Mercedes A 200 (W177) im Test: Alltagstest, Preis, Ausstattung
Kompaktklasse zum Mittelklasse-Preis
Neue Assistenztechnik, Hightech-Infotainment und feine Werkstoffe heben die A-Klasse fast auf Mittelklasseniveau - zu ähnlichen Preisen. Der kleine Benz im Alltagstest.
- Die A-Klasse wird größer als der Vorgänger
- Modernes, extrem umfangreiches Infotainment
- Assistenten aus der Oberklasse
- Hoher Basispreis, teure Extras
Berlin – Erst sollte sie jung sein, jetzt soll sie reifer und größer werden. Mit der vierten Generation der A-Klasse rückt Mercedes etwas ab vom radikalen Vorgänger. Der zielte vor allem auf jüngere Autokäufer und scherte sich wenig um praktische Qualitäten oder zu viel Komfort.
Die Baureihe W177 wächst innen und außen, wird komfortabler und soll mit vielen Assistenten neue Standards in der Kompaktklasse setzen. Beim Infotainment wird die Mercedes A-Klasse sogar zum Vorreiter. In ihr kommt erstmals das neue MBUX-System zum Einsatz. Wir testeten den A 200 mit dem neuen 1,33-Liter-Benziner aus der Kooperation mit Renault zwei Wochen im Alltag.
Karosserie | Platzangebot | Abmessungen
Um satte 12 Zentimeter überragt die A-Klasse den Vorgänger W176 in der Länge, beim Radstand trennen sie 3 Zentimeter. Logisch, dass man das merkt. Zu den größten Kompakten zählt die A-Klasse trotzdem nicht, doch das Platzangebot auf der Rückbank geht in Ordnung. Damit Großgewachsene sich nicht den Kopf stoßen, bringt Mercedes die Sitzbank recht tief an. Dadurch liegen die Oberschenkel nicht ganz auf. Schön: Die Füße passen selbst dann unter den Vordersitz, wenn der in der tiefsten Position steht.Gepäck muss man nicht allzu hoch heben, um es in den Kofferraum zu bekommen. 370 bis 1.210 Liter passen hinein, rund 30 bzw. 50 Liter mehr - und zumindest bei voller Bestuhlung auf Golf-Niveau. Der misst allerdings fast 20 Zentimeter weniger. Die Rückbank lässt sich in drei Teilen flachlegen (40:20:40), komplett eben wird der Laderaum jedoch nicht. Immerhin stört mittels doppelten Bodens keine Stufe. Darunter blieb im Testwagen jedoch kaum Platz, weil Mercedes hier Verstärker und Tieftöner der Burmester-Anlage unterbringt. Wer darauf verzichten kann, spart fast 800 Euro und gewinnt Platz.
Innenraum | Verarbeitung | Materialien
Ungern würden wir auf das Lederpaket verzichten. Dummerweise kosten die feinen Häute in Macchiatobeige und Schwarz rund 1.700 Euro und erfordern weitere Extras. In unserem Fall war es die Ausstattung „Progressive“ für fast 1.900 Euro. Zusammen mit dem in schwarzem Kunstleder bezogenen Armaturenbrett mit Ziernähten und Holzdekor macht das was her. Auch die Lüftungsdüsen wirken mit feinem Klicken und satinierter Oberfläche edel. Der Kompakte hat sie aus dem E-Coupé geerbt, und das merkt man.Viele Elemente, die baureihenübergreifend eingesetzt werden, hat Mercedes für die A-Klasse geändert. Fensterheber, Klimaanlagen-Bedienung, die Knöpfe der Mittelkonsole. Sogar an der kleinen Rolle für die Lautstärkeregelung wurde gearbeitet. Sie klickt jetzt feiner und rastet präziser. Fast alles fühlt sich nobler an als zuvor. Womit die A-Klasse in Details derzeit edler wirkt als C- oder E-Klasse.
Die Form von Blinker- und Automatikhebel fanden wir nicht besonders elegant, das schwarz lackierte Zierteil um die Lüftungsdüsen auch nicht. Das setzt Mercedes auch am Mitteltunnel ein. Beim Testwagen sah es noch gut aus, wir befürchten Kratzergefahr im Alltag.
