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Die ersten 6000km im Kia e-Niro (64kWh, 150kW)
Am 15.7.2020 habe ich meinen e-Niro bekommen und seit dem bin ich bereits 6000km gefahren. 4200km davon entfallen auf längeren Autobahnfahrten. So bin ich auch 1050km (pro strecke) am Stück Richtung Mittelschweden gefahren. Das bringt mich auch direkt zum ersten Punkt.
Langstreckentauglichkeit:
Ich habe vor dem Kauf des e-Niro oft gehört, dass die Elektroautos nur für Kurz- oder Mittelstrecken geeignet sind. Das kann ich guten Gewissens verneinen. Mein e-Niro hat eine Autobahnreichweite (max. 125 km/h) von 350km (ca. 18kWh/100km). Damit bin ich definitiv Langstreckentauglich. Die Sitze (Lederpaket) sind ebenfalls sehr gut dafür ausgelegt. Ich bin 1,96m lang und hatte keine Rückenschmerzen auf den langen Fahrten. Natürlich fehlt mir, wie in fast jedem Auto, eine ausreichende Beinauflage, aber dafür ist der e-Niro eines der ersten Fahrzeuge, in dem ich die Kopfstütze auch für mich Sitzriesen sehr gut einstellen kann. Darüber hinaus ist der Kofferraum mit 450 Litern ausreichend groß. Natürlich ersetzt er nicht die 600 Liter eines Kombis, aber für kurze Trips mit meiner Frau und den beiden Kindern reicht er aus. Für vollbepackte Reisen für 14 Tage oder mehr wird es aber eng. Da bleibt dann jedoch die Möglichkeit der Dachbox, die zwar den Energiebedarf erhöht, aber in unserem Fall das Ladevolumen auf knapp 900 Liter erhöhte.
Alltagstauglichkeit:
Hier spielt mein e-Niro seine Stärken voll aus. Mit im Alltag durchschnittlich knapp 14 kWh/100km Energiebedarf lässt sich der Wagen knapp eine Woche mit einer Ladung bewegen. Mein Arbeitsweg mit 18km/Strecke, die Fahrten zum Sport und zu anderen Terminen sind perfekt für ein Elektroauto. Dabei kommt mir wieder der ansprechend große Kofferraum zu gute. So viel Raum für dann wirklich geringe Kosten pro 100km ist unschlagbar.
Fahreigenschaften:
Elektrowagen typisch macht auch mein e-Niro enorm viel Freude bei der Beschleunigung. Selbst im ECO Modus hat er mit seinen 150 kW geht es richtig gut voran. Aber hier sei eine Warnung ausgesprochen. Wenn die Fahrbahn nass ist, sollte man mit der Verwendung des Sportmodus vorsichtig sein. Da der e-Niro nur einen Frontantrieb hat, sind die 395 NM Drehmoment zu viel, um sie auf die Straße zu bringen. Die Räder drehen dann ziemlich schnell und spürbar durch. Besonders beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve kann das gefährlich werden. Berücksichtigt man das jedoch, bekommt man ein Fahrgefühl, das niemals die Vermutung aufkommen lässt, dass der e-Niro immerhin rund 1,8t wiegt.
Insgesamt ist mein e-Niro sehr leise. Natürlich ist ein Elektrowagen nicht geräuschlos. Die Reifen sind je nach Fahrbahnbelag und Tempo der Fahrt schon deutlich zu hören. Stört mich das? Nein, denn es sind keine aufdringlichen oder nervigen Geräusche. Genau so verhält es sich mit den Windgeräuschen. Die Bauform des e-Niro bedingt eine größere Stirnfläche, weshalb auch mehr Luftverwirbelungen und co. auftreten. Es gibt also auch Windgeräusche. Vergleichen mit Verbrennern ähnlicher Baumform oder auch mit meinem letzten Golf VII Variant ist das Geräuschniveau sehr niedrig. Toll ist natürlich, dass die Geräusche beim Beschleunigen vollkommen entfallen.
