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Top Ten: Ausgefallene Auto-Werbemaßnahmen - Die 10 interessantesten Werbeaktionen für Autos

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Ein SUV im Looping, eine Limousine auf der Skischanze, ein Roadster im All. Autohersteller lassen sich viel einfallen, um ihre Autos zu bewerben. Hier sind unsere Top Ten.

90 Tage hat es gedauert, bis die G-Klasse komplett eingegossen und ausgehärtet war. Mit Untergestell wiegt das Kunstwerk mehr als 50 Tonnen 90 Tage hat es gedauert, bis die G-Klasse komplett eingegossen und ausgehärtet war. Mit Untergestell wiegt das Kunstwerk mehr als 50 Tonnen Quelle: Daimler

Berlin - Über die Werbung wollen Autohersteller potenziellen Kunden die Vorzüge ihres Produkts näher bringen. Doch funktioniert Werbung weit über die Produktinformation hinaus. Unternehmen positionieren sich über ihre Anzeigen in der Gesellschaft und geben der Marke und ihren Modellen ein Image. Diese Positionierung kauft der Kunde mit. Von technisch-elegant bis selbstironisch und witzig.

Wir haben für Euch eine Auswahl aus interessanten, lustigen und manchmal atemberaubenden Werbeaktionen und -Anzeigen herausgesucht. Unsere Top Ten der Autowerbungen aus den vergangenen 132 Jahren.

1. „Vollständiger Ersatz für Wagen mit Pferden“

„Es glaubte in damaliger Zeit niemand, dass es jemals einem Menschen einfallen werde, statt des vornehmen Pferdefuhrwerks solch ein unzuverlässiges, armseliges, puffendes und ratterndes, eisernes Fahrzeug zu benutzen“ berichtete Carl Benz.

Die erste Promo-Aktion für den Motorenwagen führte die Ehefrau von Carl Benz durch. Sie testete das Gefährt 1887 öffentlich auf seine Langstreckentauglichkeit Die erste Promo-Aktion für den Motorenwagen führte die Ehefrau von Carl Benz durch. Sie testete das Gefährt 1887 öffentlich auf seine Langstreckentauglichkeit Quelle: Picture-Alliance Und deshalb musste er sein dreirädriges, höchst exotisches Gefährt auch besonders bewerben. Die erste öffentliche Probefahrt bestritt der deutsche Ingenieur mit dem Patent-Motorenwagen Nummer 1 im Juli 1886. Schwierige Anfangsjahre standen Benz bevor. Das Unverständnis und die Angst vor der neuen Technik mussten überwunden und die Akzeptanz in der Gesellschaft erst erkämpft werden.

Das dauerte. 1907 beispielsweise musste der Genfer Autosalon, damals noch „Automobile und Fahrradausstellung“ genannt, nach Zürich verlegt werden. Denn in Genf erachtete man die Gefahr für Fußgänger durch die Automobile für zu groß.

Carl Benz bewarb seinen offenen Zweisitzer daher schon viele Jahre zuvor mit Attributen wie „absolut gefahrlos“, „Keine besondere Bedienung“ oder „immer sogleich betriebsfähig“.

Um den ersten Langstreckentest seiner von einem 0,75 PS starken Einzylinder-Viertaktmotor angetriebenen Maschine kümmerte sich Frau Benz im Jahr 1887. Ohne Wissen ihres Ehemannes fuhr sie mit ihren zwei Kindern von Mannheim nach Pforzheim - insgesamt etwa 180 Kilometer hin und zurück. Sie wollte ihre Schwester besuchen und demonstrierte nebenbei der Öffentlichkeit die Zuverlässigkeit des "vollständigen Ersatzes für Wagen mit Pferden".

2. Der 100 CS Quattro auf der Skisprungschanze

Die Kälte setzte dem Rallye-Fahrer Harald Demuth beim Dreh zu. Minus 20 Grad zeigte das Thermometer am Drehort in Finnland Die Kälte setzte dem Rallye-Fahrer Harald Demuth beim Dreh zu. Minus 20 Grad zeigte das Thermometer am Drehort in Finnland Quelle: Audi via Youtube Kaipola, Finnland im Jahre 1986. Audi will seinen Allradantrieb, Handelsname Quattro, bewerben und schickt einen Audi 100 CS quattro auf eine Skisprungschanze nahe der finnischen Stadt Jämsa. Springen sollte der rote, 136 PS starke Audi nicht. Er sollte die schneebedeckte Schanze hinauffahren und kurz vor ihrem Ende stehenbleiben. Eine Demonstration deutscher Ingenieurskunst.