Infotainment | Radio | Bedienung
MBUX nennt Mercedes den jüngsten Infotainmentstandard. Das steht für „Mercedes-Benz User Experience“ – und ist tatsächlich eine Erfahrung wert. Komplette „Themenwelten“ Infotainment, Instrumententräger und Lichtstimmung lassen sich öffnen. Spielereien, die wir im Alltag kaum genutzt haben. Kern des Systems ist die Sprachsteuerung - neben der künstlichen Intelligenz, die aus Gewohnheiten des Fahrers lernen soll.Per „Hey, Mercedes“ aktiviert, versteht sie „natürliche Sprache“. Das funktioniert recht gut, wenn die gewünschte Funktion per Sprache steuerbar ist. Die Klimaanlage etwa lässt sich regeln, indem man sagt „hey, Mercedes, mach mal wärmer!“ Oder: „Jetzt ist es zu warm“. „Mach die Lüftung aus!“ deaktiviert die Lüftung. Der Befehl „Öffne das Schiebedach“, öffnet das Schiebedach jedoch nicht, nur die Jalousie davor.
Aus Sicherheitsgründen lassen sich auch die Fenster nicht auf Zuruf öffnen. Aber Naviziele, Radiosender, Telefongespräche – all das kann man sprachlich steuern. Einiges muss die A-Klasse aber noch lernen. Nach Infos über die Verkehrssituation auf einer Strecke fragten wir beispielsweise vergeblich. Mercedes verspricht, dass das System dazulernt.
Wer ungern mit seinem Auto redet, kann es wie gehabt über Touchflächen am Lenkrad oder ein optionales Touchpad auf der Mittelkonsole bedienen. So präzise wie den guten, alten Knöpfen oder dem Dreh-Drück-Steller funktioniert das nicht. Toll hingegen: Unsere A-Klasse zeigte Navigationshinweise direkt auf dem Kamerabild im Infotainment-Display an, also „Augmented Reality“.
Assistenzsysteme | Sicherheit
Mehr Assistenz bekommt man nirgends in der Kompaktklasse. Mercedes packt fast alles in die A-Klasse, das es auch in S- und E-Klasse gibt. Einzige Ausnahme: ferngesteuertes Parken. Wer jedoch im Auto sitzen bleibt, muss nicht viel tun, um in Lücken zu kommen. Jedenfalls, wenn das Parkpaket eingebaut ist (ab 800 Euro).Auf Autobahn und Landstraße hält die A-Klasse die Spur, den Abstand zum Vordermann, das Tempolimit ein und bremst vor Kurven, Kreuzungen oder Kreisverkehren von allein ab. Im Autobahnstau braucht die A-Klasse kaum noch Aufsicht. Erst nach Standzeiten von mehr als 30 Sekunden muss man wieder Gas geben.
All das funktioniert genauso gut wie in den größeren Modellen. Die meisten Tempolimits werden erkannt, die Lenkeingriffe bleiben unauffällig, per Blinkertipp wechselt die A-Klasse auf der Autobahn allein die Fahrbahn, meistens bremst die Distronic rechtzeitig und sanft. Besser macht das aktuell niemand, in der Kompaktklasse schon gar nicht.
Fast 1.800 Euro verlangt Mercedes fürs „Fahrassistenz-Paket“. Serienmäßig gibt es immerhin den aktiven Bremsassistenten, den Spurhalter und eine Tempolimitwarnung. Schönes Extra in unserem Testwagen: Wer nach dem Parken unvorsichtig die Tür aufreißt, wird durch rot aufleuchtende LED-Leisten vor Radfahrern gewarnt.
Motor | Getriebe | Fahrleistungen
Im A 200 arbeitet der neue Vierzylinder-Benziner aus der Kooperation mit Renault mit 1.332 Kubikzentimeter Hubraum. Seine 250 Newtonmeter Drehmoment und 163 PS reichen, um den knapp 1,4 Tonnen schweren A 200 zügig nach vorne zu schieben. Doch ihm fehlen Manieren. Er klingt schon bei mittleren Drehzahlen rau und angestrengt.Außerdem harmoniert er nicht immer ideal mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Beim Anfahren schickt es zu viel Moment an die Vorderräder, mitunter jongliert das Getriebe unschlüssig die Gänge. Beim Kick-down orgelt der Motor kurz hoch, bevor der Vortrieb einsetzt. So richtig überzeugen konnte dieser Antriebsstrang nicht.
