Viele Studien sehen aus wie Glaskugeln, dieser Skoda funktioniert wie eine und zeigt die Zukunft. Wir fuhren das Mini-SUV und sagen, welche Visionen bald in Serie gehen.
Prag - Die Namensgebung täuscht: Das auf dem Genfer Autosalon geparkte Concept-Car Skoda Vision X war weniger eine Vision als eine Vorschau. Ein Zusammenschnitt von Trailern für verschiedene Aspekte der Marken-Zukunft, die bereits im nächsten Jahr beginnt. Und mehr beinhaltet als ein weiteres SUV-Derivat des VW-Konzerns. MOTOR-TALK fuhr den Prototypen. Und zeigt, welche Komponenten des futuristischen Erdgas-Hybriden in Serie gehen. Nahe Zukunft I: Das dritte SUV „Denk Dir das ganze Bling-Bling für die Messe weg und Du hast äußerlich das Serienmodell“, erklärt mir Design-Koordinator Peter Olah augenzwinkernd. Bling-Bling - darunter fällt fraglos der beleuchtete Kühlergrill aus böhmischem Kristallglas. Im Concept-Car begrüßt er den Fahrer mit einer Lightshow. Beim Vision X besteht der Großteil des Daches aus einer Glasfläche. Im Serienmodell ist ein optionales Panorma-Schiebedach wahrscheinlicher. Der angedeutete Unterfahrschutz besteht aus kratzempfindlichem Aluminium und wird wohl Plastik weichen. Was bleibt, ist ein 4,25 Meter langes und 1,81 Meter breites Offroad-Derivat mit kurzen Überhängen. Ein SUV für die Stadt als Alternative zum mehr als 25 Zentimeter kürzeren Fabia – mit mehr Ladevolumen (im Concept-Car rund 380 Liter), höherer Sitzposition und leichterem Einstieg. Das Skoda-SUV baut auf der MQB A0-Plattform für Kleinwagen des VW-Konzerns auf. Im Vision X bietet die Lenkung unnatürlich viel Widerstand und geringe Rückstellkräfte, das Fahrwerk gibt die leichten Rillen im Boden der Prager Messehalle fast ungefiltert weiter. Will heißen: So wird das Serienmodell garantiert nicht fahren. Bei der guten Rundumsicht bleibt es. A- und B-Säule gerieten erfreulich schmal, die vordere Kante der Motorhaube ist – anders als beim Seat Arona - für den Fahrer sichtbar. Nahe Zukunft II: Das Cockpit„Bei kurzen, steilen Hauben wirkt es so, als würde das Auto mit dem Cockpit enden“, kommentiert der Designer. Die grundsätzliche Innenraumgestaltung dürfte in die Serienproduktion finden, auch bei weiteren Skoda-Neuerscheinungen der nächsten Jahre. Das trifft auf den freistehenden Infotainment-Touchscreen und den darunter liegenden Knick zu, auf dem bei der Eingabe die Hand ruhen kann. Sportsitze im Stile der Vision X-Hocker dürften nicht geplant sein. Im Concept-Car sind herausnehmbare Rückenschoner in die Lehne integriert. Kann man anlegen, wenn mN auf einem der im Kofferraum verstauten E-Skateboards die letzte Meile entlangrollt. Also, theoretisch. In die Produktions-Praxis schaffen es diese Gimmicks nicht. Mögliche nahe Zukunft: Elektro-Hinterachse für den SuperbIm Vision X zog Skoda die Mittelkonsole durch den gesamten Innenraum. Darauf angebrachte Leuchten sollen zeigen, ob der Skoda gerade mit Front-, Heck- oder Allradantrieb unterwegs ist. Die Vorderachse treibt ein Verbrenner an, die Hinterachse ein E-Motor mit einem Drehmoment von 70 Newtonmeter. Auf der Testfahrt funktionierte die Lichtshow nicht. Macht nichts, die Konsole fliegt zur Serien sowieso raus. Sie macht einen Vorteil des Antriebskonzeptes zunichte: Allradantrieb ohne platzraubenden Mitteltunnel, der die Kardanwelle aufnehmen muss. Die Limo der oberen Mittelklasse wird als Plug-In-Hybrid erhältlich sein, der Vision X lädt die Batterie ausschließlich per Rekuperation. Zwei 48 Volt-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 1,5 Kilowattstunden sollen beim Concept-Car für rund zwei Kilometer reinen E-Betrieb reichen. Ein Skoda mit Stecker käme weiter. In Skodas Mini-SUV sind Voll- oder Plug-In Hybrid praktisch ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist eine Mild-Hybrid-Lösung mit einem Riemen-Startergenerator. Das Bauteil ersetzt die Lichtmaschine und kann den Motor ruckfreier und schneller anwerfen als ein herkömmlicher Anlasser. Damit kann der Verbrenner beim Segeln gänzlich ruhen. Mittelfristig: Bye, bye Bivalent Aktuell hat Skoda zwei CNG-Fahrzeuge im Programm: Den Octavia G-Tec mit einem gleichermaßen für Erdgas und Benzinbetrieb ausgelegten 1,4-Liter-Vierzylinder. Und den Up-Bruder Citigo g-tec mit einem 1,0-Liter-Dreizylinder. Der Kleinstwagen ist monovalent ausgelegt, schlürft nur beim Kaltstart bei tiefen Temperaturen und wenn der Erdgasvorrat erschöpft ist von seinem 10-Liter-Benzintank. Ist das Tankstellennetz in einigen Jahren dichter, könnten bivalente Varianten in Zukunft entfallen. Skoda G-Tec-Modelle wären dann mit nur noch auf Erdgas-Betrieb zugeschnittenen Motoren erhältlich. Weiterer Ausblick: Elektro und der Traum vom „echten“ Vision XDer erste elektrische Skoda soll Ende 2020 kommen. Bis 2025 wird mehr als ein Viertel des Angebots aus elektrifizierten Fahrzeugen bestehen. Dazu könnte ein „echter“ Vision X zählen – also ein Skoda, der tatsächlich Hybridantrieb aus monovalentem Erdgasmotor an der Vorder- und Elektromotor an der Hinterachse vereint, wie das Showcar. „Das ist ein bisschen unser Traum“, strahlt ein Projektmitarbeiter. |
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