Die Elastizität des Elektroantriebs überzeugt mich in meinem e-Niro ebenfalls. Überholvorgänge auf der Landstraße sind überhaupt kein Problem. Im Zweifel wechsle ich kurz in den Sportmodus, um die volle Leistung abrufen zu können und schon kann ich super gut und fix überholen. Dabei muss ich maximal aufpassen, dass ich darauf achte, nach dem Überholvorgang wieder vom "Strompedal" zu gehen, da ich sonst sehr schnell 130 km/h fahre. Funfact am Rande: Im Vergleich zu den Verbrennern scheinen die Hersteller von Elektrofahrzeugen die Höchstgeschwindigkeit immer zu gering anzugeben. Dies konnte mit schon einige Bekannte bei ihren Fahrzeugen bestätigen. Der e-Niro ist mit 167km/h Spitze angegeben. Ich habe auf freier Strecke ohne (negative oder positive) Steigung 179km/ erreicht. Das Einzige was noch schneller war, war die sinkende Akkustandsanzeige ;-)
Assistenzsysteme:
Mit diesen bin ich zufrieden. Der Abstandstempomat funktioniert tadellos, könnte aber manchmal etwas sanfter agieren. Im Zweifel ist es gut, dass er vehement eingreift, aber nicht immer ist für den Fahrer erkennbar warum. Kommt man z.B. von einem VW Modell, so sollte man den Abstandstempomaten in Zonen mit am Rand geparkten Fahrzeugen besser ausschalten. Ich war jedenfalls sehr überrascht als mein e-Niro für ein geparkten Auto bereits deutlich vorher stark bremste. Wenn man es einmal weiß, kann man darauf reagieren. Im Stau funktioniert der Stauassistent (ACC plus vereinfachte Anfahrt mit Pedal oder RES-Taste) sehr gut. Auch hier sind die Bremsvorgänge manchmal etwas härter als nötig, aber besser als umgekehrt.
Der Spurhalteassistent funktioniert ebenfalls gut. Auch in Baustellen erkennt das System die dann geltenden Markierung zuverlässig. Es ist aber eben nur ein Assistent und kein System, dass man zu jeder Zeit alleine arbeiten lassen sollte. Es neigt dazu eine wenig von links nach rechts zu "schwanken".
Alle weitern System, und das sind einige, funktionieren ohne Einschränkung sehr gut. Hier möchte ich den Querverkehrswarner besonders hervorheben. Er hat mir mindestens einen Ausparkunfall erspart. Ebenso gut ist der Totwinkelwarner.
Platzverhältnisse:
Hierbei kommt es ganz auf das Nutzungsszenario an. Wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin, sind alle zufrieden. Selbst meine Tochter, die dann hinter mir sitzt, ist mit den Platzverhältnisse zufrieden. Meine Frau bemängelt einzig, dass der Beifahrersitz nur in der Höhe, Neigung und in der Länge einstellbar ist, nicht aber über eine Lordosenstütze verfügt. Das ist bei den koreanischen Modellen (s.z.B. Hyundai i30) scheinbar so üblich. Der Fahrersitz hingegen ist super einstellbar. Nun verfüge ich über das Lederpaket, das ich genau aus diesen nun folgenden Gründen gewählt habe. Ich kann den Sitz elektrisch in Höhe, Länge, Sitzneigung, Lordosenhärte und Neigung einstellen. Um das nicht jedes Mal aufs Neue tun zu müssen, wenn meine Frau mal fährt, lassen sich 2 Sitzprofile einspeichern. Bei Bedarf wird der Sitz per Knopfdruck automatisch wieder in die gewünschte Position zurückgefahren. Ein solches Feature kennen ich sonst nur aus Mittelklassewagen. Der e-Niro ist hingegen ja ein Fahrzeug aus der Kompaktklasse. Das Lenkrad ist natürlich ebenfalls in Länge und Höhe verstellbar, wie es ja aber heute Standard ist. Insgesamt findet somit jeder Fahrer seine perfekte Sitzposition in dem e-Niro. Die Kopffreiheit ist ebenfalls sehr großzügig bemessen.
Ladevorgänge:
Der e-Niro ist mit einer maximalen Ladeleistung im Akku mit 100kW angegeben. Diese wird aber nicht ansatzweise erreicht. Ich habe als maximale Ladeleistung bisher 78kW beobachten können. Das ist für mich ausreichend, da ich somit den Akku in rund 30 Minuten von 20-80% geladen bekommen. Im Alltag sind das oftmals zwar eher 38 Minuten, aber gerade auf meinen langen Fahrten nach Schweden und zurück sind das willkommene Pausen gewesen.