Der Verbrauch geht in Ordnung. Im Pendelverkehr durch die Stadt und über die Autobahn kamen wir mit etwas weniger als 6 Litern hin. Auf der Kurzstrecke durch die Stadt steht meistens eine 7 vor dem Komma. Auf der Autobahn lassen sich bei moderaten Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h ähnliche Werte erzielen.
Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten
Die Baureihe W176 war bekannt für ihr straffes Fahrwerk und Agilität. Zum Facelift wurde das Fahrwerk komfortabler, agil blieb die A-Klasse. Der Nachfolger gibt einiges der fröhlichen Wendigkeit auf. W177 geht neutraler durch die Kurven, das Heck lässt sich schwerer zum Mitspielen überreden. Gut ist die Balance trotzdem, neutral und präzise, aber ohne großen Spaßfaktor schneidet der A 200 durch Kurven.
Wirklich komfortabler als der Vorgänger wirkt die Test-A-Klasse nicht. Was am verbauten Fahrwerk mit 15 Millimetern Tieferlegung liegen dürfte. Das nennt sich zwar „Komfortfahrwerk“, Mercedes stimmt es jedoch sportlicher ab als das serienmäßige Fahrwerk. Kurze, harte Stöße reicht die A-Klasse so recht ungefiltert weiter. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird es besser, auf langen Autobahnetappen richtig gut.
Ausstattung | Preis | Kosten
Die Preise sind wie immer bei Mercedes. Nur schlimmer. Unsere Test-A-Klasse kostet in der Basis schon üppige 30.230 Euro. Ein Golf mit 1,5-Liter-Benziner in der Ausstattung Comfortline startet bei 24.675 Euro. Richtig blass wird man erst beim Blick auf den End-Listenpreis des Testwagens: 56.710 Euro stehen da.Das liegt an einigen ziemlich teuren Extras. Da sind zunächst das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe für gut 2.000 Euro und die Ausstattung Progressive Line für 1.900 Euro. Außerdem das „Navigation Premium Paket“ für gut 3.000 Euro. Das umfasst zwei 10,25-Zoll-Displays, die komplette MBUX-Funktionalität, Touchpad und die Verkehrszeichenerkennung. Augmented Reality (300 Euro) kostet extra. Wir hatten die feinen Multibeam-LEDs an Bord (1.500 Euro), das erstklassige Head-up-Display (1.200 Euro), das Fahrassistenzpaket (1.800 Euro) und das Lederpaket (1.700 Euro). Dazu weitere „Kleinigkeiten“ wie das Panoramadach (1.100 Euro) oder die Sitzklimatisierung (1.100 Euro).
Das braucht man längst nicht alles. Wer sich zurückhält und nur die nötigsten Features aus Assistenz und Infotainment ordert, kommt auf einen Endpreis von gut 40.000 Euro. Dann wirkt das Auto allerdings trist. Das Stylepaket für fast 1.300 Euro wertet die A-Klasse mit Stoff-/Kunstledersitzen und Chromringen für die Lüftungsdüsen auf. Mit der Progressive Line und dem Lederpaket kommt Glanz ins Auto. Wir schafften eine standesgemäße Konfiguration für etwas mehr als 45.000 Euro.
Fazit: Kompaktklasse zum Mittelklasse-Preis
Mercedes macht mit der A-Klasse einen Sprung, den andere Kompakte erstmal aufholen müssen. Das Infotainment setzt Standards, teilautonomes Fahren beherrscht sie wie sonst niemand in der Kompaktklasse. Dazu lässt sich Luxus ins Auto bringen, den nur aus höheren Klassen kennt. Toll – bis man den Preis sieht.Selbst ohne überbordende Extras wird die A-Klasse teurer als die Konkurrenz von Audi oder BMW. Zumal: Wir würden aufgrund des unbefriedigenden Antriebsstrangs im A 200 zum A 220 mit 2,0-Liter-Vierzylinder raten. Der kostet noch mehr, doch dann wird die neue A-Klasse ein begehrenswertes Auto. Und beinahe eine Alternative zur Mittelklasse. Vorausgesetzt, der Platz reicht aus.