Die Pitkävuori-Schanze hat einen Steigungswinkel von 37,5 Grad. Das sind beachtliche 80 Prozent Steigung. Der aufsehenerregende TV-Spot gewann später bei den Werbefilmfestspielen in Cannes einen "Löwen". Am Steuer saß 1986 der Rallye-Fahrer Harald Demuth. Nach vier Drehtagen und 13 Fahrten war der Spot im Kasten. 2005 wiederholte Audi die spektakuläre Aktion mit einem A6 4.2 quattro.

3. Ein Roadster auf dem Weg zum Mars

Ein Milliardär, ein Raumfahrtunternehmen und eine Elektroauto-Firma. Das sind ganz spezielle Zutaten für ausgefallene Ideen. Wie man alle drei gleichzeitig medienwirksam in Szene setzen kann, zeigte SpaceX- und Tesla-Gründer Elon Musk Anfang dieses Jahres. Im Februar startete die größte private Rakete der Geschichte ins All. Mit an Bord: ein Tesla Roadster.

Mit der Aktion wurde Teslas zweiter Roadster weltbekannt. Kaufen kann man ihn voraussichtlich erst 2020 Mit der Aktion wurde Teslas zweiter Roadster weltbekannt. Kaufen kann man ihn voraussichtlich erst 2020 Quelle: Picture Alliance Streng genommen wurde das Elektroauto dabei nicht wirklich beworben. Ins All geschossen werden kann jedes Fahrzeug. Informationen über technische Raffinessen, Reichweite oder Daten zum Marktstart des Fahrzeugs gingen bei Aktion völlig unter. Mediale Aufmerksamkeit für sein Auto-Unternehmen und den Roadster gab es trotzdem.

Stimmen wurden danach laut, man solle die 1,5 Tonnen "Weltraumschrott" wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holen – ökologisches Bewusstsein, wie es Tesla für sich reklamiert, ende nicht an der Grenze zur Atmosphäre. Was immer man von der Promo-Aktion halten mag - nun ist ein Tesla Roadster unterwegs in den unendlichen Weiten. Guten Flug, kleiner Roadster.

4. Das Rhinozeros und der Kangoo

Wir schreiben das Jahr 1998. Die Jahrtausendwende steht kurz bevor. Haddaway und Dr. Alban kratzen die letzten Reste aus dem muskalischen Eurodance-Topf der Neunzigerjahre, ehe sie von TV-Castingbands aus der Dose abgelöst werden. Abgelöst wurde um diese Zeit ebenfalls bei Renault ein Modell. Nämlich der Rapid, für dessen Nachfolger - den Kangoo - sich die Medienfachleute bei Renault einen ganz besonderen Werbespot haben einfallen lassen.

Ob wegen oder trotz des Werbespots - der Renault Kangoo war (und ist) ein Erfolgsmodell Ob wegen oder trotz des Werbespots - der Renault Kangoo war (und ist) ein Erfolgsmodell Quelle: Renault via Youtube In dem nur knapp 17 Sekunden langen Werbeclip des Autobauers steht der Kangoo allein in der afrikanischen Savanne und weckt die Aufmerksamkeit eines liebesbedürftigen Rhinozeros. Nach kurzer Begutachtung des savannen-untypischen Gefährts testet das Tier den Wagen dann auf seine, sagen wir: "Geländegängigkeit". Ob dank oder trotz des Spots - das Auto kam gut an. Davon zeugen mehr als 2,2 Millionen abgesetzte Einheiten der ersten Generation des Hochdachkombis (bis 2008).

Der Kangoo dient dem französischen Autobauer danach häufiger für Werbespots, die zum Schmunzeln anregen. Ob zwei Bankräuber im Jahr 2000 beweisen, dass sich der Kangoo mit zweiter Schiebetür nicht als Fluchtfahrzeug eignet. Oder 2008 die TV-Familie Simpsons den Hochdachkombi auf seine Familientauglichkeit testet.

5. Das meistgeklaute Auto Amerikas

Was jeder haben will, muss interessant sein, dachte sich Volkswagen. 1979 war in den USA tatsächlich das meistgeklaute Auto der VW Golf I. Diese durchaus schmeichelnde Statistik wollte Volkswagen nicht ignorieren. Zusammen mit der Werbeagentur Doyle Dane Bernbach nutzte sie sie 1980 in einer Zeitschriften-Anzeige für den Werbeslogan "Das ist das meistgeklaute Auto Amerikas".

