleme mit gehabt hätten. Allein über den Ventiltrieb hätte sich sicherlich einiges rausholen lassen.
Vor 25 Jahre kam mich mal ein Kumpel mit einem 6 Ender "Manta" abholen. Hatte er von der Hinterhofwerkstatt als Ersatzwagen bekommen. War damals gefühlt eine Rakete. OK damals waren 51kW im Passat die Referenz. Würde mich interessieren ob das Auto noch lebt: Kreis Wesel (Raum Moers) das Ding war silbern.....
Interessantes Fahrzeug. Kannte ich auch noch nicht.
Aber bei 15 Überlebenden Exemplaren hätte der Herr des Registers vllt. auch mal Kontakt zu einem originalen i2800 herstellen können oder?
Denn von dem ist ja hier leider nicht mehr viel zu sehen.
Noch exclusiver war seinerzeit Manzel mit seinem 4,0-24V Motor, allerdings lagen die Umbaukosten um 1996 rum erinnerlich bei etwa 24.000 DM. Brrrrr.... 😊
Nach wie vor erhältlich, siehe hier...
Manta Neuauflage wär schon geil irgendwie...
Der Aufwand war halt groß, um es ordentlich zu machen. Damit der Wagen nicht frontlastig wurde, musste doch die Spritzwand nach hinten verlegt werden. Und Irmscher war sicherlich der Einzige, der so einen Umbau 1977 und mit Neufahrzeugen machte. Die ganzen Tuning Exzesse waren doch erst viel später mit alten Kisten.