An der heimischen Wallbox kann mein e-Niro (Modell 2020) mit 11kW laden. Daher empfehle ich jedem e-Niro Interessenten bei der der 64kwh Batterie die 500,-€ für das dreiphasige Laden zu investieren. 11kW Ladeleistung AC sind das Geld wert.
Infotainment:
Zwar hatte ich den e-Niro 2019 insgesamt 4 Tage getestet, jedoch hat mich mein e-Niro in gerade dieser Kategorie am meisten positiv überrascht. Das überarbeitete Infotainment-System mit dem 10,25" Display ist deutlich verbessert worden. Die Anbindung des Smartphones per Apple CarPlay oder Android Auto ist ja Standard. Die dabei erzielte Klangqualität jedoch nicht. Das verbaute JBL-Soundsystem ist bestimmt kein HiFi-Ersatz, aber sowohl bei klassischer Musik als auch bei basslästigen Stücken macht es seinen Job richtig gut. Auch Hörbücher sind sehr gut zur verstehen. Die Qualität der Radioübertragung hängt natürlich stark von der Signalstärke ab, kann sich aber vor allem bei den DAB Sendern hören lassen.
Die Menüstruktur des Infotainments ist aus meiner Sicht gut gelungen. Ich muss selten sehr viel tiefer als zwei Ebenen gehen, um die nötigen Einstellungen zu finden. Der dreigeteilte Home-Bildschirm, deren Infos sich einstellen lassen, ist besonders gut gelungen. So habe ich dort das Navi, die gerade benutzen Medien (Radio, CarPlay, Bluetooth) und die Akkuübersicht hinterlegt. Ein Druck auf das jeweilige Feld und es erscheint die Einzelansicht dieses Elements. Gut so! Der Bildschirm ist auf einer guten Höhe angebracht und nimmt den Blick nicht vollständig von der Straße. Kleinere Navigationsinfos können zudem im kleinen Bildschirm hinterm Lenkrad hinterlegt werden.
Das Navigationssystem verfügt über Live-Dienste, die mir bei den Staus bisher gute Dienste geleistet hat. Das System kann in einer Geschwindigkeit, Genauigkeit und der Berechnung von Alternativrouten nicht mit GoogleMaps mithalten, es hat aber den Vorteil, Ladesäulen bei Bedarf herauszusuchen und anzusteuern.
Hier aber ein kleines Manko: Die Online-Live-Dienste sind ab und zu mal "nicht verfügbar". Dann hilft manchmal leider nur ein Reset des Systems. Die Einstellung bleiben dabei erhalten, nervig ist es aber dennoch.
Effizienz:
Unlängst wurde der e-Niro für seine Effizienz gelobt. So hat der YouTube Kanal von nextmove erst letzte Woche den e-Niro im Vergleich mit anderen Modellen der Kompaktklasse genau dafür gelobt. Ich kann diesen Eindruck bestätigen. Die von Kia nach WLTP angegebene Reichweite von 455km erreiche ich im Alltag ebenfalls. Meine Reichweite auf der Autobahn ist mit 350km ebenfalls recht gut. Natürlich wird sich im Winter eine deutliche Verringerung einstellen, aber das geht jeder Antriebsart wohl so.
Die Rekuperation ist sehr gelungen. Ich fahre meistens auf Stufe 3, was bedeutet, dass mein e-Niro fast ausschließlich durch die Remuneration bremst. Es gibt die Möglichkeit die Stufen von 0 bis 3 plus einen Automatikmodus einzustellen. Somit sollte jeder seine besten Einstellung finden können. Die stufe 3 bremst nicht bis zum Stillstand herunter, sondern lässt den Wagen noch etwas kriechen. Der kompletten Stillstand muss man dennoch nicht mit dem Bremspedal erledigen, sondern kann dies auch mit der linken "Schaltwippe" am Lenkrad tun. Der Vorteil dabei: Bringt man den Wagen so zum Stillstand, rollte dieser nicht selbstständig wieder an. Bremst man ihn mit dem Bremspedal auf 0, so braucht man die Autohold Funktion, um ihn ohne Betätigung des Bremspedals im Stillstand zu belassen. Es sei aber erwähnt, das ein sanfte Betätigung des Bremspedals auch bedeutet, dass man rekuperiert. Erst eine starke Bremsung erfolgt über die mechanische Bremse. Hin und wieder sollte man das aber trotzdem tun, damit die Bremsscheiben nicht korrodieren.
