Thu Dec 08 18:50:36 CET 2016 | Trottel2011 | Kommentare (10) | Stichworte: Inkontinenz, Iron Lady, Jaguar, kühlwasser, V12, wasserpumpe, X27, XJS, XJ-S
Hallo Motor-Talker!
Verkrustet und verrostetVor 2 Jahren hatte ich einst alle Kühlerschläuche an der alten Lady erneuert. Daran kann ich mich gut erinnern, schliesslich habe ich geflucht und wieder geflucht! Ein guter Rat von den XJ-S Göttern war Tiere aus der Garage zu vertreiben, genügend Alkohol griffbereit zu haben und zu guter Letzt viel Geduld haben. Das brachte etwas aber dann war ein Problem vorhanden: das neue Kühlwasser hat, trotz mehreren Spülvorgängen mit klarem Wasser und dem richtigen Kühlwassermix, angefangen auszukristalisieren.
Wir kommen der Pumpe schon mal näherSchöne Sauerei! Als ich einst die Wasserpumpe von der Front des V12 abgebaut hatte, kamen mir Klümpchen entgegen - toll! Alle Schläuche waren voll mit dem Mist. Das heisst es ist überall... Im Motor, in der Heizung und im Wasserkühler. Einfach überall. Also muss da rangegangen werden.
Vollgesifft und mit SchmodderDie Rückläufe, die aussen am Motorblock sitzen, sind zum 2. Mal glasperlengestrahlt worden. Innen wie aussen blitzen sie wie neu. Die Edelstahlrohre sind selbstverständlich innen sauber geblieben. Etwas Anderes hätte mich gewundert. Aber die Thermostatdeckel sind im grundegenommen wegerrodiert und müssen neubeschafft werden. Das Kühlwasser hat die Oberfläche so stark angegriffen, dass es aussen weggegammelt ist. Somit benötigt die alte Lady 2 neue (gebrauchte) Thermostatdeckel und Thermostate.
Neu vs. altDie Wasserpumpe hat es recht gut überstanden. Die Spuren sind zwar erkennbar, aber nur aussen. Dennoch muss auch die Kühlwasserpumpe erneuert werden. Es ist zu viel Spiel in der Welle vorhanden. Offenbar aufgrund des 'Stopfens' die ein fleissiger Monteur beim Abdichten in die Schmierstelle geklebt hat. Ergebnis: es tropft nichts aus der "Schmieröffnung" aber es schmierte auch nichts... Ebenso ist das Gehäuse ziemlich stark angegriffen.
Alle erforderlichen Teile feinsäuberlich aufgereihtWenn ich schon die Schläuche vorne erneuere, mache ich gleich noch die Pumpe und alle erforderlichen Schrauben gleich mit. Alles schön neu. Warum? Naja, der Motor strahlt wie neu. Da würden alte, korrodierte Schrauben das Ganze optisch ruinieren. Auch wenn man da nichts sehen würde.
Machen wir uns an den Zusammenbau vorne. Dieses ist weder kompliziert noch langwierig. Es sind nur viele Schrauben, die da eben reingedreht werden müssen und verschiedene Längen haben. Angefangen bei den Stehbolzen zur Befestigung des Lüfterradhalters bis hin zu einer Senkkopfschraube... Es gibt verschiedene Schraubengrössen und damit verbunden verschiedene Positionen.
Da sitzt die PumpeDichtungsflächen mit etwas Motorensilikon beschmiertIch habe mir erlaubt eine neue Wasserpumpe zu erwerben. Bisher ist es das teuerste Bauteil den ich bisher erwkrben habe... Ja, kein Scherz! 155€ von meinem Teilelieferanten für Neuteile (SNG Barratt falls das jemand wissen möchte). Eine Wasserpumpe kostete einzeln bisher mehr als jedes andere Bauteil. So ist Jaguar nun mal Die Wasserpumpe kommt aber mit Dichtung (welches ich sowieso schon hatte, aber egal Karl ), und muss logischerweise eingebaut werden... Ach neeh!?
Damals, 1989 und auch früher, verwendete man bei Jaguar keine Flüssigdichtungen. Sowas gab es nicht und war auch nicht gebraucht. Ebenso gab und gibt es für die Wasserpumpe keine neue Neopren/Goretex Dichtung, so wie ich es an vielen anderen Stellen verbaut habe. Wir müssen somit aber nicht die alten Papierdichtungen nutzen. Es gibt eine "Faserdichtung", welches zwar keine Goretex/Verbundmaterialen beinhaltet, aber dafür dennoch etwas dichter sein wird. Praktisch: es wird von sich aus durch die beiden Stehbolzen links (die auch in neu eingesetzt wurden) gehalten, während man die Wasserpumpe genervt auffriemelt
Wasserpumpe montiert und fast komplett festgeschraubtHat man das geschafft, was eine bescheuerte Arbeit ist, weil die Wasserpumpe eigentlich nicht an der Riemenscheibe vorbeipasst, kann man sich daran machen die Schrauben wieder reinzuschrauben. Zuerst die Längsten. Diese sitzen auf der rechten Seite (B Bank) sowie einer auf der linken Seite (A Bank) halten später den Spanner für die Servopume und sonst nur die Wasserpumpe.
