Unter den potenten Sportlern ist der Nissan GT-R vielleicht der wildeste, der preiswerteste. Aber nicht der absolut schnellste. Das soll sich zum Modellwechsel ändern.
Goodwood – Aktuell liegt die Faszination in der Relation: Das Basismodell des Nissan GT-R ist mit 570 PS beinahe so stark wie ein Porsche 911 Turbo S – kostet aber nackt nur rund halb so viel (ab 99.900 Euro). Die auf den Rennstreckeneinsatz zugeschnittene Nismo-Version wiegt mindestens stolze 1.800 Kilogramm, doch die Nordschleifen-Zeiten (7:08 Minuten, gemessen im Vor-Facelift) liegen in vertretbarem Abstand zu leichteren und stärkeren Rekordhaltern. Zum Modellwechsel wird die Herangehensweise absolut: In der R36-Generation soll der GT-R zum schnellsten Supersportwagen der Welt werden. Das jedenfalls kündigte Nissans Design-Boss Alfonso Albaisa beim Goodwood Festival of Speed gegenüber dem britischen Medium Autocar an. Er spricht nicht von bloßen PS-Rekorden oder reinen Sprintwerten. „It has to own the track“ – die Rennstrecke müsse dem stärksten Nissan-Modell gehören. Hybrid-Antrieb denkbarQuelle: Nissan Ohne Leistungssteigerung wird man die aktuellen Bestzeithalter von Nordschleife bis Laguna Seca nicht jagen können. Der Weg dürfte über ein Hybrid-Konzept führen. Das Gerücht kursiert schon länger. 2013 sprach Nissans damaliger Vize-Chef Andy Palmer erstmals von Strom im GT-R, bald darauf wollten viele im LMP1-Prototypen der Japaner einen Vorboten des Hybrid-GT-R sehen. Im letztlich erfolglosen Rennfahrzeug mit Frontantrieb sorgten ein 3,0-Liter-Biturbo und die E-Einheit für eine Systemleistung von rund 1.200 PS. Unrealistisch im Serienfahrzeug? Nun ja, unlängst präsentierte Toyota mit der Studie Gazoo GR Super Sport einen Le Mans-Prototypen für die Straße, Aston Martin plant mit dem Valkyrie vergleichbares. Mercedes hat das Hypercar Project One für 2019 angekündigt. All zu schnell wird Nissan wohl kein produktionsnahes Conept-Car des GT-R R36 zeigen. „Aktuell sind die technischen Ingenieure gefordert“, erklärte Albaisa. Die Designer würden ihren Job machen, wenn die Zeit käme, um aus dem GT-R ein optisch wirklich spezielles Auto zu machen. „Da sind wir aber noch lange nicht“. Der bei Italdesign in Kleinserie gefertigte GTR-50 zum 50. Jubiläum sei jedenfalls kein echter Ausblick auf die nächste Generation. Ein Sportwagen wie ein ZiegelsteinQuelle: Nissan Doch die Form dieser etwas geduckten Variante eines R35-Modells trifft wohl noch eher zu als die vor vier Jahren präsentierte Studie Concept 2020. Die ist sogar fahrbereit - allerdings läuft das Concept 2020 nur im Computerspiel Gran Turismo. Doch der Chef-Designer möchte das Nissan Top-Modell nicht all zu schnittig sehen. „Der GT-R ist ein Tier. Er soll weiterhin imposant und exzessiv wirken.“ Heißt für Albaisa: „Das Auto ist der schnellste Ziegelstein der Welt.“ Auf Spoilerwerk will er möglichst verzichten. Der GT-R müsse eben weiterhin die Träume der Fan-Gemeinde widerspiegeln, die würden ihn als schnellstes Auto der Welt sehen wollen. Mögliches Gegenargument zur These des Designers: Vor allem wollen GT-R-Anhänger diesen Sportler irgendwann in der eigenen Garage sehen - zum bloßen hinterher-schmachten dienen andere Supersportler. Hebt der nächste GT-R preislich eben so ab wie die feine Ware (die er ja schlagen soll), werden sich Käuferstruktur und Fan-Kultur ändern. Doch die Preisgestaltung ist ungewiss - und noch Zukunftsmusik. In diesem Jahrzehnt wird es beim derzeitigen Entwicklungsstand für das R36-Debüt wohl knapp. |