Kosten:
Resultierend aus der Effizienz kann ich sagen, dass ich meinen e-Niro im Alltag mit 13,42€ für eine volle Akkuladung (0,2097€/kWh) betreiben kann. Bei Fahrten über die Autobahn kommen bedingt durch die Ladepreise (EnBW 0,39€/kWh) dann 24,96€ für eine Akkuladung zusammen. Ich empfinde dass aber als einen niedrigen Wert. Muss man jedoch im Ausland laden, können die Kosten massiv steigen, weil die Ladesäulen dort nicht subventioniert werden. Bei mir schwankten die Preise in Schweden und Dänemark zwischen 0,25€/kWh und 0,93€/kWh. Mein Tipp daher: Vorab informieren, welche Ladesäulen man besser meidet. Es gibt Apps, die unter den gewünschten Rahmenbedingungen dann die Reise mit entsprechenden Ladestopps planen.
Ich bin mir sicher, ganz viele kleine Aspekte vergessen zu haben. Aber wenn ihr Fragen dazu habt, schreibt mir einfach, ich versuche alles ehrlich und ohne rosarote Brille zu beantworten.
Ich bin jedenfalls wirklich zufrieden mit meinem e-Niro und haben den Kauf nicht bereut. Auch die lange Wartezeit hat sich am Ende auf Grund der höheren Förderung und des gelungenen Facelifts gelohnt.
Viele Grüße, flensem
Beste Antwort im Thema
Am 15.7.2020 habe ich meinen e-Niro bekommen und seit dem bin ich bereits 6000km gefahren. 4200km davon entfallen auf längeren Autobahnfahrten. So bin ich auch 1050km (pro strecke) am Stück Richtung Mittelschweden gefahren. Das bringt mich auch direkt zum ersten Punkt.
Langstreckentauglichkeit:
Ich habe vor dem Kauf des e-Niro oft gehört, dass die Elektroautos nur für Kurz- oder Mittelstrecken geeignet sind. Das kann ich guten Gewissens verneinen. Mein e-Niro hat eine Autobahnreichweite (max. 125 km/h) von 350km (ca. 18kWh/100km). Damit bin ich definitiv Langstreckentauglich. Die Sitze (Lederpaket) sind ebenfalls sehr gut dafür ausgelegt. Ich bin 1,96m lang und hatte keine Rückenschmerzen auf den langen Fahrten. Natürlich fehlt mir, wie in fast jedem Auto, eine ausreichende Beinauflage, aber dafür ist der e-Niro eines der ersten Fahrzeuge, in dem ich die Kopfstütze auch für mich Sitzriesen sehr gut einstellen kann. Darüber hinaus ist der Kofferraum mit 450 Litern ausreichend groß. Natürlich ersetzt er nicht die 600 Liter eines Kombis, aber für kurze Trips mit meiner Frau und den beiden Kindern reicht er aus. Für vollbepackte Reisen für 14 Tage oder mehr wird es aber eng. Da bleibt dann jedoch die Möglichkeit der Dachbox, die zwar den Energiebedarf erhöht, aber in unserem Fall das Ladevolumen auf knapp 900 Liter erhöhte.
Alltagstauglichkeit:
Hier spielt mein e-Niro seine Stärken voll aus. Mit im Alltag durchschnittlich knapp 14 kWh/100km Energiebedarf lässt sich der Wagen knapp eine Woche mit einer Ladung bewegen. Mein Arbeitsweg mit 18km/Strecke, die Fahrten zum Sport und zu anderen Terminen sind perfekt für ein Elektroauto. Dabei kommt mir wieder der ansprechend große Kofferraum zu gute. So viel Raum für dann wirklich geringe Kosten pro 100km ist unschlagbar.