Hauptwasserrohr/Bypassrohr montiertWie bereits erwähnt, passt die Pumpe eigentlich nicht an der Riemenscheibe vorbei. Eine der vielen Schrauben ist ein Senkkopf mit Philipskreuz auch Kreuzschlitz genannt. Es sitzt an einer Stelle, wo man keine 6-Kantschraube richtig greifen kann. Ich hatte da auch meine Probleme an der Stelle, weil der Vorbesitzer oder einer der 13 Vorbesitzer (jaha!) die falsche Schraube nutzte! Also setzen wir die neuerworbene Schraube ein... Ziehen sie fest und merken: die Wasserpumpe ist hier anders! Die Senkkopfschraube passt nicht. Es muss stattdessen doch eine normale 6 Kant Schraube rein. Da wurde offenbar in der Fertigung eine Änderung vorgenommen. Ist jedoch praktischer, da man so auch besser ran kommt (vorher war es bescheiden).
Aight, wie man schön in der britischen Umgangssprache sagt (aight = all right). Alle Schrauben sind drin. Damit haben wir eine sehr gute Basis um uns weiter um die Anlage zu kümmern. Wenn wir alles erneuern, dann machen wir das mal richtig. Über der Wasserpumpe verlräuft die sogenannte 'Bypasspipe'. Dieses verbindet - extern - die linke und die rechte Zylinderbank (eine Tradition, welches bis heute die V-Motoren des Hauses eint. Selbst Rusty hat sowas...) und stellt den Abschluss des kleinen Kühlkreislauf dar. Wenn der Motor kalt ist, wird hierüber das Kühlwasser angesaugt und der Wasserpumpe zugeführt bis dann die Thermostate aufgehen und die Öffnungen zum Bypass verschließen. Dadurch wird dann vom Kühler angesaugt... Herrlich, wenn es so einfach geht
Diese Leitung besteht aus Stahl und ist verlötet - nicht verschweisst. Ich hatte einst das Problem, dass meine Leitung an 2 Stellen durchgerostet und nicht mehr zu reparieren war. Ergo musste ich eine neuere Bypassleitung erwerben. Auch das wirde gestrahlt und es tauchten 2 kleinere Löcher auf, die ich einst schweissen ließ Die Leitung wurde ja schon mal überarbeitet. Trotz der Auskristalisierungen des Kühlwassers ist es noch in einem guten Zustand. Dennoch habe ich es vom Lack befreit, gereinigt und mit vielen Schichten mattschwarzem Lacks versiegelt. Innen drin ist alles, was auskristalisierte, wieder rausgekratzt worden. Etwas POR15 wurde auch da rein gesprüht/gefüllt. Rosten sollte es also nicht mehr... Oben drauf noch einen neuen Deckel (die Alten sind ganz schnell matt geworden) und die Leitung ist fertig
Bypassrohr unaufbereitetDiese Rohrkonstruktion wird an 3 Stellen mit Gummischläuchen verbunden. Jeweils links und rechts an den Zylinderköpfen/Thermostatgehäusen, sowie einmal an der Wasserpumpe. Diese Schläuche habe ich selbstverständlich in neu und bunt erworben mit ebenso neuen Schellen - original! Ich hatte überlegt, ob ich nicht noch die neueren Norma Federschellen nehmen sollte, denke aber, dass ich gerade mit diese normalen Schellen besser bedient bin.
Bypassrohr in der ÜberarbeitungBeide dünneren Schläuche sitzen an den Seiten. Der Dicke an der Wasserpumpe. Also friemeln wir diese irgendwie auf und ziehen die Schellen fest. Damit ist schon mal dieses Teil erledigt. Weil ich vorzeigen will: die Schellen sitzen alle IDENTISCH. Sprich sie liegen sowohl horizontal als auch vertikal in Flucht. Links und Rechts identisch. Da greift mein Perfektionismus durch...
Bypassrohr in der ÜberarbeitungDie Wasserpumpe hat aber noch - wie oben erwähnt - einen 2. Einlass: der Rücklauf vom Kühler. Dieser wird vorne an die Wasserpumpe geschraubt. Auch hier wurde im Laufe des Lebens das Aluminium angegriffen aber nicht so, wie es andere Bauteile hatten. Es ist sogar ziemlich sehr gut erhalten. Der Verkrustungen innen drin habe ich mit Wasser und einer Bürste entfernt. Außen kurz mit der Drahtbürste gereinigt. Sauber! Herrlich! Vorne im Gehäuse sitzt noch ein Sensor. DAS ist der Sensor für die Kühlerlüfter bzw. für den einzelnen Elektrolüfter... Es wird auf einer Kupferscheibe abdichtend vorne in den Stutzen geschraubt und das dann über eine Dichtung (gummiert) abdichtend an der Wasserpumpe. Anschrauben, festziehen, Bombe!