Technische Daten Mercedes A 200 7G-DCT
- Motor: 1,33-Liter-Vierzylinder, Turbo
- Leistung max.: 163 PS (120 kW) b. 5.500 U/min
- Drehmoment: 250 Nm b. 1.620 U/min
- Antrieb: 7-Gang-Doppelkupplung, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 8,0 s
- Geschwindigkeit: 225 km/h
- Verbrauch: 5,6-5,2 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 128-120 g/km
- Testverbrauch: 6,7 l/100 km
- Länge: 4,419 m
- Breite: 1,796 m
- Höhe: 1,440 m
- Radstand: 2,729 m
- Leergewicht: 1.375 kg
- Kofferraum: 370-1.210 l
- Listenpreis A200: ab 30.232 Euro
- Preis des Testwagens: 56.710 Euro
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57.000 € für einen 1.33 Liter Renault Motor.
Mercedes lässt sich das aber gut bezahlen. 😊
*psst der Otto normal Käufer weiss ja nicht was unter der Haube steckt
Der Otto-Normalkäufer zahl seinen 20.000€ Huyndai oder Kia ab.
Ich fand die A-Klasse ja auch sehr schick bei erscheinen.
Aber solche Preise sehe ich einfach nicht ein für dieses Auto zu bezahlen.
Bin ihn schon gefahren, sieht innen wie aussen sehr schick aus aber diese knarzgeräusche bei temperaturänderungen sind schlimm bei fast jeder fahrzeugbewegung knirzt irgendwas
Ne. Das drum herum gibt es ja auch noch dazu 🙄
Das Fahrzeug besteht nicht nur aus einem Motor....
Ich durfte das Fahrzeug gestern in Kroatien bei 36 Grad fahren. Absolut top, keine Knarzgeräusche und die Anzeigen konnte man mühelos ablesen.
Heftig dieser "optimistische" Preis! 😱
(Das reicht locker für einen MX-5 als Spaßauto und für einen Kompakten.)
Von hinten könnte es ein zusammendrückter, alter Q5 sein, die Fahrtrichtungsanzeiger vorne erinnern an den E90, von innen haben se beim Citroen Cactus gemeckert, wie das Display aussieht.
Aber im Sinne des Geltungskonsums werden die Dinger schon gehen.
Solange man glaubt, was besonderes zu erleben/ zu besitzen, ist die Öffnungsrate der Geldbörsen grenzenlos.
Wenig Auto für's Geld. Aber gerade das macht bei den Käufern ja den Reiz aus.
Dat Dingen is teuer, also mut et dat Beste sein.
Das ist einfach zu verstehen. Und genau so einfach ticken die Leude...
Also allet richtig gemacht, Benz...
Wenn man sich die ausführlichen Tests von Ausfahrt.tv und fuenkommasechs anschaut, macht sich schon große Begeisterung breit. Andererseits ist der Preis extrem abschreckend.
..das ist die 1.A-KLASSE die mir ja mal so richtig gefällt !!!
ok. der Preis ist schon ne Ansage, gut 5000,-Euro teurer als ein vwGOLF,
aber für mich käme sowieso nur der A250 mit 2L.Turbo oder gar nur der echte AMG in Frage,
aber wie gesagt,TECHNISCH..OPTISCH..und auch der INNENRAUM..NOTE 1+ ..besser als C-Klasse ! 😉
Ein Glück dass es keine Inflation im Euroraum gibt!
Ich finde die A-Klasse echt gelungen. Tolle Technik, schicke Optik, Aber bei den Preisen steige ich auch aus. Die hier angegebenen 40-45.000€ für ein ordentlichen A200 kommen hin. Das ist ziemlich viel Geld für einen Kompaktwagen.
Besonders störend: Oft beschweren sich Leute über zu teure Testwagen mit Vollausstattung. In den hier erwähnten 40.000€ ist nicht viel drin.
Habe das mal gebastelt
A200, Style, Automatik, Fahrassistenz, LED, Automatik und ein paar Kleinigkeiten. Da ist noch nicht viel des Premiumkrams drin, den die Konkurrenz nicht hätte. Der Preisunterschied zur Konkurrenz ist da wirklich erheblich.