Fahreigenschaften:
Elektrowagen typisch macht auch mein e-Niro enorm viel Freude bei der Beschleunigung. Selbst im ECO Modus hat er mit seinen 150 kW geht es richtig gut voran. Aber hier sei eine Warnung ausgesprochen. Wenn die Fahrbahn nass ist, sollte man mit der Verwendung des Sportmodus vorsichtig sein. Da der e-Niro nur einen Frontantrieb hat, sind die 395 NM Drehmoment zu viel, um sie auf die Straße zu bringen. Die Räder drehen dann ziemlich schnell und spürbar durch. Besonders beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve kann das gefährlich werden. Berücksichtigt man das jedoch, bekommt man ein Fahrgefühl, das niemals die Vermutung aufkommen lässt, dass der e-Niro immerhin rund 1,8t wiegt.
Insgesamt ist mein e-Niro sehr leise. Natürlich ist ein Elektrowagen nicht geräuschlos. Die Reifen sind je nach Fahrbahnbelag und Tempo der Fahrt schon deutlich zu hören. Stört mich das? Nein, denn es sind keine aufdringlichen oder nervigen Geräusche. Genau so verhält es sich mit den Windgeräuschen. Die Bauform des e-Niro bedingt eine größere Stirnfläche, weshalb auch mehr Luftverwirbelungen und co. auftreten. Es gibt also auch Windgeräusche. Vergleichen mit Verbrennern ähnlicher Baumform oder auch mit meinem letzten Golf VII Variant ist das Geräuschniveau sehr niedrig. Toll ist natürlich, dass die Geräusche beim Beschleunigen vollkommen entfallen.
Die Elastizität des Elektroantriebs überzeugt mich in meinem e-Niro ebenfalls. Überholvorgänge auf der Landstraße sind überhaupt kein Problem. Im Zweifel wechsle ich kurz in den Sportmodus, um die volle Leistung abrufen zu können und schon kann ich super gut und fix überholen. Dabei muss ich maximal aufpassen, dass ich darauf achte, nach dem Überholvorgang wieder vom "Strompedal" zu gehen, da ich sonst sehr schnell 130 km/h fahre. Funfact am Rande: Im Vergleich zu den Verbrennern scheinen die Hersteller von Elektrofahrzeugen die Höchstgeschwindigkeit immer zu gering anzugeben. Dies konnte mit schon einige Bekannte bei ihren Fahrzeugen bestätigen. Der e-Niro ist mit 167km/h Spitze angegeben. Ich habe auf freier Strecke ohne (negative oder positive) Steigung 179km/ erreicht. Das Einzige was noch schneller war, war die sinkende Akkustandsanzeige ;-)
Assistenzsysteme:
Mit diesen bin ich zufrieden. Der Abstandstempomat funktioniert tadellos, könnte aber manchmal etwas sanfter agieren. Im Zweifel ist es gut, dass er vehement eingreift, aber nicht immer ist für den Fahrer erkennbar warum. Kommt man z.B. von einem VW Modell, so sollte man den Abstandstempomaten in Zonen mit am Rand geparkten Fahrzeugen besser ausschalten. Ich war jedenfalls sehr überrascht als mein e-Niro für ein geparkten Auto bereits deutlich vorher stark bremste. Wenn man es einmal weiß, kann man darauf reagieren. Im Stau funktioniert der Stauassistent (ACC plus vereinfachte Anfahrt mit Pedal oder RES-Taste) sehr gut. Auch hier sind die Bremsvorgänge manchmal etwas härter als nötig, aber besser als umgekehrt.
Der Spurhalteassistent funktioniert ebenfalls gut. Auch in Baustellen erkennt das System die dann geltenden Markierung zuverlässig. Es ist aber eben nur ein Assistent und kein System, dass man zu jeder Zeit alleine arbeiten lassen sollte. Es neigt dazu eine wenig von links nach rechts zu "schwanken".
Alle weitern System, und das sind einige, funktionieren ohne Einschränkung sehr gut. Hier möchte ich den Querverkehrswarner besonders hervorheben. Er hat mir mindestens einen Ausparkunfall erspart. Ebenso gut ist der Totwinkelwarner.