In nur 12,9 Sekunden auf Tempo 100. Vor knapp 39 Jahren konnte man damit noch werben In nur 12,9 Sekunden auf Tempo 100. Vor knapp 39 Jahren konnte man damit noch werben Quelle: VolkswagenAG Darunter sieht man das Bild eines roten Golf I. Das Set: ein klischeehaft typisiertes US-amerikanisches Ghetto. Ein Schurke lehnt lässig an der Beifahrertür, während der Mechaniker einer zwielichtigen Autowerkstatt die Kennzeichen abmontiert.

Im Werbetext unter dem Bild gibt sich Volkswagen sicher: Aus verschiedenen Gründen hätten "gewisse Herren wohl eine diebische Freude" an dem Fahrzeug. Denn der Golf I sei nicht nur besonders sparsam. Er brauche mit seinen 70 PS nur 12,9 Sekunden auf Tempo 100, "wenn's drauf ankommt".

Solche Statistiken nutzt der Wolfsburger Konzern gerne für seine Werbeanzeigen. Ebenfalls 1980 warb der Konzern mit der Werbeanzeige "Es gibt 141 Golf-Staaten", um auf den weltweiten Erfolg des Modells hinzuweisen. In Deutschland wurde der Golf I von 1974 bis 1983 gebaut. Insgesamt setzte Volkswagen 6,7 Millionen Exemplare ab.

6. Die „Mini Traffic Lights“

Für jede Ampelphase der richtige Mini. Diese Werbeanzeige hat mehrere Preise abgeräumt Für jede Ampelphase der richtige Mini. Diese Werbeanzeige hat mehrere Preise abgeräumt Quelle: http://theinspirationroom.com Ampeln zeigen kategorisch rot. Und eine grüne Welle bekommen immer nur die anderen. Das ist klar. Gerade in Großstädten verbringt so mancher Autofahrer im Berufsverkehr viel Zeit vor Verkehrslichtern. Das machte sich die Automarke Mini zu Nutze. Gemeinsam mit der österreichischen Werbefirma Demner, Merlicek & Bergmann riefen sie 2015 die Kampagne "Mini Traffic Lights" ins Leben.

An einer viel befahrenen Kreuzung in Wien schalteten sie eine Rolling-Boards-Werbung. Diese war mit der Ampelschaltung synchronisiert. Jedes Mal wenn die Ampel das Lichtsignal wechselte, wechselte das Werbeplakat auf dem Rolling-Board mit Aufschriften wie: "Es ist grün. Oder wie wir sagen: British Racing Green". Hinzu kamen noch "Blazing Red" und "Volcanic Orange". Die Wartenden konnten also zu jeder Ampelfarbe den dazu passenden Mini begutachten. Die Werbeaktion wurde international ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Epica-Award.

7. Ein Auto, das niemand braucht

Porsche bewirbt selbstbewusst seinen 911er, den wohl "keiner braucht" Porsche bewirbt selbstbewusst seinen 911er, den wohl "keiner braucht" Quelle: Picture-Alliance Arroganz? Eher Selbstbewusstsein. Porsche bewirbt 1976 das G-Modell seiner 911er Serie mit der Werbeanzeige: "Keiner braucht ihn, jeder möcht' ihn". Wahre Worte.

Das G-Modell erschien Mitte des Jahres 1973. Größter Unterschied zum Urmodell war die veränderte Stoßstange. Die Veränderung ging auf eine 1972 erlassene Vorschrift in den USA zurück. Stoßfänger durften demnach bis zu einer Geschwindigkeit von etwa 8 km/h beim Aufprall keine Beschädigungen am Fahrzeug aufweisen.

Mitte der Siebziger war der 911 als Coupé und Targa erhältlich - die Cabrio-Variante kam erst Anfang der Achtziger dazu.

Weil das Unternehmen mit seinen sportlichen Erfolgen und das G-Modell mit seiner unverkennbaren Form bereits 1976 den Legenden-Status innehatte, durften sich die Zuffenhausener erlauben, ihn so frech zu bewerben. Den Legenden-Status besitzt der Sportwagen bis heute. Auch, wenn Porsche längst vor allem vom SUV-Geschäft lebt. 1989 wurde das letzte G-Modell produziert.

8. Typisch Berlin. Elektro und Speed.

Schafft es ein Werbetreibender, Nutzer von sozialen Medien dazu zu bewegen, seine Werbebotschaft zu teilen, maximiert sich der Werbeeffekt. Deshalb suchen alle Werber nach den sogenannten "viralen Botschaften". Gelungen ist dies Audi mit einer Anzeige zum E-Tron Sportback anlässlich der Formel-E-Meisterschaft in Berlin 2017.