Jetzt fehlt nur noch eine "Dichtigkeitsprüfung". Das heißt, irgendwann wird der Motor aus der Garage gerollt und die tiefliegenden Öffnungen, nach einem kurzen Spülvorgang, verschlossen und geschaut, ob irgendwo Wasser aus den Dichtungsstellen (von denen es viele gibt!) rauströpfelt. Später im Motorraum wird das eine Qual! |
Fri Dec 09 11:44:18 CET 2016 | Audi-100-Avant
Moin, ich habe da mal eine Frage: Was versteht man unter auskristallisierendem Kühlwasser? Hast Du als Basis für das Kühlwasser Leitungswasser genommen? Ich begoogle mich dazu auch gleich mal.
Fri Dec 09 11:46:01 CET 2016 | Tobner
Ach wie schön. Du fängst an einem Teil an, dann ist das zweite Bauteil hin, dann eskaliert die komplette aktion und man macht alles neu. Kenn ich
Aber Respekt an deine Arbeit, lässt sich auch sehr entspannt lesen
Fri Dec 09 12:07:44 CET 2016 | Trottel2011
@Audi-100-Avant
Auskristalisieren ist wenn man z.B. zwei Kühlwassersorten vemmischt, die sich nicht vertragen. Ich habe einst, obwohl es für den Motor vorgeschrieben war, die richtige Sorte von Kühlerfrostschutz verwendet. Eines der Vorbesitzer hat jedoch offenbar irgendwann ein anderes Zeugs verwendet. Das Ergebnis sieht man im ersten Bild.
Man hätte das durch mehrmaliges Ausspülen mit entweder klarem Leitungswasser oder Destilliertem Wasser versuchen können. Aber obwohl ich es ausführlich gespült habe, waren wohl irgendwo noch Reste.
Wo es feucht blieb, ist aus der Flüssigkeit ein 'Sirup' geworden. Da wo es austrocknen konnte, wurde es zu Pulver...
Fri Dec 09 12:50:55 CET 2016 | Audi-100-Avant
Okay...verstehe...schöne Scheiße...und dann denselben Mist auch noch zwei Mal machen müssen.
Fri Dec 09 13:13:19 CET 2016 | Trottel2011
Jupp. Alles nur weil eines der Vorbesitzer nirgends vermerkte, dass er einen anderen Frostschutz gewählt hat... Ich werde auf mein Universalmittel von Prestone umschwenken. Rusty hat es schon. Die Iron Lady bekommt es... Kein Ausflocken mehr. Kein Gammeln unter den Gummiteilen...
Sat Dec 10 19:49:21 CET 2016 | jackknife
Ich kenn solchen Schmodder. Hatte das mal an einem Wagen, hab den dann erst mit einer Ladung Corega Tabs in klarem Wasser 2 Tage bewegt, dann abgelassen. Danach dasselbe nochmal mit reiner Zitronensäure im klaren Wasser 2x wiederholt, immer n paar Tage damit bewegt und ganz am Ende 4x mit klarem Wasser gespült (sowohl bei kaltem als auch bei warmem Kreislauf, also zwischen den Spülungen immer abkühlen lassen) und dann richtig befüllt.
Man glaubt gar nicht wie schnell so eine Heizung warm werden kann wenn die Rohre frei/neu sind
Sat Dec 10 19:56:28 CET 2016 | Trottel2011
Jupp! Ich habe das Glück (noch) dass ich die Heizung rückwärts ausspülen kann (was ich auch noch machen werde). Damit bekomme ich den Teil IM Auto wieder frei... Den Wasserkühler werde ich wohl neuvernetzen lassen. Damit ist dann auch das Problem erledigt. Nur der Motor wird fummelig werden. Da kommt die rückwärtige Spülung wohl etwas später dran. Schließlich muss alles sauber sein für mich Korinthenkacker halt
Mon Dec 19 13:58:16 CET 2016 | HL66
In der Regel entstehen solche Ablagerungen wenn verschiedene ( falsche) Kühlmittel verwendet werden die untereinander nicht mischbar sind. Dann kommt es zu chemischen Reaktionen die solche Ablagerungen bilden können.
Weitere Quellen können häufiges Anwenden von Dichtmitteln ( die zum Abdichten im laufenden Betrieb)sein...die funktionieren normalerweise aber auch hier können chemische Reaktionen ablaufen oder die MIttel härten im Kreislauf aus wenn zu viel Luft im System ist ... z.b. defekte Kopfdichtung
Zu altes Kühlmittel kann Schlamm bilden, das ist dann aber mehr so ganz feines Zeug...Schlamm eben
Mon Dec 19 18:36:33 CET 2016 | campingfriend
Falsches Kühlmittel zersetzt u.U. den Zylinderkopf. Z.B. wenn dieser aus ALU gefertigt ist :-(
Also immer schön das Mittelchen, mixed, nach Anleitung des Fahrezug-Hersteller, einfüllen.
http://www.glysantin.de/anwendung.html
Mon Dec 19 19:58:44 CET 2016 | Trottel2011
Naja, man muss es nicht gleich übertreiben mit der Panikmacherei So schnell wird kein Zylinderkopf dahin errodieren
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