Platzverhältnisse:
Hierbei kommt es ganz auf das Nutzungsszenario an. Wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin, sind alle zufrieden. Selbst meine Tochter, die dann hinter mir sitzt, ist mit den Platzverhältnisse zufrieden. Meine Frau bemängelt einzig, dass der Beifahrersitz nur in der Höhe, Neigung und in der Länge einstellbar ist, nicht aber über eine Lordosenstütze verfügt. Das ist bei den koreanischen Modellen (s.z.B. Hyundai i30) scheinbar so üblich. Der Fahrersitz hingegen ist super einstellbar. Nun verfüge ich über das Lederpaket, das ich genau aus diesen nun folgenden Gründen gewählt habe. Ich kann den Sitz elektrisch in Höhe, Länge, Sitzneigung, Lordosenhärte und Neigung einstellen. Um das nicht jedes Mal aufs Neue tun zu müssen, wenn meine Frau mal fährt, lassen sich 2 Sitzprofile einspeichern. Bei Bedarf wird der Sitz per Knopfdruck automatisch wieder in die gewünschte Position zurückgefahren. Ein solches Feature kennen ich sonst nur aus Mittelklassewagen. Der e-Niro ist hingegen ja ein Fahrzeug aus der Kompaktklasse. Das Lenkrad ist natürlich ebenfalls in Länge und Höhe verstellbar, wie es ja aber heute Standard ist. Insgesamt findet somit jeder Fahrer seine perfekte Sitzposition in dem e-Niro. Die Kopffreiheit ist ebenfalls sehr großzügig bemessen.
Ladevorgänge:
Der e-Niro ist mit einer maximalen Ladeleistung im Akku mit 100kW angegeben. Diese wird aber nicht ansatzweise erreicht. Ich habe als maximale Ladeleistung bisher 78kW beobachten können. Das ist für mich ausreichend, da ich somit den Akku in rund 30 Minuten von 20-80% geladen bekommen. Im Alltag sind das oftmals zwar eher 38 Minuten, aber gerade auf meinen langen Fahrten nach Schweden und zurück sind das willkommene Pausen gewesen.
An der heimischen Wallbox kann mein e-Niro (Modell 2020) mit 11kW laden. Daher empfehle ich jedem e-Niro Interessenten bei der der 64kwh Batterie die 500,-€ für das dreiphasige Laden zu investieren. 11kW Ladeleistung AC sind das Geld wert.
Infotainment:
Zwar hatte ich den e-Niro 2019 insgesamt 4 Tage getestet, jedoch hat mich mein e-Niro in gerade dieser Kategorie am meisten positiv überrascht. Das überarbeitete Infotainment-System mit dem 10,25" Display ist deutlich verbessert worden. Die Anbindung des Smartphones per Apple CarPlay oder Android Auto ist ja Standard. Die dabei erzielte Klangqualität jedoch nicht. Das verbaute JBL-Soundsystem ist bestimmt kein HiFi-Ersatz, aber sowohl bei klassischer Musik als auch bei basslästigen Stücken macht es seinen Job richtig gut. Auch Hörbücher sind sehr gut zur verstehen. Die Qualität der Radioübertragung hängt natürlich stark von der Signalstärke ab, kann sich aber vor allem bei den DAB Sendern hören lassen.
Die Menüstruktur des Infotainments ist aus meiner Sicht gut gelungen. Ich muss selten sehr viel tiefer als zwei Ebenen gehen, um die nötigen Einstellungen zu finden. Der dreigeteilte Home-Bildschirm, deren Infos sich einstellen lassen, ist besonders gut gelungen. So habe ich dort das Navi, die gerade benutzen Medien (Radio, CarPlay, Bluetooth) und die Akkuübersicht hinterlegt. Ein Druck auf das jeweilige Feld und es erscheint die Einzelansicht dieses Elements. Gut so! Der Bildschirm ist auf einer guten Höhe angebracht und nimmt den Blick nicht vollständig von der Straße. Kleinere Navigationsinfos können zudem im kleinen Bildschirm hinterm Lenkrad hinterlegt werden.
Das Navigationssystem verfügt über Live-Dienste, die mir bei den Staus bisher gute Dienste geleistet hat. Das System kann in einer Geschwindigkeit, Genauigkeit und der Berechnung von Alternativrouten nicht mit GoogleMaps mithalten, es hat aber den Vorteil, Ladesäulen bei Bedarf herauszusuchen und anzusteuern.
Hier aber ein kleines Manko: Die Online-Live-Dienste sind ab und zu mal "nicht verfügbar". Dann hilft manchmal leider nur ein Reset des Systems. Die Einstellung bleiben dabei erhalten, nervig ist es aber dennoch.
