Altmodisch, bodenständig, hilfsbereit: Der Suzuki Jimny bleibt ganz der Alte. Ein Spezialist, der wenig kann, das aber gut. So soll es sein. Erste Fahrt im Jimny für 2018.
Frankfurt – Mein Mitfahrer ist unzufrieden mit dem Instruktor. „Vorsicht, Rehe!“, hat der gerade durchs Funkgerät gewarnt. Für Sascha sieht das eher nach Damwild aus. Und weil Sascha Förster und Jäger ist, weiß er: Das Reh ist nicht das Kind vom Hirsch. Und damit wäre auch bestätigt, was wir immer schon behauptet haben: Der Suzuki Jimny ist Försters Liebling. Auf welcher anderen Fahrveranstaltung trifft man schon den Chefredakteur eines Jagd-Magazins? Wobei: Eigentlich lieben alle den Jimny 4x4. Wäre er ein Mensch und es gäbe eine Umfrage, mit wem man am liebsten ein Bier trinken würde, der Suzuki Jimny würde weit vorne landen. Man würde ihn als ehrlich, bodenständig und hilfsbereit beschreiben. Suzuki Jimny 2018: Design wie die Mercedes G-Klasse Früher sah er aus wie ein zu klein geratener Jeep Wrangler, dann eher wie ein geschrumpfter Cherokee. In der neuesten Generation wirkt er wie eine Mercedes G-Klasse, der man den Stöpsel gezogen hat. Nur 3,65 Meter misst der Jimny in der Länge, inklusive Ersatzrad, das hinten auf der Hecktür sitzt. Von Stoßstange zu Stoßstange sind es 3,48 Meter. Mit 1,65 Metern bleibt er schön schlank, mit etwas mehr als 1.100 Kilo Gewicht auch. Gut für schmale Waldwege, Wirtschaftspfade oder andere diffizile Einsätze. Wie die letzten Meter bis zum Strand. Suzuki Jimny 4x4 mit Allradantrieb und Untersetzung 102 PS gönnt Suzuki dem Jimny in der neuen Generation, maximal 130 Newtonmeter liegen bei 4.000 Umdrehungen an. Ganz klar: Es ist ein Saugmotor, mit Saugrohreinspritzung, die strenge Abgasnorm Euro 6d-Temp schafft er ohne Ottopartikelfilter. Die Kraft baut sich früh genug auf, um den Kleinen überall hochzuschieben. Wichtiger noch: Der 1,5-Liter-Benziner hängt gut am Gas und lässt sich tadellos dosieren. Die Schaltwege sind lang, aber die Gänge rasten präzise ein. Suzuki hat die Teststrecke zu vorsichtig gewählt. Weder für den Jimny noch für den Fahrer lauern hier Herausforderungen. Das Gelände ist trocken, die Wasserdurchfahrten sind kein Thema. 21 Zentimeter Bodenfreiheit reichen für die tiefen Fahrspuren. Zur Not fährt man versetzt. Weder vorne noch hinten drohen wir anzuecken, Böschungswinkel von 37 und 48 Grad lassen viel Luft zwischen Stoßstange und Untergrund. Wir hätten ihn gerne durch härteres Gelände geprügelt. Starrachsen wie im Lkw im Suzuki Jimny für 2018 Wer es auf der Landstraße nicht zu sehr krachen lässt, kommt ebenfalls gut klar. Wer es krachen lässt, nicht so. Schwammig die Lenkung, schwankend der Aufbau, eine präzise Linie findet man weit und breit nicht. Pkwfahren fühlt sich anders an. Macht nichts. Das muss der Jimny nicht können. Genauso wenig wie Autobahn. Satte 145 km/h sind machbar, heißt es. Bei 120 fährt der kleine Kasten nur noch grob geradeaus. Außerdem liegen dann schon 3.500 Umdrehungen an und er röhrt ganz ordentlich. Genauso beim kräftigen Durchbeschleunigen. Lieber lässt man sich bei niedrigen Drehzahlen treiben. Dann bleibt der Vierzylinder schön leise. Der Verbrauch sieht auf dem Papier schlecht aus. 6,8 Liter sind es mit Fünfgang-Handschaltung laut Datenblatt. Wer die optionale Viergang-Automatik bevorzugt, braucht 7,5 Liter laut Norm. Angesichts von Gewicht und Leistung beschämende Werte. Aber, die erste Testfahrt legt nahe: Man kann sie im echten Leben erreichen oder unterbieten. Jimny in der Stadt: Kleiner Wendekreis, weiche Lenkung Genug für erlegtes Damwild. Die Rückseiten der Lehnen sind aus Hartplastik und prima abwaschbar. Das Cockpit ebenfalls. Das ist auch was für Nostalgiker, es erinnert an die 90er. Man verzeiht dem Jimny das. Softtouch, Materialqualität und Innenraumdesign können viele. Der Jimny kann wenig. Er ist ein Spezialist und das ist genau richtig so. Seine vergleichsweise primitive Technik ist beinahe einzigartig. Nur der Lada 4x4 ist bis jetzt noch mehr von gestern. Laut meinem Mitfahrer Sascha auch so ein Liebling von Förstern und Jägern. Seine Hoffnung auf einen Preis um die 15.000 Euro enttäuscht Suzuki allerdings jäh. Der Jimny kostet mit dem 1,5-Liter-Benziner ab 17.915 Euro. Serienmäßig gibt es eine Klimaanlage, Digitalradio mit Bluetooth, elektrische Fensterheber vorn, Tempomat, Sitzheizung, Funkzentralverriegelung, elektrische Außenspiegel, Lichtsensor und Nebelscheinwerfer. Nicht gerade wenig Geld für insgesamt wenig Auto. Technische Daten Suzuki Jimny 1.5L 4WD Allgrip
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