Kostenlose Werbung für den Ingolstädter Autobauer: Über die sozialen Medien wurden Fotos von Audis Werbeplakat tausendfach geteilt Kostenlose Werbung für den Ingolstädter Autobauer: Über die sozialen Medien wurden Fotos von Audis Werbeplakat tausendfach geteilt Quelle: Stephan Dörner / @Doener via Twitter An ausgewählten Orten hat der Ingolstädter Autokonzern zusammen mit der Werbeagentur Thjnk ein Plakat aufgehängt. Die Aufschrift: "Typisch Berlin. Elektro und Speed."

Eines hing an der Warschauer Brücke, wo die Berliner Clubszene für elektronische Musik angesiedelt ist. An diesem speziellen Ortes entstand eine vermutlich nicht unbeabsichtigte Doppeldeutigkeit. Denn neben vielen jungen Leuten in Partylaune auf dem Weg zu den Berliner Clubs stehen dort viele Drogendealer, die auf Kundschaft warten. Auch für das Aufputschmittel Speed. Die Berliner Clubszene feierte diesen Werbe-Clou von Audi und teilte Fotos der Werbeanzeige auf Twitter, Facebook und Instagramm tausendfach.

9. Ein SUV zieht seine Kreise

Im Vorfeld der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt 2015. Auf der Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad steht eine 19,08 Meter hohe Stahlkonstruktion. Es ist ein Looping. Die Abenddämmerung setzt ein und mit ihr das Grollen eines 180 PS starken 2,0-Liter-Turbo-Diesel. Der F-Pace - Jaguars erstes SUV.

Die Fahrt durch den 19,08 Meter hohen Looping wurde ins Guinness-Buch der Weltrekorde aufgenommen Die Fahrt durch den 19,08 Meter hohen Looping wurde ins Guinness-Buch der Weltrekorde aufgenommen Quelle: Picture-Alliance Innerhalb der F-Pace-Palette war er vor drei Jahren der Leichteste und Effizienteste. Rund 1.665 Kilogramm brachte das Fahrzeug auf die Waage, auch aufgrund der verwendeten Aluminium-Architektur. Diese war dem Jaguar XE und XF entliehen. Am Steuer saß Terry Grant. Die G-Kräfte die auf den Profi-Stuntman bei der Fahrt durch den Looping einwirkten, lagen laut Jaguar beim 6,5-Fachen der Erdbeschleunigung. Dem britischen Unternehmen nach: mehr als Astronauten im Space-Shuttle aushalten müssen.

Es ist bis heute der höchste von einem Auto durchfahrene Looping - an dessen Ende der Guinness-Weltrekord stand. Gut, auf dem Weg durch den täglichen Straßenverkehr kommt es selten vor, dass ein 19 Meter hoher Looping den Weg versperrt. Ändert aber nichts am Rekord.

10. "Stronger than time"

"Stronger than time" - Stärker als die Zeit. Die Mercedes stellte am 14. Januar 2018 auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit die neue G-Klasse (W464) erstmals vor. Und besann sich vor allem beim Design auf das Urmodell des Geländewagen-Klassikers.

90 Tage hat es gedauert bis die G-Klasse komplett eingegossen und ausgehärtet war. Mit Untergestell kommt das Kunstwerk auf ein Gewicht von mehr als 50 Tonnen 90 Tage hat es gedauert bis die G-Klasse komplett eingegossen und ausgehärtet war. Mit Untergestell kommt das Kunstwerk auf ein Gewicht von mehr als 50 Tonnen Quelle: Daimler In Anlehnung an den Kinofilm Jurassic Park (1993), in dem eine in Bernstein eingeschlossene Mücke die DNA zur Reproduktion der seit Jahrmillionen ausgestorbenen Dinosaurier lieferte, goss Mercedes ein G-Klasse-Modell (280 GE) aus dem Jahr 1979 ein. Natürlich nicht in Bernstein, sondern in ein optisch ähnliches Kunstharz. 44,4 Tonnen Material wurden dafür benötigt. Präsentiert wurde das massive Kunstwerk am Eingang zur Cobo Hall vor dem Messegelände.

Der Slogan "Stronger than time" klingt dabei nicht nur schön. Die G-Klasse ist in der Historie von Mercedes-Benz das am längsten gebaute Pkw-Modell. Die Geburtsstunde des Geländewagens liegt im Jahr 1972 mit dem Abschluss eines Kooperationsvertrags zwischen Daimler-Benz und dem österreichischen Firma Steyr-Daimler-Puch. Die Serienproduktion startete allerdings erst 1979. Seitdem sind mehr als 300.000 Gelände-Fahrzeuge produziert worden.

 

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