Effizienz:
Unlängst wurde der e-Niro für seine Effizienz gelobt. So hat der YouTube Kanal von nextmove erst letzte Woche den e-Niro im Vergleich mit anderen Modellen der Kompaktklasse genau dafür gelobt. Ich kann diesen Eindruck bestätigen. Die von Kia nach WLTP angegebene Reichweite von 455km erreiche ich im Alltag ebenfalls. Meine Reichweite auf der Autobahn ist mit 350km ebenfalls recht gut. Natürlich wird sich im Winter eine deutliche Verringerung einstellen, aber das geht jeder Antriebsart wohl so.
Die Rekuperation ist sehr gelungen. Ich fahre meistens auf Stufe 3, was bedeutet, dass mein e-Niro fast ausschließlich durch die Remuneration bremst. Es gibt die Möglichkeit die Stufen von 0 bis 3 plus einen Automatikmodus einzustellen. Somit sollte jeder seine besten Einstellung finden können. Die stufe 3 bremst nicht bis zum Stillstand herunter, sondern lässt den Wagen noch etwas kriechen. Der kompletten Stillstand muss man dennoch nicht mit dem Bremspedal erledigen, sondern kann dies auch mit der linken "Schaltwippe" am Lenkrad tun. Der Vorteil dabei: Bringt man den Wagen so zum Stillstand, rollte dieser nicht selbstständig wieder an. Bremst man ihn mit dem Bremspedal auf 0, so braucht man die Autohold Funktion, um ihn ohne Betätigung des Bremspedals im Stillstand zu belassen. Es sei aber erwähnt, das ein sanfte Betätigung des Bremspedals auch bedeutet, dass man rekuperiert. Erst eine starke Bremsung erfolgt über die mechanische Bremse. Hin und wieder sollte man das aber trotzdem tun, damit die Bremsscheiben nicht korrodieren.
Kosten:
Resultierend aus der Effizienz kann ich sagen, dass ich meinen e-Niro im Alltag mit 13,42€ für eine volle Akkuladung (0,2097€/kWh) betreiben kann. Bei Fahrten über die Autobahn kommen bedingt durch die Ladepreise (EnBW 0,39€/kWh) dann 24,96€ für eine Akkuladung zusammen. Ich empfinde dass aber als einen niedrigen Wert. Muss man jedoch im Ausland laden, können die Kosten massiv steigen, weil die Ladesäulen dort nicht subventioniert werden. Bei mir schwankten die Preise in Schweden und Dänemark zwischen 0,25€/kWh und 0,93€/kWh. Mein Tipp daher: Vorab informieren, welche Ladesäulen man besser meidet. Es gibt Apps, die unter den gewünschten Rahmenbedingungen dann die Reise mit entsprechenden Ladestopps planen.
Ich bin mir sicher, ganz viele kleine Aspekte vergessen zu haben. Aber wenn ihr Fragen dazu habt, schreibt mir einfach, ich versuche alles ehrlich und ohne rosarote Brille zu beantworten.
Ich bin jedenfalls wirklich zufrieden mit meinem e-Niro und haben den Kauf nicht bereut. Auch die lange Wartezeit hat sich am Ende auf Grund der höheren Förderung und des gelungenen Facelifts gelohnt.
Viele Grüße, flensem
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53 Antworten
Netter Bericht! Ich verstehe diese Reichweitenangst auch nicht. Mit Fahrzeugen wie dem e-Niro ist es bei manchen Fahrprofilen doch jetzt schon möglich, dass man nur ein Mal die Woche laden muss.
Entscheidender werden die Kosten für den Strom. Da hast du mit 21ct/kWh aber echt einen guten Tarif. Der durchschnittliche Strompreis in DE soll in diesem Jahr bei über 32ct/kWh liegen.
Ja, es liegt daran, dass ich einen Heizstromanschluss für meine Erdwärmepumpe habe. Ich hatte recherchiert, dass es sich bei E-Auto-Ladern ebenfalls um eine „unterbrechender Verbrauchseinrichtung“ (Energiewirtschaftsgesetz §14) handelt. Das habe ich bei meinen Netzbetreiber angefragt und bestätigt bekommen. Dort angeschlossen, zahle ich nun den vergünstigten Tarif des Wärmepumpen- bzw. Heizstroms.
Zitat:
@206driver schrieb am 11. September 2020 um 14:27:43 Uhr:
Ich verstehe diese Reichweitenangst auch nicht.
Und ich verstehe die mit diesem Begriff verbundene Polemik nicht.
P.S. ich fahre E und habe für alle Fälle noch einen Verbrenner (HEV) für Langstrecken die ich in meinem Rhythmus absolvieren möchte.
Mit Pausen von max 5 Minuten zum Tanken.
Danke.
Zitat:
@Chironer schrieb am 11. September 2020 um 18:12:06 Uhr:
Mit Pausen von max 5 Minuten zum Tanken.
Als würde es an Tankstellen niemals Warteschlangen geben.
Ich verstehe es so, dass sich jeder für seinen Antrieb bewusst entschieden hat. Mir tun die Pausen auf den langen Strecken z.B. nach Schweden sehr gut, andere nerven sie.
Ich habe alle Einschätzung spezieller Art in meinem Bericht daher immer in der ersten Person formuliert.
Damit sollte es hier auch gut sein. Mein Bericht soll ja nicht der nächste Thread der gegenseitigen Unterstellungen und Verärgerung werden.
Okay?
Danke für deinen ausführlichen und schönen Bericht!
Weiterhin gute Fahrt!
Zitat:
@206driver schrieb am 11. September 2020 um 19:21:56 Uhr:
Zitat:
@Chironer schrieb am 11. September 2020 um 18:12:06 Uhr:
Mit Pausen von max 5 Minuten zum Tanken.
Als würde es an Tankstellen niemals Warteschlangen geben.
Habe ich (BJ 1964) doch tatsächlich noch nicht erlebt.
Hmm...
Hallo,
Dann bist Du noch nicht viel herum gekommen.
Erst gestern Abend erlebt, eine Star Tankstelle in Hamburg. Die Autos standen sogar auf der Straße, weil sie nicht auf das Gelände kamen. Dabei war der Spritpreis nicht mal besonders günstig.
Auf Autobahnen sieht man sowas auch öfters, nicht dass es überlaufen wäre, aber das vielleicht noch einer vor einem steht, der dann noch rein gehen muss bezahlen, sich vielleicht noch einen Kaffee geben, oder ein Würstchen warm machen lässt und wenn es ganz schlecht läuft auch noch auf Toilette geht.
Aber ehrlich, wenn man auf Reisen keine Pausen macht, dann läuft sowieso etwas falsch im Leben.
Die Pausen an den deutschen Autobahnen sind meistens gerade dann interessant, wenn die Ladesäulen in der Nähe des normalen „WC Betriebs“ sind. Ich werde dann so oft angesprochen und befragt, dass die Halbe- bis Dreiviertelstunde sehr schnell vergeht. Mit etwas Glück habe ich es dann selbst zur Toilette geschafft.
Der Niro ist nicht mit 100 kW-Ladeleistung angegeben. Es ist angegeben, dass er an einer 100 kW-Säule seine maximale Ladeleistung erreichen kann.
Wie auch immer, meiner lädt maximal mit 78kW.
Zitat:
@Megitsune schrieb am 12. September 2020 um 11:19:29 Uhr:
Hallo,
Dann bist Du noch nicht viel herum gekommen.
Erst gestern Abend erlebt, eine Star Tankstelle in Hamburg. Die Autos standen sogar auf der Straße, weil sie nicht auf das Gelände kamen. Dabei war der Spritpreis nicht mal besonders günstig.
Auf Autobahnen sieht man sowas auch öfters, nicht dass es überlaufen wäre, aber das vielleicht noch einer vor einem steht, der dann noch rein gehen muss bezahlen, sich vielleicht noch einen Kaffee geben, oder ein Würstchen warm machen lässt und wenn es ganz schlecht läuft auch noch auf Toilette geht.
Aber ehrlich, wenn man auf Reisen keine Pausen macht, dann läuft sowieso etwas falsch im Leben.
Oh, eine Missionarin.
Belehre mich bitte!
Der obige Kommentar dürfte wohl so ziemlich überflüssig sein.
Hallo Chironer,
ich fürchte der Zug ist abgefahren .